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Bevor sie etwas erwidern konnte, kam Rodriguez mit einem breiten Zahnpastagrinsen hereingeplatzt. »Mann, das war wirklich 'ne heiße Nacht«, sagte er und brach dann in herzhaftes Gelächter aus.

Jamie warf Vijay einen verblüfften Blick zu. Sie zuckte die Achseln.

»Du warst großartig, Boss«, sagte der Astronaut und strahlte Jamie an. »Hast uns den Hals gerettet, Mann.«

Jamie schüttelte den Kopf, aber Vijay nickte zustimmend.

»Wenn der Garten futsch gewesen wäre, hätten wir im wahrsten Sinne des Wortes einpacken können, nicht?«

»Schon möglich«, gab Jamie zu. »Jedenfalls ist mit dem Garten so weit alles in Ordnung. Also machen wir einfach weiter, okay?«

»In Ordnung!«, sagte Rodriguez. »Hast du schon gefrühstückt, Boss? Ich hab so einen Kohldampf, dass ich einen Marsbüffel verdrücken könnte.«

Vom Eingang her sagte Stacy Deschurowa: »Da wirst du erst mal einen finden müssen, Tom.«

»Ich hol mir nur rasch ein bisschen Saft«, sagte Rodriguez, immer noch vergnügt grinsend, »dann löse ich dich an der Konsole ab, und ihr könnt frühstücken.«

»Ich dachte, du hättest so einen Bärenhunger«, sagte Jamie und stand von seinem Stuhl auf.

»Ja, ich weiß, aber ich kann warten. Geht ihr mal essen.

Ich halte hier die Stellung.«

Jamie sah Deschurowa an. Sie sagte: »Ich hole dir deinen Saft, Tom.«

»Okay, danke.«

Jamie sagte: »Wenn du mich hier ablöst, dann versuch mal, Funkkontakt mit Wiley und Dex herzustellen.«

»In Ordnung.« Rodriguez ließ sich schwer auf den Stuhl fallen, sodass er ein Stück von der Konsole wegrollte.

Als Jamie mit Vijay und Deschurowa zur Messe ging, wunderte er sich laut: »Tomas ist heute Morgen aber gut gelaunt. Anscheinend hat er sich wirklich mal ordentlich ausgeschlafen.«

Deschurowa prustete los. »Das nun nicht gerade.«

»Was soll das heißen?«

Stacy schaute in Jamies Gesicht hinauf. »Hast du die beiden nicht gehört? Ihn und Trudy? Sie waren die ganze Nacht lang zugange, verdammt noch mal.«

Jamie warf Vijay unwillkürlich einen Blick zu. Sie versuchte, ein Grinsen zu unterdrücken.

»Ihr beiden seid wenigstens leise«, fuhr Stacy nüchtern fort. »Aber meine Kabine liegt gleich neben der von Trudy.

Und wenn sie mal Pause gemacht haben, hat Tom geschnarcht wie Ferdinand der Stier. Mein lieber Mann, er hat sogar den Sturm übertönt.«

Vijay brach in Gelächter aus.

Sie hatten gerade mit dem Frühstück begonnen, als Fuchida an den Tisch gehumpelt kam. Er wirkte bekümmert.

»Was ist los, Mitsuo?«, fragte Jamie.

»Bin ich der Einzige, der sich fragt, wieso die Gartenkuppel Risse bekommen hat?«, fragte er.

»Was meinst du damit?«

Der Biologe nahm gegenüber von Jamie und Vijay Platz und legte seinen bandagierten Knöchel auf einen leeren Stuhl.

»Wie kann der Staub das Kuppelmaterial zerreißen?«, fragte er wie ein Professor, der seinem Seminar ein Problem zu knacken gibt.

Deschurowa stand vom Tisch auf. »Ich habe Tom versprochen, ihm Saft zu holen«, erinnerte sie sich. »Wahrscheinlich braucht er welchen.«

Fuchida verstand ihre Andeutung nicht. »Der Kunststoff der Kuppel kann nicht von Sandpartikeln durchlöchert werden«, sagte er leise, aber mit fester Stimme. »Trotzdem waren Löcher in der Hülle.«

»Ich dachte, sie wäre unten an der Basis gerissen, wo sie sich mit dem Fußbodenbelag verbindet«, sagte Jamie.

»Nein«, erwiderte Fuchida und hob zur Betonung einen Finger. »Es gibt zwei kleine Löcher. Wenn sie nicht so rasch repariert worden wären, hätten sie sich zu einem Riss ausgeweitet, der die ganze Kuppel vom Fundament gerissen hätte.«

»Aber wir haben es noch rechtzeitig verhindert«, sagte Vijay. »Oder vielmehr, Jamie hat es verhindert.«

Fuchida bestätigte diese Tatsache mit einem kurzen, knappen Nicken. »Trotzdem müssen wir fragen, auf welche Weise die Kuppel durchlöchert wurde.«

»Vielleicht waren es kleine, vom Wind hochgewehte Steine?«, schlug Jamie vor.

»Das bezweifle ich«, sagte der Biologe.

»Was dann?«

»Ich weiß es nicht. Aber es macht mir Sorgen. Die Kuppel hätte nicht versagen dürfen. Dieses Kunststoffmaterial ist in Windtunnel-Simulationen unter viel härteren Bedingungen getestet worden. Es hätte nicht versagen sollen.«

»Aber es hat versagt«, flüsterte Vijay beinahe.

»Ja, in der Tat.« Fuchida sah wie ein Staatsanwalt aus, fand Jamie. Argwöhnisch, beinahe zornig.

»Nun«, sagte Jamie, »ich weiß nicht, wieso es versagt hat, aber wir sollten dafür sorgen, dass es nicht noch mal passiert.«

»He, Kumpel«, sagte Craig munter, »das war 'ne heiße Nacht, was?«

Jenseits des schmalen Tisches zwischen ihren Liegen nickte Dex verdrossen. Er war erschöpft, seine schlaflosen Augen waren verklebt, der Overall war zerknittert und stank nach Angst.

Draußen kreischte noch immer der Wind. Staubpartikel mit Eisenkernen kratzten weiterhin an der dünnen Haut des Rovers, wie ein unendliches Heer von Soldatenameisen, die unermüdlich daran arbeiteten, ihre Verteidigungsanlagen zu durchbrechen, hereinzukommen und sie aufzufressen.

»Der Funkkontakt ist natürlich unterbrochen«, fügte Craig hinzu.

»Natürlich«, sagte Dex trübsinnig.

»Sobald der Wind auf weniger als hundert Knoten sinkt, gehn wir raus und stauben die Antennen ab. Dann melden wir uns bei der Basis und sagen Bescheid, dass bei uns alles in Ordnung is.«

»Wenn bei denen alles in Ordnung ist«, erwiderte Dex düster.

»Ach, denen is nix passiert«, sagte Craig. »Die große Kuppel is so stabil wie der Fels von Gibraltar. Die hat in den sechs Jahren, die sie jetzt da draußen steht, schon mehr als bloß einen Staubsturm überstanden, weißt du.«

»Mag sein«, gab Dex zu.

Sein Verstand listete ungebeten alles auf, was nicht in Ordnung sein konnte. Wenn die Abdeckungen während der Nacht abgerissen worden waren, konnten die Solarzellen so schlimm zerkratzt und zernarbt sein, dass sie nicht mehr zu gebrauchen waren. Die Brennstoffzellen waren bereits auf null; sie bezogen ihren Strom jetzt ausschließlich von den Batterien. Der körnige Staub konnte in die Radlager eingedrungen sein und sie vollständig unbeweglich gemacht haben. Dann hätten wir die Wahl, entweder zu verhungern oder zu ersticken, dachte Dex.

Der Staub konnte die Antennen jedoch auch so übel zugerichtet haben, dass die Kommunikationssysteme völlig hinüber waren. Dann könnten wir nicht navigieren und bekämen überhaupt keine Positionsdaten von den Satelliten mehr; wir wären hier draußen endgültig verloren.

Vielleicht war auch die ganze verdammte Basiskuppel in der Nacht weggerissen worden, ergänzte er.

»Hey!«, rief Craig. »Hörste mir zu?«

»Tut mir Leid.« Dex versuchte, sich ein wenig aufrechter hinzusetzen.

»Ich hab gesagt, wir sollten lieber nur 'n kaltes Frühstück zu uns nehmen. Hat keinen Sinn, die Batterien zu leeren, indem wir die Mikrowelle anschmeißen.«

»Ich mache Frühstück«, sagte Dex und erhob sich von seiner Liege. »Du kannst den Systemcheck übernehmen.«

»Schon erledigt. Nach dem Frühstück fahren wir alles runter. Wir schalten den Gefrierschrank ab; die Kühlung hält auch so noch 'ne Weile vor, und das Essen bleibt da drin kalt. Lüftung auf niedrig. Licht auf Minimum. So lange, bis wir die Solarpaneele aufgedeckt haben und sie wieder arbeiten.«

»Falls sie wieder arbeiten«, murmelte Dex, während er nach hinten zu dem kompakten Regalsystem ging, das als Kombüse des Rovers diente.

»Hast heute Nacht nich viel Schlaf gekriegt, hm?«

»Wie kommst du darauf?« Dex zog die ersten beiden Müslipackungen heraus, die er erreichen konnte.

»Hör zu, mein Junge, das Schlimmste ist vorbei. Wir haben den Sturm überstanden. Er klingt jetzt ab. In ein paar Stunden …«