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Trumball rutschte nervös auf seinem dicken Ledersessel mit der hohen Lehne hin und her, fummelte mit seinem Federhalter herum und fuhr dann fort: »Was die von Ihnen vorgeschlagene Miss Deschurowa betrifft – ich weiß nicht so recht. Werden die anderen Wissenschaftler dort oben sie akzeptieren, oder hätten sie lieber einen der ihren als Missionsleiter? Ich würde gern erfahren, was sie denken.«

Jamie war überrascht, dass Trumball nicht unumwunden auf der Ernennung seines Sohnes zum Missionsleiter bestand.

»Mit Ihrer Forderung, eine Exkursion zu Ihrer angeblichen Felsenbehausung unternehmen zu können, bin ich einverstanden, sofern die anderen dort oben ebenfalls einverstanden sind. Dank meines Sohnes haben Sie ein zusätzliches Rover-Fahrzeug. Fahren Sie damit dorthin und sehen Sie sich um. Wenn es die Felsenbehausung wirklich gibt, wird sie die größte Touristenattraktion seit der Kreuzigung werden.«

Das Bild erlosch. Trumball hatte gesagt, was es zu sagen gab, er hatte seinen Kopf durchgesetzt. Jamie saß da und fühlte sich, als hätte ihm ein Schwergewichtsboxer in den Magen geschlagen.

Eine Touristenattraktion. Die größte Entdeckung in der Geschichte der Welt – der Geschichte zweier Welten! –, und er kann nur an eine gottverdammte Touristenattraktion denken!

Jamie wäre am liebsten aufgesprungen und hätte laut geschrien. Ich werde für ihn arbeiten, erkannte er. Wenn die Felsenbehausungen existieren, führe ich ihn zu ihnen, damit er drum herum ein beschissenes Disneyland errichten kann!

Ich werde eine Judasziege sein! Jemand, der alles und jeden verrät.

Er vergrub den Kopf in den Händen. Er wollte weinen, aber er wusste, dass er es nicht konnte.

Im Ares Vallis war die Sonne bereits aufgegangen, und Dex saß am Steuer des Rovers, während Craig frühstückte.

Sie hatten beschlossen, von nun an abwechselnd zu essen, statt für die Mahlzeiten anzuhalten.

Der Kommunikationsbildschirm flackerte, dann formte sich darauf Jamies dunkles, ernstes Gesicht. Dex stellte mit einem kurzen Blick fest, dass Jamie schrecklich aussah; er hatte rote Augen und tiefe Falten, als hätte er die ganze Nacht kein Auge zugetan.

»Ich nehme an, ich habe euch nicht geweckt«, begann Jamie. Seine Stimme war angespannt, beinahe heiser.

»Nein, wir kutschieren schon seit fast einer Stunde durch die Gegend«, sagte Dex quietschvergnügt.

Ohne weitere Einleitung sagte Jamie: »Ich habe deinem Vater gerade erklärt, dass ich bereit bin, von meinem Posten als Missionsleiter zurückzutreten. Ich habe vorgeschlagen, dass Stacy den Job übernimmt.«

Dex spürte die Krallenfinger der Überraschung, dann hörte er sich fragen: »Was hat mein Vater gesagt?«

»Er hat gesagt, er sei einverstanden, sofern ihr anderen auch einverstanden wärt.«

Mistkerl, dachte Dex. Der liebe alte Dad würde mich niemals für den Posten vorschlagen, der doch nicht. Er glaubt nicht, dass ich der Aufgabe gewachsen wäre.

Zu Jamie sagte er: »Was halten die anderen in der Kuppel von der Sache?«

»Sie wissen noch nichts davon. Um diese Zeit schlafen sie alle noch.«

Craig kam ins Cockpit, auf einem Stück vorgegartem Omelett herumkauend, und glitt auf den rechten Sitz.

»Sie werden keine Einwände gegen Stacy haben«, sagte Dex und versuchte, sich seinen brodelnden Zorn nicht anmerken zu lassen.

»Habt ihr welche?«, fragte Jamie.

»Sie is keine Wissenschaftlerin«, meinte Craig.

Jamie nickte ernst. »Aber sie weiß, was sie tut, und sie versteht, was wir tun. Ich glaube, sie ist die Beste für den Job.«

»Scheint so«, fauchte Dex.

Craig sagte: »Ich hab nix an ihr auszusetzen. Sie is 'n heller Kopf.«

»Ich möchte gern eine einstimmige Entscheidung haben, Dex«, sagte Jamie.

»Klar. Warum nicht?«

»Du bist einverstanden?«

»Hab ich doch gesagt, oder?«

»Okay, okay. Danke.«

»Keine Ursache.«

Sobald Jamies Bild erlosch, beugte sich Craig hinüber und legte Dex die Hand auf die Schulter. »Findste, der Job hätte an dich gehn müssen?«

Dex grinste seinen zottelbärtigen Partner an. »Um die Wahrheit zu sagen, Wiley, ich glaube, Stacy ist besser für den Job geeignet als ich.«

»Von wegen.«

»Ehrlich. Aber das heißt nicht, dass ich nicht gern der Boss wäre!«

»Bist du sauer auf Jamie, weil er dich nicht vorgeschlagen hat?«, bohrte Craig.

»Nein.« Dex schüttelte den Kopf. Und merkte, dass es stimmte. Er verspürte keinen Ärger auf Jamie. Die Rothaut tat nur, was ihrer Ansicht nach das Beste für die Mission war.

Aber der liebe alte Dad, dachte Dex und bebte innerlich vor Zorn. Der alte Scheißkerl würde keinen Finger für mich rühren. Er glaubt nicht, dass ich's packen würde. Er traut mir nicht zu, dass ich überhaupt irgendeine Verantwortung tragen könnte.

Dex trat fester aufs Gaspedal. Ich werd's ihm schon zeigen. Ich werd's allen zeigen.

Wie, wusste er nicht. Aber er spürte, wie sich eine stahlharte, messerscharfe Entschlossenheit in ihm festigte. Es ist mir gleich, ob Jamie die Leitung hat oder Stacy oder der verdammte Mann im Mond. Ich werde diese Expedition führen, so oder so.

Jamie sah den seltsamen, beinahe wilden Ausdruck auf Dex' bärtigem Gesicht, bevor er die Satellitenverbindung zum Rover beendete. Er ist wütend; stinksauer. Er wollte Missionsleiter werden, und nun kocht er, weil er den Job nicht bekommt.

Er stand von seinem kleinen Schreibtisch auf und streckte sich, ließ Sehnen knallen und Wirbel knacken.

Jetzt bin ich's los, dachte Jamie. Jetzt kann ich mich darauf konzentrieren, noch einmal nach Tithonium zu fahren und nachzusehen, worum es sich bei diesem Felsengebilde wirklich handelt.

Stacy wird es nicht leicht haben, dachte er. Dex wird ihr im Nacken sitzen, sobald er hierher zurückkommt.

Er schüttelte den Kopf. Das ist jetzt nicht mehr dein Problem. Nun kannst du endlich das tun, wozu du hergekommen bist. Nur noch eine Sache, dann bist du ein freier Mann: Du musst Stacy die frohe Botschaft überbringen.

Und den anderen. Sie werden alle zustimmen, dass Stacy die Richtige für den Job ist. Die Entscheidung wird einstimmig fallen, keine Angst.

Du musst es ihnen nur sagen.

Und Vijay auch.

DRITTES BUCH.

DIE FELSENBE HAUSUNG

Die Himmelsgötter platzierten die rote Welt ferner von Vater Sonne als die blaue Welt, und auch viel näher an den kleinen Welten, von denen es in der Dunkelheit des Nichts immer noch wimmelte, übrig gebliebene Bruchstücke aus der Zeit des Anfangs. Oftmals fuhren diese auf die rote Welt hernieder und zogen dabei, brüllend wie Ungeheuer, ihre dämonische Feuerspur über den blassen Himmel.

Klein und kalt war sie, diese von Himmelsdämonen bombardierte rote Welt, und als die Luft und das Wasser allmählich dahinschwanden, hatten die dort lebenden Geschöpfe schwer zu kämpfen, damit der Lebensfunke in ihrem Innern nicht erlosch. Trotzdem schlug der Tod schnell und erbarmungslos zu.

SOL 99: DER ENTSCHEIDUNGS

PROZESS

»Du kannst nicht allein fahren«, sagte Stacy Deschurowa.

»Warum nicht?«

»Das kommt nicht in Frage, Jamie.«

»Aber Tomas ist verletzt, und es gibt niemand anderen, der mitkommen könnte.«

Sie waren in Stacys Unterkunft. Deschurowa hatte die Kabine nach ihrer Ernennung zur Missionsleiterin in eine Art Büro verwandelt. Dort erledigte sie den größten Teil der Arbeit; sie ließ die Leute zu sich kommen, statt zu ihnen zu gehen, wie Jamie es getan hatte.

Er hockte auf dem Bürostuhl, den Deschurowa für ihre Kabine requiriert hatte; Stacy saß ihm auf dem Schreibtischstuhl steif gegenüber.