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Stacy fing sie ab. »Komm in mein Büro«, sagte sie. »Wir müssen uns unterhalten.«

Vijay folgte Stacy in ihre Kabine und setzte sich auf den harten kleinen Schreibtischstuhl. Stacy ließ sich auf dem Rand der Liege nieder.

»Ist dir klar, warum ich beschlossen habe, Dex mit Jamie loszuschicken?«, fragte Stacy ohne Einleitung.

»Damit Jamie sich keine Sorgen darüber macht, dass Dex hier bei mir ist, während er draußen auf der Exkursion ist.«

»Zum Teil, ja.«

Vijay spürte, wie sich ihre Augenbrauen in einer stummen Frage hoben.

»Darüber hinaus wollte ich Dex nicht hier haben, wo er –

wie sagt man? – dich anmachen könnte.«

»Damit wäre ich schon fertig geworden«, sagte Vijay verächtlich.

»Vielleicht. Aber so gibt es überhaupt kein Problem. Du brauchst dich gar nicht erst damit zu befassen.«

»Vielen Dank.«

»Ich habe es nicht für dich getan, Vijay, sondern für Jamie.

Ich wollte nicht, dass er sich da draußen deinetwegen Sorgen macht. Er ist ein zu guter Mann, als dass er diese Last tragen müsste.«

»Ich verstehe.«

»Und außerdem« – Deschurowa beugte sich ein wenig vor

– »bin ich nicht so sicher, wie gut du mit Dex fertig werden würdest. Er kann sehr verführerisch sein.«

»Ich hab meinen Spaß mit Dex gehabt«, sagte Vijay und spürte, wie leiser Ärger in ihr aufbrodelte. »Das ist aus und vorbei.«

»Und mit Jamie hast du auch deinen Spaß gehabt?«

»Ich glaube, das geht dich nichts an, oder?«

Stacy lächelte wie eine geduldige Mutter. »Nein, natürlich nicht. Es ist nur so, dass … dass ich Jamie mag. Ich respektiere ihn. Ich möchte nicht, dass er noch einmal verletzt wird.«

»Noch einmal?«

»Seine erste Ehe. Sie hat ihre Spuren bei ihm hinterlassen, weißt du.«

Vijay nickte. »Ja.«

»Liebst du ihn?«

Überrascht von der Frage, fuhr Vijay auf: »Woher soll ich das wissen? Wie kann sich überhaupt einer von uns über seine Gefühle im Klaren sein, solange wir hier sind? Das ist nicht die wirkliche Welt! Wir sind so weit von der wirklichen Welt entfernt, so isoliert und allein …«

Seltsamerweise wurde Deschurowas Lächeln breiter.

»Gut. Das ist eine gute, ehrliche Antwort. Das hatte ich erwartet und erhofft.«

»Wovon redest du?«

Stacy stand von der Liege auf und kam zu Vijay. Sie bückte sich, bis ihr Gesicht ganz nah an dem von Vijay war, und sagte leise: »Es hätte sein können, dass du nur eine heißblütige junge Frau bist, die es genießt, mit starken Männern zu schlafen. Oder schlimmer, eine Närrin, die es für romantisch hält, mit jedem Mann ins Bett zu gehen, der sich zu ihr hingezogen fühlt.«

Vijay schoss hoch.

»Werde nicht wütend«, sagte Deschurowa rasch. »Ich war mir ziemlich sicher, dass du nicht so bist, aber ich musste es selbst herausfinden. So eine Frau könnte dieses Team zerstören. Jemand könnte schlimm verletzt werden, vielleicht sogar ums Leben kommen.«

Vijay bezähmte ihren Groll. »Und zu welchem Schluss bist du gelangt?«, zischte sie.

Stacy klopfte ihr auf die Schulter. »Du bist kein Sicherheitsrisiko. Jedenfalls nicht bewusst. Du bist ein kluger Kopf.«

Vijays Wut schwand. Sie sank auf den Stuhl zurück und blickte zu Deschurowa auf. »Und was soll ich nun wegen Jamie unternehmen?«

Stacy schüttelte den Kopf und ging wieder zu ihrer Liege zurück. »Das darfst du mich nicht fragen. Alles, was ich über Männer weiß, ist, dass sie einen letztendlich immer verletzen.«

»Sieh dir das mal an«, rief Dex Jamie zu.

Er saß im Cockpit. Über den zentralen Bildschirm der Kontrolltafel lief eine Botschaft seines Vaters.

Im Rover waren alle Systeme auf Nachtbetrieb geschaltet.

Morgen würden sie Tithonium Chasma erreichen, und Jamie würde zu der Spalte in der Felswand absteigen und sehen, was es dort zu sehen gab.

Er spürte bereits die Spannung in seinen Eingeweiden, ein erwartungsvolles, aufgeregtes und ängstliches Kribbeln.

Er ging an den Liegen vorbei, trat mit eingezogenem Kopf ins Cockpit und stützte die Arme auf die Lehne von Dex'

Sitz. Auf dem Bildschirm war eine Namensliste zu sehen –

Einzelpersonen, Universitäten, Unternehmen –, und neben jedem Namen standen Dollarzahlen.

»Was ist das?«, fragte Jamie.

»Mein lieber alter Dad mobilisiert schon Geldgeber für die nächste Expedition«, erklärte Dex. »Er hat drei Milliarden aufgetan, einfach so.« Er schnippte mit den Fingern.

Jamie glitt auf den Fahrersitz und schaute auf den Bildschirm. »Global News … Universal EntertAlnment … wer ist Puget Sound Incorporated?«

»Eine Holdinggesellschaft«, sagte Dex. »Sie besitzt oder kontrolliert die Hälfte alle Reiseveranstalter in Nordamerika.«

»Reiseveranstalter?«

Dex nickte. »Reg dich nicht auf. Noch nicht. Wir sind noch weit davon entfernt, Touristen hierher zu bringen.«

»Wieso sollten Reiseveranstalter dann einen Beitrag zur Finanzierung der nächsten Expedition leisten wollen?«

»Um sich Rechte an den VR-Touren zu sichern, vermute ich mal. Auf Reisen gehen, ohne das bequeme Wohnzimmer zu verlassen.«

Jamie sah Dex an. Der jüngere Mann schien es absolut ernst zu meinen.

»Hör mal, Jamie, ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, sie hätten nicht vor, irgendwann Touristengruppen auf den Mars zu bringen. Zum Teufel, es gibt ja inzwischen schon Pauschalreisen zum Mond, oder nicht?«

»Touristen«, murmelte Jamie düster.

»Nun schau mich nicht an, als hätte ich das Massaker am Wounded Knee angeführt, Herrgott noch mal«, sagte Dex.

»Du bist derjenige, der dieses Ziel verfolgt, Dex, nicht ich.«

»Uns bleibt doch gar nichts anderes übrig! Wie, zum Teufel, willst du sonst die erforderlichen Mittel auftreiben, um diesen Planeten zu erforschen?«

»Ich würde mich lieber an die Straßenecke stellen und betteln.«

»Ja, und da würdest du dann Fünf- und Zehncentstücke kriegen«, fauchte Dex. »Hör auf zu träumen!«

Jamie richtete sich auf. »Es muss einen besseren Weg geben, Dex.«

»Klar. Bring die Regierung dazu, die Kosten zu tragen.

Brumado hat zwanzig Jahre gebraucht, um die Finanzierung der ersten Expedition auf die Beine zu stellen, und die Regierung hat sich nicht gerade darum gerissen, diese zu unterstützen, oder?«

»Es muss einen besseren Weg geben.«

»Wenn du ihn findest, sag mir Bescheid.«

Jamie machte sich auf den Weg zur Kombüse. »Ihr werdet den Mars in eine Touristenattraktion verwandeln.«

»Was, zum Teufel, glaubst du denn, wie wir diesmal hergekommen sind?«, sagte Dex hitzig.

Jamie drehte sich zu ihm um. »Weil dein Vater die Finanzierungskampagne durchgepowert hat, ich weiß.«

»Weil ich ihn dazu gebracht habe!« Dex tippte sich mit einem Finger an die Brust. »Er hatte nicht das mindeste Interesse am Mars, verdammt noch mal. Ich hab sein Interesse geweckt.«

»Indem du ihm erzählt hast, er könnte Flugtickets an Touristen verkaufen.«

»Indem ich ihm erzählt habe, er könnte damit Geld machen, ja. Was ist daran falsch?«

»Wir können keine wissenschaftliche Forschung betreiben, wenn es überall um uns herum von Touristen wimmelt.«

»Nun hör aber auf, Jamie! Wir haben hier einen ganzen Planeten! Wir können uns die Touristen vom Leibe halten.«

»Wirklich?« Jamie fühlte, wie der alte, brodelnde Zorn in ihm hochstieg. »Sie werden die interessantesten Orte besuchen wollen, oder? Zum Beispiel den Boden des Canyons, wo wir die Flechte gefunden haben. Sie werden Souvenirs mitnehmen und überall rumstiefeln.«

»Das werden wir nicht zulassen.«