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Schließlich verstummten die jammernden Laute. „Es ist erleichternd, daß keine medizinische Untersuchung durch ein weiteres gräßlich anzusehendes, wenn auch wohlmeinendes Ungeheuer droht“, sagte Khone. „Die Erlaubnis ist hiermit erteilt, und da die Einsichtnahme in die medizinischen Unterlagen ohnehin nicht verboten werden kann, sei für die höfliche Formulierung der Bitte gedankt. Sind vielleicht einige Hinweise erwünscht?“

„Sie wären sehr willkommen“, antwortete Lioren, wobei er dachte, daß die direkte Art der Gogleskanerin eigentlich nicht dem entsprach, was er erwartet hatte. Womöglich sprang ihre Schüchternheit bei Gesprächen nicht so deutlich ins Auge.

„Die Wesen, die diese Station besuchen, sind immer höflich, und Unterhaltungen werden oft durch Höflichkeit gebremst“, sagte Khone. „Falls die Neugier des Auszubildenden nicht allgemein ist, sondern sich auf einen bestimmten Punkt bezieht, wäre es wahrscheinlich von Vorteil, eher die Patientin selbst als die medizinischen Aufzeichnungen zu Rate zu ziehen.“

„Ja, in der Tat“, stimmte Lioren ihr zu. „Haben Sie vielen Dank, das heißt, das war sehr hilfsbereit, danke. Das Hauptinteresse des Auszubildenden gilt den.“

„Vermutlich wird der Auszubildende nicht nur Fragen stellen, sondern auch beantworten“, fuhr die Gogleskanerin fort. „Die Patientin ist nach gogleskanischen Maßstäben eine erfahrene Ärztin und weiß, daß Mutter und Kind bei bester Gesundheit und vor körperlichen Gefahren und Krankheiten geschützt sind. Das Erstgeborene ist zu jung, um etwas anderes als Zufriedenheit zu verspüren, doch die Mutter ist vielen verschiedenen Gefühlen ausgesetzt, von denen das ausgeprägteste Langeweile ist. Versteht der Auszubildende das?“

„Der Auszubildende versteht das und wird versuchen, diesem Zustand abzuhelfen“, antwortete Lioren, wobei er auf die nach innen gedrehten Bildschirme deutete. „Über die Planeten und die Spezies der Föderation gibt es interessantes Bildmaterial.“

„.das scheußliche Kreaturen zeigt, die in überfüllten Städten wohnen“, fiel ihm Khone ins Wort. „Oder die in engem, nichtsexuellen Körperkontakt dicht im Innern von Luft- oder Bodenfahrzeugen zusammengepfercht sind. Solche und ähnlich schreckliche Bilder rufen nur Entsetzen hervor und sind keine angebrachte Kur gegen Langeweile. Wenn Kenntnisse über die optisch abscheulichen Spezies der Föderation und ihre Bräuche erworben werden sollen, muß das langsam und immer nur durch ein Lebewesen zur Zeit geschehen.“

Um das zu vollbringen, lebte nicht mal ein Groalterri lange genug, dachte Lioren. „Gehört es sich für den Auszubildenden nicht, als ungeladener Gast erst einmal Antworten zu geben, bevor er der Gastgeberin Fragen stellt?“

„Eine weitere überflüssige Höflichkeitsfloskel, die trotzdem dankbare Anerkennung findet“, antwortete Khone. „Wie lautet die erste Frage des Auszubildenden?“

Offenbar gestaltete sich die ganze Angelegenheit sehr viel einfacher, als Lioren erwartet hatte. „Der Auszubildende hätte gerne Informationen über die telepathischen Fähigkeiten der Gogleskaner und insbesondere über die organischen Mechanismen, durch die ihre Entfaltung ermöglicht wird, sowie über die körperlichen Ursachen für ein mögliches Versagen dieser Fähigkeiten, einschließlich aller medizinischen und subjektiven Symptome, die in so einem Fall aufzutreten pflegen. Diese Informationen könnten sich bei einem anderen Patienten als hilfreich erweisen, dessen Spezies ebenfalls über tele.“

„Nein!“ unterbrach ihn Khone mit einer solch lauten Stimme, daß ihr Kind ein aufgeregtes Pfeifen von sich gab, das Liorens Translator nicht übersetzte. Über einen weiten Bereich hinweg richtete sich Khones Körperbehaarung steif auf, verwob sich in einer Weise, die Lioren nicht genau sehen konnte, mit den kürzeren Strähnen des Kinds und zog es eng an den Körper der Mutter, bis das Kleine sich wieder beruhigt hatte.

„Das tut mir sehr leid“, entschuldigte sich Lioren, der in der Wut und Enttäuschung über sich selbst ganz vergaß, sich unpersönlich auszudrücken. Schnell formulierte er den Satz neu. „Man bedauert den Vorfall sehr und möchte sich entschuldigen. Es hat nicht die Absicht bestanden, Anstoß zu erregen. Wäre es besser, wenn sich der ungehörige Auszubildende zurückziehen würde?“

„Nein“, antwortete Khone erneut, dieses Mal in gedämpfteren Ton. „Die Telepathie und die gogleskanische Vorgeschichte sind höchst sensible Themen. Sie sind schon früher mit Conway, Prilicla und O'Mara besprochen worden, die zwar alle sonderbare und optisch bedrohliche Wesen sind, aber volles Vertrauen genießen. Der Auszubildende hingegen ist nicht nur sonderbar und furchterregend, sondern der Patientin zusätzlich vollkommen unbekannt.

Die telepathischen Fähigkeiten befinden sich weniger unter bewußter Kontrolle, sondern funktionieren eher unwillkürlich. Sie werden durch die Anwesenheit von Fremden oder durch irgend etwas anderes in Gang gesetzt, das die Gogleskaner unterbewußt als Bedrohung empfinden, was bei einer Spezies, die über dermaßen wenig Körperkraft verfügt, praktisch alles ist. Kann der Auszubildende die Schwierigkeit der Gogleskanerin verstehen und sich gedulden?“

„Das Verständnis dafür ist vorhanden und.“, setzte Lioren zu einer Antwort an.

„Dann kann das Thema erörtert werden“, unterbrach ihn Khone. „Aber nur, wenn die Patientin genügend über den Auszubildenden weiß, um die Augen schließen und das Wesen sehen zu können, das in der optisch entsetzlichen Gestalt steckt, um so die instinktive Kurzschlußreaktion zu umgehen, zu der es ansonsten käme.“

„Das Verständnis dafür ist vorhanden“, wiederholte Lioren. „Der Auszubildende wird die Fragen der Patientin mit Vergnügen beantworten.“

Bevor die Gogleskanerin fortfuhr, stellte sie sich auf die kurzen Beine, wodurch sie einige Zentimeter größer wurde, und ging ein paar Schritte zur Seite, um auf diese Weise offenbar einen besseren Blick auf Liorens Unterkörper zu haben, der für sie bisher durch einen der Bildschirme verdeckt worden war.

„Die erste Frage lautet, was wird der Auszubildende nach seiner Lehre sein?“ erkundigte sie sich.

„Ein Psychologe“, antwortete Lioren.

„Das ist keine Überraschung“, sagte Khone.

19. Kapitel

Khone stellte Lioren zahlreiche und sehr eingehende Fragen, erkundigte sich jedoch in so höflichem und unpersönlichem Ton, daß er unmöglich gekränkt sein konnte. Als die Befragung vorüber war, wußte die gogleskanische Ärztin fast genausoviel über Lioren wie er selbst. Allerdings war offenkundig, daß Khone sogar jetzt noch mehr wissen wollte.

Das Kind war in ein kleines Bett im Hintergrund des Raums gebracht worden, und Khone hatte ihre Schüchternheit so weit überwunden, daß sie sich Lioren näherte, bis sie mit dem Körper die durchsichtige Trennwand berührte.

„Der tarlanische Auszubildende und ehemals hochgeachtete Arzt hat viele Fragen über sich selbst und sein früheres und gegenwärtiges Leben beantwortet“, sagte sie. „All diese Informationen sind von großem Interesse, obwohl viele davon sowohl für die Hörerin als auch für den Sprecher eindeutig bedrückend sind. Was die furchtbaren Vorfälle auf Cromsag betrifft, kann er sich des Mitgefühls der gogleskanischen Ärztin sicher sein, die allerdings voller Trauer und Ratlosigkeit eingestehen muß, daß sie ihm in dieser Angelegenheit nicht helfen kann.

Gleichzeitig besteht der Eindruck, daß der Tarlaner, der in aller Offenheit und Ausführlichkeit von vielen Dingen gesprochen hat, die er normalerweise anderen gegenüber verschweigt, immer noch Informationen zurückhält“, fuhr Khone fort. „Hat es in der Vergangenheit vielleicht noch schrecklichere Ereignisse als die bereits vorgetragenen gegeben, und wenn ja, warum erzählt der Auszubildende dann nichts von ihnen?“