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„Im Moment ja“, bestätigte Conway. „Aber später werde ich genau die Hilfe benötigen, die nur Sie mir leisten können. Keine Angst, Hellishomar, das machen Sie ganz prima. Seldal, steigen Sie ein.“

Plötzlich wünschte sich Lioren, ihm würde etwas Beruhigendes einfallen, das er dem Patienten sagen könnte, denn schließlich trug er die Verantwortung für das, was hier geschehen sollte, da er O'Mara, Conway und zuletzt auch Hellishomar von der Notwendigkeit der Operation überzeugt hatte. Doch er konnte es nicht vor sich rechtfertigen, unaufgefordert die Unterhaltung des Operationsteams zu unterbrechen, und die private Sprechverbindung war für ihn so lange gesperrt, bis Hellishomar seinen Namen nannte. Darum schwieg er und sah weiterhin aufmerksam zu.

Der knöcherne Pfropfen, der wie ein rosa gesprenkelter, gehobelter Stamm von einem riesigen Baum aussah, wurde nun ganz herausgezogen, während Seldal, dessen drei spindeldürre Beine zusammengebunden waren, damit möglichst wenig von seinem Körper hervorragte, in Conways Rucksack gehoben wurde, so daß sein langer biegsamer Hals, der Kopf und der Schnabel frei waren. Fest um Brust und Bauch geschnallt trug Conway einen ähnlich aussehenden Rucksack, der die Instrumente und die aufblasbare Ausrüstung enthielt, die die beiden Chirurgen benutzen wollten. Die Beine des Diagnostikers waren zwar nicht zusammengebunden, doch seine spitz zulaufenden Füße waren in dicke Polster gehüllt, und seine Beine und der Großteil des Körpers steckten in einem weißen, reibungsarmen Anzug, der über die Schultern reichte und nur die Arme und den Kopf frei ließ. Außerdem trug er einen durchsichtigen Helm, der außen keinerlei vorspringende Teile aufwies und geräumig genug war, um auch noch den erforderlichen Beleuchtungskörpern und Kommunikationsgeräten Platz zu bieten. Seldal, dessen Körper von Natur aus stromlinienförmig war, hielt Kopf und Schnabel fest gegen Conways Helm gepreßt. Der Nallajimer trug nur einen Augenschutz und eine Befestigung für den dünnen Luftschlauch, der in einen Winkel seines Schnabels führte.

„Im Operationsfeld herrscht Schwerelosigkeit“, meldete Conway. „Fertig, Seldal? Wir dringen jetzt in die Wunde ein.“

Ein unsichtbarer Traktorstrahl ergriff ihre gewichtslosen Körper, drehte sie flink um und ließ sie kopfüber in die enge Öffnung hinab. Der dicke Kabelstrang, der aus Schläuchen für die Luftversorgung, zum Absaugen und zur Entnahme von Proben bestand, und die Notrettungsleine rollten wie ein bunter Schwanz hinter ihnen ab. Conways Helmscheinwerfer zeigte, wie die glatten grauen Wände des organischen Schachts, den sie gebohrt hatten, an ihnen vorbeiglitten, und ein vergrößertes und qualitativ verbessertes Bild dieser Vorgänge wurde auf den äußeren Bildschirm übertragen.

„Wir befinden uns jetzt auf dem Boden des Zugangsschachts, auf gleicher Höhe mit der Innenfläche der Schädeldecke, und sind auf etwas gestoßen, das wahrscheinlich der schützenden harten Gehirnhaut entspricht“, berichtete Conway. „Die Membran reagiert auf den festen Druck mit der Hand in einer Weise, die darauf schließen läßt, daß sich hinter ihr eine Flüssigkeit befindet, unter der wiederum das liegt, was die Außenseite des Gehirns selbst zu sein scheint. Eine genaue Schätzung der Entfernung ist schwierig, weil entweder die Membran oder die Flüssigkeit oder vielleicht auch beides nicht vollständig durchsichtig ist. Versuchsweise mache ich jetzt einen kurzen Schnitt durch die Membran. Oh, das ist eigenartig.“

Einen Augenblick später meldete sich der Diagnostiker erneut: „Ich habe den Schnitt verlängert und auseinandergezogen, aber es kommt trotzdem zu keinem nennenswerten Austritt von Flüssigkeit. Aha, daran liegt es also.“

Als Conway damit fortfuhr zu erklären, daß die Gehirnflüssigkeit, die das Gehirn vor Erschütterungen zu schützen hilft, indem sie als Schmiermittel zwischen der Innenseite des Schädels und dem Gehirn dient, bei den Groalterris im Gegensatz zu den anderen Spezies, die er kannte, nicht flüssig war, klang seine Stimme zufrieden und aufgeregt zugleich. Statt dessen handelte es sich hier um eine durchsichtige, halbfeste Substanz von der Konsistenz eines dünnen Gelees. Als eine geringe Menge dieser gallertartigen Masse zur näheren Untersuchung herausgeschnitten wurde, schloß sie sich sofort wieder zusammen, ohne eine Spur des Schnitts zu hinterlassen. Das war Glück, da Conway und Seldal aufgrund dieses Umstands durch die Hirnhäute dringen konnten, ohne sich über die Eindämmung von Flüssigkeitsverlusten Sorgen machen zu müssen. Außerdem konnten sie sich gegen minimalen Widerstand und unter geringer Zeiteinbuße seitlich zwischen der Gehirnoberfläche und der Hirnhautschicht zum ersten Ziel bewegen, bei dem es sich um einen tiefen Spalt zwischen zwei Windungen handelte, der sich in dem Bereich befand, den man als Sitz der telepathischen Fähigkeiten vermutete.

„Bevor wir weitermachen: Ist sich der Patient irgendwelcher ungewöhnlichen Körperempfindungen oder psychologischen Auswirkungen bewußt?“ erkundigte sich Conway.

„Nein“, antwortete Hellishomar.

Für einige Momente ermöglichte der Bildschirm flüchtige Blicke auf Conways Hände und Seldals Schnabel, die vom Helmscheinwerfer hell erleuchtet waren, als sich die beiden Chirurgen vorsichtig durch die klare Gallertmasse zwischen den glatten inneren Hirnhäuten und der äußerst runzligen Außenfläche der Hirnrinde hindurch in den schmalen Spalt hineinschoben.

„Soweit wir das einschätzen können, erstreckt sich dieser Spalt von unserem Standort aus etwa zwanzig Meter zu beiden Seiten und weist eine durchschnittliche Tiefe von drei Metern auf“, meldete Conway. „An der Oberfläche des Gehirns sind die Windungen deutlich voneinander getrennt, aber mit zunehmender Tiefe beginnen sich ihre Wände aneinanderzudrücken. Der Druck ist nicht so stark, daß er lebensbedrohlich wäre, und um die Wände auseinanderzuschieben, ist nur ein geringer Kraftaufwand vonnöten. Unsere Bewegungsfreiheit ist dadurch auch nicht eingeschränkt, dennoch würde dieser Umstand jeden chirurgischen Eingriff, der eventuell erforderlich wird, schwer behindern, und wir wären derart schnell erschöpft, daß wir nicht weiterarbeiten könnten. Bald werden wir die Reifen anlegen müssen.“

Da Hellishomar nicht direkt mit Lioren gesprochen hatte, auch nicht über die allgemein zugängliche Verbindung, konnte er nicht wissen, was dem Patienten durch den Kopf ging. Doch Priliclas hauchdünne Flügel schlugen langsam, und aus der Beständigkeit seines Schwebeflugs ging klar hervor, daß es auf dieser Station niemanden gab, der unangenehme Emotionen ausstrahlte.

„Beruhigen Sie sich, Freund Lioren“, redete ihm der Empath mit leiser Stimme zu. „Zur Zeit haben Sie mehr Angst als Freund Hellishomar.“

Stark erleichtert wandte Lioren seine Aufmerksamkeit wieder dem Hauptbildschirm zu.

„Dies ist der Lappen, in dem sich die höchste Konzentration von metallischen Spurenelementen befindet“, berichtete Conway. „Wir haben ihn ausgewählt, weil die telepathische Funktion bei den wenigen anderen bekannten Spezies, die über telepathische Fähigkeiten verfügen, mit ähnlichen Spurenelementen in Zusammenhang gestanden hat. Und obwohl der Funktionsmechanismus unklar bleibt, deutet die höhere Metallkonzentration darauf hin, daß ein organischer Sender und Empfänger vorhanden sind. Es ist die mögliche Schädigung der höheren Gehirnfunktionen des Patienten und auch der telepathischen Fähigkeiten, die wir untersuchen und beheben möchten.

Bedauerlicherweise ist unsere graphische Darstellung dieses Bereichs ungenau“, fuhr Conway fort. „Das liegt daran, daß es aufgrund des Volumens und der Dichte des Schädelinhalts erforderlich wäre, den Tiefenscanner mit äußerst hohem Energiepegel einzusetzen, was zur Störung der neuralen Vorgänge führen könnte.

Aus diesem Grund werden wir den tragbaren Scanner einsetzen, der mit geringer Energiestärke betrieben wird, aber immer kurz und nur im Notfall.

Durch die frühere Mithilfe des Patienten, der auf unsere Anweisung hin willkürliche Muskelbewegungen ausgeführt und sich Versuchen mit äußeren Reizen durch Berührung, Druck und Temperatur unterzogen hat, wobei wir dann die örtlich beschränkten Zunahmen der Nervenaktivität verfolgt haben, sind wir jetzt imstande, diese Bereiche zu erkennen und von der Untersuchung auszuschließen. Doch diese Kenntnisse haben wir nur durch einen Sensor erhalten, bei dem es sich um ein Spürgerät handelt, das zwar keine störende Strahlung erzeugt, das dafür aber auch nicht annähernd so genau wie der Scanner arbeitet.“