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«Mr. Shore, wenn ich recht informiert bin, sind Sie im Besitz einer Lizenz für Linienflugzeugführer. Und eines Flugnavigatorzertifikats.«

Er hatte recherchiert. Damit hatte ich gerechnet.

«Ja«, sagte ich kurz.

«Diese Taxiarbeit ist kaum — nun ja — das, wofür Sie ausgebildet wurden.«

Ich zuckte die Achseln.

«Die höchstmöglichen Qualifikationen…«Er schüttelte den Kopf.»Sie sind bei der B.O.A.C. ausgebildet worden und neun Jahre für die Gesellschaft geflogen. Erster Offizier. Standen kurz vor der Beförderung zum Captain. Und dann sind Sie gegangen.«

«Ja. «Und man wurde nie ein zweites Mal dort eingestellt. Geschäftspolitik.

Nie.

Taktvoll konsultierte er seine Notizen.»Und dann sind Sie bis zu deren Bankrott als Captain für eine private britische Fluggesellschaft geflogen? Und danach für eine südamerikanische Fluggesellschaft, die Sie, glaube ich, entlassen hat. Dann das ganze letzte Jahr ein wenig Waffenschmuggel, diesen Frühling Schädlingsbekämpfung und jetzt dies.«

Sie ließen niemals locker. Ich fragte mich, wer die Liste zusammengestellt hatte.

«Es waren keine Waffen. Nahrungsmittel und medizinische Vorräte rein, Flüchtlinge und Verwundete raus.«

Er lächelte schwach.»Auf irgendeiner entlegenen afrikanischen Landepiste in dunklen Nächten? Unter Feindbeschuß?«

Ich sah ihn an.

Er breitete die Hände aus:»Ja. Ich weiß. Alles legal und respektabel, und es geht uns natürlich nichts an. «Er räusperte sich.»Waren Sie nicht — ähm — Gegenstand — einer Ermittlung vor ungefähr vier Jahren? Während Sie bei British Interport angestellt waren?«

Ich holte tief Luft.»Ja.«

«Hm. «Er schaute auf, dann wieder runter und zur Seite.»Ich habe eine Zusammenfassung des Falles gelesen. Man hat Ihnen nicht Ihre Lizenz entzogen.«

«Nein.«

«Obwohl das, oberflächlich betrachtet, eigentlich zu erwarten gewesen wäre.«

Ich antwortete nicht.

«Hat Interport das Bußgeld für Sie bezahlt?«

«Nein.«

«Aber Sie durften als Kapitän weiterarb eiten. Man hat Sie der groben Fahrlässigkeit für schuldig befunden, aber Sie durften weiterfliegen. «Diese Bemerkung lag irgendwo auf halbem Wege zwischen Feststellung und Frage.

«Das stimmt«, sagte ich.

Wenn er alle Einzelheiten in Erfahrung bringen wollte, konnte er den Bericht ganz lesen. Er wußte es, und ich wußte es. Er würde mich nicht dazu bringen, es ihm zu erzählen.

Er sagte:»Tja… nun. Wer hat diese Bombe in die Cherokee gebracht? Wann und wie?«»Ich wünschte, ich wüßte es.«

Sein Verhalten hatte sich nicht verändert. Seine Stimme war immer noch freundlich. Wir beide ignorierten seinen zaghaften Versuch, die Daumenschrauben anzuziehen.

«Sie sind in White Waltham und Newbury gelandet…«

«In White Waltham habe ich die Maschine nicht abgeschlossen. Ich habe auf dem Rasen vor der Empfangshalle geparkt. Ich konnte das Flugzeug die meiste Zeit über sehen, und es war nur eine halbe Stunde am Boden. Ich war etwas zu früh dort… Ich kann mir nicht vorstellen, daß jemand die Gelegenheit hatte oder sich darauf hätte verlassen können, die Gelegenheit zu bekommen, in White Waltham eine Bombe an Bord zu bringen.«

«Newbury?«

«Außer mir sind alle auf ihren Plätzen geblieben. Colin Ross kam herüber. Wir brachten seine Reisetasche im vorderen Gepäckfach unter.«

Der große Mann schüttelte den Kopf.»Die Explosion war weiter hinten. Hinter dem Pilotensitz oder sogar noch weiter hinten. Die Sprengspuren lassen da keine Zweifel zu. Einige der Metallteile vom Pilotensitz haben sich in das Armaturenbrett gebohrt.«

«Eine Minute«, sagte ich nachdenklich.»Scheußliche Sache.«

«Ja… Wer hatte in Haydock eine Gelegenheit?«

Ich seufzte innerlich.»Wahrscheinlich jeder — von dem Zeitpunkt an, da ich Major Tyderman die Schlüssel gab, bis zu meiner Rückkehr zum Flugzeug.«

«Wie lange war das?«

Ich dachte nach.»Beinahe drei Stunden. Aber.«

«Aber was?«

«Niemand konnte sich darauf verlassen, daß das Flugzeug unverschlossen war.«

«Soll das ein Versuch sein, sich rauszuwinden?«

«Glauben Sie?«

Statt einer Antwort sagte er:»Ich will Ihnen zugestehen, daß niemand wissen konnte, ob es verschlossen oder unverschlossen war. Sie haben die Sache nur erleichtert.«

«Na schön«, sagte ich.»Wenn Sie außerdem bitte daran denken würden, daß Autodiebe Tag für Tag verschlossene Autos aufbrechen und daß Flugzeuge und Autos im Prinzip die gleichen Schlösser haben. Jeder, der in der Lage ist, eine Bombe herzustellen und zu verstecken, kann auch ein kleines, altes Schloß aufbrechen.«

«Möglich«, sagte er und wiederholte dann:»Aber Sie haben die Sache erleichtert.«

Der verdammte Major Tyderman, dachte ich hoffnungslos. Dummer, unvorsichtiger alter Narr. Ich verdrängte den Gedanken, daß ich wahrscheinlich mit ihm gegangen wäre oder darauf bestanden hätte, ihm die Zeitung selbst zu holen, hätte es mir nicht widerstrebt, Nancy allein zu lassen.

«Wer konnte noch Zugang zu dem Flugzeug gehabt haben… einmal abgesehen von der Sache mit den Schlössern?«

Ich zog eine Schulter hoch.»Alle Welt. Man brauchte lediglich die Bahn zu überqueren.«

«Das Flugzeug stand, glaube ich, gegenüber den Tribünen, wo die Zuschauer es voll im Blick hatten.«

«Ja. Ungefähr hundert Meter von den Tribünen entfernt, um genau zu sein. Nicht nahe genug, als daß jemand genau hätte sehen können, was ein anderer tat, wenn er scheinbar um das Flugzeug herumgegangen wäre und durch die Fenster geschaut hätte. Das tun die Leute nämlich oft.«»Ihnen selbst ist aber niemand aufgefallen?«

Ich schüttelte den Kopf.»Ich habe mehrmals während des Nachmittags hinübergeschaut. Aber immer nur flüchtig. Ich habe nicht mit Schwierigkeiten gerechnet.«

«Hmm. «Er dachte ein paar Sekunden lang nach. Dann sagte er:»Zwei Maschinen von Polyplane waren auch da, glaube ich.«

«Ja.«

«Ich glaube, ich sollte mal mit den Piloten reden, um festzustellen, ob denen etwas aufgefallen ist.«

Ich schwieg. Seine Augen richteten sich plötzlich scharf und schwarz auf die meinen.

«Waren sie freundlich?«

«Die Piloten? Nicht direkt.«

«Wie steht die Fehde?«

«Was für eine Fehde?«

Er sah mich taxierend an.»So begriffsstutzig sind Sie nicht. Niemand arbeitet für Derrydown und weiß nicht, daß dieser Laden und Polyplane pausenlos damit beschäftigt sind, einander die Augen auszukratzen.«

Ich seufzte.»Das schert mich einen Dreck.«

«Nicht mehr, wenn die Polyplane-Leute anfangen, Sie anzuzeigen.«

«Mich anzuzeigen? Weshalb denn? Wie meinen Sie das?«

Er lächelte ein dünnes Lächeln.»Wenn Sie die Vorschriften auch nur einen Sekundenbruchteil außer acht lassen, haben wir Polyplane an der Strippe, bevor Ihre Maschine ausgerollt ist. Sie tun ihr Bestes, um Derrydown aus dem Geschäft zu bringen. Das meiste tun wir einfach als Gehässigkeit ab. Aber wenn die Sie dabei erwischen,

daß Sie gegen irgendeine Vorschrift verstoßen, und auch noch Zeugen dafür beibringen können, müssen wir aktiv werden.«

«Entzückend.«

Er nickte.»In der Fliegerei wird man niemals eine besondere Polizeieinheit brauchen, um irgendwelchen Verbrechen auf die Spur zu kommen. Alle sind ja so damit beschäftigt, über alle anderen Bericht zu erstatten. Zum Lachen manchmal.«

«Oder zum Weinen«, sagte ich.

«Das auch. «Er nickte ironisch.»Es gibt keine dauerhaften Freundschaften in der Fliegerei. Die Leute, die Sie für Ihre Freunde halten, werden die ersten sein, die jede Verbindung zu Ihnen leugnen, sobald auch nur der blasseste Schimmer von Schwierigkeiten am Horizont aufflackert. In Ihrem Geschäft kräht der Hahn, bis er heiser ist. «Die Bitterkeit in seiner Stimme war unüberhörbar. Aber nicht gegen mich gerichtet.