Выбрать главу

Ich drehte mich um. Großer, blonder Mann mit sehr heller Haut. Zwei plumpe Krücken. Großer Gipsverband. Acey Jones.

Nicht so lautstark heute. Trank in seiner Ecke mit einem unauffälligen Freund ganz still und leise ein Bier.

«Er ist eine Treppe runtergefallen und hat sich den Knöchel gebrochen und tausend Pfund von einer Versicherung kassiert«, sagte ich.

«Irre«, sagte der Junge.»Lohnt sich ja fast.«

«Er sieht das jedenfalls so.«

«Onkel hat was mit Versicherung zu tun. Weiß aber nicht, was.«»Als Versicherungsgeber?«fragte ich nach.

«Was ist das?«

«Jemand, der Geld in Versicherungsgesellschaften investiert, auf eine ganz bestimmte Art und Weise.«

«Er spricht manchmal von Lloyd’s. Hat das was mit Lloyd’s zu tun?«

«Genau.«

Er nickte und warf einen sehnsüchtigen Blick auf die Sandwiches.

«Nimm dir noch eins«, forderte ich ihn auf.

«Sie gehören aber Ihnen.«

«Iß nur. Machst mir eine Freude damit.«

Er warf mir einen schnellen, strahlenden Blick zu und biß in Nummer zwei.

«Ich heiße Matthew«, sagte er.

Ich lachte.»Ich auch.«

«Im Ernst? Meinen Sie das wirklich ernst?«

«Ja.«

«Wow.«

Ich hörte eine Bewegung hinter mir, und die tiefe, nach Eton klingende Stimme sagte:»Sorgt Matthew auch gut für Sie?«

«Ganz toll, Sir, ich danke Ihnen«, sagte ich.

«Er heißt auch Matthew«, sagte der Junge.

Der Herzog sah uns abwechselnd an.»Ein Matt kommt selten allein, wie? Paßt auf, daß nicht zu viele Leute euch mit einer Fußmatte verwechseln.«

Matt hielt diese Bemerkung für einen großartigen Witz, aber der Anflug von Traurigkeit in der Stimme des älteren Mannes war sehr vielsagend. Er war sich wohl schwach der Tatsache bewußt, daß trotz seiner Vorfahren und seiner Position der eine oder andere cleverere Typ ihn als Fußmatte mißbraucht hatte.

Ich begann, den Herzog zu mögen.

«Rudiments hat seine Sache gut gemacht, Sir«, sagte ich.

Seine Miene hellte sich auf.»Toll, was? Absolut toll. Nichts auf der Welt macht mir größeres Vergnügen, als meine Pferde gewinnen zu sehen.«

Unmittelbar vor dem letzten Rennen ging ich zurück zu der Cherokee und fand den Chauffeur gesund und munter und in die Lektüre von Doktor Schiwago vertieft. Er räkelte sich, meldete keine besonderen Vorkommnisse und trollte sich.

Trotzdem überprüfte ich das Flugzeug Zentimeter um Zentimeter von innen und schraubte sogar die Verkleidung des hinteren Gepäckraums auf, so daß ich in den rückwärtigen Teil des Rumpfes bis zum Leitwerk sehen konnte. Nichts da, was nicht dort hingehörte. Ich schraubte die Verkleidung wieder an.

Dann nahm ich mir auf dieselbe Art und Weise das Flugzeug von außen vor. Kam aber nicht weit damit — denn als ich gerade jedes einzelne Scharnier der Höhenflosse untersuchen wollte, hörte ich vom nächsten Flugzeug einen Schrei.

Ich sah mich neugierig, aber ohne große Hast um.

Auf der den Tribünen abgewandten Seite der PolyplaneMaschine droschen zwei große Kerle auf Kenny Bayst ein.

Kapitel 6

Der Polyplane-Pilot stand daneben und sah zu. Ich war mit sechs Schritten bei ihm.

«Um Gottes willen«, sagte ich,»wir müssen ihm helfen.«

Er warf mir einen kalten, unbewegten Blick zu.»Ich habe morgen meine flugmedizinische Untersuchung. Machen Sie’s selbst.«

Nach drei weiteren Schritten erwischte ich die hoch erhobene Faust des einen Mannes, der gerade abermals auf den zusammensackenden Kenny einschlagen wollte. Ich bog seinen Arm brutal zurück und trat ihm heftig in die linke Kniekehle. Er fiel auf den Rücken mit einem Schrei, in dem sich Zorn, Überraschung und Schmerz mischten und dem sofort das Echo seines Kollegen folgte, der die Spitze meines Schuhs mit einiger Wucht auf seinem verlängerten Rücken zu spüren bekam.

Sie waren — im Gegensatz zu mir — Berufsschläger, und Kenny hatte nicht mehr genug Kraft, um aufzustehen, geschweige denn sich zu wehren. Also mußte ich den einen oder anderen Schlag einstecken. Aber sie hatten wohl nicht mit ernsthaftem Widerstand gerechnet, und es muß ihnen von Anfang an klar gewesen sein, daß ich nicht nach ihren Regeln spielte.

Ihre großen Fäuste waren drohend geballt, und an den Schuhspitzen hatten sie diese harten, runden Stahlkappen, hinter denen sich Feiglinge gern verstecken. Ich trat ihnen

kräftig gegen die Kniescheiben, stach ihnen mit den Fingern in die Augen und schlug meine Handkanten gegen ihre Kehlen.

Ich hatte noch vor ihnen die Nase voll. Dennoch übertraf ich sie an Entschlossenheit, da ich nicht die geringste Lust verspürte, zu Boden zu gehen und ihren Stiefeln Gelegenheit zu geben, mir die Nieren zu Brei zu treten. Schließlich waren sie das Ganze leid und humpelten recht unvermittelt davon, so als wären sie plötzlich zurückgepfiffen worden. Sie nahmen ein paar beschädigte Knieknorpel, schmerzende Kehlköpfe und ein schlimm zerkratztes Auge mit; ihrerseits ließen sie einen dröhnenden Schädel und eine Anzahl lädierter Rippen zurück.

Ich lehnte mich gegen das Flugzeug, kam langsam wieder zu Atem und schaute auf Kenny herunter, der im Gras saß. Sein Gesicht war ziemlich blutverschmiert. Es kam aus seiner Nase, und er hatte versucht, es mit dem Handrücken abzuwischen. Nach ein paar Sekunden bückte ich mich und half ihm auf. Er kam ohne die schreckliche Mattigkeit eines Schwerverletzten auf die Beine, und mit seiner Stimme war alles in Ordnung.

«Danke, Sportsfreund. «Er blinzelte mir zu.»Diese Schweine sagten, sie würden mich so bearbeiten, daß meine Tage im Sattel der Vergangenheit angehörten… Gott… fühle ich mich elend… sagen Sie, haben Sie zufällig Whisky da? Ahh… Jesus…«Er krümmte sich und erbrach sich lautstark auf den Rasen.

Als er sich wieder aufrichtete, zog er ein großes Taschentuch aus seiner Tasche, wischte sich den Mund ab und betrachtete dann voller Entsetzen die roten Flecken darauf.

«Ich blute.«

«Das ist Ihre Nase, sonst nichts.«»Oh…«Er hustete schwach.»Also, Sportsfreund, vielen Dank. Ich schätze, danke zu sagen ist nicht genug…«Sein Blick konzentrierte sich plötzlich auf den PolyplanePiloten, der immer noch unbeteiligt ein wenig abseits stand.»Dieser Bastard hat keinen Finger gekrümmt. Die hätten mich zum Krüppel geschlagen, und er hätte daneben gestanden… Ich habe geschrien.«

«Er hat morgen seine flugmedizinische Untersuchung«, sagte ich.

«Scheiß auf seine verdammte Untersuchung.«

«Diese Untersuchung ist alle sechs Monate fällig, sonst kriegt man Startverbot. Wenn man im Taxigeschäft lange mit einem Startverbot belegt ist, verliert man seinen Job entweder ganz oder zumindest die Hälfte seines Einkommens.«

«Hmm«, sagte er.»Und Ihre eigene Untersuchung, wann steht die auf dem Plan?«

«In gut zwei Monaten.«

Er lachte ein hohles Lachen, als sei ihm noch übel. Schluckte. Taumelte. Sah plötzlich sehr klein und verletzlich aus.

«Sie sollten rübergehen und mit dem Arzt reden«, meinte ich.

«Vielleicht… Aber ich habe am Montag den Ritt auf Volume Ten. großes Rennen. echte Chance auf einen besseren Job als bei Annie Villars, wenn ich meine Sache gut mache… will ich mir nicht entgehen lassen. «Er lächelte verzerrt.»Für Jockeys ist ein Startverbot auch nicht zum Totlachen, Sportsfreund.«

«Sie sind aber nicht in besonders guter Verfassung.«

«Ich komme schon wieder in Ordnung. Nichts gebrochen… außer vielleicht der Nase. Aber das macht nichts;

ist nicht das erste Mal. «Er hustete nochmals.»Heißes Bad. Ein paar Stunden Sauna. Bin am Montag wieder wie neu. Verdanke ich Ihnen.«

«Wie wär’s, wenn Sie mit der Polizei sprächen?«

«Ja. Tolle Idee. «Er klang sarkastisch.»Ich kann mir genau vorstellen, was die mich fragen werden. >Warum hat jemand versucht, Sie zum Krüppel zu schlagen, Mr. Bayst?< — >Tja, Wachtmeister, ich hatte versprochen, ihre Rennen zu manipulieren, wissen Sie, und dieser Mistkerl Goldenberg — bitte um Entschuldigung, meine Herren, Mr. Eric Goldenberg — schickt mir diese zwei schweren Jungs auf den Hals, um sich für all die Knete zu rächen, die er ausspucken mußte, weil ich gewonnen habe…< — >Und warum haben Sie versprochen, das Rennen zu manipulieren, Mr. Bayst?< — >Tja, Wachtmeister, ich hab so was früher auch schon mal gemacht, verstehen Sie, und mir auf diese Weise ein hübsches Sümmchen nebenbei verdient.. <«Er warf mir einen flackernden Blick zu und kam zu dem Schluß, daß er genug gesagt hatte.»Ich warte mal ab, wie die Sache morgen aussieht. Wenn ich in der Verfassung bin, am Montag zu reiten, dann vergesse ich einfach, was passiert ist.«