Выбрать главу

«Der Himmel ist weit«, sagte ich.»Und es gibt strenge Regeln für das Fliegen in Wolken. Zusammenstöße kommen so gut wie nie vor.«

Seine Hände entspannten sich sichtbar. Er nahm eine bequemere Haltung ein.»Woher wissen Sie, wo wir uns befinden?«fragte er.

«Funk«, sagte ich.»Radiowellen von Sendern auf dem Boden. Solange die Nadel auf dieser Anzeige genau nach unten zeigt, fliegen wir direkt auf Ottringham zu, wo das Signal herkommt.«

«Faszinierend«, sagte er.

Die Ersatz-Cherokee verfügte nicht über die gleichen technischen Feinheiten wie das explodierte Flugzeug. Es fehlte die Vorrichtung, die die Steuerung mit dem Bordpeiler koppelte und das Flugzeug automatisch Richtung Funkfeuer lotste. Nach den kleinen Aufmerksamkeiten, die Kenny Baysts Angreifer mir erwiesen hatten, fehlte das Ding mir sehr.

«Woher wissen wir, wann wir Cambridge erreichen?«fragte der Herzog.

«Die Nadel auf dieser Anzeige da unten zeigt dann nicht mehr gerade nach oben, sondern gerade nach unten. Das heißt, daß wir das Funkfeuer in Cambridge überflogen haben.«

«Wunderbar, was die Leute sich so ausdenken«, sagte der Herzog.

Die Nadeln waren ein voller Erfolg. Wir durchstießen die Wolkendecke über Cambridge und landeten unter einem bedeckten, übellaunigen Nachmittagshimmel auf dem regennassen Asphalt. Ich rollte so dicht wie möglich an die Flughafengebäude heran, stellte den Motor aus und nahm meinen Kopfhörer ab, der sich eine Tonne schwerer anfühlte als sonst.

«Ich bin froh, daß ich mir das nicht habe entgehen lassen«, sagte der Herzog.»Bin früher immer mit dem Wagen hingefahren, müssen Sie wissen. «Er löste seinen Sicherheitsgurt.»Annie hat mich überredet, es mal mit dem Flugzeug zu versuchen. Nur einmal, meinte sie. Aber ich werde mit Vergnügen wieder mit Ihnen fliegen, mein lieber Junge.«

«Das freut mich, Sir.«

Er sah mich durchdringend und freundlich an.»Sie gehen sicher gleich ins Bett, wenn Sie nach Hause kommen, Matthew. Sehen Sie zu, daß Ihre Frau Sie schön warm einpackt, hm?«

«Ja«, sagte ich.

«Gut, gut. «Er nickte mit dem edlen Haupt und hievte sich schwerfällig durch die Tür und auf die Tragfläche.»Auf meinen Neffen haben Sie schwer Eindruck gemacht, mein lieber Junge. Und ich respektiere Matts Meinung. Er riecht auf eine Meile, ob jemand was taugt oder nicht.«

«Er ist ein netter Junge«, sagte ich.

Der Herzog lächelte glücklich.»Er ist mein Erbe.«

Er stieg von der Tragfläche hinunter und ging um die Maschine herum, um Annie Villars in ihren Mantel zu helfen. Zweifellos war das eigentlich meine Aufgabe. Ich aber saß immer noch angeschnallt auf meinem Sitz und fühlte mich zu angeschlagen, um auch nur einen Finger zu rühren. Ich verspürte nicht die geringste Neigung, jetzt wieder zu starten, zum letzten Hüpfer nach Buckingham wieder in die Wolken aufzusteigen, diesmal ohne einen günstig gelegenen Sender, der mir am anderen Ende be-quem mein Ziel zeigte. Ich würde um den Luton-Komplex herumfliegen müssen. Konnte mich von da aus wahrscheinlich nach Hause leiten lassen, vom Vierundzwanzig-Stunden-Radar in Bedford.

Mir taten sämtliche Knochen weh. Ich dachte an den Wohnwagen. Kalter, kleiner Hafen.

Die Passagiere sammelten ihre Siebensachen ein, schlossen die Kabinentür, winkten und entfernten sich in Richtung Flughafengebäude. Ich warf einen Blick auf die Karte, entschied mich für einen Kurs, stellte den Zeitplan für den Rückflug auf und notierte mir, woran ich erkennen würde, daß ich Buckingham erreicht hatte, falls das Radar außer Betrieb sein sollte. Danach saß ich einfach nur da, starrte auf den Flugplan und redete mir zu, endlich voranzumachen. Danach legte ich meinen Kopf in die Hände und schloß die Augen.

Lächerliche Zeitverschwendung, dachte ich. Der Flughafen Cambridge berechnete jede Minute seiner Öffnungszeit nach siebzehn Uhr, und die Passagiere würden bereits für mehrere Stunden zahlen müssen. Jeder Augenblick, den ich vertrödelte, kostete ihr Geld.

Jemand klopfte ans Seitenfenster. Ich hob den Kopf schneller, als mir guttat. Sehr unklug. Colin Ross stand draußen und sah mich leicht belustigt an. Ich drehte den Feststeller und klappte das Fenster auf.

«Sagten Sie nicht, Sie seien fit genug, um zu fliegen?«erkundigte er sich.

«Das war vor zwei Stunden.«

«Ah ja. Kleiner Unterschied. «Er lächelte schwach.»Ich habe gerade überlegt, ob ich Sie wohl, falls Ihnen nicht nach Weiterfliegen zumute ist, für die Nacht zu mir nach Hause einladen darf? Dann könnten Sie morgen heimfliegen. Wer weiß. Vielleicht haben wir morgen schöneres Wetter.«

Er hatte ziemlich viel Flugerfahrung und kannte die Schwierigkeiten. Trotzdem erstaunlich, daß er sich die Mühe gemacht hatte, zurückzukommen.

«Vielleicht«, stimmte ich ihm zu.»Aber ich könnte auch hier in Cambridge bleiben.«

«Steigen Sie aus und mieten Sie einen Stellplatz im Hangar«, sagte er ruhig.

«Ich muß das mit Derrydown abklären.«

«Dann klären Sie’s.«

Allzu langsam kletterte ich aus dem Flugzeug. Gemeinsam gingen wir hinüber in das Gebäude.

«Rufen Sie auch Ihre Frau an«, sagte er.

«Habe keine.«

«Oh. «Er sah mich mit abwägender Neugier an.

«Nein«, sagte ich.»Das nicht. Zwölf Jahre verheiratet, drei geschieden.«

Vor Belustigung bildeten sich um seine Augen kleine Falten.»Besser als bei mir«, sagte er.»Zwei Jahre verheiratet, vier geschieden.«

Harley ging beim ersten Klingeln dran.

«Wo sind Sie? Cambridge?… Nein, kommen Sie sofort zurück. Wenn Sie in Cambridge bleiben, müssen wir die Gebühr für den Hangar bezahlen. «Ich hatte ihm nicht von der Schlägerei erzählt, nicht von dem Zustand, in dem ich mich befand.

«Ich bezahle sie«, sagte ich.»Sie können sie mir vom Lohn abziehen. Colin Ross hat mich gebeten, bei ihm zu übernachten. «Das würde die Sache besiegeln. Harley wußte, wie wichtig es war, sich mit den Kunden gutzustellen, und Colin Ross war sein bester Kunde.

«Oh… das ist etwas anderes. In Ordnung. Kommen Sie morgen früh zurück.«

Ich ging zur Flugkontrolle und sorgte dafür, daß das Flugzeug über Nacht untergestellt wurde — der letzte Job für das überstundengeplagte Personal vorm wohlverdienten Feierabend. Danach sank ich in Ross’ Aston Martin und schaltete restlos ab.

Er wohnte in einem ganz gewöhnlich wirkenden Backsteinbungalow am Rande von Newmarket. Innen war das Haus farbenfroh und warm, hatte ein großes Wohnzimmer mit tiefen, bequemen, samtbezogenen Sesseln.

«Setzen Sie sich«, sagte er.

Ich setzte mich. Legte den Kopf zurück. Schloß die Augen.

«Whisky oder Brandy?«fragte er.

«Was Sie wollen.«

Ich hörte, wie er einschenkte. Klang wie ein ganzes Wasserglas.

«Hier«, sagte er.

Ich öffnete die Augen und nahm das Glas dankbar entgegen. Brandy mit Wasser. Er tat mir ungemein gut.

Aus der Küche drang das Geklapper von Töpfen und der Duft nach Brathähnchen. Colins Nase zuckte.

«Das Abendessen ist bald fertig… Ich gehe in die Küche und teile den Köchinnen mit, daß wir einen Gast haben.«

Er verließ den Raum und kehrte postwendend mit den beiden Köchinnen zurück.

Ich erhob mich langsam. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich war völlig unvorbereitet.

Auf den ersten Blick sahen sie aus wie zwei Hälften eines Ganzen: Nancy und Midge. Dasselbe hochgesteckte, dunkle Haar mit schwarzen Samtschleifen. Dieselben dunklen Augen mit geraden Augenbrauen, dasselbe ungekünstelte Lächeln.

«Der Vogelmann höchstpersönlich«, sagte Nancy.»Colin, wie hast du es geschafft, ihn einzufangen?«

«Leichte Beute…«

«Das ist Midge«, sagte sie.»Midge… Matt.«

«Hallo«, sagte sie.»Sie sind der Bombenmann, nicht wahr?«

Wenn man genauer hinschaute, konnte man es sehen. Sie war schmaler als Nancy und viel blasser, und sie schien zerbrechlich zu sein, wo Nancy kräftig wirkte — aber ohne den Vergleich mit ihrer Schwester wäre ich nie auf die Idee gekommen, sie für krank zu halten.