Выбрать главу

Als das Licht langsam schwächer wurde, bekam ich Besuch. Ein üppiges, gutgebautes Mädchen in einem absoluten Minimum von grünem Baumwollkleid. Lange, blonde Haare. Lange Beine. Großer Mund. Leicht vorstehende Zähne. Sie ging mit einem männermordenden Hüftschwung und sprach mit einem ganz schwachen Lispeln.

Honey Harley war von ihrem Turm herabgestiegen.

Sie klopfte, während sie eintrat. Hätte mir auch nichts geholfen, wenn ich nackt gewesen wäre. Wie die Dinge lagen, hatte ich mir zu der Fensterputzerei das Hemd ausgezogen, und das schien für Honey Einladung genug zu sein. Sie kam mit einem Stück Papier in der einen Hand zu mir herüber und legte mir die andere Hand leicht auf die Schulter. Dann ließ sie sie über meine Haut gleiten, ungefähr bis zur Mitte meines Rückens und dann wieder zurück nach oben.

«Mein Onkel und ich haben den Plan für die nächste Woche gemacht. Wir wollten wissen, ob Sie irgendwas mit Colin Ross verabredet haben.«

Ich zog mich vorsichtig ein Stück zurück, griff nach einem Nylonsweater und streifte ihn über.

«Ja. Er will uns für Dienstag, Freitag, Samstag und Sonntag.«

«Super.«

Sie folgte mir durch den kleinen Raum. Noch einen Schritt nach hinten, und ich befand mich in meinem Schlafzimmer. Innerlich versuchte ich ein Lachen zu unterdrücken. Dann ging ich mit ahnungsloser Miene um sie herum wieder zurück zur Tür. Ihr Gesicht zeigte nichts außer geschäftsmäßiger Gelassenheit.

«Also«, sagte sie,»Montag, das heißt morgen, holen Sie einen Geschäftsmann in Coventry ab, fliegen ihn nach Rotterdam, warten dort auf ihn und bringen ihn zurück. Mit der Aztec. Dienstag Colin Ross. Mittwoch bisher noch nichts. Donnerstag möchte sich wahrscheinlich ein Trainer aus Lambourn ein Pferd ansehen, das in Yorkshire zum Verkauf steht — sagt uns noch Bescheid —, und dann während des ganzen Wochenendes wieder Colin Ross.«

«In Ordnung.«

«Und das Handelsministerium möchte noch mal herkommen und mit Ihnen reden. Ich habe denen gesagt, frühmorgens am Dienstag oder Mittwoch.«»Geht klar. «Wie gewöhnlich setzte bei dem bloßen Wort» Handelsministerium «automatisch mein Herzschlag aus — obwohl meine Verantwortung für diese Sache diesmal bestimmt nur theoretisch eine Rolle spielte. Diesmal konnte ich einfach nicht wieder der Dumme sein.

Honey setzte sich auf das zweisitzige Sofa und schlug die Beine übereinander. Sie lächelte.

«Wir haben noch nicht viel voneinander zu sehen bekommen, was?«

«Nein«, sagte ich.

«Kann ich eine Zigarette haben?«

«Tut mir leid… Ich rauche nicht… Ich habe keine da.«

«Oh. Na, dann geben Sie mir halt was zu trinken.«

«Wirklich, es tut mir sehr leid… Das einzige, was ich Ihnen anbieten kann, ist schwarzer Kaffee… oder Wasser.«

«Aber Sie müssen doch wenigstens Bier da haben?«

«Ich fürchte nein.«

Sie starrte mich an. Dann stand sie auf, ging in die winzige Küche und öffnete sämtliche Schränke. Ich dachte zuerst, sie hielte mich für einen Lügner, aber da hatte ich ihr unrecht getan. Sie mochte zwar nur Sex im Kopf haben, aber sie war keineswegs dumm.

«Sie haben keinen Wagen, oder? Und die Geschäfte und der Pub sind fast zwei Meilen weit entfernt. «Stirnrunzelnd kehrte sie zurück und setzte sich wieder.»Warum bitten Sie nicht jemanden, Sie mitzunehmen?«

«Wollte niemandem zur Last fallen.«

Sie dachte darüber nach.»Sie sind seit drei Wochen hier und bekommen Ihren Lohn erst Ende des Monats. Also… Haben Sie Geld?«»Genug, um nicht zu verhungern«, sagte ich.»Aber trotzdem vielen Dank.«

Ich hatte Susan zehn Pfund geschickt und ihr gesagt, daß sie auf den Rest würde warten müssen, bis ich meinen Scheck bekam. Ihre Antwort war kurz und bündig gewesen. Das macht dann zwei Monate, vergiß das nicht. Als ob ich das könnte. Ich stand jetzt mit weniger als vier Pfund und leider allzu großem Stolz da.

«Mein Onkel würde Ihnen einen Vorschuß geben.«

«Ich möchte ihn nicht gern darum bitten.«

Ein kleines Lächeln hob ihren Mundwinkel.»Nein, das kann ich mir vorstellen, vor allem, da er so versessen darauf ist, Ihnen eins auszuwischen.«

«Ach wirklich?«

«Tun Sie nicht so überrascht. Sie wissen, wie er ist. Er hat Ihnen gegenüber einen schrecklichen Minderwertigkeitskomplex, und dafür rächt er sich jetzt an Ihnen.«

«Das ist idiotisch.«

«Klar ist es das. Aber Sie sind das, was er gern wäre und nicht ist, ein erstklassiger Pilot und ein attraktiver Mann. Er braucht Sie dringend fürs Geschäft, aber das heißt nicht, daß ihm das gefallen muß. Und erzählen Sie mir nicht, Sie hätten das alles nicht schon gewußt, denn es war die ganze Zeit klar, daß Sie ihn durchschaut haben; sonst hätten Sie bei der Art und Weise, wie er sie behandelt, mindestens einmal täglich die Geduld mit ihm verloren.«

«Sie sehen aber eine ganze Menge von Ihrem Turm«, sagte ich lächelnd.

«Klar. Und ich habe meinen Onkel sehr gern. Und ich liebe dieses kleine Geschäft, und ich würde alles tun, um uns über Wasser zu halten. «In ihren Worten lag echtes, tiefes Gefühl. Ich fragte mich, ob dieses» alles «sich auch darauf bezog, mit den Piloten zu schlafen, oder ob das unter der Überschrift» Vergnügen «lief statt» Geschäft«. Ich hatte nicht die Absicht, es herauszufinden. Meine Entschlossenheit, mich auf nichts einzulassen, galt auch für Honey, und zwar ganz entschieden.

«Es muß ein schwerer Schlag fürs Geschäft gewesen sein, diese neue Cherokee zu verlieren.«

Sie schürzte die Lippen und legte den Kopf schief.»Eigentlich nicht. Um genau zu sein, absolut das Gegenteil. Wir hatten in der Maschine zuviel Kapital gebunden. Zum einen mußten wir eine gewaltige Anzahlung leisten, und die Mietkaufraten waren ziemlich hoch. Ich würde sagen, wenn alles geregelt ist und wir das Geld von der Versicherung kriegen, bekommen wir ungefähr fünftausend Pfund raus, und mit dieser Finanzspritze können wir weitermachen, bis die Zeiten besser werden.«

«Wenn das Flugzeug nicht in die Luft geflogen wäre, hätten Sie dann die Raten weiter bezahlen können?«

Sie stand abrupt auf und schien zu denken, daß sie bereits zuviel gesagt hatte.»Wollen wir es einfach dabei belassen, daß die Dinge, so wie sie liegen, gut sind.«

Das Tageslicht verblaßte schnell. Sie stellte sich dicht neben mich, ohne mich jedoch zu berühren.

«Sie rauchen nicht, Sie essen nicht, Sie trinken nicht«, bemerkte sie leise.»Was tun Sie sonst noch nicht?«

«Das auch nicht.«

«Nie?«

«Nicht jetzt. Nicht hier.«

«Ich würde Sie verwöhnen.«

«Honey… Ich möchte… einfach nicht.«

Sie war nicht wütend, nicht einmal verletzt.»Sie sind kalt«, bemerkte sie treffend.»Ein Eisberg.«

«Vielleicht.«

«Sie werden auftauen«, sagte sie.»Früher oder später.«

Das Handelsministerium hatte wieder dieselben Männer entsandt, den Großen und den Stillen, einschließlich Notizbuch und angekautem grünem Bleistift. Wie zuvor setzte ich mich mit ihnen in den Mannschaftsraum und bot ihnen einen Kaffee aus dem Automaten in der Passagierhalle an. Sie akzeptierten das Angebot, und ich holte drei Plastikbecher Kaffee. Angestellte wie Kunden mußten ihren Kaffee oder was sie sonst wollten von der Maschine kaufen. Honey sorgte dafür, daß der Automat immer gut gefüllt war. Er warf Gewinn ab.

Draußen auf dem Flugplatz zeigte mein Teilzeitkollege Ron einem neuen Schüler, wie man bei den Außenchecks vorgeht. Zentimeter um Zentimeter krochen sie um das Schulflugzeug herum. Ron dozierte eifrig. Der Schüler, ein Mann in mittleren Jahren, nickte, als verstünde er.

Der große Mann sagte im wesentlichen, daß sie in Sachen Bombe nicht weitergekommen seien.

«Die Polizei hat die Nachforschungen nur allzu gerne uns überlassen, aber in diesen Fällen ist es so gut wie unmöglich, die Identität des Täters zu ermitteln. Wenn natürlich jemand an Bord eine wichtige Persönlichkeit des politischen Lebens ist oder irgendein mißliebiger Widerständler… oder wenn es um eine große Lebensversicherungssumme geht… Aber in diesem Fall haben wir nichts dergleichen gefunden.«