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«Sie sind ein einmalig freundlicher, zuvorkommender und großzügiger Mann, Sir«, sagte ich.

Das war ihm peinlich.»Mein lieber Junge.«

«Und nach dem, was heute abend in den Nachrichten kam, glaube ich, daß einige Witwen in Newmarket Sie segnen werden.«

«Welche Nachrichten?«

Ich erzählte ihm von dem Unfall, bei dem Kitch und Ambrose und drei Pferdepfleger ums Leben gekommen waren. Er war entsetzt.

«O Gott, die armen Kerle. Die armen Kerle. Man kann nur hoffen, daß Sie recht haben und daß sie unserer Versicherung beigetreten sind.«

«Werden die Einnahmen, die Sie bisher hatten, ausreichen, um so viele große Ansprüche gleichzeitig zu befriedigen?«

Er war nicht beunruhigt.»Das nehme ich an. Charles wird dafür gesorgt haben. Und wenn es nicht der Fall sein sollte, dann werde ich die Differenz selbst übernehmen. Niemand wird Not leiden. Das ist ja gerade der Sinn einer Garantie, Sie verstehen doch?«»Ja, Sir.«

«Kitch und Ambrose«, sagte er.»Die armen Kerle.«

«Und Kenny Bayst liegt im Krankenhaus, schwer verletzt.«

«Oje. «Sein Kummer war echt. Er war betroffen.

«Ich weiß, daß Kenny Bayst sich bei Ihnen versichert hat. Zumindest hat er mir gesagt, er habe vor, es zu tun. Und nach diesem Unfall sollten Sie eigentlich von Aufnahmeanträgen überschwemmt werden.«

«Ich nehme an, daß Sie recht haben. Sie scheinen ja etwas davon zu verstehen, genau wie Charles.«

«Hatte Charles irgendwelche Pläne, um dem Geschäft zu einem schnellen Start zu verhelfen?«

«Ich kann Ihnen nicht recht folgen, mein lieber Junge.«

«Wie hat es sich denn auf die Versicherung ausgewirkt«, fragte ich beiläufig,»daß die Bombe in dem Flugzeug explodierte, mit dem Colin Ross geflogen war?«

Er blickte mich freudig an.»Wissen Sie, da haben mir viele Leute gesagt, sie wollten der Versicherung beitreten. Sie meinten, diese Geschichte habe sie nachdenklich gemacht. Ich fragte Charles dann, ob die Leute es auch wahr gemacht hätten, und er sagte, ja, es seien eine ganze Reihe Anfragen eingegangen. Ich sagte noch, da ja niemand verletzt worden sei, sei die Bombe für die Versicherung wohl eine gute Sache gewesen, und Charles war überrascht und stimmte mir zu.«

Charles hatte den Herzog durch Rupert Tyderman kennengelernt. Und Rupert Tyderman hatte die Bombe gezündet. Daß Charles Carthy-Todd der letzte war, den der Einnahmeanstieg nach der Explosion überrascht hatte, stand außer Frage. Er hatte damit gerechnet. Er hatte richtig gerechnet.

«Charles hat Handzettel ausgegeben, in denen jedermann aufgefordert wird, sich gegen Bomben auf dem Heimweg zu versichern«, sagte ich.

Der Herzog lächelte.»Ja, das ist richtig. Ich glaube, das war sehr effektiv. Verstehen Sie, wir dachten, es sei nichts dabei, da ja niemand verletzt worden war.«

«Und da Colin Ross an Bord der Maschine war, ist über den Bombenanschlag im Fernsehen und in den Zeitungen ausgiebig berichtet worden… Das hat eine größere Wirkung für Ihre Versicherung gehabt, als wenn es irgend jemand anders gewesen wäre.«

Die Stirn des Herzogs legte sich in Falten.»Ich bin mir nicht sicher, ob ich Sie richtig verstehe.«

«Es hatte nichts zu sagen, Sir. Ich habe nur laut gedacht.«

«Kann man sich sehr schnell angewöhnen. Tue das selbst ständig, wissen Sie.«

Der zweite Sabotageakt von Carthy-Todd und Tyderman hatte sich vermutlich nicht so gut ausgezahlt. Zwar hatten sie sicherlich die gleiche öffentliche Wirkung und landesweite Berichterstattung erzielt, indem sie Colin zum Ziel des Anschlags machten, aber ich konnte mir denken, daß sich die Sache damit zu offensichtlich und zu einseitig auf eine Person richtete, um eine große allgemeine Wirkung zu erzielen. Konnte mich natürlich täuschen…

«Das war wirklich ein sehr interessantes Gespräch«, sagte der Herzog.»Aber, mein lieber Junge, es wird spät. Sie wollten doch noch etwas mit mir besprechen?«

«Ähh…«Ich räusperte mich.»Wissen Sie, Sir, ich würde Mr. Carthy-Todd gern kennenlernen. Er scheint ein sehr zielstrebiger, unternehmungsfreudiger Mann zu sein.«

Der Herzog nickte beifällig.

«Wissen Sie vielleicht, wo ich ihn finden kann?«

«Heute abend, meinen Sie?«Er war verwirrt.

«Nein, Sir. Morgen ist es noch früh genug.«

«Ich nehme an, daß Sie ihn in unserem Büro antreffen werden. Er wird bestimmt da sein, weil er weiß, daß ich selbst einmal vorbeischauen will. Bei den Rennen in Warwick, verstehen Sie?«

«Das Büro der Versicherung… ist in Warwick?«

«Natürlich.«

«Wie dumm von mir«, sagte ich.»Das wußte ich nicht.«

Der Herzog zwinkerte mir zu.»Sie sind also der Versicherung noch nicht beigetreten.«

«Das werde ich morgen tun. Ich werde in Ihr Büro kommen. Ich werde auch bei den Rennen in Warwick sein.«

«Großartig«, sagte er.»Großartig. Das Büro ist nur ein paar hundert Meter von der Rennbahn entfernt. «Er griff mit zwei Fingern in eine Innentasche und zog eine Visitenkarte hervor.»Hier, bitte, mein lieber Freund. Die Adresse. Und wenn Sie ungefähr eine Stunde vor dem ersten Rennen da sind, werden Sie mich dort treffen, und ich kann Sie Charles vorstellen. Er wird Ihnen gefallen, da bin ich mir sicher.«

«Es wird mir ein Vergnügen sein«, sagte ich. Ich trank meinen Whisky aus und erhob mich.»Es war sehr freundlich von Ihnen, mich zu empfangen. und ich denke, Ihre Eisenbahn ist ganz ausgezeichnet.«

Er strahlte übers ganze Gesicht. Er begleitete mich den langen Weg bis zum Haupteingang und erzählte mir von dem kleinen Matthew und ihren gemeinsamen Plänen für die Ferien. Ob ich es so einrichten könnte, daß ich Donnerstag mit Matthew flöge, fragte er. Am Donnerstag hatte Matthew Geburtstag. Er wurde elf.

«Dann also Donnerstag«, stimmte ich zu.»Ich werde es abends machen, falls wir für tagsüber eine Buchung haben.«

«Sehr schön von Ihnen, mein lieber Junge.«

Ich sah in sein freundliches, vornehmes und argloses Gesicht. Wenn sein Partner Charles Carthy-Todd sich mit den inzwischen eingezahlten Prämien aus dem Staub machte, bevor die Witwen von Newmarket ausbezahlt waren, was er — dessen war ich mir im stillen sicher — zweifellos tun würde, dann würde der ehrenwerte Herzog von Wessex jeden Penny aus seiner eigenen Schatztruhe begleichen. Aller Wahrscheinlichkeit nach konnte er sich das leisten, aber das war nicht der springende Punkt. Es würde ihn verletzen, bestürzen und aufs äußerste bekümmern, in einen Betrug verwickelt worden zu sein, und es kam mir besonders bösartig vor, daß irgend jemand seine verletzliche Einfalt und Güte so ausnutzte.

Charles Carthy-Todd war dabei, einem Kind die Süßigkeiten wegzunehmen und es dann so hinzustellen, als habe das Kind diese Süßigkeiten selbst gestohlen. Man entwik-kelte rein instinktiv das Bedürfnis, den Herzog zu beschützen, und wünschte sich zwangsläufig, diese Sache zu beenden.

Ich sagte impulsiv:»Geben Sie auf sich acht, Sir.«

«Mein lieber Junge… Das werde ich.«

Ich ging die Treppenstufen vor dem Eingang hinunter zu Honeys Mini, der in der Auffahrt stand. Ich sah den Herzog noch einen Moment im gelben Rechteck von Licht stehen, das durch die Tür fiel. Er winkte freundlich und schloß langsam die Tür, und sein gütiger, aber leicht verwirrter Gesichtsausdruck verriet mir, daß er sich immer noch nicht ganz im klaren darüber war, warum ich ihn aufgesucht hatte.

Es war nach eins, als ich wieder im Wohnwagen saß. Ich war müde, hungrig und fühlte mich wegen Nancy hundsmiserabel, so daß ich in der Nacht nicht durchschlief. Um vier war ich wieder wach, hatte mein Bett zerwühlt wie im Fieber. Ich stand auf und wusch meine juckenden Augen mit kaltem Wasser: legte mich wieder hin, stand wieder auf, machte einen Gang über das Flugfeld. Die kühle, sternenklare Nacht durchdrang mein Hemd und tat meiner Haut gut, konnte aber auch nichts an dem hoffnungslosen Schmerz zwischen meinen Ohren ändern.