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Es dauerte eine Ewigkeit, bis wir die gefrorenen Fischfilets fertig hatten, weil ich ihr beim Kochen die Arme um die Taille legte und mein Kinn auf ihrem Haar ruhte. Ich schmeckte nichts von dem Zeug, als wir aßen. Mein Kopf schwebte in den Wolken. Ich hatte tief im Innern nicht zu hoffen gewagt, daß sie ja sagte, und ich hatte schon gar nicht erwartet, daß mich nach ihrer Einwilligung eine so unglaubliche Abenteuerlust packen würde. Jemanden zu lieben, erschien mir nicht länger als Belastung, die man vermeiden mußte, sondern als Privileg.

Erstaunlich, dachte ich benebelt, das Ganze ist erstaunlich. War es das, was Lord White für Dana den Relgan empfunden hatte?

«Wann kommt Samantha zurück?«sagte ich.

Clare schüttelte den Kopf.»Zu früh.«

«Kommst du morgen mit mir mit?«sagte ich.»Zur Rennbahn. und dann bleiben wir irgendwo über Nacht?«

«Ja.«

«Samantha hat nichts dagegen?«

Sie warf mir einen amüsierten Blick zu.»Nein, ich glaube kaum.«

«Warum lachst du?«

«Sie ist ins Kino gegangen. Ich hab sie gefragt, warum sie ausgerechnet an deinem letzten Abend hier gehen wollte. Sie hat gesagt, daß sie den Film unbedingt sehen wollte. Ich fand’s komisch… Sie hat mehr begriffen als ich.«

«Mein Gott«, sagte ich.»Frauen.«

Während sie erneut versuchte, ihre Arbeit zu beenden, holte ich die Abfallschachtel und nahm den schwarzen lichtundurchlässigen Umschlag heraus.

Ich borgte mir ein flaches Glasgefäß aus dem Schrank. Nahm das Stück Plastikfilm aus dem Umschlag, legte es in das Gefäß. Dann goß ich sofort >Ajax flüssig< darüber. Hielt den Atem an.

In Null Komma nichts wurden dunkle braunrote Linien sichtbar. Ich schwenkte das Gefäß, damit sich die Flüs-sigkeit über die gesamte Oberfläche der Plastikfolie verteilte, darauf bedacht, daß aller Farbstoff, der noch übrig war, mit dem Ammoniak in Berührung kam, bevor das Licht ihn wegbleichte.

Es war keine technische Zeichnung, sondern ein handgeschriebener Text.

Es sah sonderbar aus.

Während sich mehr und mehr entwickelte, stellte ich fest, daß die Plastikfolie unter dem Gesichtspunkt der Lesbarkeit verkehrt herum lag.

Ich drehte sie um. Ließ wieder Ajax darüberlaufen, schwenkte das Gefäß hin und her, konnte die hervorgetretenen Wörter so deutlich lesen, als wären sie frisch geschrieben.

Es war das. es mußte das sein. was Dana den Rel-gan auf die Zigarettenhülle geschrieben hatte.

Heroin, Kokain, Cannabis. Mengen, Daten, Preise, Lieferanten. Kein Wunder, daß sie es zurückhaben wollte.

Clare sah von ihrer Arbeit auf.

«Was hast du gefunden?«

«Was diese Dana wollte, die letzten Sonntag aufgekreuzt ist.«

«Zeig mal. «Sie trat zu mir, sah in das Gefäß und las.»Das ist aber verdammt belastend.«

«Mhm.«

«Aber wie ist es so. herausgekommen?«

Ich sagte anerkennend:»Der schlaue George Millace. Er hat sie dazu gebracht, mit rotem Filzstift auf eine Zellophanhülle zu schreiben. Das erschien ihr sicherer, weil eine Zigarettenschachtelhülle so empfindlich ist, so leicht

kaputtgeht. und wahrscheinlich waren die Wörter über der bedruckten Packung schlecht zu sehen. Aber George brauchte nur deutliche Linien auf transparentem Material, damit er eine Lichtpause anfertigen konnte.«

Ich erklärte ihr alles, was ich in Basildon gelernt hatte.»Er muß die Hülle vorsichtig weggeschnitten und sie flach unter ein Glas auf dieses Stück Diazofilm gepreßt haben, und dann hat er das ganze belichtet. Sobald er die Drogenliste sicher reproduziert hatte, war es egal, ob die Hülle kaputtging. und die Liste war versteckt, wie alles andere auch.«

«Er war ein außergewöhnlicher Mann.«

Ich nickte.»Außergewöhnlich. Aber eins steht fest, seine Rätsel waren nicht dazu gedacht, daß irgend jemand anders sich damit herum schlug. Er hat sie zu seinem eigenen Vergnügen gemacht. und um seine Aufzeichnungen vor Diebstahl zu sichern.«

«Was ihm gelungen ist.«

«Zweifellos.«

«Was ist mit deinen ganzen Fotos?«sagte sie plötzlich ganz aufgeregt.»Die in deinem Aktenschrank. Angenommen.«

«Keine Sorge«, sagte ich.»Selbst wenn jemand sie gestohlen hat oder verbrannt, sind immer noch die Negative da. Der Fleischer in meiner Straße hat sie in seinem Gefrierraum.«

«Mir scheint, alle Fotografen haben einen Tick«, sagte sie.

Es dauerte einige Zeit, bis mir klar wurde, daß ich ihrer Klassifizierung nicht widersprochen hatte. Ich hatte nicht einmal gedacht: >Ich bin ein Jockey.<

Ich fragte sie, ob sie was dagegen hätte, wenn ich die Küche mit Ammoniakdämpfen erfüllte.

«Ich gehe mir die Haare waschen«, sagte sie.

Als sie weg war, goß ich das Ajax aus dem Gefäß in den Topf, schüttete den Rest aus der Flasche dazu, und öffnete, während sich die Flüssigkeit erwärmte, die Flügeltüren, um nicht zu ersticken. Dann hielt ich das erste Blatt, das wie Schreibmaschinenpapier aussah, über den kochenden Reiniger und sah Georges Worte hervortreten, als hätte er sie mit Geheimtinte notiert. Ammoniak verflüchtigt sich offensichtlich sehr schnell, denn ich brauchte die ganze zweite Flasche für das zweite Blatt, aber auch darauf zeigten sich Worte, wie auf dem ersten.

Zusammen ergaben sie einen handgeschriebenen Brief, zweifellos in Georges eigener Handschrift. Er mußte selbst auf irgendein transparentes Material geschrieben haben… das konnte alles mögliche gewesen sein, ein Plastikbeutel, Transparentpapier, ein Stück Glas, Film ohne jede Beschichtung. alles. Nachdem er seinen Brief geschrieben hatte, hatte er ihn über Lichtpausenpapier gelegt und Licht darauf fallen lassen, dann hatte er das belichtete Papier sofort in den lichtundurchlässigen Umschlag gesteckt.

Und was dann? Hatte er sein transparentes Original verschickt? Hatte er es noch einmal auf normales Papier geschrieben? Hatte er es getippt? Das blieb im Verborgenen. Aber eins war sicher, auf die eine oder andere Art hatte er seinen Brief abgeschickt.

Die Folgen seiner Ankunft waren mir nicht unbekannt.

Ich konnte mir denken, wer mich töten wollte.

Kapitel 19

Harold begrüßte mich recht erleichtert auf der Veranda vor dem Waageraum in Sandown.

«Du siehst ja wieder besser aus. Warst du beim Arzt?«

Ich nickte.»Er hat mich gesund geschrieben. «Er hatte keinen Grund gehabt, es nicht zu tun. Nach seinen Maßstäben verhielt sich ein Jockey, der eine Woche aussetzte, weil er ein paar Tritte abbekommen hatte, übertrieben zimperlich. Er hatte mich aufgefordert, eine Kniebeuge zu machen und mich mit einem Nicken entlassen.

«Victor ist hier«, sagte Harold.

«Hast du ihm gesagt.?«

«Ja. Er hat gesagt, er will nicht auf der Rennbahn mit dir reden. Er sagt, er will sich seine Pferde bei der Arbeit in den Downs ansehen. Er kommt am Montag vorbei. Er will dann mit dir reden. Und Philip, überleg dir verdammt gut, was du sagst.«

«Mhm«, sagte ich unverbindlich.»Wie sieht’s aus mit Coral Key?«

«Wie soll’s aussehen? Er ist gut in Form.«

«Keine krummen Touren?«

«Victor kennt deine Einstellung«, sagte Harold.

«Meine Einstellung ist ihm egal. Läuft das Pferd korrekt?«

«Er hat nichts gesagt.«

«Dann sage ich’s«, sagte ich.»Wenn ich reite, reite ich korrekt. Da kann er im Führring sagen, was er will.«

«Du bist auf einmal verdammt aggressiv.«

«Nein… ich spar dir nur Geld. Dir persönlich. Setz nichts darauf, daß ich verliere, wie bei Daylight. Das ist alles.«

Er meinte, das würde er nicht tun. Er sagte auch, daß unsere Sonntagsbesprechung ausfallen könnte, wenn ich am Montag mit Victor sprach, und daß wir die Pläne für nächste Woche danach besprechen würden. Keiner von uns sprach aus, was uns durch den Kopf ging. daß es nach Montag vielleicht keine Pläne mehr gab.