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Jetzt lächelte ich.»Was haben Sie gesagt?«

«Ich habe gesagt, daß ich ihr nicht helfen kann.«

«Haben Sie Ihre Gespräche in Spielclubs geführt?«sagte ich.

«Ja.«

«Sind es. Ihre Spielclubs?«

«Geht Sie nichts an«, sagte er.

«Warum wollen Sie’s mir nicht erzählen?«sagte ich.

Nach einer Pause sagte er:»Ich habe zwei Partner. Vier Spielclubs. Die meisten Kunden wissen nicht, daß ich der Inhaber bin. Ich zeige mich mal hier, mal da. Ich spiele. Ich halte die Ohren offen. Ist Ihre Frage damit beantwortet?«

Ich nickte.»Ja, danke. Sind diese Schläger Ihre Schläger?«

«Ich habe sie als Rausschmeißer angestellt«, sagte er ernst,»nicht, damit sie Frauen und Jockeys zusammenschlagen.«

«Bißchen Schwarzarbeit, wie? So nebenbei.«

Er äußerte sich nicht dazu, sondern sagte:»Ich habe erwartet, daß Sie Forderungen an mich stellen, wenn Sie den Brief haben«, sagte er.»Ein paar Antworten… können doch nicht alles sein.«

Ich dachte an den Brief, den ich Wort für Wort auswendig kannte:

Lieber Victor Briggs,

ich bin sicher, es interessiert Sie, daß ich über die folgenden Informationen verfüge: Sie haben sich in den letzten sechs Monaten bei fünf verschiedenen Gelegenheiten mit einem Buchmacher zusammengetan, um das Wettpublikum zu täuschen, indem Sie dafür gesorgt haben, daß Ihre Favoriten die Rennen nicht gewonnen haben.

Es folgte eine Liste der fünf Rennen, komplett mit den Summen, die Victor von seinem Freund, dem Buchmacher, bekommen hatte. Dann hieß es weiter:

Ich habe eine unterzeichnete eidesstattliche Erklärung des bewußten Buchmachers in Händen.

Wie Sie sehen, wurden alle fünf Pferde von Philip Nore geritten, der sicher wußte, was er tat.

Ich könnte diese Erklärung an den Jockey Club schicken, was bedeuten würde, daß Sie beide gesperrt werden. Ich werde Ihnen jedoch in Kürze telefonisch einen Alternativvorschlag machen.

Der Brief war vor mehr als drei Jahren abgeschickt worden. Drei Jahre hatte Victor seine Pferde ehrlich laufen lassen. Genau eine Woche nach George Millaces Tod hatte Victor sein altes Spiel wieder aufgenommen. Hatte es wieder aufgenommen… und feststellen müssen, daß auf seinen wehrlosen Jockey kein Verlaß mehr war.

«Ich wollte gar nichts mit dem Brief unternehmen«, sagte ich.

«Bis heute hatte ich nicht vor, Ihnen zu sagen, daß ich ihn habe. Bis heute nicht.«

«Warum nicht? Sie wollten doch auf Sieg reiten. Sie hätten ihn dazu benutzen können, mein Einverständnis zu erzwingen. Man hatte Ihnen klar gemacht, daß Sie Ihren Job verlieren, wenn Sie nicht so reiten, wie ich es wünsche. Sie wußten, daß es für mich untragbar war, gesperrt zu werden. Trotzdem haben Sie den Brief nicht dazu benutzt. Warum nicht?«

«Ich wollte… daß Sie die Pferde um der Pferde willen ehrlich laufen lassen.«

Er warf mir wieder einen langen, starren, nichtssagenden Blick zu.

«Ich erzähle Ihnen was«, sagte er schließlich.»Gestern habe ich alle Siegprämien, die ich seit Daylights Rennen in Sandown gewonnen habe, zusammengezählt. Die für die zweiten und dritten Plätze und für Sharpeners Siege. Ich habe meine Wettgewinne, Sieg und Platz, zusammengezählt. Ich habe im letzten Monat mit Ihrem ehrlichen Einsatz mehr Geld verdient als mit Ihrem Sturz von Daylight. «Er hielt inne und wartete auf eine Reaktion, aber ich folgte seinem Beispiel und starrte ihn nur an.»Mir war klar«, fuhr er fort,»daß Sie keine krummen Touren mehr machen würden. Das habe ich begriffen. Ich weiß, daß Sie sich verändert haben. Sie sind ein anderer Mensch geworden. Älter. Stärker. Wenn Sie weiter für mich reiten, werde ich Sie nie wieder auffordern, ein Rennen zu verlieren. «Er machte wieder eine Pause.»Reicht das? Wollten Sie das hören?«

Ich wandte den Blick von ihm ab und ließ ihn über die windige Landschaft schweifen.

«Ja.«

Nach einer Weile sagte er:»George Millace wollte übrigens kein Geld. Nur.«

«Eine Spende für die verletzten Jockeys?«

«Sie wissen wohl alles?«

«Ich bin dahintergekommen«, sagte ich.»George wollte kein Geld für sich selbst erpressen… Sein Ziel war…«, ich suchte nach dem Wort,». Vereitelung.«

«Wie viele Leute waren betroffen?«

«Ich weiß von sieben. Möglicherweise acht, wenn Sie Ihren Buchmacher fragen.«

Er staunte.

«George Millace machte es Spaß, Leute zum Kuschen zu bringen«, sagte ich.»In gewisser Weise hat er das bei jedem versucht. Wenn er Leute bei Fehltritten erwischt hat, war es ihm ein besonderer Genuß. Er hatte für jeden einen Alternativvorschlag. Enthüllung, oder tun, was George wollte. Und George wollte, allgemein gesagt, Dinge vereiteln. Ivor den Relgans Machtspiele unterbinden. Dana daran hindern, Drogen zu nehmen. Andere Leute an anderen Sachen hindern.«

«Mich daran hindern, gesperrt zu werden«, sagte Victor mit einem Anflug von trockenem Humor. Er nickte.»Sie haben natürlich recht. Als George Millace mich anrief, habe ich knallharte Erpressung erwartet. Dann hat er gesagt, daß er nur wollte, daß ich mich benahm. So hat er sich ausgedrückt. Solange Sie sich benehmen, Victor, sagte er, solange passiert nichts. Victor. Er hat Victor zu mir gesagt. Ich hatte ihn nie persönlich kennengelernt. Wußte natürlich, wer er war, aber mehr auch nicht. Victor, hat er gesagt, als wäre ich ein kleiner Schoßhund, solange wir schön brav sind, passiert nichts. Aber wenn ich Verdacht schöpfe, Victor, werde ich Philip Nore mit meiner motorisierten Kamera per Teleobjektiv verfolgen, bis ich ihn erwischt habe, und dann Victor, dann geht’s euch beiden an den Kragen.«

«Erinnern Sie sich nach all der Zeit Wort für Wort an das, was er gesagt hat?«fragte ich überrascht.

«Ich habe es auf Band aufgenommen. Ich habe seinen Anruf ja erwartet. Ich wollte Beweise für die Erpressung. Alles was ich bekam, war eine Moralpredigt und der Vorschlag, dem Fonds für verletzte Jockeys tausend Pfund zu spenden.«

«Und damit war’s erledigt? Endgültig?«

«Er hat mir bei den Rennen immer zugezwinkert«, sagte Victor.

Ich lachte.

«Ja, sehr komisch«, sagte er.»Ist das jetzt alles?«

«Nicht ganz. Sie könnten noch etwas für mich tun, wenn Sie wollen. Sie wissen etwas, was Sie mir sagen könnten. Etwas, worüber Sie mir künftig berichten könnten.«

«Um was geht’s?«

«Um Danas Drogen.«

«Dummes Stück. Sie will einfach nicht hören.«

«Das wird sich bald ändern. Sie ist immer noch… zu retten. Und außer ihr noch.«

Ich erzählte ihm, was ich wollte. Er hörte aufmerksam zu. Als ich fertig war, erntete ich ein verkniffenes Lächeln.»Neben Ihnen ist George Millace der reinste Anfänger«, sagte er.

Victor fuhr mit seinem Auto davon, und ich ging zu Fuß über die Downs nach Lambourn zurück.

Ein sonderbarer Mann, dachte ich. Ich hatte in einer halben Stunde mehr über ihn erfahren als in sieben Jahren, und wußte immer noch so gut wie nichts. Trotzdem hatte ich von ihm bekommen, was ich wollte. Ganz freiwillig. Er hatte mir meinen Job gelassen, ohne jede Bedingung, solange ich ihn haben wollte. und mir in einer anderen Angelegenheit weitergeholfen, die genauso wichtig war. Das war nicht nur geschehen, weil ich den Brief besaß, dachte ich.

Während ich über die windigen, kahlen Hügel nach Hause ging, dachte ich an alles, was in den letzten paar Wochen passiert war. Nicht an George und seinen Sprengstoff, sondern an Jeremy und Amanda.