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Hält er seiner Würde gemäß. Er nennt uns gewöhnlich

Seine Leute: fürwahr, das Unsre, scheint es, gehört ihm!

Darf ich reden, mein Oheim? Der edle König, er liebt sich

Ganz besonders Leute, die bringen und die nach der Weise,

Die er singt, zu tanzen verstehn. Man sieht es zu deutlich.

Daß der Wolf und der Bär zum Rate wieder gelangen,

Schadet noch manchem. Sie stehlen und rauben, es liebt sie der König;

Jeglicher sieht es und schweigt: er denkt, an die Reihe zu kommen.

Mehr als vier befinden sich so zur Seite des Herren,

Ausgezeichnet vor allen, sie sind die Größten am Hofe.

Nimmt ein armer Teufel, wie Reineke, irgendein Hühnchen,

Wollen sie alle gleich über ihn her, ihn suchen und fangen,

Und verdammen ihn laut mit Einer Stimme zum Tode.

Kleine Diebe hängt man so weg, es haben die großen

Starken Vorsprung, mögen das Land und die Schlösser verwalten.

Sehet, Oheim, bemerk ich nun das und sinne darüber,

Nun, so spiel ich halt auch mein Spiel und denke daneben

Öfters bei mir: es muß ja wohl recht sein, tuns doch so viele!

Freilich regt sich dann auch das Gewissen und zeigt mir von ferne

Gottes Zorn und Gericht und läßt mich das Ende bedenken.

Ungerecht Gut, so klein es auch sei, man muß es erstatten.

Und da fühl ich denn Reu im Herzen; doch währt es nicht lange.

Ja, was hilft dichs, der Beste zu sein, es bleiben die Besten

Doch nicht unberedet in diesen Zeiten vom Volke.

Denn es weiß die Menge genau nach allem zu forschen,

Niemand vergessen sie leicht, erfinden dieses und jenes;

Wenig Gutes ist in der Gemeine, und wirklich verdienen

Wenige drunter auch gute, gerechte Herren zu haben.

Denn sie singen und sagen vom Bösen immer und immer;

Auch das Gute wissen sie zwar von großen und kleinen

Herren, doch schweigt man davon, und selten kommt es zur Sprache.

Doch das Schlimmste find ich den Dünkel des irrigen Wahnes,

Der die Menschen ergreift: es könne jeder im Taumel

Seines heftigen Wollens die Welt beherrschen und richten.

Hielte doch jeder sein Weib und seine Kinder in Ordnung,

Wüßte sein trotzig Gesinde zu bändigen, könnte sich stille,

Wenn die Toren verschwenden, in mäßigem Leben erfreuen!

Aber wie sollte die Welt sich verbessern? Es läßt sich ein jeder

Alles zu und will mit Gewalt die andern bezwingen.

Und so sinken wir tiefer und immer tiefer ins Arge.

Afterreden, Lug und Verrat und Diebstahl und falscher

Eidschwur, Rauben und Morden, man hört nichts anders erzählen.

Falsche Propheten und Heuchler betrügen schändlich die Menschen.

Jeder lebt nur so hin! und will man sie treulich ermahnen,

Nehmen sies leicht und sagen auch wohclass="underline" Ei, wäre die Sünde

Groß und schwer, wie hier und dort uns manche Gelehrte

Predigen, würde der Pfaffe die Sünde selber vermeiden.

Sie entschuldigen sich mit bösem Exempel und gleichen

Gänzlich dem Affengeschlecht, das, nachzuahmen geboren,

Weil es nicht denket und wählt, empfindlichen Schaden erduldet.

Freilich sollten die geistlichen Herren sich besser betragen!

Manches könnten sie tun, wofern sie es heimlich vollbrächten:

Aber sie schonen uns nicht, uns andre Laien, und treiben

Alles, was ihnen beliebt, vor unsern Augen, als wären

Wir mit Blindheit geschlagen; allein wir sehen zu deutlich,

Ihre Gelübde gefallen den guten Herren so wenig,

Als sie dem sündigen Freunde der weltlichen Werke behagen.

Denn so haben über den Alpen die Pfaffen gewöhnlich

Eigens ein Liebchen; nicht weniger sind in diesen Provinzen,

Die sich sündlich vergehn. Man will mir sagen, sie haben

Kinder wie andre verehlichte Leute; und sie zu versorgen,

Sind sie eifrig bemüht und bringen sie hoch in die Höhe.

Diese denken hernach nicht weiter, woher sie gekommen,

Lassen niemand den Rang und gehen stolz und gerade,

Eben als wären sie edlen Geschlechts, und bleiben der Meinung,

Ihre Sache sei richtig. So pflegte man aber vor diesem

Pfaffenkinder so hoch nicht zu halten; nun heißen sie alle

Herren und Frauen. Das Geld ist freilich alles vermögend.

Selten findet man fürstliche Lande, worin nicht die Pfaffen

Zölle und Zinsen erhüben und Dörfer und Mühlen benutzten.

Diese verkehren die Welt, es lernt die Gemeine das Böse:

Denn man sieht, so hält es der Pfaffe, da sündiget jeder,

Und vom Guten leitet hinweg ein Blinder den andern.

Ja, wer merkte denn wohl die guten Werke der frommen

Priester, und wie sie die heilige Kirche mit gutem Exempel

Auferbauen? Wer lebt nun darnach? Man stärkt sich im Bösen.

So geschieht es im Volke, wie sollte die Welt sich verbessern?

Aber höret mich weiter. Ist einer unecht geboren,

Sei er ruhig darüber, was kann er weiter zur Sache?

Denn ich meine nur so, versteht mich. Wird sich ein solcher

Nur mit Demut betragen und nicht durch eitles Benehmen

Andre reizen, so fällt es nicht auf, und hätte man unrecht,

Über dergleichen Leute zu reden. Es macht die Geburt uns

Weder edel noch gut, noch kann sie zur Schande gereichen.

Aber Tugend und Laster, sie unterscheiden die Menschen.

Gute, gelehrte geistliche Männer, man hält sie, wie billig,

Hoch in Ehren, doch geben die bösen ein böses Exempel.

Predigt so einer das Beste, so sagen doch endlich die Laien:

Spricht er das Gute und tut er das Böse, was soll man erwählen?

Auch der Kirche tut er nichts Gutes, er prediget jedem:

Leget nur aus und bauet die Kirche; das rat ich, ihr Lieben,

Wollt ihr Gnade verdienen und Ablaß! so schließt er die Rede,

Und er legt wohl wenig dazu, ja gar nichts, und fiele

Seinetwegen die Kirche zusammen. So hält er denn weiter

Für die beste Weise zu leben, sich köstlich zu kleiden,

Lecker zu essen. Und hat sich so einer um weltliche Sachen

Übermäßig bekümmert, wie will er beten und singen?

Gute Priester sind täglich und stündlich im Dienste des Herren

Fleißig begriffen und üben das Gute; der heiligen Kirche

Sind sie nütze, sie wissen die Laien durch gutes Exempel

Auf dem Wege des Heils zur rechten Pforte zu leiten.

Aber ich kenne denn auch die Bekappten; sie plärren und plappern

Immer zum Scheine so fort und suchen immer die Reichen,

Wissen den Leuten zu schmeicheln und gehn am liebsten zu Gaste.

Bittet man einen, so kommt auch der zweite; da finden sich weiter

Noch zu diesen zwei oder drei. Und wer in dem Kloster

Gut zu schwatzen versteht, der wird im Orden erhoben,

Wird zum Lesemeister, zum Kustos oder zum Prior.

Andere stehen beiseite. Die Schüsseln werden gar ungleich

Aufgetragen. Denn einige müssen des Nachts in dem Chore

Singen, lesen, die Gräber umgehn; die anderen haben

Guten Vorteil und Ruh und essen die köstlichen Bissen.

Und die Legaten des Papstes, die Äbte, Pröpste, Prälaten,

Die Beguinen und Nonnen, da wäre vieles zu sagen!

Überall heißt es: Gebt mir das Eure und laßt mir das Meine.

Wenige finden sich wahrlich, nicht sieben, welche der Vorschrift

Ihres Ordens gemäß ein heiliges Leben beweisen.

Und so ist der geistliche Stand gar schwach und gebrechlich.

Oheim! sagte der Dachs: ich find es besonders, Ihr beichtet

Fremde Sünden. Was will es Euch helfen? Mich dünket, es wären

Eurer eignen genug. Und sagt mir, Oheim, was habt Ihr

Um die Geistlichkeit Euch zu bekümmern, und dieses und jenes?