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Hätten mich gern in Schande gebracht und Schaden und Strafe,

Aber sie bitten mirs ab, und ich vergebe; denn freilich,

Da ich komme, bedenken sie sich und weichen zur Seite.

Wie beschämt ich sie nicht! Ihr sehet, wie es gefährlich

Ist, die losen Verleumder entfernter Diener zu hören;

Sie verdrehen das Rechte und sind den Besten gehässig.

Andre dauern mich nur, an mir ist wenig gelegen.

Höre mich, sagte der König darauf: du loser Verräter!

Sage, was trieb dich dazu, daß du mir Lampen, den treuen,

Der mir die Briefe zu tragen pflegte, so schmählich getötet?

Hatt ich nicht alles vergeben, so viel du immer verbrochen?

Ränzel und Stab empfingst du von mir, so warst du versehen,

Solltest nach Rom und über das Meer; ich gönnte dir alles,

Und ich hoffte Beßrung von dir. Nun seh ich zum Anfang,

Wie du Lampen gemordet; es mußte Bellyn dir zum Boten

Dienen, der brachte das Haupt im Ränzel getragen und sagte

Öffentlich aus, er bringe mir Briefe, die ihr zusammen

Ausgedacht und geschrieben, er habe das Beste geraten.

Und im Ränzel fand sich das Haupt, nicht mehr und nicht minder.

Mir zum Hohne tatet ihr das. Bellynen behielt ich

Gleich zum Pfande, sein Leben verlor er; nun geht es an deines.

Reineke sagte: Was hör ich? Ist Lampe tot? und Bellynen

Find ich nicht mehr? Was wird nun aus mir? O wär ich gestorben!

Ach, mit beiden geht mir ein Schatz, der größte, verloren!

Denn ich sandt Euch durch sie Kleinode, welche nicht besser

Über der Erde sich finden. Wer sollte glauben, der Widder

Würde Lampen ermorden und Euch der Schätze berauben?

Hüte sich einer, wo niemand Gefahr und Tücke vermutet.

Zornig hörte der König nicht aus, was Reineke sagte,

Wandte sich weg nach seinem Gemach und hatte nicht deutlich

Reinekens Rede vernommen, er dacht ihn am Leben zu strafen;

Und er fand die Königin eben in seinem Gemache

Mit Frau Rückenau stehn. Es war die Äffin besonders

König und Königin lieb. Das sollte Reineken helfen.

Unterrichtet war sie und klug und wußte zu reden;

Wo sie erschien, sah jeder auf sie und ehrte sie höchlich.

Diese merkte des Königs Verdruß und sprach mit Bedachte

Wenn Ihr, gnädiger Herr, auf meine Bitte zuweilen

Hörtet, gereut' es Euch nie, und Ihr vergabt mir die Kühnheit,

Wenn Ihr zürntet, ein Wort gelinder Meinung zu sagen.

Seid auch diesmal geneigt, mich anzuhören, betrifft es

Doch mein eignes Geschlecht! Wer kann die Seinen verleugnen?

Reineke, wie er auch sei, ist mein Verwandter, und soll ich,

Wie sein Betragen mir scheint, aufrichtig bekennen: ich denke,

Da er zu Rechte sich stellt, von seiner Sache das Beste.

Mußte sein Vater doch auch, den Euer Vater begünstigt,

Viel von losen Mäulern erdulden und falschen Verklägern!

Doch beschämt' er sie stets. Sobald man die Sache genauer

Untersuchte, fand es sich klar: die tückischen Neider

Suchten Verdienste sogar als schwere Verbrechen zu deuten.

So erhielt er sich immer in größerem Ansehn bei Hof, als

Braun und Isegrim jetzt: denn diesen wäre zu wünschen,

Daß sie alle Beschwerden auch zu beseitigen wüßten,

Die man häufig über sie hört; allein sie verstehen

Wenig vom Rechte, so zeigt es ihr Rat, so zeigt es ihr Leben.

Doch der König versetzte darauf: Wie kann es Euch wundern,

Daß ich Reineken gram bin, dem Diebe, der mir vor kurzem

Lampen getötet, Bellynen verführt und frecher als jemals

Alles leugnet und sich als treuen und redlichen Diener

Anzupreisen erkühnt, indessen alle zusammen

Laute Klagen erheben und nur zu deutlich beweisen,

Wie er mein sicher Geleite verletzt und wie er mit Stehlen,

Rauben und Morden das Land und meine Getreuen beschädigt.

Nein! ich duld es nicht länger! Dagegen sagte die Äffin:

Freilich ists nicht vielen gegeben, in jeglichen Fällen

Klug zu handeln und klug zu raten, und wem es gelinget,

Der erwirbt sich Vertrauen; allein es suchen die Neider

Ihm dagegen heimlich zu schaden, und werden sie zahlreich,

Treten sie öffentlich auf. So ist es Reineken mehrmals

Schon ergangen; doch werden sie nicht die Erinnrung vertilgen,

Wie er in Fällen Euch weise geraten, wenn alle verstummten.

Wißt Ihr noch? vor kurzem geschahs. Der Mann und die Schlange

Kamen vor Euch, und niemand verstund die Sache zu schlichten;

Aber Reineke fands, Ihr lobtet ihn damals vor allen.

Und der König versetzte nach kurzem Bedenken dagegen:

Ich erinnre der Sache mich wohl, doch hab ich vergessen,

Wie sie zusammenhing; sie war verworren, so dünkt mich.

Wißt Ihr sie noch, so laßt sie mich hören, es macht mir Vergnügen.

Und sie sagte: Befiehlt es mein Herr, so soll es geschehen.

Eben sinds zwei Jahre, da kam ein Lindwurm und klagte

Stürmisch, gnädiger Herr, vor Euch: es woll ihm ein Bauer

Nicht im Rechte sich fügen, ein Mann, den zweimal das Urteil

Nicht begünstigt. Er brachte den Bauer, vor Euern Gerichtshof

Und erzählte die Sache mit vielen heftigen Worten.

Durch ein Loch im Zaune zu kriechen, gedachte die Schlange,

Fing sich aber im Stricke, der vor die Öffnung gelegt war,

Fester zog die Schlinge sich zu, sie hätte das Leben

Dort gelassen, da kam ihr zum Glück ein Wandrer gegangen.

Ängstlich rief sie: Erbarme dich meiner und mache mich ledig!

Laß dich erbitten! Da sagte der Mann: Ich will dich erlösen,

Denn mich jammert dein Elend; allein erst sollst du mir schwören,

Mir nichts Leides zu tun. Die Schlange fand sich erbötig,

Schwur den teuersten Eid: sie wolle auf keinerlei Weise

Ihren Befreier verletzen, und so erlöste der Mann sie.

Und sie gingen ein Weilchen zusammen, da fühlte die Schlange

Schmerzlichen Hunger, sie schoß auf den Mann und wollt ihn erwürgen,

Ihn verzehren; mit Angst und Not entsprang ihr der Arme.

Das ist dein Dank? Das hab ich verdient? so rief er: und hast du

Nicht geschworen den teuersten Eid? Da sagte die Schlange:

Leider nötiget mich der Hunger, ich kann mir nicht helfen;

Not erkennt kein Gebot, und so besteht es zu Rechte.

Da versetzte der Mann: So schone nur meiner so lange,

Bis wir zu Leuten kommen, die unparteiisch uns richten.

Und es sagte der Wurm: Ich will mich so lange gedulden.

Also gingen sie weiter und fanden über dem Wasser

Pflückebeutel, den Raben, mit seinem Sohne; man nennt ihn

Quackeler. Und die Schlange berief sie zu sich und sagte:

Kommt und höret! Es hörte die Sache der Rabe bedächtig,

Und er richtete gleich: den Mann zu essen. Er hoffte,

Selbst ein Stück zu gewinnen. Da freute die Schlange sich höchlich:

Nun, ich habe gesiegt! es kann mirs niemand verdenken.

Nein, versetzte der Mann: ich habe nicht völlig verloren;

Sollt ein Räuber zum Tode verdammen? und sollte nur Einer

Richten? ich fordere ferner Gehör, im Gange des Rechtes;

Laßt uns vor vier, vor zehn die Sache bringen und hören.

Gehn wir! sagte die Schlange. Sie gingen, und es begegnet'

Ihnen der Wolf und der Bär, und alle traten zusammen.

Alles befürchtete nun der Mann: denn zwischen den fünfen

War es gefährlich zu stehn und zwischen solchen Gesellen;

Ihn umringten die Schlange, der Wolf, der Bär und die Raben.

Bange war ihm genug: denn bald verglichen sich beide,

Wolf und Bär, das Urteil in dieser Maße zu fällen: