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Hol ihn herauf, versetzte der eine: ich halte mich fertig

Und empfang ihn am Rand, er soll uns die Lämmer bezahlen!

Wie er mich aber empfing, das war ein Jammer! Es fielen

Schläg auf Schläge mir über den Pelz, ich hatte mein Leben

Keinen traurigern Tag, und kaum entrann ich dem Tode.

Reineke sagte darauf. Bedenkt genauer die Folgen,

Und Ihr findet gewiß, wie heilsam die Schläge gewesen.

Ich für meine Person mag lieber dergleichen entbehren,

Und wie die Sache stand, so mußte wohl eines von beiden

Sich mit den Schlägen beladen, wir konnten zugleich nicht entgehen.

Wenn Ihrs Euch merkt, so nutzt es Euch wohl, und künftig vertraut Ihr

Keinem so leicht in ähnlichen Fällen. Die Welt ist voll Schalkheit.

Ja, versetzte der Wolf: was braucht es weiter Beweise!

Niemand verletzte mich mehr, als dieser böse Verräter.

Eines erzählt ich noch nicht, wie er in Sachsen mich einmal

Unter das Affengeschlecht zu Schand und Schaden geführet.

Er beredete mich, in eine Höhle zu kriechen,

Und er wußte voraus, es würde mir Übels begegnen.

Wär ich nicht eilig entflohn, ich wär um Augen und Ohren

Dort gekommen. Er sagte vorher mit gleisenden Worten:

Seine Frau Muhme find ich daselbst, er meinte die Äffin;

Doch es verdroß ihn, daß ich entkam. Er schickte mich tückisch

In das abscheuliche Nest, ich dacht, es wäre die Hölle.

Reineke sagte darauf vor allen Herren des Hofes:

Isegrim redet verwirrt, er scheint nicht völlig bei Sinnen.

Von der Äffin will er erzählen, so sag er es deutlich.

Drittehalb Jahr sinds her, als nach dem Lande zu Sachsen

Er mit großem Prassen gezogen, wohin ich ihm folgte.

Das ist wahr, das übrige lügt er. Es waren nicht Affen,

Meerkatzen warens, von welchen er redet; und nimmermehr werd ich

Diese für meine Muhmen erkennen. Martin, der Affe,

Und Frau Rückenau sind mir verwandt; sie ehr ich als Muhme,

Ihn als Vetter, und rühme mich des. Notarius ist er

Und versteht sich aufs Recht. Doch was von jenen Geschöpfen

Isegrim sagt, geschieht mir zum Hohn, ich habe mit ihnen

Nichts zu tun, und nie sinds meine Verwandten gewesen;

Denn sie gleichen dem höllischen Teufel. Und daß ich die Alte

Damals Muhme geheißen, das tat ich mit gutem Bedachte.

Nichts verlor ich dabei, das will ich gerne gestehen:

Gut gastierte sie mich, sonst hätte sie mögen ersticken.

Seht, Ihr Herren! wir hatten den Weg zur Seite gelassen,

Gingen hinter dem Berg, und eine düstere Höhle,

Tief und lang, bemerkten wir da. Es fühlte sich aber

Isegrim krank, wie gewöhnlich, vor Hunger. Wann hätt ihn auch jemals

Einer so satt gesehen, daß er zufrieden gewesen?

Und ich sagte zu ihm: In dieser Höhle befindet

Speise fürwahr sich genug, ich zweifle nicht, ihre Bewohner

Teilen gerne mit uns, was sie haben, wir kommen gelegen.

Isegrim aber versetzte darauf: Ich werde, mein Oheim,

Unter dem Baume hier warten, Ihr seid in allem geschickter,

Neue Bekannte zu machen, und wenn Euch Essen gereicht wird,

Tut mirs zu wissen! So dachte der Schalk, auf meine Gefahr erst

Abzuwarten, was sich ergäbe; ich aber begab mich

In die Höhle hinein. Nicht ohne Schauer durchwandert

Ich den langen und krummen Gang, er wollte nicht enden.

Aber was ich dann fand — den Schrecken wollt ich um vieles

Rotes Gold nicht zweimal in meinem Leben erfahren!

Welch ein Nest voll häßlicher Tiere, großer und kleiner!

Und die Mutter dabei, ich dacht, es wäre der Teufel.

Weit und groß ihr Maul mit langen häßlichen Zähnen,

Lange Nägel an Händen und Füßen und hinten ein langer

Schwanz an den Rücken gesetzt; so was Abscheuliches hab ich

Nicht im Leben gesehn! Die schwarzen leidigen Kinder

Waren seltsam gebildet, wie lauter junge Gespenster.

Greulich sah sie mich an. Ich dachte: wär ich von dannen!

Größer war sie als Isegrim selbst, und einige Kinder

Fast von gleicher Statur. Im faulen Heue gebettet

Fand ich die garstige Brut und über und über beschlabbert

Bis an die Ohren mit Kot, es stank in ihrem Reviere

Ärger als höllisches Pech. Die reine Wahrheit zu sagen:

Wenig gefiel es mir da, denn ihrer waren so viele,

Und ich stand nur allein. Sie zogen greuliche Fratzen.

Da besann ich mich denn, und einen Ausweg versucht ich,

Grüßte sie schön — ich meint es nicht so — und wußte so freundlich

Und bekannt mich zu stellen. Frau Muhme! sagt ich zur Alten,

Vettern hieß ich die Kinder und ließ es an Worten nicht fehlen.

Spar Euch der gnädige Gott auf lange glückliche Zeiten!

Sind das Eure Kinder? Fürwahr! ich sollte nicht fragen;

Wie behagen sie mir! Hilf Himmel! wie sie so lustig,

Wie sie so schön sind! Man nähme sie alle für Söhne des Königs.

Seid mir vielmal gelobt, daß Ihr mit würdigen Sprossen

Mehret unser Geschlecht, ich freue mich über die Maßen.

Glücklich find ich mich nun, von solchen Öhmen zu wissen;

Denn zu Zeiten der Not bedarf man seiner Verwandten.

Als ich ihr soviel Ehre geboten, wiewohl ich es anders

Meinte, bezeigte sie mir von ihrer Seite desgleichen,

Hieß mich Oheim und tat so bekannt, so wenig die Närrin

Auch zu meinem Geschlechte gehört. Doch konnte für diesmal

Gar nicht schaden, sie Muhme zu heißen. Ich schwitzte dazwischen

Über und über vor Angst; allein sie redete freundlich:

Reineke, werter Verwandter, ich heiß Euch schönstens willkommen!

Seid Ihr auch wohl? Ich bin Euch mein ganzes Leben verbunden,

Daß Ihr zu mir gekommen. Ihr lehret kluge Gedanken

Meine Kinder fortan, daß sie zu Ehren gelangen.

Also hört ich sie reden; das hatt ich mit wenigen Worten,

Daß ich sie Muhme genannt und daß ich die Wahrheit geschonet,

Reichlich verdient. Doch wär ich so gern im Freien gewesen.

Aber sie ließ mich nicht fort und sprach: Ihr dürfet, mein Oheim,

Unbewirtet nicht weg! Verweilet, laßt Euch bedienen.

Und sie brachte mir Speise genug, ich wüßte sie wahrlich

Jetzt nicht alle zu nennen; verwundert war ich zum höchsten,

Wie sie zu allem gekommen. Von Fischen, Rehen und anderm

Guten Wildbret, ich speiste davon, es schmeckte mir herrlich.

Als ich zur Gnüge gegessen, belud sie mich über das alles,

Bracht ein Stück vom Hirsche getragen, ich sollt es nach Hause

Zu den Meinigen bringen, und ich empfahl mich zum besten.

Reineke, sagte sie noch: besucht mich öfters. Ich hätte,

Was sie wollte, versprochen; ich machte, daß ich herauskam.

Lieblich war es nicht da für Augen und Nase, ich hätte

Mir den Tod beinahe geholt; ich suchte zu fliehen,

Lief behende den Gang bis zu der Öffnung am Baume.

Isegrim lag und stöhnte daselbst; ich sagte: Wie gehts Euch,

Oheim? Er sprach: Nicht wohl! ich muß vor Hunger verderben.

Ich erbarmte mich seiner und gab ihm den köstlichen Braten,

Den ich mit mir gebracht. Er aß mit großer Begierde,

Vielen Dank erzeigt' er mir da; nun hat ers vergessen!

Als er nun fertig geworden, begann er: Laßt mich erfahren,

Wer die Höhle bewohnt? Wie habt Ihrs drinne gefunden?

Gut oder schlecht? Ich sagt ihm darauf die lauterste Wahrheit,

Unterrichtet ihn wohl. Das Nest sei böse, dagegen

Finde sich drin viel köstliche Speise. Sobald er begehre,

Seinen Teil zu erhalten, so mög er kecklich hineingehn,