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Beide, Carlos und Julio, waren skrupellose, trainierte Killer, und beide waren bewaffnet.

Nachdem Sloane wegen eines Auffahrunfalls auf der linken Fahrspur hatte abbremsen müssen, nahm er nun seine alte Geschwindigkeit und den Faden seiner Gedanken über Vietnam, Jessica, Partridge und sich selbst wieder auf.

Trotz seines großen Erfolgs in und seit Vietnam, machte sich Sloane noch immer ein wenig Gedanken über Partridge. Deshalb war er in Partridges Gegenwart auch stets leicht verlegen. Und insgeheim fragte er sich manchmaclass="underline" Dachte Jessica je an Harry? Erinnerte sie sich noch an die intimen Augenblicke, die sie mit Harry erlebt haben mußte?

Sloane hatte seiner Frau nie eine wirklich intime Frage nach der lange zurückliegenden Beziehung zu Harry gestellt. Er hätte es oft tun können, auch gleich zu Beginn ihrer Ehe, und Jessica hätte, so wie sie nun einmal war, vermutlich in aller Offenheit darauf geantwortet. Doch solche Fragen paßten einfach nicht zu Sloanes Stil. Eigentlich, so überlegte er, wollte er die Antworten gar nicht wissen. Aber eigenartigerweise gingen ihm diese Fragen, auch nach all den Jahren, hin und wieder durch den Kopf, und manchmal warfen sie auch neue Fragen auf: Lag Jessica noch etwas an Harry? Standen die beiden noch in Kontakt? War bei Jessica auch heute noch ein Rest von Bedauern vorhanden?

Und beruflich?... Schuld war kein Begriff, der für Sloane in bezug auf sich selbst eine große Rolle spielte, und doch wußte er in einem versteckten Winkel seiner Seele, daß Partridge in Vietnam der bessere Journalist gewesen war, obwohl er, Sloane, den Ruhm eingeheimst und dazu noch Partridges Freundin geheiratet hatte. All diese Gedanken waren unlogisch, das wußte er, eine unnötige Unsicherheit, und doch wurde er diese innere Beklommenheit nicht los.

Der Ford Tempo hatte seine Position verändert und fuhr nun einige Autos vor Sloane. Die Ausfahrt Larchmont war nur noch wenige Meilen entfernt, und Carlos und Juan, die inzwischen mit Sloanes Gewohnheiten vertraut waren, wußten, daß er dort den Thruway verlassen würde. Es war ein alter Beschattungstrick, sich gelegentlich vor das Objekt zu setzen. Der Ford würde nun als erster abbiegen, auf Sloane warten und dann wieder hinter ihm herfahren.

Als der Chefsprecher von CBA einige Minuten später den Ortseingang von Larchmont erreichte, folgte ihm der Ford Tempo bereits wieder in unauffälligem Abstand und blieb in sicherer Entfernung vom Haus der Sloanes an der Park Avenue stehen.

Das Haus war, wie es sich für ein Mann mit Sloanes Einkommen gehörte, groß und imposant und bot einen herrlichen Blick auf den Long Island Sound. Unter dem grauen Schieferdach strahlte es in makellosem Weiß, umgeben von einem wohlgepflegten Garten mit einer kreisrunden Auffahrt. Zwei Kiefern bewachten den Eingang. Über dem zweiflügeligen Portal hing eine gußeiserne Laterne.

Mit einer Fernbedienung öffnete Sloane die Tür der Dreiergarage, die sich hinter dem einfahrenden Wagen automatisch wieder schloß.

Der Ford fuhr an und blieb in einer Seitenstraße stehen. Die Beschattung ging weiter.

7

Sloane hörte Stimmen und Gelächter, während er durch den kurzen Gang von der Garage zum Haus ging. Sie verstummten, als er die Tür öffnete und den mit Teppichboden ausgelegten Flur betrat, von dem fast alle Zimmer im Erdgeschoß abgingen. Dann hörte er Jessicas Stimme aus dem Wohnzimmer: »Bist du das, Crawf?«

Er antwortete auf die übliche Weise. »Wenn nicht, bekommst du Ärger.«

Sie reagierte mit einem melodiösen Lachen. »Willkommen, wer du auch bist. Ich bin gleich bei dir.«

Er hörte das Klirren von Gläsern, das Klicken von Eis, und er wußte, daß Jessica Martinis mixte. Es war ihr allabendliches Begrüßungsritual, mit dem sie ihm half, sich von den Anstrengungen des Tages zu erholen.

»Hi, Dad!« rief Nicholas, der elfjährige Sohn der Sloanes, vom Treppenabsatz herunter. Er war groß für sein Alter und sehr schmal. Seine intelligenten Augen strahlten, als er auf seinen Vater zulief und ihn umarmte.

Sloane erwiderte die Umarmung und strich dem Jungen über die braunen Locken. Es war die Art von Begrüßung, die er gern hatte, und er mußte Jessica dafür dankbar sein. Schon kurz nach Nickys Geburt hatte sie ihm beigebracht, daß man Zuneigung mit Berührungen ausdrücken sollte.

Am Beginn ihrer Ehe war es für Sloane nicht einfach gewesen, seine Gefühle offen zu zeigen. Er hielt sich in dieser Hinsicht immer sehr zurück, ließ gewisse Dinge ungesagt, die der Partner dann nur vermuten konnte. Es war ein Teil seiner ihm eigenen Reserviertheit, doch Jessica wollte nichts davon wissen. Sie tat alles, um das zu überwinden, und hatte, zuerst für sich, dann für Nicky, auch Erfolg.

Sloane wußte noch, wie sie ihm gleich zu Beginn gesagt hatte: »Wenn man verheiratet ist, Darling, dann fallen die Schranken. Deshalb haben wir ja >den Bund geschlossen< erinnerst du dich noch an die Worte? Also werden wir uns für den Rest unseres Lebens immer genau sagen, was wir fühlen - und es manchmal auch zeigen.«

Der letzte Teil des Satzes war auf ihr Sexualleben bezogen, das für Sloane auch noch lange nach ihrer Hochzeit Überraschungen und Abenteuer bereithielt. Jessica besaß einige der unverblümten, illustrierten Sexhandbücher, die es im Osten im Überfluß gab, und sie liebte es, zu experimentieren und neue Stellungen auszuprobieren. Hatte er beim ersten Mal noch leicht schockiert und zurückhaltend reagiert, so überwand er doch bald seine Scheu und genoß es schließlich auch, obwohl immer Jessica die Führung übernahm.

(Doch manchmal konnte er nicht umhin, sich zu fragen: Hatte sie diese Sexbücher schon, als sie noch mit Partridge zusammen war? Hatten sie sie benutzt? Doch Sloane hatte nie den Mut, sie zu fragen, vielleicht weil er sich vor einer positiven Antwort fürchtete.)

Gegenüber anderen Leuten behielt er seine Reserviertheit bei. Sloane wußte nicht mehr, wann er seinen Vater das letzte Mal in den Arm genommen hatte, obwohl er in letzter Zeit einige Male daran gedacht, sich dann aber immer zurückgehalten hatte, weil er nicht wußte, wie der alte Angus, so steif und streng wie er war, darauf reagieren würde.

»Hallo, Darling!« Jessica stand in einem weichen, grünen Kleid, seiner Lieblingsfarbe, vor ihm. Sie umarmten sich herzlich und gingen dann ins Wohnzimmer. Nicky setzte sich, wie gewöhnlich, eine Weile zu ihnen, doch er hatte bereits gegessen und würde bald ins Bett gehen.

»Na, wie geht's der Musik?« fragte Sloane seinen Sohn.

»Prima, Dad. Ich übe gerade das Prelude Nr. 2 von Gershwin.«

»An das kann ich mich noch erinnern«, erwiderte sein Vater. »Das hat Gershwin doch geschrieben, als er noch sehr jung war?«

»Ja, mit achtundzwanzig.«

»Am Anfang geht es, glaube ich, dum-di-daa-dum-dii-da-da-de-dum-de-dum-de-dum-de-dum.« Nicky und Jessica lachten über seine Gesangsversuche.

»Ich weiß, welchen Teil du meinst, und ich glaube, ich weiß auch, warum du dich daran erinnerst.« Nicky ging zum Flügel und sang dann in einem klaren, jungen Tenor zu seiner eigenen Begleitung:

»In the sky the bright stars glittered

On the bank the pale moon shone

And ffrom Aunt Dinah's quiltingparty

I was seeing Nellie home.«

Sloane legte die Stirn in Falten, während er versuchte, sich zu erinnern. »Das hab' ich doch schon mal gehört. Ist das nicht ein altes Lied aus der Zeit des Bürgerkriegs?«

Nicky strahlte. »Genau, Dad!«

»Ich glaube, jetzt verstehe ich«, sagte sein Vater. »Du meinst, daß einige Passagen an Gershwins Prelude Nr. 2 erinnern.«

Nicky schüttelte den Kopf. »Genau andersrum - das Lied war natürlich zuerst da. Aber niemand weiß, ob Gershwin es gekannt und verwendet hat, oder ob es nur Zufall war.«