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- Wir, in den Vereinigten Staaten, müssen in nächster Zukunft mit Terrorismus in unserem eigenen Hinterhof rechnen. Doch sind wir weder gedanklich noch in irgendeiner Weise auf diese skrupellose, allgegenwärtige Art der Kriegsführung vorbereitet.

Bei Erscheinen des Buches herrschte in der CBA-Führungsetage eine gewisse Nervosität wegen solcher Formulierungen wie »muß man davon ausgehen, daß Geiseln im Notfall zu opfern sind« und »unauffällig beseitigen«, denn man fürchtete, sie würden politische und öffentliche Ressentiments gegen den Sender zur Folge haben. Doch wie sich zeigte, gab es überhaupt keinen Grund zur Sorge, und bald stimmte auch die CBA-Führung in das allgemeine Lob mit ein.

Sloane strahlte, als er die eindrucksvolle Tantiemenabrechnung beiseite legte.

»Du hast das wirklich verdient, und ich bin sehr stolz auf dich«, sagte Jessica. »Vor allem, da du sonst Kontroversen doch eher vermeidest.« Sie hielt inne. »Ach übrigens, dein Vater hat angerufen. Er kommt morgen früh an und möchte gerne eine Woche bleiben.«

Sloane schnitt eine Grimasse. »Schon wieder!«

»Er ist einsam und wird langsam alt. Vielleicht hast du in seinem Alter auch eine Lieblingsschwiegertochter, die du gerne besuchst.«

Sie lachten beide, denn sie wußten, wie vernarrt Angus in Jessica war und sie in ihn. In gewisser Weise standen die beiden sich näher als Vater und Sohn.

Seit dem Tod von Crawfords Mutter vor einigen Jahren lebte Angus alleine in Florida.

»Ich habe es gern, wenn er im Haus ist«, sagte Jessica. »Und Nicky auch.«

»Na, dann ist es ja in Ordnung. Aber solange Dad hier ist, mach doch mal deinen Einfluß geltend und bring ihn dazu, daß er nicht die ganze Zeit über Ehre, Vaterlandsliebe und das ganze Zeug quasselt.«

»Ich weiß, was du meinst. Ich werde tun, was ich kann.«

Der Grund für diesen Wortwechsel war die Tatsache, daß der ältere Sloane sich nie ganz von seinem Status als Held des Zweiten Weltkriegs hatte lösen können; als Bombenschütze der Army Air Forces war ihm der Silver Star und das Distinguished Flying Cross verliehen worden. Nach dem Krieg hatte er als Steuerberater gearbeitet, was nicht gerade eine spektakuläre Karriere bedeutete, ihm aber immerhin nach dem Rückzug aus dem Geschäft ein finanziell gesichertes und unabhängiges Leben ermöglichte. Doch seine Zeit in der Armee beherrschte weiterhin Angus' Gedanken.

Zwar respektierte Crawford die Heldentaten seines Vaters im Krieg, aber er wußte auch, wie ermüdend es sein konnte, wenn er sich über sein Lieblingsthema ausließ, »den Mangel an Rechtschaffenheit und moralischen Werten in der heutigen Zeit«, wie er es gern nannte. Wenigstens hatte Jessica die Geduld, den Sermon ihres Schwiegervaters zu ertragen.

Sloane und Jessica setzten ihre Unterhaltung beim Essen fort, wie sie es immer gern taten. Jessica hatte zwar ein Dienstmädchen für den Tag, aber das Abendessen bereitete sie selber zu, wobei sie es so einrichtete, daß sie nach der Ankunft ihres Mannes nur noch wenige Minuten in der Küche zubringen mußte.

»Ich weiß, was du eben gemeint hast«, sagte Sloane nachdenklich, »daß ich mich nicht gerne vorwage. Wahrscheinlich bin ich in meinem Leben weniger Risiken eingegangen, als ich es hätte tun können. Aber einige Passagen in diesem Buch waren mir sehr wichtig. Und sind es immer noch.«

»Das Terrorismuskapitel?«

Er nickte. »Seitdem habe ich mir einige Gedanken darüber gemacht, welche Auswirkung der Terrorismus auf uns, auf dich und mich haben könnte. Und deshalb habe ich auch einige Vorkehrungen getroffen. Ich habe dir bis jetzt noch nichts davon erzählt, aber du solltest es eigentlich wissen.«

Jessica sah ihn neugierig an, während er fortfuhr: »Hast du schon jemals daran gedacht, daß jemand wie ich entführt und als Geisel genommen werden könnte?«

»Immer wenn du im Ausland warst.«

Er schüttelte den Kopf. »Es könnte auch hier passieren. Es gibt für alles ein erstes Mal, und ich und einige andere beim Fernsehen arbeiten ja praktisch in einem Goldfischglas. Wenn Terroristen ihre Aktionen auf die Vereinigten Staaten ausdehnen

- und du weißt, daß das meiner Ansicht nach sehr bald passieren wird -, dann sind Leute wie ich eine attraktive Beute, weil alles, was wir tun oder mit uns getan wird, höchste Aufmerksamkeit erhält.«

»Was ist mit den Familien? Könnten die auch zu Zielen werden?«

»Das ist sehr unwahrscheinlich. Terroristen haben es auf große Namen abgesehen. Auf Leute, die jeder kennt.«

»Du hast von Vorkehrungen gesprochen«, sagte Jessica leicht verunsichert. »Welche meinst du?«

»Solche, die wirksam werden, nachdem ich entführt worden bin - falls das je passieren sollte. Ich habe sie zusammen mit einem Anwalt, den ich kenne, Sy Dreeland, ausgearbeitet. Er hat die ganzen Unterlagen und die Vollmacht, sie zu veröffentlichen, wenn und falls das notwendig werden sollte.«

»Mir gefällt diese Unterhaltung gar nicht«, sagte Jessica. »Du machst mich nervös. Was nützen denn Vorkehrungen, wenn das Schlimmste bereits passiert ist?«

»Bevor es passiert«, erwiderte er, »muß ich mich darauf verlassen, daß der Sender für gewisse Sicherheitsmaßnahmen sorgt, und das geschieht inzwischen auch mehr oder weniger. Aber danach, und das habe ich in meinem Buch ja gefordert, will ich nicht, daß irgend jemand für mich ein Lösegeld bezahlt

- auch nicht von unserem eigenen Geld. Und deshalb habe ich unter anderem eine notariell beglaubigte Erklärung hinterlegt, die das bestätigt.«

»Soll das heißen, daß dann unser ganzes Geld eingefroren wäre?«

Er schüttelte den Kopf. »Nein, das könnte ich nicht tun, auch wenn ich es wollte. Fast alles, was wir besitzen, das Haus, die Konten, Gold und Devisen, gehört uns gemeinsam, und du könntest damit tun was du willst, wie du es auch jetzt schon kannst. Aber falls diese Erklärung veröffentlicht wird und jeder dann weiß, wie ich darüber denke, wäre es mir lieb, wenn du dich auch daran halten würdest.«

»Damit nimmst du mir doch meine Entscheidungsfreiheit«, protestierte Jessica.

»Nein, meine Liebe«, erwiderte er zärtlich. »Ich nehme dir nur eine entsetzliche Verantwortung ab und erspare dir ein Dilemma.«

»Aber mal angenommen, der Sender wäre bereit, Lösegeld zu zahlen.«

»Ich glaube nicht, daß er es wäre, vor allem nicht gegen meinen Wunsch, der ja bereits im Buch festgehalten ist und in der Erklärung noch einmal wiederholt wird.«

»Du hast von Sicherheitsvorkehrungen gesprochen, die der Sender trifft. Davon höre ich zum ersten Mal. Wie sehen die aus?«

»Bei telefonischen Drohungen oder gewissen Spinnerbriefen oder bei Gerüchten über einen möglichen Überfall - was bei allen Sendern passiert und vor allem die Moderatoren betrifft -wird ein privater Sicherheitsdienst alarmiert. Die Männer bewachen dann das Gebäude, begleiten mich überallhin und tun alles, was so ein Sicherheitsdienst eben tun muß. Ich hab' das schon ein paarmal miterlebt.«

»Du hast mir nie davon erzählt.«

»Nein, wahrscheinlich nicht«, gab er zu.

»Was hast du mir sonst noch nicht erzählt?« Eine gewisse Schärfe lag in Jessicas Stimme, obwohl sie sich ganz offensichtlich noch nicht klar darüber war, ob sie nun ärgerlich über das Verschweigen oder einfach ängstlich sein sollte.

»Nichts, was den Sender betrifft, aber da sind noch einige Dinge, die ich mit Dreeland abgesprochen habe.«

»Dürfte ich die vielleicht auch erfahren?«

»Es ist sehr wichtig, daß du sie erfährst.« Sloane ignorierte den Sarkasmus, in den seine Frau sich manchmal flüchtete, wenn sie erregt war. »Wenn jemand entführt wird, gleichgültig wo, ist es inzwischen ziemlich sicher, daß die Entführer eine Videoaufnahme machen oder sogar gezwungen sind, eine zu machen. Diese Aufnahmen werden dann irgend jemandem zugespielt und manchmal sogar im Fernsehen gezeigt, aber niemand weiß sicher, ob das Opfer sich freiwillig aufnehmen ließ oder dazu gezwungen wurde, und falls es gezwungen wurde, in welchem Ausmaß. Wenn man aber vorher gewisse Signale vereinbart, hat das Opfer eine Chance, eine Nachricht zu übermitteln, die auch verstanden wird. Übrigens haben bereits eine ganze Reihe von potentiellen Entführungsopfern bei ihren Anwälten Instruktionen hinterlegt und einen Signalcode vereinbart.«