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Crawford Sloane hörte LaSalles Meldung aus dem Lautsprecher auf seinem Schreibtisch. Die Tür hatte er geschlossen, weil er mit dem Präsidenten von CBA News, Leslie Chippingham, ein vertrauliches Gespräch führen wollte. Eigentlich hatte Sloane vorgehabt, Chippingham in dessen Büro aufzusuchen, doch der Präsident hatte es vorgezogen, zu ihm zu kommen.

Während der Mitteilung schwiegen beide, und Sloane hob bei der Erwähnung von Larchmont interessiert den Kopf. Zu jedem anderen Zeitpunkt wäre er sofort in den Redaktionssaal gelaufen, um Näheres in Erfahrung zu bringen. Doch jetzt wollte er nicht ein Gespräch unterbrechen, das sich zu einer knallharten Konfrontation entwickelt hatte und das, sehr zu seiner Überraschung, ganz und gar nicht so lief, wie er es sich vorgestellt hatte.

14

Der Präsident von CBA News eröffnete das Gespräch. »Crawf, meine Nase sagt mir, daß du ein Problem hast.«

»Deine Nase täuscht sich«, erwiderte Crawford Sloane. »Du bist der mit dem Problem. Es ist leicht zu lösen, aber dazu sind einige strukturelle Veränderungen nötig. Und zwar sofort.«

Leslie Chippingham seufzte. Er war seit dreißig Jahren im Nachrichtengeschäft, ein alter Hase, der seine Karriere mit neunzehn als Botenjunge bei NBC's Huntley-Brinkley-Report begonnen hatte, dem journalistischen Aushängeschild dieser Zeit. Seit damals wußte er, daß man Moderatoren so behutsam behandeln mußte wie Ming-Vasen und daß sie die gleiche Ehrerbietung verlangten wie gekrönte Häupter. Ebendieser Feinfühligkeit hatte er es, neben anderen Talenten, zu verdanken, daß er sich nach seiner Zeit als Chef im Studio an der Spitze von CBA News hatte halten können, während andere in ähnlich hohen Positionen, darunter auch einige Präsidenten, auf fernsehpolitische Nebengleise abgeschoben wurden oder in der Vergessenheit eines frühen Ruhestands versanken.

Chippingham hatte die Fähigkeit, mit jedem ungezwungen umzugehen, und er konnte dieses Gefühl auch auf den Gesprächspartner übertragen. Es ging das Gerücht, wer von ihm gefeuert werde, fühle sich noch wohl dabei.

»Also schieß los«, sagte er zu Sloane. »Welche Veränderungen?«

»Ich kann mit Chuck Insen nicht mehr zusammenarbeiten. Er muß weg. Und bei der Auswahl des Nachfolgers will ich die entscheidende Stimme haben.«

»Na schön Du hast recht, was das große Problem betrifft.« Chippingham wählte seine Worte mit Bedacht und fügte dann hinzu: »Aber es ist vielleicht ein anderes, als du dir vorstellst, Crawf.«

Crawford betrachtete seinen Vorgesetzten, denn das war Chippingham, zumindest der Stellung nach. Was er sah, war eine auch im Sitzen noch hoch aufragende Gestalt, fast zwei Meter groß und stattliche hundert Kilo schwer. Sein Gesicht war eher interessant als schön, er hatte strahlende Augen und dichte, inzwischen fast graue Locken. Im Lauf der Jahre hatte eine ganze Reihe von Frauen Vergnügen daran gefunden, mit den Händen durch diese Locken zu streichen, wobei dieses Vergnügen immer nur das Vorspiel für andere gewesen war. Frauen waren Les Chippinghams lebenslange Schwäche, ihre Eroberung ein Hobby, dem er nicht widerstehen konnte. Und wegen dieser Schwäche stand er im Augenblick vor einem ehelichen und finanziellen Desaster - doch das wußte Sloane nicht, obwohl er, wie alle anderen, Chippinghams Ruf als Frauenheld kannte.

Chippingham selbst mußte im Augenblick seine persönlichen Sorgen beiseite lassen und sich auf Crawford Sloane konzentrieren. Denn das Gespräch mit ihm war, wie jedes mit einem Moderator, ein Drahtseilakt.

»Hör auf, um den heißen Brei zu reden«, sagte Sloane, »und komm zur Sache.«

»Das wollte ich eben«, entgegnete Chippingham. »Wie wir beide wissen, hat sich bei uns in letzter Zeit einiges geändert...«

»Um Himmels willen, Les, natürlich hat sich das!« warf Sloane ungeduldig ein. »Deshalb habe ich ja Probleme mit Insen. Wir müssen die Struktur unserer Nachrichten verändern -weniger schnelle Schlagzeilen und dafür die wichtigen Meldung gründlicher recherchiert.«

»Ich weiß, was du meinst. Wir haben schon öfters darüber gesprochen. Aber ich kenne auch Chucks Haltung, und der war übrigens heute morgen bei mir und hat sich über dich beklagt.«

Sloane riß überrascht die Augen auf. Er hatte nicht erwartet, daß der Studioleiter in ihrem Streit die Initiative übernahm; es war ganz und gar nicht der gewohnte Lauf der Dinge. »Und was glaubt er, was du tun kannst?« fragte er.

Chippingham zögerte. »Zum Teufel, wahrscheinlich hat's wenig Sinn, wenn ich es dir verschweige. Er glaubt, ihr beide seid so weit voneinander entfernt, daß ein Versöhnung unmöglich ist. Er will, daß du gehst.«

Der Chefsprecher warf den Kopf zurück und lachte. »Und daß er bleibt. Das ist doch lächerlich.«

Der Präsident sah ihm direkt in die Augen. »Wirklich?«

»Natürlich. Und das weißt du ganz genau.«

»Ich hab's früher mal gewußt. Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.« Vor ihnen beiden lag Neuland. Chippingham machte vorsichtig den ersten Schritt.

»Ich will, daß du eins verstehst, Crawf: Nichts ist mehr so, wie es einmal war. Seit dem Ausverkauf der großen Sender ist alles im Fluß. Du weißt so gut wie ich, daß unsere neuen Herren - nicht nur bei uns, sondern auch bei den anderen Sendern - ihre ganz persönlichen Ansichten über die Macht der Nachrichtensprecher haben. Diese Halbgötter an der Spitze der Muttergesellschaften möchten nämlich diese Macht beschneiden, und sie sind auch nicht eben glücklich über eure Riesengehälter, weil sie glauben, daß sie dafür nicht den entsprechenden Gegenwert bekommen. In letzter Zeit gab es sogar Gerüchte über heimliche, private Absprachen.«

»Welche Art von Absprachen?« fragte Sloane scharf.

»Soweit ich weiß, die Art, wie die Herren Unternehmer sie in ihren exklusiven Clubs und Privathäusern treffen. Zum Beispieclass="underline" >Wir sagen unserem Sender, daß er deinem Sender nicht die Leute abwirbt, wenn du mir versprichst, daß deiner die unseren in Ruhe läßt. Auf diese Weise treiben wir uns nicht gegenseitig dauernd die Gehälter in die Höhe und können dann endlich anfangen, ein paar von den ganz großen zu kürzenc.«

»Das sind ja Kartellabsprachen, Wettbewerbsbeschränkungen. Und die sind verdammt noch mal illegal.«

»Nur wenn du beweisen kannst, daß sie wirklich zustande gekommen sind«, sagte Chippingham. »Aber wie kannst du das, wenn sie bei ein paar Drinks im Links Club oder im Metropolitan getroffen wurden, und wenn es keine Unterlagen, überhaupt nichts Schriftliches gibt?«

Während Sloane schwieg, wurde Chippingham noch einmal deutlich. »Im Endeffekt läuft es darauf hinaus, Crawf, daß du im Augenblick nicht zuviel Druck machen solltest.«

»Insen will einen anderen an meiner Stelle«, sagte Sloane unvermittelt. »Wen?«

»Er erwähnte Harry Partridge.«

Partridge! Wieder einmal, dachte Sloane, war er der Konkurrent. Er fragte sich, ob Partridge selbst den Stein ins Rollen gebracht hatte. Als könnte Chippingham Gedanken lesen, ergänzte er: »Offensichtlich hat Chuck es Harry vorgeschlagen, und der war zwar überrascht, aber nicht sonderlich interessiert.«

Dann fuhr er fort: »Ach, und Chuck Insen hat mir noch was gesagt: Falls es zu einer Entscheidung zwischen dir und ihm kommt, ist er fest entschlossen zu kämpfen. Er hat gedroht, bis an die Spitze zu gehen.«

»Und das heißt?«

»Das heißt, daß er mit Margot Lloyd-Mason sprechen wird.«

Crawford explodierte. »Mit dieser Hexe. Das würde er nicht wagen!«

»Ich glaube schon. Sie ist vielleicht eine Hexe, aber sie hat auch die Macht.«