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»Ja.«

»Und es ist Mrs. Sloane, die entführt wurde?«

Der Polizeichef zögerte etwas, doch Bert flehte ihn an: »Hören Sie, ich war der erste hier. Geben Sie doch 'nem Einheimischen auch mal'ne Chance.«

Der Polizeichef war ein einsichtiger Mann. Warum eigentlich nicht? dachte er. Eigentlich mochte er diesen Fisher sogar, obwohl er manchmal lästig sein konnte wie ein Moskito. Aber er war nie hinterhältig wie viele andere von der Presse.

»Wenn Sie den Funkverkehr gehört haben«, sagte er, »dann wissen Sie ja, daß wir noch keine gesicherten Erkenntnisse besitzen. Aber ja, wir glauben in der Tat, daß Mrs. Sloane möglicherweise entführt wurde, zusammen mit ihrem Sohn Nicholas und Mr. Sloanes Vater.«

Bert, der mitschrieb, was der Beamte sagte, wußte, daß dies die wichtigste Story seines Lebens war, und er wollte vorsichtig sein. »Sie wollen damit sagen, die Polizei von Larchmont geht von der Annahme aus, daß es sich um eine dreifache Entführung handelt.«

Der Polizeichef nickte. »Das können Sie so bringen.«

»Haben Sie schon einen Verdacht, wer dahinterstecken könnte?«

»Nein. Ach, noch eins. Mr. Sloane ist noch nicht informiert, und wir versuchen eben, mit ihm in Kontakt zu kommen. Also lassen Sie uns um Gottes willen Zeit dafür, bevor Sie die Sache an die große Glocke hängen.«

Mit diesen Worten fuhr der Polizeichef davon, und Bert lief zu seinem VW. Trotz der Bitte des Polizeichefs hatte er nicht die Absicht, auf irgend etwas zu warten. Ihn beschäftigte nur eine Frage: Wo ist das nächste Telefon?

Als Bert Augenblicke später die Park Avenue verließ, sah er ein anderes Auto in die Straße einbiegen, dessen Fahrer er kannte. Es war der lokale Kontaktmann von WNBC-TV. Dann war die Konkurrenz also auch schon an der Geschichte dran. Wenn Bert die Nase vorne behalten wollte, mußte er sich beeilen.

Gleich in der Nähe, an der Boston Post Road, fand er ein Telefon. Während er die Nummer von WCBA-TV wählte, zitterten seine Finger.

16

Es war 11 Uhr 20, und im hektischen Redaktionssaal von WCBA-TV stieg die Spannung, wie immer in der letzten Stunde vor den lokalen Mittagsnachrichten des Senders. An diesem Tag gab es eine ganze Reihe von teilweise noch gar nicht abgeschlossenen Berichten, die als Aufmacher in Frage kamen.

Ein berühmter Prediger, der sich in New York aufgehalten hatte, um eine kirchliche Ehrung entgegenzunehmen, war tot in seiner Waldorf-Suite aufgefunden worden. Als Todesursache vermutete man eine Überdosis Kokain, und eine Prostituierte, die die Nacht mit ihm verbracht hatte, wurde von der Polizei verhört. Im Zentrum von Manhattan stand ein Bürogebäude in Flammen, die in den obersten Stockwerken Eingeschlossenen wurden von Hubschraubern gerettet. Ein krebskranker Wall Street Milliardär ließ sich in einem Rollstuhl durch die Bronx schieben und warf mit vollen Händen Hundertdollarscheine in die Menge. Alle paar Minuten erhielt er Nachschub aus einem hinterherfahrenden gepanzerten Wagen.

Bert Fishers Anruf erreichte denselben Assistant News Director wie schon zuvor, der, als er hörte, wer anrief, nur kurz in den Hörer bellte: »Hier geht's zu wie im Tollhaus. Machen Sie's kurz!«

Bert tat es, worauf der junge Journalist ungläubig fragte: »Sind Sie sicher? Haben Sie eine Bestätigung?«

»Vom Polizeichef persönlich«, antwortete Bert und fügte stolz hinzu: »Er gab mir ein Exklusivinterview, und ich mußte ihm seine Angaben zur Sicherheit noch einmal wiederholen.«

Der Assistant News Director war aufgesprungen, winkte seiner Chefin und rief: »Leitung vier! Leitung vier!« Und zu einem Disponenten am Tisch neben seinem: »Wir brauchen ein Kamerateam in Larchmont, und zwar schnell. Frag mich nicht, wo du es hernehmen sollst. Zieh irgendwo eins ab und schick es hin.«

Die Nachrichtenchefin sprach bereits mit Bert Fisher. Sie notierte sich die wichtigsten Punkte und fragte dann: »Wer hat die Geschichte sonst noch?«

»Ich war der erste. Und bin's immer noch. Aber der Mann von WNBC kam an, als ich wegfuhr.«

»Hatte er ein Kamerateam dabei?«

»Nein.«

Der Assistant News Director kam an ihren Tisch und meldete: »Ein Team ist bereits unterwegs. Wir haben es aus der Bronx abgezogen.«

Sie sprach noch immer mit Bert Fisher. »Bleiben Sie dran!« Dann wandte sie sich an einen Texter: »Leitung vier. Es ist Fisher, aus Larchmont. Nimm alles, was er hat, und schreib es als Aufmacher für die Mittagsausgabe.«

Gleichzeitig griff sie zu dem Telefon, das sie direkt mit CBA verband. Ernie LaSalle nahm den Anruf entgegen, und sie sagte ihm: »Die Entführung in Larchmont ist bestätigt. Vor einer halben Stunde haben unbekannte Täter Crawford Sloanes Frau, seinen Sohn und seinen Vater verschleppt.«

»Um Himmels willen!« Ungläubigkeit und Entsetzen lagen in LaSalles Stimme. »Weiß Crawf es schon?«

»Ich glaube nicht.«

»Hat die Polizei bereits Ermittlungen aufgenommen?«

»Ja, und das FBI ist auch schon informiert. Fisher, unser Mann vor Ort, hat eine Erklärung des Polizeichefs von Larchmont.« Die Nachrichtenchefin las die Erklärung des Beamten und Fishers Nachfrage laut vor. Sie endete mit der Schlußbemerkung des Polizeichefs: »Das können Sie so bringen.«

»Lies es noch einmal vor.« LaSalle versuchte verzweifelt mitzuschreiben.

Die Nachrichtenchefin von WCBA gehorchte und fügte dann hinzu: »Soweit wir wissen, ist WNBC auch an der Story. Aber wir haben die Nase vorn. Hör zu, wir wollen die Sache auf jeden Fall in der Mittagsausgabe bringen, und ich überlege mir, ob wir nicht sofort das Programm unterbrechen und eine Sondermeldung rausgeben sollen. Aber ich dachte mir, da es doch seine Familie ist... «

Bevor sie den Satz beenden konnte, fuhr LaSalle sie an: »Ihr tut überhaupt nichts da drüben. Das ist eine Sache für die ganz oben. Und wenn die Story überhaupt jemand bringt, dann wir.«

LaSalle hatte nur Sekunden, um eine Entscheidung zu treffen.

Er hatte mehrere Möglichkeiten.

Zum einen konnte er sich die Zeit nehmen, zuerst Crawford zu suchen, der aber möglicherweise gar nicht im Haus war, um ihm persönlich und so schonend wie möglich die schreckliche Nachricht beizubringen. Er konnte aber auch über das rote Telefon die gesamte Nachrichtenabteilung über die Entführung der Sloanes informieren und damit hektische Aktivität auslösen, weil man versuchen würde, einen Live-Bericht zusammenzustellen. Die dritte Möglichkeit war ein Anruf in der Kontrollzentrale des Senders mit der Ankündigung, daß CBA News in etwa drei Minuten »auf Sendung gehen« und das normale Programm mit einer Sondermeldung unterbrechen werde. LaSalle war einer der wenigen Leute mit der Befugnis zu einer solchen Unterbrechung; und seiner Meinung nach war diese Meldung nicht nur wichtig, sondern auch von außergewöhnlichem Interesse für die Öffentlichkeit.

Doch er entschied sich schließlich für die zweite Möglichkeit, unter anderem auch deshalb, weil er wußte, daß noch ein zweiter New Yorker Sender, die NBC-Tochter WNBC-TV an der Geschichte dran war. Und wie CBA würde auch NBC in Kürze einen Bericht von ihrer Tochter erhalten. Für menschliche Nettigkeiten war deshalb keine Zeit. Was die mögliche Programmunterbrechung betraf, gab es noch genügend andere Leute im Sender, darunter auch Les Chippingham, die diese Entscheidung treffen konnten.

Tut mir leid, dir das antun zu müssen, Crawf, dachte LaSalle, während er zum roten Telefon griff.

»Inlandsredaktion. LaSalle. Die früher gemeldete Entführung in Larchmont, New York, ist vom Polizeichef des Ortes bestätigt worden. Das FBI ist bereits alarmiert. Nach Angaben der Polizei handelt es sich bei den Opfern um Mrs. Crawford Sloane, den jungen Nicholas Sloane und...« La Salle mußte feststellen, daß ihm trotz seiner Entschlossenheit und seines Professionalismus die Stimme brach. Er nahm sich zusammen und fuhr fort: »... Crawfords Vater. Sie wurden unter Gewaltanwendung von Unbekannten verschleppt. WCBA ist am Tatort, erste Informationen sind bereits im Haus. Angeblich arbeitet auch NBC an der Geschichte, aber wir haben die Nase vorn. Die Inlandsredaktion empfiehlt Programmunterbrechung für eine Sondermeldung.«