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Zwischendurch packte Sloane immer wieder die Ungeduld, er wollte etwas unternehmen, irgend etwas, obwohl er genau wußte, daß er eigentlich nichts tun konnte. Er überlegte, ob er nach Larchmont fahren sollte, erkannte aber dann, daß er dort nichts ausrichten konnte und außerdem im Sender bleiben mußte, um bei neuen Entwicklungen sofort zur Stelle zu sein. Ein weiterer Grund für sein Bleiben war die Ankunft von drei FBI-Agenten, die um Sloane herum eine hektische Aktivität entwickelten.

Sonderagent Otis Havelock, der Ranghöchste des Trios, machte sofort deutlich, daß er »gern kommandierte«, wie einer der Produzenten am Hufeisen es formulierte. Er bestand darauf, direkt in Crawford Sloanes Büro geführt zu werden, wo er sich Sloane nur kurz vorstellte und beinahe im gleichen Atemzug seinen Begleitern befahl, den Sicherheitschef des Hauses vorzuführen. Dann griff er sich ein Telefon und forderte von der New Yorker Stadtpolizei Verstärkung an.

Havelock, eine kleine, flinke Gestalt mit schütterem Haar, hatte tiefliegende, grüne Augen und einen fast starren Blick, der nur selten von dem jeweiligen Gesprächspartner abwich. Seine permanent argwöhnische Miene schien anzudeuten: Es gibt nichts, das ich nicht schon weiß. Später sollten Sloane und die anderen erfahren, daß diese unausgesprochene Behauptung der Wahrheit entsprach. In seiner zwanzigjährigen Karriere beim FBI hatte Otis Havelock sich mit den schlimmsten Gemeinheiten, zu denen Menschen fähig waren, herumschlagen müssen.

Der Sicherheitschef von CBA, ein grauhaariger Ex-Polizist, war schnell zur Stelle. Havelock befahl ihm: »Ich will, daß die gesamte Etage sofort abgeriegelt wird. Die Leute, die Mr. Sloanes Familie entführt haben, könnten es ebensogut auch auf Mr. Sloane selbst abgesehen haben. Postieren Sie zwei Ihrer Männer an den Aufzügen, die anderen an den Treppen. Sie haben den Befehl, jeden, der die Etage betritt oder verläßt, zu überprüfen, und zwar gründlich. Das gilt auch für jeden, der sich bereits in diesem Stockwerk aufhält. Ist das klar?«

Der Ältere protestierte. »Natürlich ist das klar. Wir sind alle um Mr. Sloane besorgt. Aber ich habe nicht unbeschränkt Leute zur Verfügung, und was Sie verlangen, halte ich für übertrieben. Schließlich habe ich noch andere Aufgaben, die ich nicht vernachlässigen darf.«

»Die haben Sie bereits vernachlässigt«, fauchte ihn Havelock an und zog eine Plastikausweiskarte aus der Tasche. »Sehen Sie sich das an. Mit dem Ding bin ich hier hereingekommen. Der Posten an der Tür warf kaum einen Blick darauf, sondern winkte mich einfach durch.«

Der Sicherheitschef sah sich die Karte an, die einen Mann in Uniform zeigte. »Wer ist das?«

»Fragen Sie Mr. Sloane.« Havelock gab Crawford Sloane die Karte.

Sloane sah sie nur kurz an und mußte trotz seines Kummers lachen. »Es ist Oberst Gaddafi.«

»Ich habe sie mir extra anfertigen lassen«, erklärte der FBIMann. »Und ich benutze sie manchmal, um Institutionen wie der Ihren zu beweisen, wie schlampig ihre Sicherheitsvorkehrungen sind.« Dann wandte er sich dem bestürzten Sicherheitschef zu. »Und jetzt tun Sie, was ich Ihnen gesagt habe. Sichern Sie diese Etage, und sagen Sie Ihren Leuten, die sollen sich die Ausweise genau ansehen, vor allem die Fotos.«

Nachdem der andere gegangen war, sagte Havelock zu Sloane: »Der Grund für die Vernachlässigung der Sicherheit bei so vielen großen Konzernen liegt darin, daß man mit Sicherheitseinrichtungen keine Profite erwirtschaften kann; deshalb werden die Ausgaben dafür auf ein Minimum beschränkt. Wenn Ihr Sender seine Verantwortung für Ihre Sicherheit und die Ihrer Familie ernst genommen hätte, hätten Sie wirksam geschützt werden müssen.«

»Ach, hätten Sie das nur schon früher vorgeschlagen«, erwiderte Sloane bitter.

Bei seinem Anruf wenige Minuten zuvor hatte Havelock mit dem New Yorker Polizeichef gesprochen und ihm erklärt, daß es eine Entführung gegeben habe und er Polizeischutz für Crawford Sloane brauche. Jetzt hörte man von draußen das laute Heulen schnell näher kommender Sirenen. Dann war es plötzlich still, und wenige Minuten später erschienen ein Lieutenant und ein Sergeant in Uniform.

Nach einer kurzen Vorstellung wandte Havelock sich an den Lieutenant: »Ich möchte, daß Sie einige Streifenwagen vor dem Haus abstellen; man soll sehen, daß die Polizei präsent ist. Postieren Sie an jedem Eingang einen Beamten und einen in der Halle. Und sagen Sie Ihren Leuten, sie sollen jeden Verdächtigen anhalten und kontrollieren.«

»Wird erledigt«, antwortete der Lieutenant und fügte dann, zu Crawford Sloane gewandt, fast ehrfürchtig hinzu: »Wir werden gut auf Sie aufpassen, Sir. Sooft ich zu Hause bin, sehen meine Frau und ich uns Ihre Nachrichten an. Sie machen das einfach großartig.«

Sloane nickte. »Danke.«

Die Beamten sahen sich um und schienen noch bleiben zu wollen, doch Havelock hatte andere Vorstellungen. »Schicken Sie jemand aufs Dach, der die Umgebung im Auge behält. Sehen Sie sich das Gebäude von oben an, und überzeugen Sie sich, daß alle Ausgänge bewacht sind.«

Mit der Versicherung, daß alles menschenmögliche getan werde, gingen der Lieutenant und der Sergeant.

»Ich fürchte, Sie werden mich so schnell nicht mehr los, Mr. Sloane«, sagte der Sonderagent, sobald sie wieder allein waren. »Ich habe Befehl, immer in Ihrer Nähe zu bleiben. Ich sagte ja bereits, daß wir auch Sie als potentielles Ziel der Entführer betrachten.«

»Daran habe ich auch schon öfters gedacht«, erwiderte Sloane, und dann brach die ganze angestaute Schuld aus ihm heraus: »Aber ich kam nie auf die Idee, daß meine Familie in Gefahr sein könnte.«

»Weil Sie logisch gedacht haben. Aber Kriminelle sind unberechenbar.«

»Was glauben Sie, was das für Leute sind, mit denen wir es hier zu tun haben?« fragte Sloane nervös.

Die Miene des FBI-Mannes blieb unverändert; er verschwendete auch selten Zeit mit tröstenden Worten. »Wir wissen noch nicht, was das für Leute sind. Aber ich finde es sinnvoll, nie den Feind zu unterschätzen. Wenn es sich dann später herausstellt, daß ich ihn überschätzt habe, ist das nur zu meinem Vorteil.«

Havelock fuhr fort: »Hier und bei Ihnen zu Hause werden in Kürze noch einige Leute von uns mit elektronischer Ausrüstung aufkreuzen. Wir wollen Ihr Telefon abhören, und deshalb sollten Sie, solange Sie hier im Haus sind, alle Anrufe auf Ihrer gewohnten Leitung entgegennehmen.« Er deutete auf Sloanes Schreibtisch. »Wenn die Entführer anrufen, tun Sie das einzig Naheliegende - reden Sie mit ihnen, solange es geht, obwohl natürlich auch die Gangster wissen, wie schnell heutzutage Fangschaltungen arbeiten.«

»Sie wissen, daß unsere Anschlüsse zu Hause Geheimnummern haben?«

»Ja, aber ich gehe davon aus, daß die Entführer sie auch haben. Schließlich gibt es eine Menge Leute, die die Nummern kennen.« Havelock zog ein Notizbuch aus der Tasche. »Aber nun, Mr. Sloane, habe ich noch einige Fragen an Sie.«

»Schießen Sie los.«

»Haben Sie oder Ihre Familienangehörigen irgendwelche Drohungen erhalten? Bitte denken Sie genau nach.«

»Nicht daß ich wüßte.«

»Haben Sie in den Nachrichten über irgend etwas berichtet, das bestimmten Personen oder auch Gruppen Grund für besondere Feindschaft geben könnte?«

Sloane streckte die Hände in die Luft. »Mindestens einmal pro Tag.«

»Das dachte ich mir. Deshalb werden sich zwei meiner Kollegen Aufzeichnungen Ihrer Sendungen aus den letzten zwei Jahren ansehen und nachprüfen, ob sich daraus irgendwelche Schlüsse ziehen lassen. Was ist mit Drohbriefen? Sie erhalten doch sicher welche.«

»Aber ich sehe sie nie. Wir in der Nachrichtenabteilung werden vor der Post abgeschirmt. Eine Entscheidung des Managements.«

Havelock hob überrascht die Augenbrauen, während Sloane weitersprach. »Alles, was wir in den Nachrichten bringen, produziert eine gigantische Menge an Post. Es würde uns zu viel Zeit kosten, all diese Briefe zu lesen, geschweige denn, sie zu beantworten. Und außerdem ist das Management der Überzeugung, daß wir uns unsere Objektivität und Fairneß eher bewahren können, wenn wir individuelle Reaktionen auf die Nachrichten nicht zu sehen bekommen.« Sloane zuckte mit den Achseln. »Einige sind da anderer Meinung, aber so ist es eben.«