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»Genauso ist es«, sagte Rita. »Und du irrst dich außerdem, Brod, wenn du meinst, daß die Nachrichten der Lokalsender besser werden. Werden sie nämlich nicht. Sie werden schlechter. Einige Leute, die mit hohen Erwartungen die großen Sender verlassen haben, um bei den lokalen zu arbeiten, kommen jetzt enttäuscht wieder zurück.«

»Und warum?« wollte Broderick wissen.

»Weil das Management der lokalen die Nachrichten nur im Hinblick auf Werbewirksamkeit und damit zu erzielende Einnahmen betrachtet. Diese neue Technologie, die du erwähnt hast, dient ihnen nur dazu, um die niedersten Instinkte ihrer Zuschauer zu kitzeln. Und wenn sie wirklich jemand von der Nachrichtenredaktion auf eine große Story ansetzen, dann ist er meistens noch ein halbes Kind, ein Anfänger, der mit der Erfahrung und den Möglichkeiten unserer Reporter nicht konkurrieren kann.«

Harry Partridge gähnte. Das Schlimme an dieser Unterhaltung war, daß sie aufgewärmter Kaffee war, ein Spiel, um die Zeit zu überbrücken. Sie verlangte keine intellektuelle Anstrengung, die ganze Sache hatten sie schon viel zu oft durchgespielt.

Plötzlich bemerkte er in der Nähe verstärkte Aktivität.

Die beiden Sicherheitsbeamten waren noch immer in der Bar, die sie zuvor lässig durchschlendert hatten. Doch nun wurden sie plötzlich aktiv und rissen ihre Funkgeräte ans Ohr. Offenbar eine wichtige Meldung. Partridge verstand einige Fetzen. »...Alarmstufe Zwei... Kollision in der Luft... nähert sich Landebahn einssieben, links... Sicherheitsdienst Treffpunkt...« Die beiden Beamten stürzten hinaus.

Die anderen aus der Gruppe hatten es ebenfalls mitbekommen. »Hehl« rief Minh Van Canh. »Vielleicht...«

Rita sprang auf. »Ich seh mal nach, was los ist.« Sie verließ eilig den Raum.

Van Canh und O'Hara packten Kamera und Audiogeräte zusammen. Partridge und Broderick taten das gleiche mit ihrem Gepäck.

Einer der Sicherheitsbeamten war noch in Sichtweite. Rita holte ihn bei einem Schalter der American Airlines ein, und dabei fiel ihr auf, daß er das jugendlich attraktive Aussehen eines Footballspielers hatte.

»Ich bin von CBA News.« Sie zeigte ihm ihren Presseausweis.

Er musterte sie unverhohlen. »Ja, ich weiß.«

Unter anderen Umständen, dachte sie kurz, hätte sie ihn vielleicht mit den Reizen einer älteren Frau bekannt gemacht. Doch dazu war leider keine Zeit. »Was ist los?« fragte sie.

Der Beamte zögerte. »Sie müssen sich ans Informationsbüro wenden... «

»Später«, erwiderte Rita ungeduldig. »Es ist ein Notfall, oder? Sagen Sie schon.«

»Muskegon Airlines hat Probleme. Einer ihrer Airbusse hatte eine Kollision. Versucht, mit Feuer an Bord zu landen. Wir haben Alarmstufe Zwei, das heißt, sämtliche Rettungsdienste sind unterwegs in Richtung Rollbahn eins-sieben, links.« Seine Stimme klang besorgt. »Sieht ziemlich schlimm aus.«

»Ich will mein Kamerateam da draußen haben. Und zwar sofort. In welche Richtung müssen wir?«

Der Sicherheitsbeamte schüttelte den Kopf. »Wenn Sie es ohne Begleitung versuchen, kommen Sie nicht weiter als bis zur Flugfeldrampe. Man wird Sie verhaften.«

Rita fiel etwas ein, das sie einmal gehört hatte: Daß der DFW Airport stolz sei auf seine gute Zusammenarbeit mit den Medien. Sie deutete auf das Funkgerät des Beamten. »Können Sie mit dem Ding das Informationsbüro anrufen?«

»Könnte ich schon.«

»Dann tun Sie es. Bitte!«

Ihre Überredungskünste funktionierten. Der Beamte rief an und erhielt sofort Antwort. Er nahm Ritas Pressekarte, las die Angaben ab und erklärte, was sie wollte.

Sie hörte die Antwort. »Sagen Sie ihnen, daß sie sich zuerst beim Sicherheitsposten Eins melden und dort ihre Kennkarten abholen müssen.«

Rita stöhnte. Sie zeigte auf das Funkgerät. »Lassen Sie mich mal.«

Der Beamte drückte die Sprechtaste und hielt ihr das Gerät hin.

Hastig sprach sie in das eingebaute Mikrofon. »Wir haben keine Zeit dazu, das müssen Sie doch verstehen. Wir sind von CBA. Wir haben alle möglichen Referenzen. Den ganzen Papierkram erledigen wir später. Aber bitte, bitte, bringen Sie uns jetzt sofort raus.«

»Moment.« Eine Pause, dann eine neue Stimme in knappem Befehlston: »In Ordnung, gehen Sie schnell zu Gate 19. Fragen Sie jemand nach dem Weg zum Flugfeld. Warten Sie dort auf einen Kombi mit Blinklicht. Ich werde Sie abholen.«

Rita faßte den Beamten am Arm. »Danke!«

Dann lief sie zurück zu Partridge und den anderen, die eben die Bar verließen. Broderick war der letzte. Beim Gehen warf der Mann der New York Times noch einen bedauernden Blick auf die zurückgelassenen Drinks, für die er bezahlt hatte.

Rita berichtete knapp, was sie erfahren hatte, und wandte sich dann an Partridge, Minh und O'Hara: »Das kann 'ne große Sache werden. Geht raus aufs Flugfeld. Aber beeilt euch. Ich häng' mich erst ans Telefon und komm' dann nach.« Sie sah auf die Uhr. 17 Uhr 20, 18 Uhr 20 in New York. »Wenn wir schnell sind, schaffen wir es noch bis zur Erstausgabe.« Aber insgeheim zweifelte sie daran.

Partridge akzeptierte mit einem Kopfnicken Ritas Befehle. Die Beziehung zwischen Korrespondent und Produzent war nicht klar definiert. Offiziell war ein Außenproduzent wie Rita verantwortlich für das ganze Team, auch für den Korrespondenten, und wenn irgend etwas schiefging, schob man dem Produzenten die Schuld zu. Aber wenn alles gutging, erhielt natürlich der Korrespondent, dessen Gesicht und dessen Name im Bericht auftauchten, das Lob, obwohl zweifellos auch der Produzent die Story mitgestaltet und Textbeiträge geliefert hatte.

Doch im Fall eines so berühmten und einflußreichen Korrespondenten wie Harry Partridge drehte sich die offizielle Hackordnung manchmal um, der Korrespondent übernahm die Führung, und der Produzent ließ sich von ihm einschüchtern und wurde überstimmt. Wenn jedoch Partridge und Rita zusammenarbeiteten, machte sich keiner viel Gedanken über die Rangordnung. Sie wollten einfach die besten Berichte abliefern, die sie beide gemeinsam produzieren konnten.

Während Rita zu einer Telefonzelle stürzte, liefen Partridge, Minh und O'Hara zum Gate 19, wo sie nach einem Zugang zur Flugfeldrampe suchten. Graham Broderick, den die Ereignisse sehr schnell wieder nüchtern gemacht hatten, folgte ihnen auf den Fersen.

Am Ende des Ganges war eine Tür mit der Aufschrift:

FLUGFELD - SPERRZONE

NUR NOTAUSGANG

ALARMGESICHERT

Da kein Offizieller zu sehen war, schob sich Partridge ohne Zögern hindurch, die anderen folgten ihm. Während sie eine Metalltreppe hinunterstürmten, schrillte hinter ihnen die Alarmglocke. Sie ignorierten sie und betraten die Flugfeldrampe.

Es ging zu dieser Tageszeit sehr hektisch zu, auf dem Flugfeld drängten sich Maschinen und Servicewagen. Plötzlich tauchte ein Kombi auf, der mit Blinklicht auf sie zugerast kam. Mit quietschenden Bremsen stoppte er vor Gate 19.

Minh, der dem Wagen am nächsten stand, öffnete die Tür und sprang hinein. Die anderen folgten. Der Fahrer, ein schlanker, junger Mann in braunem Anzug, gab Gas und fuhr so schnell davon, wie er gekommen war. Ohne sich umzudrehen, sagte er: »Hallo, Jungs. Ich bin Vernon - vom Infobüro.«

Partridge stellte sich und die anderen vor.

Vernon nahm drei grüne Kennkarten vom Beifahrersitz und gab sie nach hinten. »Die sind zeitlich begrenzt. Ihr steckt sie euch besser an; ich hab' mich schon über genug Vorschriften hinweggesetzt, aber wie eure Lady schon sagte, wir sind etwas knapp mit der Zeit.«

Sie hatten bereits zwei Rollbahnen überquert und fuhren nun auf einer Zufahrtsstraße in östlicher Richtung. Rechts vor ihnen lagen zwei Landebahnen. An der entfernteren trafen eben die Rettungsfahrzeuge ein.