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»Ich sehe nicht ein, warum ich Ihnen das erklären sollte — es sei denn, Sie wären der Anführer der Nyjord Army. Sie heißen Hys, nicht wahr?«

Der Fahrer stieß einen ärgerlichen Laut aus. »Wie kommen Sie darauf?« erkundigte er sich.

»Ich habe einfach das Gefühl. Sie benehmen sich nicht wie ein normaler Sandwagenfahrer. Selbstverständlich könnte Ihre Armee aus lauter Generalen bestehen — aber das bezweifle ich stark. Außerdem weiß ich, daß uns allen nicht mehr sehr viel Zeit bleibt. Sie würden eine Menge Zeit verschwenden, wenn Sie in Ihrem Lager geblieben wären, um dort auf mich zu warten. Wenn Sie mich selbst abholen, können Sie Ihre Entscheidung treffen, bevor wir angekommen sind. Habe ich recht?«

»Ja — ich bin Hys. Aber Sie haben meine Frage noch immer nicht beantwortet. Wofür brauchen Sie einen Magter?«

»Wir wollen ihn untersuchen, weil ich nicht glaube, daß die Magter richtige Menschen sind. Sie leben unter den Menschen und verkleiden sich als solche — aber trotzdem sind sie keine richtigen Menschen.«

»Keine Menschen?« In der Stimme des anderen schwangen Überraschung und Abscheu mit.

»Vielleicht. Unsere Untersuchung wird uns die nötigen Aufschlüsse geben.«

»Sie sind entweder dumm oder inkompetent«, warf Hys ihm vor. »Ich lehne es ab, mich in irgendeiner Form an diesem Vorhaben zu beteiligen.«

»Sie müssen aber!« Brion war überrascht, wie ruhig seine Stimme klang. Er spürte, daß der andere sich doch für seinen Vorschlag interessierte. »Sie haben keine andere Wahl — wenn Sie diesen Krieg beenden wollen, bevor er begonnen hat. Oder wissen Sie eine andere Möglichkeit?«

»Gut, Sie werden Ihren Magter bekommen«, stimmte Hys zu. »Ich glaube zwar nicht, daß Sie damit etwas erreichen werden — aber ein toter Magter mehr ist kein Nachteil. Unsere Teams führen heute nacht Angriffe gegen die Magter durch. Sie können sich meinem anschließen — die übrigen sind schon unterwegs. Wir wollen einen kleineren Turm überfallen, in dem wir bereits einmal ein Waffenlager entdeckt haben. Die Aussichten, daß wir dort wieder etwas finden, sind nicht schlecht, denn die Magter sind dumm genug, um dort wieder Waffen zu lagern. Manchmal scheinen sie keinerlei Vorstellungsvermögen zu besitzen.«

»Sie haben keine Ahnung, wie recht Sie damit haben«, sagte Brion mit einem leisen Lächeln.

Einige Minuten später erreichten sie eine Felsschlucht, die nach oben hin enger wurde. Am Eingang stand ein Verzögerungsprojektor, der leise summend sämtliche Lichtstrahlen verschluckte und dadurch einen unsichtbaren schwarzen Vorhang bildete. Dahinter erstreckte sich eine ebene Fläche, auf der drei offene Sandwagen in Bereitschaft standen. Ihre Besatzungen saßen am Boden verstreut, unterhielten sich und überprüften nochmals ihre Waffen. Als Hys und Brion erschienen, herrschte sofort Schweigen.

»Aufsitzen!« befahl Hys. »Wir greifen nach dem bekannten Plan an. Telt soll zu mir kommen.« Brion bemerkte, daß die Stimme des anderen weicher klang, wenn er mit seinen Männern sprach. Die Soldaten gehorchten augenblicklich — offensichtlich sahen sie in Hys einen guten Befehlshaber.

Ein dicklicher Mann tauchte vor Hys auf und salutierte lässig. Er war schwer mit elektronischen Geräten beladen, die in Segeltuchtaschen verpackt waren. Sogar die Taschen seiner Uniform steckten voller Ersatzteile und Werkzeuge.

»Das hier ist Telt«, sagte Hys zu Brion. »Er wird sich um Sie kümmern. Telt begleitet mich bei unseren Angriffen und stellt dabei seine Messungen in unmittelbarer Nähe der Türme an. Bisher hat er allerdings noch keine Anzeichen für das Vorhandensein der Abschußrampe oder der Bomben festgestellt. Nachdem er überflüssig ist und Sie überflüssig sind, kann einer auf den anderen aufpassen. Sie können den Sandwagen benützen, in dem wir gekommen sind.«

Telt grinste breit. »Warten Sie nur ab! Eines Tages werden die Nadeln ausschlagen — und dann haben wir keine Sorgen mehr. Was soll ich mit dem Fremden tun?«

»Besorgen Sie ihm einen toten Magter«, befahl Hys. »Dann setzen Sie ihn wieder ab und kommen zu uns zurück.« Hys zuckte mit den Schultern, als er Telt ansah. »Eines Tages werden die Nadeln ausschlagen! Armer Irrer — heute ist der letzte Tag.« Er drehte sich um und bestieg den ersten Wagen.

»Er mag mich«, erklärte Telt zuversichtlich, während er nach einer weiteren Segeltuchtasche griff. »Das ist schon aus den Schimpfworten zu erkennen, die er mir an den Kopf wirft. Ein wirklich großer Mann, dieser Hys, aber leider hat man das erst zu spät erkannt.«

Brion folgte dem Techniker zu dem wartenden Wagen und half ihm, seine Ausrüstung zu verstauen. Als die größeren Panzerwagen aus der Dunkelheit auftauchten, schloß Telt sich ihnen an. Er summte leise vor sich hin, während er fuhr. Dann brach das Summen plötzlich ab, und Telt sah Brion fragend an. »Wozu brauchen Sie eigentlich einen toten Disaner?«

»Oh, nur eine Theorie«, antwortete Brion mit verschlafener Stimme. Er hatte sich während der Fahrt mit geschlossenen Augen in seinen Sitz zurückgelehnt. »Ich suche noch immer nach einem Ausweg, um die Katastrophe zu verhindern.«

»Sie und Hys haben ziemlich viel Ähnlichkeit miteinander«, stellte Telt fest. »Zwei echte Idealisten. Wollen einen Krieg verhindern, den sie nicht angezettelt haben. Auf Hys haben sie auch nie gehört. Er hat ihnen schon vor Monaten gesagt, wie die Sache sich entwickeln würde, aber die Leute dachten immer, daß seine Ideen genauso krumm wie sein Rücken seien. Hys bildete sich selbst zu einem Experten auf dem Gebiet der Kriegführung aus. Hah! Krieg auf Nyjord — das ist das gleiche, als wäre man ein Eiswürfelspezialist in der Hölle. Aber er kannte sich aus, obwohl niemand ihm die Chance gab, dieses Wissen praktisch anzuwenden. Statt dessen erhielt Opa Krafft den Oberbefehl.«

»Und was ist mit der Nyjord Army?«

»Alles nur Freiwillige. Außerdem haben wir nicht genügend Geld. Ich sage Ihnen, wir haben unser Bestes getan, aber selbst das reichte einfach nicht aus. Und jetzt müssen wir uns dafür Mörder nennen lassen. Die Leute zu Hause glauben, daß wir die Magter zum Vergnügen überfallen. Sie denken, daß wir übergeschnappt sein müssen. Sie begreifen nicht, daß wir…«

Telt verstummte mitten im Satz und trat auf die Bremse. Auch die anderen Wagen hatten angehalten und warteten mit abgestellten Motoren auf den Befehl zum Angriff. Über den Dünen vor ihnen war die Spitze eines schwarzen Turms sichtbar.

»Von hier ab gehen wir zu Fuß«, sagte Telt. »Wir können uns Zeit lassen, weil die anderen zuerst angreifen und den Widerstand brechen. Dann sehen wir uns in dem Keller um, führen einige Messungen durch und nehmen eine Leiche mit.«

Zunächst konnten sie noch aufrecht gehen, aber dann krochen sie eng an den Boden gepreßt weiter. Vor ihnen bewegten sich dunkle Schatten die Außenwände des Turms hinauf, ohne dabei die Rampe zu benützen.

»Müssen wir etwa auch dort hinauf?« erkundigte sich Brion, der an den Abtransport des Magters dachte.

»Nein, wir sind vom Klettern befreit«, beruhigte ihn Telt. »Ich bin schon einmal hiergewesen, deshalb weiß ich, wie der Turm von innen aussieht.« Er schritt eine bestimmte Entfernung von einer Ecke des Turms ab. »Hier müßte es sein.«

In diesem Augenblick ratterten die automatischen Waffen der Angreifer los.

»Los, wir müssen uns beeilen, solange die Magter dort oben beschäftigt sind!« rief Telt Brion zu. Er holte eine faustgroße Kugel aus einer der Gerätetaschen und preßte sie gegen die Mauer. Sie blieb daran hängen. Telt betätigte einen Schalter an der ihnen zugewandten Seite der Kugel und zog einen Sicherungsstift heraus. Dann warf er sich flach zu Boden. Brion folgte seinem Beispiel. »Eine Hohlhaftladung«, erklärte Telt ihm. »Das Ding müßte die Mauer glatt durchschlagen, aber sicher kann man das nie sagen.«