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Der Boden unter ihnen erbebte, als die Sprengladung die Mauer zerschmetterte. Als die Staubwolke sich verzogen hatte, erkannten die beiden Männer ein dunkles Loch in der Außenseite des Turms. Telt leuchtete mit seinem Handscheinwerfer hinein.

»Falls sich jemand gegen diese Wand gelehnt haben sollte, brauchen wir uns keine Sorgen mehr um ihn zu machen«, stellte er zufrieden fest. »Wir müssen uns aber trotzdem beeilen, bevor die anderen von oben herunterkommen.«

Sie kletterten über die Felsbrocken hinweg, mit denen der Boden bedeckt war. Telt wies auf eine Rampe, die steil nach unten führte. »Unterirdische Lagerräume. Aus dem Felsen herausgehauen. Dort haben sie immer ihr Zeug gelagert und…«

Ein schwarzes Etwas kam aus dem Tunnel heraus auf sie zugeflogen und landete vor ihren Füßen. Telt stieß nur einen überraschten Laut aus, aber Brion reagierte blitzschnell. Er versetzte dem Ding einen gewaltigen Fußtritt und beförderte es wieder in den Tunnel zurück. Telt warf sich neben ihm zu Boden, als ein gelber Lichtblitz aufleuchtete. Hinter und über ihnen prallten Splitter von den Wänden und der Decke ab.

»Handgranaten!« keuchte Telt. »Bisher haben die Magter sie nur einmal benützt — anscheinend haben sie nicht viele. Ich muß Hys davor warnen.« Er sprach aufgeregt in sein Kehlkopfmikrophon. Vor ihnen regte sich etwas, und Brion schickte einige kurze Feuerstöße in die Dunkelheit hinab.

»Den anderen geht es auch schlecht! Wir müssen uns zurückziehen. Gehen Sie zuerst, ich decke Ihnen den Rücken.«

»Ich bin hier, um einen Disaner mitzunehmen — und ich gehe nicht, bevor ich einen habe!«

»Sie sind verrückt! Hier kommen Sie nicht mehr lebend heraus!«

Telt warf sich herum und hastete auf das Loch zu, durch das sie hereingekommen waren. Brion schoß wieder, denn in diesem Augenblick tauchten die Magter auf. Sie kamen schweigend und lautlos näher, rannten mit ausdruckslosen Gesichtern in die Kugeln und starben. Zwei waren auf der Stelle tot, aber der dritte stolperte weiter, obwohl er schwer verwundet war. Er hob drohend sein Messer, aber Brion zögerte noch. Wie oft mußte man einen Menschen umbringen? Oder war das kein Mensch? Er hatte den Finger am Abzug, zögerte aber noch immer.

Ein Feuerstoß aus Telts Waffe löste das Problem. Der Magter sank in sich zusammen.

»Da haben Sie Ihre Leiche — los, beeilen Sie sich!« schrie Telt.

Sie schleppten den toten Magter durch das Loch ins Freie und erwarteten dabei jede Sekunde einen tödlichen Messerstoß in den Rücken. Aber der Angriff blieb aus. Erst als sie den Turm bereits hinter sich gelassen hatten, explodierte weit hinter ihnen eine Handgranate, die ihnen nicht mehr schaden konnte.

Einer der gepanzerten Sandwagen kreiste mit aufgeblendeten Suchscheinwerfern um den Turm, während seine Maschinenwaffen die Magter in Schach hielten. Die abgeschlagenen Angreifer kletterten einer nach dem anderen in den Wagen. Auch Telt und Brion bewegten sich mühsam darauf zu. Sie kamen in dem tiefen Sand nur langsam voran, weil das Gewicht der Leiche sie behinderte. Telt warf einen Blick über seine Schulter und setzte sich in einen leichten Trab.

»Sie verfolgen uns!« keuchte er. »Das ist das erste Mal, daß sie uns nach einem Angriff folgen!«

»Wahrscheinlich wissen sie, daß wir die Leiche haben«, meinte Brion.

»Wir müssen sie zurücklassen…«, stieß Telt hervor. »Zu schwer… sie erwischen uns sonst…«

»Lieber lasse ich Sie zurück!« gab Brion wütend zur Antwort. »Geben Sie mir den Magter, damit Sie schneller rennen können.« Er nahm Telt die Leiche ab und hob sie auf seine eigenen Schultern. »Los, geben Sie uns Feuerschutz!«

Telt drehte sich um und schoß auf die dunklen Gestalten, die ihnen folgten. Der Fahrer des Sandwagens mußte das Mündungsfeuer gesehen haben, denn er beschrieb eine scharfe Kurve und kam auf die beiden Männer zu. Als der Wagen in einer Staubwolke vor ihnen hielt, schob Brion den toten Magter vor sich her in das Innere, bevor er selbst aufstieg. Das Fahrzeug setzte sich wieder in Bewegung und ließ den schwarzen Turm hinter sich.

»Wissen Sie, das war eigentlich mehr als Spaß gemeint, als ich Ihnen vorschlug, wir sollten die Leiche zurücklassen«, erklärte Telt. »Sie haben das doch nicht etwa ernst genommen?«

»Doch«, gab Brion zurück. »Ich dachte, Sie meinten es ernst.«

»Ach, was«, protestierte Telt, »Sie sind genauso schlimm wie Hys. Sie nehmen alles gleich zu ernst.«

Nachdem die Männer sich auf die wartenden Sandwagen verteilt hatten, löste die Kolonne sich auf, so daß jedes Fahrzeug eine andere Richtung einschlug. »Wir verteilen uns, damit die Magter nicht wissen, welcher Spur sie folgen sollen«, erklärte Telt. Er klemmte ein Stück Papier neben dem Kompaß fest. »Wir beschreiben zunächst ein großes U in der Wüste und kommen in Hovedstad heraus. Ich habe den Kurs hier. Dann setze ich Sie und Ihren schweigsamen Freund dort ab und fahre zu meinen Leuten zurück. Sind Sie wegen vorhin immer noch wütend auf mich?«

Brion gab keine Antwort. Er starrte aus dem Seitenfenster hinaus.

»Was gibt es denn dort zu sehen?« erkundigte sich Telt neugierig.

»Dort drüben«, antwortete Brion und wies auf den Lichtschimmer am Horizont.

»Die Morgenröte«, sagte Telt überrascht. »Auf Ihrem Planeten regnet es wohl oft? Haben Sie noch nie einen Sonnenaufgang gesehen?«

»Nicht am letzten Tag einer Welt.«

»Hören Sie auf damit«, brummte Telt, »sonst bekomme ich noch eine Gänsehaut. Ich weiß, daß die verdammten Bomben fallen werden. Aber ich weiß wenigstens auch, daß ich alles getan habe, um die Katastrophe zu verhindern. Glauben Sie etwa, daß die Menschen bei mir zu Hause — auf Nyjord — sich von morgen an besser fühlen werden?«

»Vielleicht können wir es noch verhindern«, meinte Brion. Telt zuckte verächtlich mit den Schultern.

Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, als sie die letzten Hügel vor den Ausläufern der Stadt überwunden hatten. Als Brion auf Hovedstad hinuntersah, empfand er deutlich eine unerklärliche Angst. Im Herzen der Stadt erhob sich ein schwarzer Rauchpilz. Vielleicht handelte es sich nur um einen Brand in einem der unbewohnten Lagergebäude, aber die Spannung nahm zu, je näher sie dem Brandherd kamen. Brion schwieg verbissen, aber Telt drückte seine innersten Befürchtungen aus.

»Scheint ein Feuer zu sein; Offensichtlich ganz in der Nähe des G.K.B.-Gebäudes.«

Auf den Straßen der Stadt sahen sie die ersten Anzeichen der Zerstörung. Kleinere und größere Steinbrocken, die überall herumlagen. Ein stechender Geruch, der in ihre Nasen drang. Menschen, die sich alle in dieselbe Richtung bewegten, die Telt mit seinem Sandwagen einhielt. Die sonst so verlassenen Straßen von Hovedstad wimmelten plötzlich von Menschen.

Brion überzeugte sich davon, daß die über den toten Magter gebreitete Plane an allen Seiten dicht abschloß, bevor sie langsam durch die Menge fuhren.

»Das gefällt mir gar nicht«, beklagte sich Telt. »Wenn heute nicht der letzte Tag wäre, würde ich glatt umkehren. Diese Leute kennen unsere Wagen; wir haben sie oft genug überfallen.«

Vor ihnen erhob sich ein schwärzlicher Trümmerhaufen. Hellrote Flammenzungen schlugen daraus hervor. Eine Mauer stürzte mit ohrenbetäubendem Lärm in sich zusammen.

»Es ist tatsächlich Ihr Gebäude!« rief Telt. »Sie sind uns zuvorgekommen — wahrscheinlich haben sie den Angriff über Funk befohlen. Jedenfalls haben sie mit Sprengstoff nicht gespart.«

Alle Hoffnung war tot. Dis war tot. Unter den Trümmern lagen die zerschmetterten Körper der Menschen, die auf ihn vertraut hatten. Lea… hübsche kleine Lea. Dr. Stine, seine Patienten. Faussel und alle anderen. Er hatte sie nicht von diesem Planeten fortgelassen, und jetzt waren sie tot. Ohne Ausnahme. Tot.

Mörder!

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