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Während sie durch das Bullauge nach draußen sahen, wurde Dis langsam kleiner. Das Raumschiff steigerte seine Geschwindigkeit und steuerte Nyjord an. Brion und Lea saßen unbeweglich nebeneinander. Mit Dis blieb ein gemeinsames Erlebnis zurück. Dort unten waren sie beide Fremde auf einer fremden Welt gewesen. Ihr Schicksal hatte sie ein kurzes Stück ihres Lebensweges gemeinsam zurücklegen lassen. Jetzt war die Zeit abgelaufen; ihre Wege trennten sich wieder.

»Na, ihr Turteltäubchen!« rief Hys, als er die Kabine betrat. »Ihr seht aber nicht gerade fröhlich aus«, stellte er dann fest.

»Wenn Sie mich glücklich machen wollen, brauchen Sie nur tot umzufallen«, meinte Lea wütend.

Hys ignorierte sie völlig und ließ sich ebenfalls auf die Couch nieder. Seitdem er das Kommando über seine Leute abgegeben hatte, schien er wesentlich umgänglicher geworden zu sein. »Werden Sie weiterhin für die Gesellschaft für kulturelle Beziehungen arbeiten, Brion?« erkundigte er sich. »Männer wie Sie können wir immer gebrauchen.«

Brion sah ihn erstaunt an, als ihm die Bedeutung dieser Frage aufging. »Sind Sie auch für die G.K.B. tätig?«

»Bevollmächtigter für Nyjord«, antwortete Hys. »Ich hoffe doch sehr, daß Sie nicht geglaubt haben, die G.K.B. sei hier nur durch so hilflose Paragraphenreiter wie Faussel oder Mervv vertreten? Leute dieser Art werden immer nur als Strohmänner vorgeschoben. Nyjord ist ein schöner Planet, aber die Menschen dort brauchen eine feste Hand, die sie unmerklich führt, damit sie ihren Platz in der Galaxis behaupten können, ohne sofort unter die Räder zu kommen.«

»Was steckt eigentlich hinter der ganzen Sache, Hys?« erkundigte sich Lea. »Ich habe schon die ganze Zeit über vermutet, daß die G.K.B. durchaus nicht so idealistische Ziele verfolgt, wie man mir immer weisgemacht hat. Ist das eine Bande von machtgierigen Egoisten — oder was?«

»Das ist der erste Vorwurf, der gegen uns erhoben würde, wenn unsere Tätigkeit öffentlich bekannt würde«, gab Hys freimütig zu. »Deshalb haben wir uns auf Untergrundtätigkeit spezialisiert. Der beste Gegenbeweis, den ich Ihnen geben kann, ist die Frage der nötigen Mittel. Woher bekommen wir Ihrer Meinung nach das Geld für eine Tätigkeit von so großem Ausmaß wie auf Dis?« Er lächelte, als sie ihn verständnislos ansah. »Falls Sie später noch Zweifel haben, mache ich Ihnen gern unsere Bücher zugänglich. Die Wahrheit ist ganz einfach — unsere Tätigkeit wird von den Planeten finanziert, denen wir geholfen haben. Selbst ein Bruchteil eines Prozents der zur Verfügung stehenden Gesamtmittel eines Planeten ist schon sehr viel Geld. Wenn man über mehrere solche Quellen verfügt, hat man am Schluß genug, um anderen Planeten zu helfen. Und freiwillige Zuwendungen sind der beste Beweis, wenn man es sich recht überlegt. Man kann den Menschen nicht einreden, daß sie mit dem zufrieden sein müssen, was man für sie getan hat. Sie müssen selbst davon überzeugt sein. Auf jedem Planeten, der mit der G.K.B. zu tun gehabt hat, gibt es einige Männer in hohen Stellungen, die unsere Arbeitsweise kennen, mit ihr einverstanden sind und folglich auch dafür sorgen, daß wir genügend Geld zur Verfügung haben.«

»Warum erzählen Sie mir das alles?« wollte Lea wissen. »Das ist doch bestimmt streng geheim?«

»Muß ich Ihnen das wirklich noch erklären?« fragte Hys zurück. »Wir möchten, daß Sie weiterhin für uns arbeiten. Sie dürfen Ihr Gehalt selbst festsetzen — wie gesagt, wir haben immer genügend Geld.«

Hys sah von einem zum anderen und brachte sein überzeugendstes Argument vor. »Ich hoffe, daß auch Brion bei uns bleibt.

Er gehört zu der seltenen Sorte von Männern, die sich für unsere Arbeit hervorragend eignen.«

»Sie brauchen mir nur noch zu zeigen, wo ich unterschreiben soll«, meinte Lea lächelnd. Ihre Stimme klang wieder so fröhlich und unbeschwert wie zuvor.

»Man kann Ihr Vorgehen nicht gerade als Erpressung bezeichnen«, sagte Brion zu Hys, »aber ich nehme an, daß Sie wissen, wie man nach Wunsch mit Menschen umspringt, wenn Sie sogar mit ganzen Planeten fertig werden. Allerdings muß ich Ihnen sagen, daß ich diesmal keinen Anstoß brauche.«

»Unterschreiben Sie auch?« fragte Hys.

»Ich muß nach Anvhar zurück«, sagte Brion, »aber das ist nicht so dringend.«

»Die Erde ist ohnehin schon übervölkert genug«, stellte Lea fest.

Harry Harrison

Retter einer Welt

Utopischer Roman

Deutsche Erstveröffentlichung

WILHELM HEYNE VERLAG

MÜNCHEN

HEYNE-BUCH NR. 3058

im Wilhelm Heyne Verlag, München

Titel der amerikanischen Originalausgabe

PLANET OF THE DAMNED

Deutsche Übersetzung von Wulf H. Bergner

Genehmigte Taschenbuchausgabe

Copyright © 1962 by Harry Harrison

Printed in Germany 1965

Umschlag: Atelier Heinrichs, München

Gesamtherstellung: H. Mühlberger, Augsburg