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»Die Worte und Bilder deines Reports haben wir gesehen«, knurrte Nourse, »und jetzt wünschen wir den Nicht-Report.«

Nicht-Report? überlegte Allgood. Glaubt er, wir haben etwas verborgen?

»Kleiner Max«, fragte Calapine, »hast du, wie die Notwendigkeit gebot, diese Computerassistentin in Narkose verhört?«

Das ist es also, überlegte Allgood und atmete tief. »Sie wurde verhört, Calapine.«

»Ich möchte etwas sagen«, fiel Igan ein, »wenn ich…«

»Halt deinen Mund, Pharmazeut«, gebot Nourse, »wir sprechen mit Max.«

Igan senkte den Kopf. Wie gefährlich das ist, schoß es ihm durch den Kopf, und alles nur wegen dieser Närrin. Sie gehörte nicht einmal zu uns. Kein registrierter Cyborg kennt sie. Gehört keiner Zelle an, keiner Gruppe. Reiner Zufall — eine Sterrie, und sie bringt uns in so schreckliche Gefahr!

»Hat diese Assistentin das absichtlich getan?« fragte Calapine. »Eure Agenten haben es nicht gesehen, aber wir wissen, es mußte so gewesen sein.« Sie warf einen prüfenden Blick auf die Instrumente. »Sag jetzt, weshalb das geschah.«

Allgood seufzte. »Ich habe keine Entschuldigung, Calapine. Die Männer wurden alle verhört.«

»Und warum hat die Assistentin so gehandelt? Antworte.«

Allgood sah Boumour und Igan an, die zu Boden schauten. Er hob den Blick zu Calapines schimmerndem Gesicht. »Es ist uns nicht gelungen, ihre Motive zu entdecken, Calapine.«

»Nicht gelungen?« grollte Nourse.

»Sie … ahh … hörte während des Verhörs zu existieren auf, Nourse«, antwortete Allgood. Die Tuyère versteiften sich. »Die Pharmazeuten sagten mir, ihre Genkonstruktion habe einen Makel gehabt.«

»Das ist unendlich bedauerlich«, meinte Nourse und lehnte sich zurück.

»Es konnte auch eine absichtliche Selbstauslöschung gewesen sein, Nourse«, platzte Igan heraus.

Dieser verdammte Narr, dachte Allgood. Aber Nourse sah Igan an. »Du warst anwesend, Igan?«

»Boumour und ich verabreichten die Narkosemittel.«

Und sie starb dabei, dachte Igan. Aber wir haben sie nicht getötet. Sie starb, und uns gibt man die Schuld daran. Wo konnte sie den Trick gelernt haben, ihr Herz stillstehen zu lassen? Nur die Cyborgs kennen und lehren ihn.

»Max!« fragte Calapine. »Sag jetzt, ob du außerordentliche … Grausamkeit angewandt hast?« Sie beugte sich nach vorn.

»Sie hat nicht gelitten, Calapine«, erwiderte Allgood.

Enttäuscht lehnte sich Calapine zurück. Log er? Sie las ihre Instrumente ab. Nein, er log nicht.

»Pharmazeut«, befahl Nourse, »erkläre deine Meinung.«

»Wir haben sie sorgfältig untersucht«, antwortete Igan. »Es konnten nicht die Narkosemittel gewesen sein. Es ist nicht möglich …«

»Einige von uns glaubten, es sei ein genetischer Makel gewesen«, warf Boumour ein.

»Ich pflichte ihm nicht bei«, sagte Igan. Er sah Allgood an und spürte, daß dieser damit nicht einverstanden war. Doch es mußte getan werden. Die Regenten mußten einmal erfahren, was Unruhe heißt. Konnte man sie mit Tricks zu gefühlsmäßigem Handeln bringen, dann machten sie Fehler. Sie mußten aus dem Gleichgewicht gebracht werden, und zwar auf unmerkliche, raffinierte Art.

»Deine Meinung, Max?« fragte Nourse. Er ließ ihn nicht aus den Augen. In letzter Zeit zeigten die Doppelgänger deutliche Degenerationserscheinungen.

»Wir haben schon Zellmasse beiseite getan, Nourse«, erklärte Allgood, »und stellen damit ein Duplikat her. Bekommen wir eine genaue Kopie, können wir auch die Frage des genetischen Makels untersuchen.«

»Zu schade, daß die Doppelgänger nicht das Gedächtnis des Originals haben«, meinte Nourse.

»Wirklich, zu schade«, bedauerte Calapine. Sie sah Schruille an. »Stimmt das nicht, Schruille?«

Dieser sah sie an, ohne zu antworten. Glaubte sie, sie könne ihn ködern, so wie die Nur-Menschen?

»Hatte diese Frau einen Gefährten?« fragte Nourse.

»Ja, Nourse«, erwiderte Allgood.

»Fruchtbar?«

»Nein, Nourse. Sie war eine Sterrie.«

»Entschädige den Gefährten«, befahl Nourse. »Eine andere Frau, ein bißchen Muße. Laß ihn denken, sie sei uns gegenüber loyal gewesen.«

Allgood nickte. »Wir geben ihm eine Frau, die ihn ständig unter Beobachtung hat.«

Calapine lachte schallend. »Und warum hat noch niemand diesen Potter erwähnt, den Genetikingenieur?« fragte sie.

»Ich wollte gerade auf ihn zu sprechen kommen, Calapine«, sagte Allgood.

»Hat irgend jemand den Embryo überprüft?« erkundigte sich Schruille und sah plötzlich auf.

»Nein, Schruille«, gab Allgood zu.

»Und warum nicht?«

»Wenn dies eine geplante Tat ist, um der genetischen Kontrolle zu entgehen, Schruille, dann wünschen wir nicht, daß die Mitglieder dieser Organisation erfahren, daß wir sie verdächtigen. Noch nicht. Zuerst müssen wir alles über diese Leute erfahren, die Durants, ihre Freunde, Potter — über alle.«

»Aber der Embryo ist doch der Schlüssel zu allem«, wandte Schruille ein. »Was ist mit ihm?«

»Er ist der Köder, Schruille.«

»Wieso Köder?«

»Ja, Schruille, um die zu fangen, die in der Sache stecken.«

»Was ist mit ihm geschehen?«

»Ist das denn wichtig, Schruille, so lange wir … ihn unter Kontrolle haben?«

»Ich hoffe, der Embryo wird genauestens bewacht«, warf Nourse ein.

»Sehr genau«, versicherte Allgood.

»Dann schicke den Pharmazeuten Svengaard hierher«, befahl Calapine.

»Svengaard … Calapine?« fragte Allgood.

»Den Grund dafür brauchst du nicht zu wissen«, erklärte sie, »du brauchst ihn nur hierher zu schikken.«

»Ja, Calapine.«

Sie erhob sich, um das Ende der Unterredung anzuzeigen. Die Diener wandten sich um, schwangen ihre Weihrauchfässer und bereiteten sich darauf vor, die Nur-Menschen aus der Halle zu geleiten. Doch Calapine war noch nicht fertig. »Sieh mich an, Max«, befahl sie.

Er hob den Blick und begegnete ihren prüfenden Augen.

»Bin ich nicht schön?« fragte sie.

Allgood starrte sie an, diese schlanke Gestalt, deren Umrisse von ihrem Gewand und dem Energievorhang in der Kugel sanft verwischt waren. Sie war schön wie die meisten der Regentinnen, doch ihre Schönheit war abweisend in ihrer bedrohlichen Vollkommenheit. Sie würde unendlich lange leben, und sie hatte schon vierzig- oder fünfzigtausend Jahre lang gelebt. Aber eines Tages würde sein weniger vollkommener Körper sich weigern, die Enzymgaben anzunehmen. Dann würde er sterben, und sie lebte weiter, immer weiter. Und sein schwächerer Körper lehnte sie ab.

»Ihr seid sehr schön, Calapine«, antwortete er.

»Deine Augen geben das aber niemals zu.«

»Was willst du, Cal?« fragte Nourse. »Willst du diesen … willst du Max haben?«

»Ich will seine Augen«, sagte sie, »nichts als seine Augen.«

Nourse sah Allgood an. »Ach, Weiber …« Seine Stimme hatte einen Anflug falscher Kameraderie.

Allgood staunte. Einen solchen Ton hatte er von einem Regenten noch nie gehört.

»Unterbrich mich nicht mit Männerwitzen«, sagte Calapine. »Max, welche Gefühle hat dein innerstes Herz mir gegenüber?«

»Ah«, machte Nourse und nickte.

»Ich werde es dir sagen«, fuhr sie fort, als Allgood stumm blieb. »Du verehrst mich. Vergiß das nicht, Max. Du verehrst mich.« Sie sah Boumour und Igan an und entließ sie mit einem Wink.

Allgood senkte die Augen; er fühlte, daß sie die Wahrheit sprach. Er wandte sich um und ging, geleitet von den Dienern, mit Igan und Boumour zum Ausgang der Halle. An den Stufen angekommen, blieben die Diener stehen und senkten die Quarantänebarriere. Igan und Boumour wandten sich nach links und bemerkten ein neues Gebäude am Ende einer langen Esplanade, die am Verwaltungsgebäude entlanglief. Sie sahen die mit Pechnasen versehenen Mauern, die Öffnungen mit den farbigen Filtern, aus denen rotes, blaues und grünes Licht zuckte, und sie wußten, daß ihr Weg aus der Zentrale blockiert war. Ein plötzlich errichtetes Gebäude, Spielzeug eines Regenten. Die NurMenschen und Bewohner der Zentrale schienen den Weg durch verschlungene Wege und Straße instinktmäßig zu kennen. Kartographen hatten hier kein leichtes Spiel, denn die Regenten liebten Abwechslung und wunderliche Einfälle viel zu sehr.