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»Warum ausgerechnet ich?« wollte er wissen.

»Ich weiß es nicht«, gestand sie. »Vielleicht liegt es an deiner Ausstrahlung. Du bist ein Held, weißt du.«

Er war der einzige lebende Mensch, der einen Erstkontakt mit einer fremden Spezies gemacht hatte. Würde die Trinoc-Episode denn niemals in Vergessenheit geraten?

Louis startete einen letzten Versuch. »Sieh mal, ich kenne den größten Liebhaber der Welt. Ein Freund von mir. Es ist sein Hobby. Er schreibt Bücher darüber. Er besitzt Doktortitel in Physiologie und Psychologie. In den letzten hundertdreißig Jahren war er…«

Teela hielt sich die Ohren zu. »Hör auf«, sagte sie. »Hör endlich auf.«

»Ich möchte nur nicht, daß du umkommst«, sagte Louis schläfrig. »Du bist noch so jung.«

Sie bedachte ihn mit einem verwirrten Blick. Mit diesem verwirrten Blick. Louis hatte wieder einmal korrekte Interspeak-Vokabeln benutzt, die in ihren Ohren keinerlei Sinn ergaben. Herz am Schleudern? Umkommen? Louis seufzte innerlich. »Schlaffelder verschmelzen«, befahl er, und die Schlaffelder gerieten in Bewegung. Die beiden Zonen stabilen Gleichgewichts, Anomalien, die Louis und Teela daran hinderten, aus den Feldern zu fallen, bewegten sich aufeinander zu und verschmolzen zu einer. Louis und Teela folgten ihnen, indem sie »bergab« rutschten, bis sie gegeneinanderstießen und sich in die Arme schlossen.

»Ich war wirklich müde, Louis«, sagte sie. »Macht nichts…«

»Bevor du einschläfst — denk darüber nach, daß wir kein Privatleben führen können. In Raumschiffen besteht eine Tendenz zu drangvoller Enge.«

»Du meinst, wir können uns nicht lieben? Tanj, Louis! Es stört mich nicht, wenn sie zuschauen. Sie sind Aliens!«

»Aber mich stört es!«

Sie sah ihn wieder mit diesem typischen Blick an. »Angenommen, die beiden gehörten keiner fremden Spezies an — würde es dir dann etwas ausmachen?«

»Ja, es sei denn, wir wären sehr gute Bekannte. Bin ich deswegen altmodisch?«

»Ein bißchen.«

»Erinnerst du dich noch an den Freund, von dem ich neulich sprach? Den größten Liebhaber der Welt? Er hatte eine Kollegin, und sie lehrte mich ein paar Dinge, die sie von ihm hatte. Wir brauchen Schwerkraft dafür«, fügte er hinzu. »Schlaffeld abschalten.«

»Du versuchst nur, mich vom Thema abzulenken!« sagte Teela.

»Ja. Ich geb’s auf.«

»Okay. Vergiß eines nicht. Eine Sache. Dein Puppenspielerfreund hätte vielleicht lieber vier Spezies statt drei mitgenommen. Du könntest genausogut mit einem Trinoc im Bett liegen statt mit mir.«

»Eine entsetzliche Vorstellung. Also, diese Stellung — sie hat drei Phasen. Wir fangen mit einer Grätsche an…«

»Was ist eine Grätsche?«

»Ich zeige es dir…«

Der Morgen brach an, und Louis war ganz froh darüber, daß Teela mitkam. Als seine Skrupel sich wieder regten, war es zu spät. Es war schon seit ganz beträchtlicher Zeit zu spät gewesen.

Die Outsider handelten mit Informationen. Sie kauften teuer und verkauften teurer, und was sie einmal gekauft hatten, konnten sie immer und immer wieder verkaufen. Ihr Handelsgebiet erstreckte sich über die gesamte Milchstraße. Bei den Banken auf der Erde genossen sie praktisch unbegrenzten Kredit.

Wahrscheinlich stammten sie ursprünglich von einem kalten, hellen Mond irgendeines Gasriesen; von einer Welt wie Nereid, dem größeren Mond des Planeten Neptun. Heutzutage lebten die Outsider im Nichts zwischen den Sternen, in stadtgroßen Raumschiffen, deren technische Entwicklungsstufen sich gewaltig unterschieden und von Photonenseglern bis hin zu Schiffen reichten, deren Antriebe nicht einmal theoretisch für die menschliche Wissenschaft faßbar waren. Sobald die Outsider auf ein Planetensystem mit potentiellen Kunden und einen Planeten stießen, der ihren Umweltbedingungen entsprach, pachteten sie diesen Planeten und errichteten Handelsniederlassungen, Lagerdepots und Erholungszentren. Vor einem halben Jahrtausend hatten die Outsider Nereid gepachtet.

»Das dort scheint ihr Handelszentrum zu sein«, sagte Louis Wu. »Dort unten.« Er zeigte mit einer Hand auf den Schirm. Die andere blieb auf den Kontrollen des Transportschiffs.

Nereid war eine eisige, zerklüftete Ebene im hellen Sternenlicht. Die Sonne war ein großer weißer Punkt im Raum, der nicht mehr Helligkeit spendete als der irdische Vollmond, und diese Helligkeit beleuchtete ein Labyrinth niedriger Mauern. Halbkugelförmige Gebäude standen auf der Ebene und eine Ansammlung kleiner, rückstoßgetriebener Fähren, deren Passagiersektionen zum Raum hin offen waren. Den größten Teil der Ebene nahmen jedoch die merkwürdigen niedrigen Mauern ein.

Der Kzin starrte neugierig über Louis’ Schulter. »Ich würde zu gerne wissen, welchem Zweck diese Mauern dienen. Verteidigung?«

»Wärmefelder«, antwortete Louis. »Die Outsider ernähren sich von Thermoelektrizität. Sie liegen mit den Köpfen in der Sonne und mit den Hinterteilen im Schatten. Die Temperaturunterschiede lösen einen Strom aus. Die Mauern erzeugen mehr Schattengrenzlinien.«

Nessus hatte sich während der zehnstündigen Fahrt wieder beruhigt. Er trottete im Lebenserhaltungssystem des Transporters hin und her, inspizierte dieses und jenes, steckte Köpfe und Augen in die verschiedensten Ecken und gab über die Schulter Kommentare und Antworten. Sein Raumanzug, ein unförmiger Ballon mit einem Polster über dem Höcker, in dem sich sein Gehirn befand, sah leicht und bequem aus; der Tornister mit dem Luft- und Nahrungsgenerator war unglaublich klein.

Nessus hatte kurz vor dem Start eine eigenartige Vorstellung abgeliefert. Plötzlich war die Kabine von Musik erfüllt gewesen, von komplexer, wunderschöner Musik, reich an traurigen, klagenden Moll-Akkorden. Nessus pfiff. Mit seinen beiden Mündern, die reichlich mit Nerven und Muskeln ausgestattet waren, weil sie gleichzeitig als Greifwerkzeuge dienten, war der Pierson-Puppenspieler ein wandelndes Orchester.

Er hatte darauf bestanden, daß Louis den Transporter steuerte. Sein Vertrauen in Louis’ Fähigkeiten war so hoch, daß er sich nicht einmal anschnallte. Louis vermutete spezielle, verborgene Geräte in dem von Puppenspielern gebauten Raumschiff, die die Passagiere vor Verletzungen bewahrten.

Der-zu-den-Tieren-spricht war mit einem zwanzig Pfund schweren Koffer an Bord gekommen, der nur wenig mehr als einen zerlegten Mikrowellenherd zum Aufwärmen von Fleisch enthielt. Dazu noch einen Klumpen von etwas Undefinierbarem, Rohem, wahrscheinlich eher von einem Planeten der Kzinti als von der Erde. Louis hatte erwartet, daß der Raumanzug des Kzin wie eine sperrige mittelalterliche Rüstung aussah. Er hatte sich geirrt. Er bestand aus einer Vielzahl transparenter Ballons, mit einem monströs schweren Tornister und einem kugelförmigen Helm voller esoterisch aussehender Zungenkontrollen. Obwohl keine Waffen sichtbar waren, sah der Tornister ganz danach aus, als gehörte er zur Kampfausrüstung eines Kzin. Nessus hatte darauf bestanden, daß der Kzin den Tornister im Lagerraum verstaute.

Der Kzin hatte den größten Teil der Fahrt verschlafen.

Jetzt standen alle hinter Louis und spähten ihm über die Schultern.

»Ich lande neben dem Outsiderschiff«, sagte Louis.

»Nein. Bringen Sie uns nach Osten! Wir haben eine abgelegene Zone gewählt, um die Long Shot zu parken.«