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»Weshalb? Erwarten Sie, daß die Outsider Ihr Raumschiff ausspionieren?«

»Nein. Die Long Shot benutzt Fusionsantriebe statt Thrustern. Die Hitzeentwicklung beim Starten und Landen würde die Outsider stören.«

»Warum Long Shot?«

»Beowulf Shaeffer hat das Schiff so getauft. Er war das erste und bisher einzige intelligente Wesen, das mit diesem Schiff gefahren ist. Er schoß die einzigen existierenden Aufnahmen von der Explosion des galaktischen Zentrums. Ist der Ausdruck Long Shot nicht ein Begriff aus dem Glücksspiel?«

»Vielleicht rechnete Shaeffer nicht damit, von seiner Reise zurückzukehren. Ich gestehe besser gleich, daß ich noch nie ein Schiff mit Fusionsantrieb gesteuert habe.«

»Sie werden es lernen«, erwiderte Nessus.

»Einen Augenblick«, meldete sich der Kzin zu Wort. »Ich habe Erfahrungen mit fusionsgetriebenen Raumschiffen! Ich werde die Long Shot steuern!«

»Unmöglich. Der Sitz für den Piloten ist menschlichen Formen angepaßt. Die Kontrollen entsprechen menschlichen Gepflogenheiten.«

Der Kzin knurrte ärgerlich.

»Dort, Louis! Ein Stück voraus!«

Die Long Shot war eine durchsichtige Blase, ungefähr dreihundert Meter im Querschnitt. Während Louis den Transporter um die Riesenblase steuerte, fand er nicht einen Kubikfuß, der nicht mit der charakteristischen grünen und bronzefarbenen Maschinerie eines Hyperraum-Shuntmotors vollgepackt gewesen wäre. Die Schiffszelle war jedem erfahrenen Raumfahrer ein Begriff. Es handelte sich um eine General-Products-Zelle Mark Vier — so groß, daß sie normalerweise nur eingesetzt wurde, um ganze vorgefertigte Fabrikationsanlagen zu verschiffen. Die Long Shot sah nicht aus wie ein gewöhnliches Raumschiff. Sie erinnerte eher an einen riesigen primitiven Orbitalsatelliten, den eine Rasse mit begrenzten Ressourcen und technologischen Fähigkeiten gebaut hatte, so daß auch noch der kleinste freie Raum ausgenutzt werden mußte.

»Und wo sollen wir sitzen?« fragte Louis. »Oben drauf?«

»Die Kabine befindet sich auf der Unterseite. Landen Sie unter der Krümmung der Hülle.«

Louis landete auf schwarzem Eis und glitt anschließend mit dem Transporter vorsichtig unter den ausladenden Bauch der Long Shot.

Im Lebenserhaltungssystem der Long Shot brannte Licht. Hinter der durchsichtigen Außenhaut erkannte Louis zwei winzige Kabinen. Die untere war gerade groß genug für die Pilotenliege, einen Massendetektor und die hufeisenförmige Instrumentenkonsole. Die obere Kabine war nicht viel größer. Louis spürte, wie der Kzin hinter ihn trat.

»Interessant«, knurrte der Kzin. »Ich nehme an, die untere Kabine ist für Louis bestimmt. Wir drei dürfen uns die oberen teilen.«

»Richtig«, flötete der Puppenspieler. »Es war gar nicht leicht, drei Liegen in einem so kleinen Raum unterzubringen. Jede Liege besitzt ein eigenes Stasisfeld, um ein Maximum an Sicherheit zu gewährleisten. Da wir uns während des Fluges in Stasis befinden, macht es nichts, daß es keinen Platz gibt, um sich zu bewegen.«

Der Kzin schnaubte, und Louis spürte, wie er den Platz hinter seiner Schulter verließ. Der Transporter kam zur Ruhe, und Louis legte eine Reihe von Schaltern um.

»Ich möchte noch einen Punkt klären«, sagte Louis und drehte sich um. »Teela und ich teilen uns den gleichen Gewinn, den Der-zuden-Tieren-spricht für sich allein hat.«

»Sie wollen mehr Geld?« flötete Nessus. »Ich werde darüber nachdenken.«

»Ich möchte etwas, das Sie nicht mehr benötigen«, sagte Louis. »Etwas, das Ihre Rasse hinter sich gelassen hat.« Er hatte einen günstigen Augenblick zum Feilschen abgewartet. Er rechnete nicht damit, daß es funktionieren würde, aber es war allemal einen Versuch wert. »Ich will die Koordinaten der Puppenspielerwelt!«

Nessus Hälse schwangen auseinander, dann drehten sie sich nach innen, und der Puppenspieler blickte sich selbst in die Augen. »Warum?« fragte er schließlich.

»Früher einmal waren die Koordinaten der Puppenspielerwelt das bestgehütete Geheimnis des Bekannten Weltraums. Ihre Rasse hätte einem Erpresser jeden Preis gezahlt, damit er das Geheimnis nicht ausplaudert«, sagte Louis. »Deswegen waren die Koordinaten auch so wertvoll. Glücksritter suchten jeden Stern der Klassen G und K ab, den sie erreichen konnten. Selbst heute noch können Teela und ich eine Menge Geld verdienen, wenn wir die Informationen einem Nachrichtensender verkaufen.«

»Und wenn unser Heimatplanet außerhalb des Bekannten Weltraums liegt?«

»Mm rmmm«, räusperte sich Louis. »Mein Geschichtslehrer hat sich das auch immer gefragt. Trotzdem — die Information wäre gutes Geld wert.«

»Ehe wir zu unserem eigentlichen Bestimmungsort aufbrechen«, erwiderte der Puppenspieler vorsichtig, »werden Sie die Koordinaten der Welt der Puppenspieler erfahren. Ich schätze, Sie werden die Information eher überraschend als nützlich finden.« Erneut blickte er sich einen Herzschlag lang selbst in die Augen.

Dann wurde er ernst: »Achten Sie auf die vier kegelförmigen Vorsprünge…«

»Ja.« Louis hatte die am äußeren Ende offenen Kegelstümpfe bereits entdeckt. Sie waren um den Kabinenteil herum angeordnet und zeigten schräg nach unten. »Sind das die Fusionsmotoren?«

»Ja. Sie werden feststellen, daß das Schiff sich genauso verhält wie eines mit Thrustertriebwerken. Nur die innere Schwerkraft fällt weg. Unsere Konstrukteure hatten nicht genügend freien Raum. Was die Bedienung des Quantum II Hyperantriebs anbelangt, so gibt es eine Sache, wegen der ich Sie warnen muß…«

»Ich habe ein Varioschwert!« fauchte Der-zu-den-Tieren-spricht plötzlich. »Ich schlage vor, niemand bewegt sich!«

Es dauerte einen Augenblick, bis Louis begriff. Langsam drehte er sich um, sorgfältig darauf bedacht, keine hastigen Bewegungen zu machen.

Der Kzin stand an der konkaven Innenwand der Pilotenkanzel. In einer seiner krallenbewehrten Fäuste hielt er etwas, das an den Griff eines überdimensionierten Springseils erinnerte. Drei Meter vom Griff entfernt, gekonnt auf Höhe der schwarz umrandeten Katzenaugen gehalten, schwebte eine kleine, rot leuchtende Kugel. Der Draht, der die Kugel mit dem Griff verband, war viel zu dünn, als daß man ihn mit bloßen Augen hätte sehen können, doch Louis zweifelte keinen Augenblick, daß er da war. Umhüllt und in Form gehalten von einem Slaver-Stasisfeld, durchschnitt dieser Draht so gut wie jedes Metall — auch die Rückenlehne der Pilotenliege, falls Louis dahinter Schutz suchen sollte. Und der Kzin hatte sich einen Platz ausgesucht, von dem aus er jeden Punkt der Kabine erreichen konnte.

Zu Füßen des Kzin lag der unidentifizierbare Klumpen Alienfleisch. Er war aufgerissen und — natürlich — innen ausgehöhlt gewesen.

»Ich hätte eine weniger grausame Waffe vorgezogen«, sagte Derzu-den-Tieren-spricht. »Ein Betäubungsstrahler zum Beispiel wäre für meine Zwecke ideal gewesen, doch ich konnte in so kurzer Zeit keinen auftreiben. Louis, nehmen Sie die Hände von der Konsole und legen Sie sie auf die Rückenlehne.«

Louis gehorchte. Er hatte mit dem Gedanken gespielt, die Kabinenschwerkraft zu manipulieren, doch der Kzin hätte ihn in zwei Teile zerschnitten, falls er den Schwerkraftregler auch nur berührt hätte.

»Nachdem Sie sich endlich alle ruhig verhalten, werde ich Ihnen erklären, was als nächstes geschieht.«

»Weshalb das alles?« erkundigte sich Louis. Er wartete auf eine Gelegenheit. Die rote Kugel zeigte dem Kzin, wo seine unsichtbare Drahtklinge endete. Falls Louis die Kugel zu fassen bekam, ohne dabei seine Finger einzubüßen…

Nein. Die Kugel war zu klein.

»Meine Motive sollten eigentlich offensichtlich sein«, sagte Der-zuden-Tieren-spricht. Die schwarzen Zeichnungen um seine Augen erinnerten an eine Gangstermaske in einem Cartoon. Der Kzin war weder aufgeregt noch entspannt, und er stand so, daß ein Angriff so gut wie unmöglich war.