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»Ich weiß es nicht.«

»Erwarten Sie, daß Sprecher-zu-den-Tieren für Sie das Klettern erledigt?«

»Können Katzen denn nicht klettern?«

»Meine Vorfahren waren Flachlandbewohner, Louis«, sagte der Kzin. »Meine verbrannte Hand ist noch nicht verheilt. Ich kann nicht klettern. Aber das ist auch egal. Der Vorschlag des Blätteressers ist völlig verrückt. Sicher haben Sie genauso bemerkt wie ich, daß er nur nach einer Entschuldigung sucht, um uns im Stich zu lassen.«

Louis sah es. Vielleicht ließ er seine eigene Angst durchblicken.

»Ich werde Sie nicht im Stich lassen«, widersprach der Puppenspieler. »Noch nicht. Vielleicht fällt Ihnen ein besserer Plan ein. Vielleicht zeigt sich auch der Lauscher. Ich werde warten.«

Louis, kopfüber und bewegungslos zwischen zwei Ballons eingeklemmt, fand es schwierig, die vergangene Zeit abzuschätzen. Nichts geschah. Nichts regte sich. Er konnte Nessus in der Ferne flöten hören, doch das war auch schon alles.

Schließlich fing er an, seinen eigenen Herzschlag zu zählen. Er hatte einen Puls von zweiundsiebzig.

Genau zehn Minuten später hörten sie ihn sagen: »Zweiundsiebzig. Eins. Was mache ich nur hier?«

»Reden Sie mit mir, Louis?«

»Tanj, Sprecher! Ich halte das nicht mehr aus! Ich sterbe lieber jetzt, als daß ich erst verrückt werde.« Er zwängte seine Arme nach unten.

»Ich habe das Kommando, Louis. Wir befinden uns in einer Kampfsituation. Ich befehle Ihnen, ruhig zu bleiben und abzuwarten.«

»Tut mir leid, nein.« Louis zwängte die Arme weiter nach unten. Entspannen, weiter. Entspannen. Weiter. Endlich war er am Zieclass="underline" der Gürtel. Seine Hand war zu weit vorn. Er zwängte den Ellbogen nach hinten. Entspannen. Zwängen. Weiter…

»Der Vorschlag des Puppenspielers ist reiner Selbstmord, Louis.«

»Vielleicht.« Er hatte ihn. Den Flashlaser. Zwei weitere Rucke, und er hatte ihn aus dem Gürtel gezogen und nach vorn gerichtet. Die Waffe würde die Konsole treffen und nicht Louis selbst.

Er feuerte.

Der Ballon sank langsam in sich zusammen. Während er die Luft verlor, drückte ihn der zweite nach vorn gegen die Konsole. Nachdem der Druck nachgelassen hatte, fiel es Louis leichter, den Laser wieder in den Gürtel zurückzustecken und anschließend die Hände in das erschlaffende Gewebe des vorderen Ballons zu krallen.

Er rutschte aus dem Sattel. Langsam zuerst, dann schneller, immer schneller — Louis klammerte sich mit panischer Furcht fest. Schließlich kippte er über. Seine Hände rutschten nicht ab. Er hing mit den Händen im Gewebe des Ballons verkrallt unter seinem Flugrad. Unter ihm wartete ein neunzig Fuß tiefer Abgrund, und…

»Sprecher!«

»Ich bin hier, Louis. Ich habe meine Waffe griffbereit. Soll ich den anderen Ballon für Sie zerschießen?«

»Ja!« Er hing direkt vor Louis und verhinderte ein Vorwärtskommen.

Der Ballon explodierte ebenfalls nicht. Auf einer Seite entwich zwei Sekunden lang Staub, dann verschwand der gesamte Ballon in einer großen Verpuffung. Der-zu-den-Tieren-spricht hatte ihn mit dem Desintegrator bearbeitet.

»Finagle sei Dank, daß Sie mit dem Ding zielen können!« ächzte Louis. Er fing an zu klettern.

Es war leicht, solange das Gewebe hielt. Übersetzt: Trotz der vielen Stunden, die Louis kopfüber verbracht und das Blut sich in seinem Gehirn gestaut hatte, schaffte er es, nicht loszulassen.

Doch das Ballongewebe endete irgendwo in der Nähe der Fußraste, und das Flugrad hatte sich unter Louis’ Gewicht stark zur Seite geneigt. Er hing immer noch unter der Maschine.

Louis drückte sich eng an das Rad und klammerte sich mit den Knien fest. Dann fing er an zu schaukeln.

Der-zu-den-Tieren-spricht gab merkwürdige Laute von sich.

Das Flugrad schwankte hin und her, mit jedem Anlauf weiter. Louis nahm an und hoffte inständig, daß das meiste Metall in der Unterseite der Maschine eingebaut war. Andernfalls würde das Flugrad zu rollen anfangen, und wohin auch immer er zu klettern versuchte, er würde stets unten hängen. Aber dann hätte Nessus ihm den Vorschlag sicherlich nicht unterbreitet.

Das Rad krängte weit zur Seite. Louis wurde schwindlig. Er kämpfte gegen den Drang, sich zu übergeben. Wenn seine Atemwege jetzt verstopften, war alles vorbei.

Das Rad krängte zurück, drehte sich um seine Achse und hing für einen Augenblick genau auf dem Kopf. Louis grapschte unter der Maschine hindurch nach dem anderen Ende des zusammengesunkenen Ballons. Und erwischte es.

Das Rad rollte weiter. Louis preßte sich mit der Brust fest gegen die Unterseite der Maschine. Er wartete und klammerte sich fest.

Die träge Masse kam zum Stillstand, verharrte einen Augenblick und rollte wieder zurück. Louis’ Gleichgewichtssinn protestierte wütend, und Louis verlor… Was? Das gestrige verspätete Mittagessen? Jedenfalls verlor er es mit Macht, in großen, schmerzenden Schüben, über das Metall des Flugrads und über den Ärmel. Es gelang ihm, sich nicht einen Zoll zu bewegen.

Das Flugrad schwankte weiter wie ein Schiff in schwerer See, doch Louis hatte endlich festen Halt. Nach einer Weile hob er vorsichtig den Kopf.

Eine Frau beobachtete ihn.

Sie schien völlig kahl zu sein. Ihr Gesicht erinnerte Louis an die Drahtskulptur in der Banketthalle des schwebenden Schlosses. Die Gesichtszüge — und der Ausdruck. Sie verharrte so ruhig und gelassen wie eine Gottheit oder eine Tote. Louis wäre am liebsten im Boden versunken. Er wollte sich verstecken, sich in Luft auflösen.

Statt dessen sagte er: »Sprecher, wir werden beobachtet. Geben Sie es an Nessus durch.«

»Gleich, Louis. Mir geht es gerade nicht gut. Ich habe den Fehler gemacht, Ihnen beim Klettern zuzusehen.«

»In Ordnung. Die Frau — ich dachte zuerst, sie sei kahl, aber das stimmt nicht. Ein Haarkranz zieht sich von den Schläfen über ihre Ohren bis nach hinten zur Schädelbasis. Sie trägt die Haare lang, bis über die Schultern.« Er erwähnte nicht, daß ihr Haar voll und dunkel war, und daß es über die eine Schulter fiel, als sie sich leicht vornüber beugte, um Louis genauer zu betrachten. Er verschwieg dem Kzin auch, daß ihre Gesichtszüge attraktiv und edel waren, und daß ihre Augen ihn zu durchbohren schienen wie ein Spieß eine Martiniolive. »Ich schätze, sie gehört zu den Ringweltkonstrukteuren. Entweder zur gleichen Rasse, oder sie folgt den gleichen Gebräuchen. Haben Sie das?«

»Ja. Wie können Sie nur so unglaublich klettern? Es sah aus, als wären Sie schwerelos! Was sind Sie für ein Wesen, Louis?«

Louis klammerte sich an sein totes Flugrad. Er mußte laut lachen. Ihm schien, als kostete es all seine Kraft. »Sie sind ein Kdaptist, Sprecher-zu-den-Tieren. Geben Sie es ruhig zu.«

»Ich wurde so erzogen, Louis. Aber ich nahm die Lehren nicht an.«

»Sicher nicht. Haben Sie Verbindung mit Nessus?«

»Ja. Ich mußte die Sirene benutzen.«

»Geben Sie weiter, was ich Ihnen jetzt sage. Die Frau befindet sich vielleicht zwanzig Fuß von mir entfernt. Sie fixiert mich wie eine Schlange das Kaninchen. Ich glaube nicht, daß sie wirklich an mir interessiert ist. Sie scheint an gar nichts Interesse zu finden. Sie blinzelt, doch sie wendet den Blick nicht eine Sekunde ab.

Sie sitzt in einer Art Nische. Drei der Wände bestanden früher aus Glas oder etwas in der Art, aber davon ist nichts mehr übrig. Man sieht nur noch ein paar Stufen und eine Plattform. Sie sitzt auf der Plattform und läßt die Beine über den Rand baumeln. Anscheinend haben sie so früher die Gefangenen beobachtet.

Sie ist bekleidet mit… ich kann nicht sagen, daß mir der Stil zusagt. Ein Overall mit Ärmeln bis zu den Ellbogen und Hosenbeinen bis zu den Knien. Er wölbt sich wie Ballons…« Doch das würde die beiden Aliens in Louis’ Gruppe kaum interessieren. »Das Gewebe ist eindeutig synthetisch. Entweder ist es neu, oder es ist selbstreinigend und sehr dauerhaft. Die Frau…« Louis unterbrach sich. Die Frau hatte etwas gesagt.