Выбрать главу

Die Maschine war leicht zu erkennen. Sie lag zwei Ränge weiter oben auf der Seite. Der-zu-den-Tieren-spricht lag ebenfalls dort, doch er war nicht unter seinem Flugrad begraben. Er mußte sich darunter befunden haben, bevor das Rad zur Seite kippte, doch selbst dann hätten die prallen Ballons ihm einigen Schutz gewährt.

Louis kroch auf allen Vieren zu ihm hin.

Der Kzin atmete und war am Leben, doch er war bewußtlos. Das Gewicht seines Flugrads hatte ihm nicht das Genick gebrochen, vielleicht, weil er kein richtiges Genick besaß. Louis zerrte den Flashlaser aus seinem Gürtel und benutzte den feinen grünen Strahl, um Der-zu-den-Tieren-spricht aus seinen Ballons zu befreien.

Was jetzt?

Louis erinnerte sich, daß er am Verdursten war.

Der Schwindel hatte aufgehört. Louis erhob sich und stand auf unsicheren Beinen. Dann suchte er nach der einzigen Wasserquelle, die er kannte.

Der Zellenblock bestand aus konzentrischen kreisförmigen Simsen, und jedes Sims bildete das Dach der darunterliegenden Zellen. Der-zu-den-Tieren-spricht und Louis waren auf dem vierten Ring von unten gelandet.

Louis fand sein Flugrad. Ballonfetzen verdeckten es halb. Dort ruhte ein weiteres, einen Rang weiter unten, auf der gegenüberliegenden Seite des Trichterbodens in der Mitte ihres Gefängnisses. Es besaß einen Sattel für Humanoide. Das dritte…

Nessus Flugrad war einen Rang tiefer als das von Der-zu-denTieren-spricht gelandet.

Louis ging nach unten. Seine Füße schmerzten, als er die Treppe hinunterstieg. Seine Muskeln waren zu ausgelaugt, um die Erschütterungen zu absorbieren.

Beim Anblick der Instrumentenkonsole schüttelte Louis den Kopf. Niemand würde einen Versuch unternehmen, Nessus Flugrad zu stehlen! Die Beschriftungen waren unglaublich verwirrend. Louis fand den Wasserhahn.

Das Wasser war warm und geschmacklos wie destilliertes Wasser, und es war herrlich.

Nachdem Louis seinen ersten Durst gelöscht hatte, versuchte er einen Nahrungsriegel aus der Küchenautomatik. Er schmeckte äußerst seltsam. Louis beschloß, jetzt noch nicht zu essen. Vielleicht war die Nahrung der Puppenspieler mit Zusätzen versehen, die für den menschlichen Stoffwechsel giftig waren. Er würde Nessus fragen.

In seinem Schuh, dem ersten Behälter, der ihm in den Sinn kam, trug er Wasser zu dem Kzin. Er tröpfelte ihm die Flüssigkeit in den Mund. Der Kzin schluckte im Schlaf und lächelte. Louis ging zurück, um eine weitere Ladung zu holen, und die Kräfte verließen ihn, bevor er das Flugrad des Puppenspielers erreicht hatte.

Er rollte sich auf dem flachen Plastikmaterial des Simses zusammen und schloß die Augen.

Sicherheit. Er war in Sicherheit.

Er hätte augenblicklich einschlafen müssen, doch irgend etwas ließ ihn nicht zur Ruhe kommen. Überanstrengte, ausgelaugte Muskeln, Krämpfe in Händen und Oberschenkeln, die Furcht zu fallen, die ihn selbst jetzt noch nicht verlassen wollte, und noch etwas anderes… irgend etwas anderes…

Er setzte sich auf. »Tanj!« murmelte er.

Sprecher?

Der Kzin schlief zusammengerollt auf dem Boden. Er hatte die Ohren eng an den Kopf gelegt und die Slaver-Waffe an den Bauch gepreßt, so daß nur die doppelläufige Mündung hervorschaute. Sein Atem ging regelmäßig, aber sehr rasch. War das richtig so?

Nessus würde es wissen. Bis dahin sollte er ruhig schlafen.

»Tanj«, murmelte Louis erneut.

Er war allein und einsam, und das Hochgefühl des Sabbatjahrs hatte ihn längst verlassen. Louis war verantwortlich für das Wohlbefinden anderer. Sein eigenes Leben und seine Gesundheit hingen davon ab, wie gut Nessus diese verrückte, halb kahle Frau hinters Licht führen konnte, die sie hier gefangen hielt. Kein Wunder, daß Louis nicht schlafen konnte.

Trotzdem…

Seine Augen fanden es wieder und blieben daran haften. Louis’ eigenes Flugrad.

Sein eigenes Flugrad mit den zerschossenen Sicherheitsballons. Nessus Maschine hier neben ihm. Die Maschine des Kzin neben dem Kzin. Und das vierte Flugrad, mit dem menschlichen Sattel, ohne ausgelöste Airbags. Vier Flugräder.

Verzweifelt vor Durst hatte er sich beim ersten Anblick des vierten Flugrads nichts gedacht. Jetzt… Teelas Maschine. Sie schien hinter einem der größeren Wracks gesteckt zu haben. Und keine ausgelösten Ballons. Keine Airbags.

Sie mußte herabgefallen sein, als die Maschine kippte.

Oder heruntergerissen, als die Schallfalte bei Mach Zwo zusammenbrach.

Was hatte Nessus noch gleich gesagt? Ihr Glück ist offensichtlich unzuverlässig. Und Der-zu-den-Tieren-spricht: Wenn ihr Glück sie auch nur ein einziges Mal im Stich läßt, ist sie tot.

Teela war tot. Sie mußte tot sein.

Ich bin mitgekommen, weil ich dich liebe.

»Pech«, sagte Louis Wu. »Dein Pech, daß du mir begegnet bist.«

Er rollte sich auf dem Beton zusammen und schlief ein.

Später, eine ganze Zeitlang später, schreckte er aus dem Schlaf und sah Der-zu-den-Tieren-spricht über sich gebeugt. Die grelle orangefarbene Pelzmaske ließ die Augen des Kzin doppelt groß erscheinen, und sie besaßen einen wehmütigen Ausdruck…

»Können Sie die Nahrung des Blätteressers verdauen?« erkundigte sich der Kzin.

»Ich habe bisher nicht gewagt, es auszuprobieren«, antwortete Louis. Das große, leere Loch in seinem Bauch ließ all seine übrigen Probleme unvermittelt trivial aussehen — bis auf eines.

»Ich glaube, ich bin der einzige von uns dreien, der nichts zu essen hat«, sagte der Kzin.

Dieser wehmütige Blick, mit dem er Louis gemustert hatte… Louis standen mit einem Mal die Haare zu Berge. Mit fester Stimme sagte er: »Sie wissen, daß Sie etwas zu essen haben. Die Frage ist: Werden Sie essen?«

»Ganz bestimmt nicht, Louis. Wenn die Ehre gebietet zu verhungern, obwohl Fleisch in Reichweite ist, dann werde ich verhungern.«

»Gut.« Louis drehte sich um und gab vor wieder einzuschlafen.

Als er einige Stunden später aufwachte, wußte er, daß er tatsächlich geschlafen hatte. Sein Unterbewußtsein mußte dem Wort des Kzin völlig vertrauen, erkannte er. Wenn der Kzin sagte, er würde lieber verhungern, dann würde er verhungern.

Louis’ Blase war randvoll. In seiner Nase hing Gestank. Seine Muskeln schmerzten aufdringlich. Der Boden des Trichters löste das erste Problem, und das Flugrad des Puppenspielers lieferte Wasser, um den Dreck von seinem Ärmel zu waschen. Anschließend humpelte Louis eine Treppe weit nach unten zu seinem eigenen Flugrad und dem Medikit darin.

Das Kit war kein einfacher Verbandskasten, sondern eine komplexe Diagnose- und Versorgungseinheit. Die Waffe der Ringweltler hatte es ausbrennen lassen.

Es wurde dunkler.

Zellen mit Falltüren über den Eingängen. Schmale transparente Fenster rings um die Türen. Louis ließ sich auf den Bauch nieder, um in eine der Zellen zu spähen. Ein Bett, eine merkwürdig aussehende Toilette, und… Tageslicht, das durch ein großes Panoramafenster fiel.

»Sprecher-zu-den-Tieren!« rief Louis den Kzin.

Sie benutzten den Slaver-Desintegrator, um einzubrechen. Das Panoramafenster war groß und rechteckig; ein merkwürdiger Luxus für eine Gefängniszelle. Das Glas war bis auf ein paar scharfe Splitter entlang der Fassung verschwunden.

Fenster, um die Gefangenen zu verspotten? Ihnen zu zeigen, wie die Freiheit aussah?

Das Fenster zeigte nach Backbord. Draußen herrschte Dämmerung; der Schatten der Terminatorlinie eilte von spinwärts heran wie ein schwarzer Vorhang. Voraus lag der Hafen. Quader, die Lagerhäuser zu sein schienen, verrottete Docks, Kräne von elegant einfachem Design, und ein gewaltiges Bodeneffektschiff in einem Trockendock. Alles war von rotem Rost überzogen.