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»Vielleicht. Ich vermute, die Silbe Brone ist ein Satzpartikel. Wahrscheinlich obszöner Natur.

Luft leckte durch die Materie, während das Cziltang Brone eingeschaltet war, allerdings nur langsam. Man konnte sich gegen den Widerstand bewegen und kämpfte in seinem Druckanzug gegen einen konstanten Luftstrom. Maschinen und schwere Massen konnten mit Hilfe von Seilwinden hindurchgezogen werden…«

»Was war mit komprimierter Atemluft?« fragte Der-zu-denTieren-spricht.

»Die wurde außerhalb des Walls hergestellt, mit Hilfe der Materieumwandler.

Ja, die Ringweltkonstrukteure haben billige Materieumwandlung gekannt. Sie war nur billig, wenn man große Mengen umsetzte, und es gab noch weitere Beschränkungen. Die Maschine selbst war gigantisch. Sie verwandelte immer nur ein Element zur Zeit in ein anderes. Die beiden Umwandler auf dem Raumhafensims verwandelten Blei in Stickstoff und Sauerstoff. Blei war einfach zu lagern und leicht durch den Randwall zu transportieren.

Die Osmosegeneratoren waren narrensicher. Falls eine Luftschleuse ausfiel, konnte wertvolle Atemluft in einem wahren Hurrikan verloren gehen. Falls das Cziltang Brone ausfiel, war das Schlimmste, was geschehen konnte, daß die Luftschleuse ins All nicht mehr passierbar war — auch nicht für zurückkehrende Raumfahrer.«

»Also auch nicht für uns«, sagte Der-zu-den-Tieren-spricht.

»Nicht so schnell«, entgegnete Louis. »Nicht so schnell. Es klingt in meinen Ohren, als sei der Osmosegenerator genau das, was wir brauchen, um wieder nach Hause zu kommen. Wir würden die Lying Bastard überhaupt nicht von der Stelle bewegen müssen. Wir richten lediglich den Cziltang Brone…«, er sprach das Wort aus, als müßte er niesen, »… auf das Ringweltfundament unter dem Schiff. Die Liar sinkt wie Treibsand durch den Boden. Nach unten und auf der anderen Seite hinaus.«

»Wo wir dann im geschäumten Meteoritenpuffer gefangen wären«, gab der Kzin zu bedenken. Dann: »Ich korrigiere mich. Dieses Problem könnten wir mit dem Slaver-Desintegrator lösen.«

»Ganz recht«, sagte Nessus. »Unglücklicherweise sind wir nicht im Besitz eines Cziltang Brone.«

»Sie ist hier! Sie muß irgendwie durchgekommen sein!«

»Ja…«

Die Magnetohydrodynamiker hatten praktisch einen neuen Beruf erlernen müssen, bevor sie sich daran machen konnten, das Cziltang Brone wieder instand zu setzen. Es dauerte mehrere Jahre. Die Maschine war während des Betriebs ausgefallen: Sie war teilweise verbogen, teilweise geschmolzen. Sie mußten neue Teile anfertigen; rekalibrieren; Elemente benutzen, von denen sie wußten, daß sie ausfallen würden… aber vielleicht hielten sie lange genug…

Während dieser Zeit gab es einen Unfall. Ein Osmosestrahl, durch schlechte Kalibrierung verstellt, ging durch die Pioneer. Zwei Besatzungsmitglieder starben, als sie hüfttief in einen Metallboden einsanken. Siebzehn andere erlitten permanente Hirnschäden — zusätzlich zu den Verletzungen, die entstanden, weil durchlässige Körpermembranen mit einem Mal zu durchlässig wurden.

Doch sie schafften es — die übriggebliebenen sechzehn. Sie nahmen die Idioten mit. Sie nahmen auch das Cziltang Brone mit, für den Fall, daß die Ringwelt unbewohnbar geworden war.

Sie fanden Barbarei. Überall nichts als Barbarei.

Jahre später unternahmen einige von ihnen den Versuch zurückzukehren.

Das Cziltang Brone versagte erneut mitten im Betrieb, und vier von ihnen blieben im Randwall gefangen. Und das war es dann. Zu diesem Zeitpunkt wußten sie längst, daß nirgendwo auf der Ringwelt Ersatzteile erhältlich sein würden.

»Ich verstehe nicht, wie sie so rasch in die Barbarei zurückfallen konnten«, sagte Louis. »Sie sagen, die Fahrt der Pioneer dauerte vierundzwanzig Jahre?«

»Vierundzwanzig Jahre Schiffszeit, Louis.«

»Oh. Das ist natürlich etwas anderes.«

»Ja. Für ein Schiff, das mit normaler Ringweltbeschleunigung als Schub reist, liegen die Sterne scheinbar nur drei bis sechs Jahre auseinander. Die tatsächlichen Entfernungen waren gewaltig. Prill sprach von einer verlassenen Region zweihundert Lichtjahre in Richtung des galaktischen Zentrums, wo sich drei Sonnen in weniger als zehn Lichtjahren Entfernung voneinander ballten.«

»Zweihundert Lichtjahre… verdammt nah an menschlichem Siedlungsraum, meinen Sie nicht auch?«

»Vielleicht sogar mitten drin, Louis. Sauerstoffplaneten sind im allgemeinen nicht so verbreitet wie in der näheren Umgebung des Solsystems. Halrloprillalar sprach von langfristigen Terraformtechniken, die auf diesen Welten zum Einsatz kamen, viele Jahrhunderte vor der Errichtung der Ringwelt. Diese Techniken benötigten zu viel Zeit. Die ungeduldigen Menschen stellten sie auf halbem Weg wieder ein.«

»Das würde Einiges erklären. Außer… nein, vergessen Sie’s.«

»Primaten, Louis? Es gibt genügend Beweise, daß Ihre Spezies sich auf der Erde entwickelte. Allerdings war die Erde möglicherweise eine bequeme Basis für ein Terraformprojekt, das auf nahegelegene Welten zielte. Die Ringweltkonstrukteure haben vielleicht ihre Haustiere und Diener mitgebracht.«

»Wie Affen und Menschenaffen und Neandertaler…?« Louis machte eine wegwerfende Handbewegung. »Es ist reine Spekulation. Nichts, das wir unbedingt wissen müßten.«

»Sicher.« Der Puppenspieler kaute auf einem vegetarischen Nahrungsriegel, während er weitersprach. »Die Route, auf der die Pioneer fuhr, war mehr als dreihundert Lichtjahre lang. Es gab genügend Zeit für ausgedehnte Veränderungen während einer solchen Reise, obwohl derartige Veränderungen kaum je stattfanden. Die Gesellschaft, in der Prill lebte, war extrem stabil.«

»Wie konnte sie so sicher sein, daß die gesamte Ringwelt in Barbarei zurückgefallen war? Wie lange haben sie nach Zivilisation gesucht?«

»Nicht sehr lange. Prill hatte recht. Das Cziltang Brone wird nicht wieder repariert werden. Inzwischen ist wahrscheinlich nirgendwo mehr etwas anderes als Barbarei anzutreffen.«

»Wieso?«

»Prill versuchte mir zu erklären, was sich zugetragen haben muß. Irgend jemand aus ihrer Besatzung hat es ihr verraten. Natürlich hat er alles sehr vereinfacht. Möglicherweise setzte der Prozeß bereits vor dem letzten Start der Pioneer ein…«

Es hatte zehn bewohnte Welten gegeben. Als die Ringwelt fertig gewesen war, hatten sie alle diese Welten aufgegeben und ihrem Schicksal überlassen.

Und wie hatte eine solche Welt ausgesehen!

Das Land war überzogen von Städten in allen Entwicklungsstadien. Vielleicht waren Slums obsolet geworden, doch irgendwie gab es sie immer, und wenn nur aus historischen Gründen, als Museen. Überall waren Spuren menschlicher Existenz zu finden: Benutzte Behälter, ausgebrannte Maschinen, beschädigte Bücher oder Filmrollen oder Bänder… alles, was nicht mit Gewinn wieder aufbereitet oder erneut benutzt werden konnte, und noch Vieles darüber hinaus. Die Ozeane hatten bereits hunderttausend Jahre als Abfalldeponien gedient. Irgendwann im Verlauf dieser Zeit hatte man abgebranntes radioaktives Material aus der Energieerzeugung hineingekippt.

Welch ein merkwürdiges Leben muß sich im Meer entwickeln, das mit den neuen Umweltbedingungen zurechtkommt?

Welch ein merkwürdiges Leben, das auf den Abfallhalden gedeiht?

»Das ist auch auf der Erde geschehen«, sagte Louis Wu. »Eine Hefe, die von Polyethylen leben konnte. Sie fraß die Plastiktüten aus den Supermarktregalen. Inzwischen ist sie ausgestorben. Aber erst, nachdem wir den Gebrauch und die Produktion von Polyethylen völlig einstellten.«

Wie hatten zehn solche Welten ausgesehen!

Bakterien, die Zinkverbindungen angriffen. Plastik. Farbe. Elektrische Isolierungen. Frische Abfälle und Abfälle, die bereits seit Jahrtausenden irgendwo lagerten. Es hätte keine Rolle gespielt, wären nicht die Ramjetschiffe gewesen.