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Sie kamen routinemäßig zu den aufgegebenen Welten, auf der Suche nach Lebensformen, die man vergessen hatte oder die sich nicht an die Umweltbedingungen auf der Ringwelt angepaßt hatten. Sie brachten alles mit zurück, auch andere Dinge: Souvenirs, Kunstgegenstände, Dinge, deren Abtransport man immer wieder verschoben hatte. Noch immer wurden zahlreiche Museen umgesiedelt; ein unendlich wertvolles Stück nach dem anderen.

Eines der Ramjetschiffe brachte einen Schimmelpilz mit zurück, der imstande war, die Struktur eines Raumtemperatursupraleiters zu zerstören, der universell in den hochentwickelten Maschinen der Ringweltkonstrukteure eingesetzt wurde.

Der Pilz arbeitete langsam. Er ruinierte das Ramjetschiff erst, nachdem es wieder auf der Ringwelt gelandet war. Es zerstörte das Cziltang Brone des Raumhafens erst, nachdem die Besatzung und die Arbeiter des Raumhafens ihn ins Innere der Ringwelt geschleppt hatten. Er kontaminierte die Energieempfänger erst, nachdem die Fähren, die durch die elektromagnetischen Beschleuniger auf dem Randwall verkehrten, ihn über die gesamte Ringwelt verbreitet hatten.

»Energieempfänger?«

»Sie gewannen ihre Energie durch Thermoelektrizität auf den Schattenblenden, dann strahlten sie sie zur Ringwelt ab. Wahrscheinlich ebenfalls eine narrensichere Konstruktion. Wir haben die Strahlen nicht entdeckt, als wir ankamen. Die Generatoren haben sich wahrscheinlich abgeschaltet, nachdem die Empfänger ausgefallen waren.«

»Bestimmt hätten sie einen anderen Supraleiter entwickeln können«, warf der Kzin ein. »Wir kennen zwei grundlegende Molekularstrukturen, aus denen sich zahlreiche Variationen mit verschiedenen Temperatur- und Einsatzbereichen herstellen lassen.«

»Es gibt wenigstens vier grundlegende Strukturen«, verbesserte ihn Nessus. »Trotzdem, Sie haben ganz recht. Die Ringwelt hätte den Fall der Städte überleben müssen. Eine jüngere, vitalere Gesellschaft hätte es zweifelsohne geschafft. Aber bedenken Sie auch die Probleme, vor denen sich die Baumeister sahen.

Ein Großteil ihrer Führer war tot, gestorben in herabstürzenden Schwebebauten, als die Energiezufuhr versagte.

Ohne Energie konnten sie keine großartigen Experimente durchführen, um andere Supraleiter zu entwickeln. Gespeicherte Energie wurde für den persönlichen Gebrauch einflußreicher Persönlichkeiten konfisziert oder dazu eingesetzt, zivilisierte Enklaven zu versorgen; alles in der Hoffnung, daß irgend jemand anderes sich schon um die Katastrophe kümmern würde. Die Fusionsantriebe der Ramjetschiffe waren unzugänglich, da das Cziltang Brone ebenfalls mit Supraleitern arbeitet. Leute, die vielleicht etwas hätten ändern können, waren zu weit voneinander entfernt, um sich zu treffen. Der Computer, der den Linearbeschleuniger auf dem Randwall steuerte, war tot. Der Beschleuniger selbst war ohne Energie.«

»Weil ein Nagel fehlte, brach ein Königreich zusammen«, sagte Louis.

»Ich kenne die Geschichte«, sagte Nessus. »Sie ist nicht ganz zutreffend. Irgend etwas hätten sie unternehmen können. Es gab Energie, um Helium zu verflüssigen. Die Reparatur der Energieempfänger wäre sinnlos gewesen, da die Sender sich abgeschaltet hatten. Sie hätten ein Cziltang Brone mit Supraleitern ausstatten können, die durch flüssiges Helium gekühlt werden. Mit einem funktionierenden Cziltang Brone hätten sie wieder Zugang zu den Raumhäfen gehabt. Schiffe hätten zu den Schattenblenden aufbrechen und die Energiesender wieder einschalten können. Sie hätten weitere heliumgekühlte Supraleiter in die Energieempfänger einbauen können.

Allerdings hätten sie für all das gespeicherte Energie benötigt. Statt dessen benutzten sie die Energie für Straßenlaternen, oder um die verbleibenden Schwebebauten zu stützen oder um Mahlzeiten zuzubereiten und Nahrung einzufrieren! Das war der Untergang der Ringwelt, und nichts sonst.«

»Und auch der unsere«, sagte Louis Wu.

»Ja. Wir haben Glück, daß wir Halrloprillalar begegnet sind. Sie hat uns eine sinnlose Reise erspart. Es besteht keine Notwendigkeit mehr, zum Randwall weiterzuziehen.«

Louis Kopf dröhnte. Er würde Kopfschmerzen bekommen.

»Glück!« sagte Der-zu-den-Tieren-spricht. »In der Tat. Wenn das Glück sein soll, warum freue ich mich dann nicht? Wir haben kein Ziel mehr, die letzte magere Hoffnung auf Flucht ist zerschlagen. Unsere Flugmaschinen sind ruiniert. Ein Mitglied unserer Mannschaft ist im Labyrinth der Stadt verlorengegangen.«

»Tot«, widersprach Louis. Sie blickten ihn verständnislos an, und er deutete in den Staub. Teelas Flugrad war deutlich genug zu erkennen. Einer der vier Scheinwerfer strahlte es an.

»Von jetzt an müssen wir uns selbst um unser Glück kümmern«, sagte er.

»Ja. Wie Sie sich bestimmt erinnern, Louis, war Teelas Glück sowieso eine sporadische Angelegenheit. Es konnte nicht anders sein. Ansonsten wäre sie nicht an Bord der Lying Bastard gekommen. Und wir wären nicht abgeschossen worden.« Der Puppenspieler hielt einen Augenblick inne. Dann fügte er hinzu: »Mein Beileid, Louis.«

»Wir werden sie vermissen«, brummte der Kzin.

Louis nickte. Ihm schien, als sollte er mehr empfinden. Doch der Zwischenfall im Sturmauge hatte seine Gefühle für Teela irgendwie geändert. Seit diesem Zeitpunkt war sie ihm weniger menschlich vorgekommen als Nessus oder Der-zu-den-Tieren-spricht. Sie war ein Rätsel. Die Aliens waren real.

»Wir müssen einen neuen Plan schmieden«, sagte Der-zu-denTieren-spricht. »Wir müssen einen Weg finden, wie wir die Liar wieder in den Weltraum bringen. Ich gestehe, daß ich überhaupt keine Idee habe.«

»Ich schon«, entgegnete Louis.

Der-zu-den-Tieren-spricht wirkte verblüfft. »Jetzt schon?«

»Ich will noch ein wenig länger darüber nachdenken. Ich bin nicht sicher, ob sie durchführbar ist. Vielleicht ist es verrückt. Wir werden auf jeden Fall ein Fahrzeug benötigen. Lassen Sie uns zuerst überlegen, wie wir das bewerkstelligen.«

»Vielleicht ein Schlitten. Wir könnten das verbliebene Flugrad benutzen, um ihn zu schleppen. Ein großer Schlitten. Die Wand eines Gebäudes.«

»Das geht noch besser«, sagte Nessus. »Ich bin überzeugt, daß ich Halrloprillalar dazu bewegen kann, mir die Maschinen zu erklären, die dieses Bauwerk hier in der Schwebe halten. Vielleicht stellen wir ja fest, daß das Gebäude selbst zu unserem Transportmittel wird.«

»Versuchen Sie’s.«

»Und Sie?«

»Lassen Sie mir noch etwas Zeit.«

Das Zentrum des Schwebebaus war mit Maschinen ausgefüllt. Einige davon hielten das Gefängnis in der Luft, andere dienten der Klimatisierung und der Wasserversorgung, und ein abgetrennter Teil gehörte zu den elektromagnetischen Flugzeugfallen. Nessus arbeitete. Louis und Prill standen dabei und ignorierten sich gegenseitig nach Kräften.

Der-zu-den-Tieren-spricht war noch immer in seiner Zelle. Nessus hatte sich geweigert, ihn nach oben mitzunehmen.

»Sie hat Angst vor Ihnen«, hatte er seine Entscheidung begründet. »Wir könnten ohne Zweifel Druck ausüben. Wir könnten Sie auf eines der Flugräder setzen. Wenn ich mich weigere, an Bord zu gehen, bevor Sie auf der Plattform bei uns sind, dann würde Sie sie nach oben heben müssen.«

»Sie könnte mich aber auch bis auf halbe Höhe anheben und dann abstürzen lassen. Nein danke.«

Gegen Louis hatte die Raumfahrerin keine Einwände gehabt.

Er musterte sie verstohlen, während er äußerlich tat, als sei sie Luft für ihn.

Ihr Mund war schmal, die Lippen waren kaum zu erkennen. Ihre Nase war klein und gerade. Sie besaß keine Augenbrauen.

Kein Wunder, daß ihr Gesicht so ausdruckslos wirkte. Es unterschied sich nur wenig von den Markierungen auf dem Dummykopf eines Perückenmachers.

Zwei Stunden harter Arbeit für den Puppenspieler vergingen, dann streckte er einen seiner beiden Köpfe aus einem Zugangspaneel. »Ich kann uns nicht mit Antriebsenergie versorgen. Die Schwebefelder tun nicht mehr, als das Gebäude in der Luft zu halten. Allerdings habe ich einen Korrekturmechanismus abgeschaltet, der uns immer auf der gleichen Stelle festhielt. Das Bauwerk ist jetzt den Winden ausgeliefert.«