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Schwer zu sagen. »Er würde es als dumm empfinden«, erwiderte Louis.

»Dumm Kopf abschneiden lassen«, sagte Prill. Ein Scherz. Sie hatte versucht, einen Scherz zu machen.

Allmählich interessierte sie sich wieder für andere Dinge: Sex und Sprachunterricht und die Landschaft der Ringwelt. Sie flogen über vereinzelt glitzernde Spiegelblumen. Prill hatte noch nie Spiegelblumen gesehen. Sie landeten. Sie wichen den hektischen Versuchen der Pflanzen aus, sie abzuschießen, gruben ein fußhohes Exemplar aus und pflanzten es auf dem Dach der Unwahrscheinlich wieder ein. Anschließend bogen sie scharf in Richtung Spin ab, um größere, dichter stehende Ansammlungen von Spiegelblumen zu umgehen.

Irgendwann ging ihnen die Nahrung aus, und Prill verlor das Interesse an dem Puppenspieler. Louis betrachtete sie als geheilt.

In der nächsten Stadt mit Eingeborenen versuchten sich Prill und der Kzin im Gottspielen. Louis wartete besorgt über ihnen und hoffte, daß Der-zu-den-Tieren-spricht mit seiner Rolle zurechtkommen würde. Er hätte sich am liebsten den Kopf geschoren und zu den beiden gesellt. Doch sein Wert als Akolyth war gleich null. Nach vielen Tagen Übung hatte er noch immer nur geringe Kenntnisse der Sprache.

Sie kamen mit Opfergaben zurück. Und mit Essen.

Aus Tagen wurden Wochen. Sie taten es wieder und wieder. Sie waren gut darin. Das Fell des Kzin wuchs zusehends, so daß er wieder zu einem orangefarbenen Tiger wurde, »einer Art Kriegsgott«. Auf Louis’ Rat hin hielt er die Ohren flach an den Kopf gelegt.

Es machte ihm merkwürdig zu schaffen, einen Gott zu spielen. Eines Nachts sprach er darüber.

»Es stört mich nicht, einen Gott zu spielen«, sagte er. »Was mich vielmehr stört ist, daß ich einen schlechten Gott abgebe.«

»Wie meinen Sie das?«

»Sie stellen uns Fragen, Louis. Die Frauen wenden sich an Prill, und Prill antwortet ihnen. Im allgemeinen verstehe ich weder das Problem noch die Lösung. Die Männer sollten sich ebenfalls an Prill wenden, weil Prill menschlich ist und ich nicht. Aber sie fragen mich. Mich! Warum müssen sie sich an einen Alien um Hilfe in ihren Angelegenheiten wenden?«

»Sie sind männlich, Sprecher. Ein Gott ist eine Art Symbol, selbst wenn er Fleisch geworden ist. Sie sind ein männliches Symbol, Sprecher.«

»Lachhaft. Ich habe nicht einmal außenliegende Fortpflanzungsorgane, im Gegensatz zu Ihnen, wie ich annehme.«

»Sie sind groß und stark und hinterlassen einen gefährlichen Eindruck. Das macht Sie ganz automatisch zu einem männlichen Symbol. Ich glaube nicht, daß Sie daran etwas ändern könnten, ohne Ihr Gottsein ganz zu verlieren, Sprecher.«

»Wir brauchen einen kleinen Funkempfänger und einen Sender. Dann können Sie die merkwürdigen und peinlichen Fragen für mich beantworten.«

Prill überraschte sie. Die Unwahrscheinlich war ein ehemaliges Polizeigebäude. In einem der Lagerräume fand Prill Polizeifunkgeräte mit Kopfhörern und Mikrophonen, die ihre Energie direkt aus den Generatoren des Gebäudes bezogen. Als sie fertig waren, funktionierten zwei der insgesamt sechs Geräte wieder.

»Du bist schlauer, als ich zuerst gedacht habe«, verriet Louis ihr in der darauffolgenden Nacht. Dann zögerte er; er wußte nicht genug von ihrer Sprache, um taktvoll zu sein. »Schlauer, als man von einer Schiffshure eigentlich erwarten kann.«

Prill lachte. »Du dummer Junge! Du hast mir selbst gesagt, daß eure Schiffe sehr viel schneller sind als unsere.«

»Das sind sie«, sagte Louis. »Unsere Schiffe sind schneller als das Licht.«

»Ich denke, du übertreibst.« Sie lachte erneut. »Unsere Theorien sagen, daß nichts schneller sein kann als das Licht.«

»Vielleicht liegen unseren Antrieben andere Theorien zugrunde.«

Sie wirkte erstaunt. Louis hatte gelernt, ihre unwillkürlichen Muskelbewegungen statt ihres anscheinend ausdruckslosen Gesichts zu interpretieren. Sie entgegnete: »Langeweile ist gefährlich, wenn ein Schiff Jahre benötigt, um zwischen den Welten zu kreuzen. Es muß viele unterschiedliche Wege geben, sich die Zeit zu vertreiben. Eine Schiffshure muß sich in Medizin und Psychologie auskennen, muß die Liebe vieler Männer erwidern und die seltene Fähigkeit zur Konversation besitzen. Wir müssen uns mit der Technik an Bord auskennen, damit wir keine Unfälle verursachen. Wir müssen gesund sein. Die Vorschrift der Gilde besagt auch, daß wir wenigstens ein Instrument beherrschen müssen.«

Louis starrte sie mit offenem Mund an. Prill lachte wohlklingend und berührte ihn wieder einmal hier und dort…

Die Funkgeräte arbeiteten einwandfrei, trotz der Tatsache, daß die Ohrhörer für menschliche und nicht für Kzintiohren geschaffen waren. Louis entwickelte eine Fähigkeit zu improvisieren. Er war der Mann hinter dem Kriegsgott. Wenn er Fehler beging, dann sagte er sich, daß die Unwahrscheinlich noch immer schneller war als die größtmögliche Geschwindigkeit, mit der sich auf der Ringwelt Nachrichten verbreiteten. Jeder Kontakt war ein Erstkontakt.

Monate vergingen.

Das Land stieg allmählich an und wurde öde.

Die Faust Gottes war bei Tageslicht sichtbar, und sie wuchs mit jedem weiteren Tag. Routine hatte sich in Louis Denken breitgemacht. Es dauerte eine Zeitlang, bis er merkte, was geschah.

Es war hellichter Tag, als er zu Prill ging. »Es gibt da etwas, das du wissen solltest«, sagte er. »Hast du je von induziertem Strom gehört?« Er erklärte ihr, was er meinte.

Dann: »Man kann sehr kleine elektrische Ströme durch das Gehirn schicken und damit auf direktem Weg Schmerz oder Freude erzeugen.« Er erklärte auch dies.

Und schließlich: »Genau so funktioniert der Tasp.«

Es hatte vielleicht zwanzig Minuten gedauert. Prill sagte: »Ich wußte, daß er eine Maschine hatte. Warum beschreibst du mir jetzt, wie sie funktioniert?«

»Wir lassen die Zivilisation hinter uns. Wir werden nicht mehr viele Dörfer oder Städte finden, also auch keine Nahrung mehr, bis wir unser Raumschiff erreichen. Ich wollte, daß du über den Tasp Bescheid weißt, bevor du irgendeine Entscheidung triffst.«

»Was für eine Entscheidung?«

»Sollen wir dich in der nächsten Siedlung absetzen? Oder möchtest du mit uns bis zur Liar kommen und dann die Unwahrscheinlich übernehmen? Wir können dich auch dort mit Nahrung versorgen.«

»Ihr habt genug Platz für mich an Bord«, sagte sie mit Bestimmtheit.

»Sicher, aber…«

»Ich habe die Wilden satt. Ich will zurück in die Zivilisation.«

»Du könntest Schwierigkeiten haben, dich an unsere Kultur anzupassen. Zum Beispiel die Haare. Wir tragen sie so wie ich.« Louis Haare waren inzwischen lang und dicht. Er hatte seinen Zopf abgeschnitten. »Du wirst eine Perücke benötigen.«

Prill schnitt eine Grimasse. »Ich kann mich anpassen.« Plötzlich lachte sie auf. »Würdest du ohne mich nach Hause zurückkehren? Der große Orangefarbene kann keine Frau ersetzen.«

»Das ist ein Argument, dem ich mich noch nie verschließen konnte.«

»Ich kann deiner Welt helfen, Louis. Dein Volk weiß nur sehr wenig über Sex.«

Eine Feststellung, auf die Louis klugerweise keine Antwort gab.

KAPITEL VIERUNDZWANZIG

DIE FAUST GOTTES

Das Land wurde trocken und die Luft dünn. Die Faust Gottes schien vor ihnen zu fliehen. Die Früchte waren ausgegangen, und der Fleischvorrat schwand dahin. Sie befanden sich auf dem kahlen Hang, der zur Faust Gottes selbst hinaufführte, eine Wüste, die nach Louis Wus Schätzung größer war als die gesamte Erdoberfläche.

Wind pfiff und rauschte um die Ecken und in den Nischen der Unwahrscheinlich. Inzwischen befanden sie sich ziemlich genau spinwärts vom Riesenberg. Der Bogen leuchtete blau und scharf umrandet, und die Sterne waren gleißend hell funkelnde Punkte am Himmel.