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Sie hatten. Zwei Köpfe befanden sich in der Maschine, zwei weitere mitsamt Hälsen, und genügend Organe und andere Körperteile, um mehrere vollständige Puppenspieler daraus zu machen. Wahrscheinlich aus Nessus eigenem Gewebe gezüchtet. Die Gesichter sahen jedenfalls sehr vertraut aus.

Prill kam an Bord — und landete auf dem Kopf. Selten hatte Louis jemanden so verblüfft gesehen. Er hatte überhaupt nicht daran gedacht, ihr von künstlicher Schwerkraft zu erzählen. Ihr Gesicht verriet nichts, als sie wieder aufstand, doch ihre Haltung… Sie hatte vor Ehrfurcht die Sprache verloren.

In diese geisterhafte Stille ihrer Heimkehr hinein kreischte Louis Wu plötzlich auf wie eine Weiße Frau.

»Kaffee!« kreischte er. Und: »Heißes Wasser!« Er rannte in die Luxuskabine, die er mit Teela Brown geteilt hatte. Einen Augenblick später steckte er den Kopf durch die Tür und rief: »Prill!«

Prill folgte ihm.

Sie haßte Kaffee. Sie mußte glauben, Louis sei verrückt, daß er dieses bittere Zeug trank, und das sagte sie ihm auch.

Die Dusche war ein lange verlorener, heiß ersehnter Luxus, nachdem Louis ihr die Kontrollen erklärt hatte.

Die Schlafplatten brachten sie ganz aus dem Häuschen.

Der-zu-den-Tieren-spricht feierte die Heimkehr auf seine eigene Weise. Louis wußte nicht alles über die Kabine des Kzin. Was er wußte war, daß der Kzin sich mit Nahrung vollstopfte bis zum Platzen.

»Fleisch!« rief der Kzin. »Frisches Fleisch! Gott sei Dank! Ich konnte dieses alte Zeug nicht mehr sehen.«

»Was Sie gerade essen ist Synthetiknahrung.«

»Na und? Es schmeckt wie frisch erlegt.«

Am Abend zog sich Prill auf eine Couch in der Lounge zurück. Sie liebte die Schlafplatten, allerdings nicht zum Schlafen. Louis Wu schlief zum ersten Mal seit drei Monaten wieder in Schwerelosigkeit.

Er schlief zehn Stunden durch. Als er erwachte, fühlte er sich wie ein Tiger. Unter seinen Füßen flammte eine halb verdeckte Sonnenscheibe. Wieder an Bord der Unwahrscheinlich setzte er seinen Flashlaser ein, um das verdickte Ende des Schattenblendendrahts zu lösen. Als er fertig war, klebten noch immer Überreste des elektrostatisch gehärteten Kunststoffs daran.

Louis versuchte nicht, den Draht zur Lying Bastard zu tragen. Das schwarze Material war viel zu gefährlich und das nackte Ringweltfundament viel zu schlüpfrig. Louis kroch auf allen Vieren über den Boden und zog das dicke Ende hinter sich her.

Der Kzin beobachtete ihn schweigend von der Luftschleuse aus.

Louis kletterte mit Hilfe von Prills Trittleiter in die Luftschleuse, schob sich an Der-zu-den-Tieren-spricht vorbei und ging nach achtern. Der Kzin beobachtete ihn unablässig.

Der am weitesten achtern liegende Punkt des Wracks der Lying Bastard war ein Schacht von Oberschenkeldicke. Durch diesen Schacht waren Kabel zur Maschinerie auf dem großen Deltaflügel verlaufen, als die Liar noch einen Flügel und Maschinen gehabt hatte. Jetzt war der Schacht mit einer Schleusenluke versiegelt. Louis öffnete die Luke und warf das verdickte Ende des Schattenblendendrahts nach draußen.

Er ging wieder nach vorn. In regelmäßigen Abständen überprüfte er die Position des Drahts mit Hilfe eines Jinxianischen Würstchens aus dem Ausgabeschlitz der Küchenautomatik. Anschließend markierte er die Stelle mit gelber Leuchtfarbe. Als er fertig war, verlief eine Linie gelber Punkte längs durch das Schiff.

Wenn der Draht sich straffte, würde er sicher durch einen Teil der inneren Trennwände schneiden. Die gelbe Farbe ermöglichte Louis abzuschätzen, welchen Weg er dabei nehmen würde, und dadurch sicherzustellen, daß er keinen Teil des Lebenserhaltungssystems beschädigen konnte. Doch die Farbe hatte noch einen anderen Zweck. Sie würde alle warnen, sich vom Draht fernzuhalten, wenn sie nicht ihre Finger oder Schlimmeres verlieren wollten.

Louis trat aus der Luftschleuse und wartete, daß Der-zu-denTieren-spricht ihm nach draußen folgte. Dann schloß er die äußere Luke.

An dieser Stelle erkundigte sich der Kzin: »Ist das der Grund, aus dem wir zurückgekommen sind?«

»Das sage ich Ihnen in einer Minute«, entgegnete Louis. Er ging unter der General-Products-Zelle nach hinten, nahm das verdickte Ende mit beiden Händen auf und zog vorsichtig daran. Der Draht hielt.

Er legte sein Gewicht hinein. Er zog mit all seiner Kraft. Der Draht gab keinen Millimeter nach. Die Luftschleuse hielt ihn fest.

»Ich habe keine Möglichkeit, ihn einem stärkeren Belastungstest zu unterziehen. Ich wußte nicht genau, ob die Luftschleuse ihn fest genug halten würde. Ich war nicht sicher, ob der Draht nicht die General-Products-Zelle durchschneiden würde. Ich bin immer noch nicht sicher. Aber wenn Sie es wissen wollen: Ja, das ist der Grund, aus dem wir zurückgekommen sind.«

»Was machen wir als nächstes?«

»Wir öffnen die Luftschleuse wieder.« Er öffnete die Luke. »Wir lassen den Draht ungehindert durch das Schiff laufen, während wir das Ende zur Unwahrscheinlich zurücktragen und dort festzementieren.« Und sie machten genau das.

Der Draht, der die Schattenblenden untereinander verbunden hatte, zog sich unsichtbar in Richtung Steuerbord. Sie hatten ihn Tausende von Meilen hinter der Unwahrscheinlich hergeschleppt, weil es keine Möglichkeit gegeben hatte, ihn an Bord zu nehmen. Vielleicht erstreckte er sich den ganzen Weg zurück bis in die Stadt unter dem schwebenden Schloß namens Himmel, bis in das Gewirr, das wie eine schwarze Rauchwolke ausgesehen hatte und aus Millionen von Meilen Schattenblendendraht bestand.

Jetzt führte der Draht durch die Luftschleuse der Lying Bastard, durch den Rumpf, und durch den Kabelschacht mit der kleineren Schleuse wieder nach draußen, zurück zu einem Klumpen elektrisch gehärteten Kunststoffs auf der Unterseite des schwebenden Polizeigebäudes namens Unwahrscheinlich.

»So weit, so gut«, sagte Louis. »Jetzt brauche ich Prill. Nein, tanj! Ich vergaß. Prill hat keinen Druckanzug.«

»Druckanzug?«

»Wir schaffen die Unwahrscheinlich die Faust Gottes hinauf. Das Gebäude ist nicht luftdicht. Wir benötigen Druckanzüge, und Prill hat keinen. Wir müssen sie hier lassen.«

»Die Faust Gottes hinauf«, wiederholte der Kzin. »Louis, ein Flugrad allein hat nicht genügend Kraft, um die Lying Bastard auf diesen Berg zu schleppen. Außerdem belasten Sie den Thruster zusätzlich mit der Masse dieses Gebäudes.«

»Nein, nein, nein. Ich beabsichtige nicht, die Liar zu schleppen. Ich will nichts weiter, als den Schattenblendendraht hinter uns herziehen. Er gleitet ungehindert durch die Lying Bastard, bis ich Prill ein Zeichen gebe, die Luftschleuse zu schließen.«

Der-zu-den-Tieren-spricht dachte nach. »Es könnte funktionieren, Louis. Falls das Flugrad des Puppenspielers nicht genügend Kraft hat, können wir Brocken von der Unwahrscheinlich wegschneiden, um sie leichter zu machen. Aber warum das alles? Was erwarten Sie auf dem Gipfel zu finden?«

»Ich könnte es Ihnen in einem einzigen Wort erklären, und dann würden Sie mich auslachen. Sprecher-zu-den-Tieren, ich schwöre Ihnen, daß Sie es nie erfahren werden, falls ich mich irre.«

Ich muß Prill sagen, was sie zu tun hat, dachte er. Und den Kabelschacht der Lying Bastard mit Kunststoff versiegeln. Er wird den Draht nicht am Durchgleiten hindern, aber die Lying Bastard verliert keine Luft mehr.