Ebenfalls von Rick Riordan bei CARLSEN:
Percy Jackson – Diebe im Olymp (Band 1)
Percy Jackson – Im Bann des Zyklopen (Band 2)
Percy Jackson – Der Fluch des Titanen (Band 3)
Percy Jackson – Die Schlacht um das Labyrinth (Band 4)
Percy Jackson – Die letzte Göttin (Band 5)
Die Kane-Chroniken – Die rote Pyramide (Band 1)
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Alle deutschen Rechte bei CARLSEN Verlag GmbH, Hamburg 2012
Originalcopyright © 2010 by Rick Riordan
Hyperion Books for Children, an imprint of the Disney Book Group
Permission for this edition was arranged through the Nancy Gallt Agency
Originaltiteclass="underline" The Heroes of Olympus - The Lost Hero
Umschlagillustration © Helge Vogt, trickwelt
Umschlaggestaltung und -typografie: Kerstin Schürmann, formlabor
Aus dem Englischen von Gabriele Haefs
Lektorat: Franziska Leuchtenberger
Satz und E-Book-Umsetzung: Dörlemann Satz, Lemförde
ISBN: 978-3-646-92281-3
Alle Bücher im Internet unter
www.carlsen.de
Für Haley und Patrick, die die Geschichten immer als Erste hören.
Ohne sie kein Camp Half-Blood.
I
Jason
Jasons Tag war auch schon vor dem elektrischen Schlag mies gewesen.
Er erwachte auf dem hintersten Sitz in einem Schulbus, wusste nicht, wo er war, und hielt die Hand eines Mädchens, das er nicht kannte. Das war allerdings noch nicht das Miese an diesem Tag. Das Mädchen sah super aus, aber Jason hatte keine Ahnung, wer sie war oder was er hier eigentlich machte. Er setzte sich auf, rieb sich die Augen und versuchte zu denken.
Ein paar Dutzend andere Jugendliche fläzten sich auf den Sitzen vor ihm, hörten Musik auf ihren iPods, quatschten oder schliefen. Alle schienen in seinem Alter zu sein … fünfzehn? Sechzehn? Also, das war jetzt wirklich unheimlich. Er wusste nicht, wie alt er war.
Der Bus rumpelte über eine huckelige Straße. Vor den Fenstern rollte unter einem strahlend blauen Himmel die Wüste vorbei. Jason war ziemlich sicher, dass er nicht in der Wüste wohnte. Er versuchte zurückzudenken … Das Letzte, woran er sich erinnerte …
Das Mädchen drückte seine Hand. »Jason, alles in Ordnung bei dir?«
Sie trug verschossene Jeans, Wanderstiefel und eine dicke Fleecejacke. Ihre schokoladenbraunen Haare waren unregelmäßig und fransig geschnitten und an den Seiten hatte sie dünne geflochtene Zöpfe. Sie war ungeschminkt, als ob sie versuchte, nicht aufzufallen, was ihr aber nicht gelang. Sie war ganz einfach hübsch. Ihre Augen schienen ständig ihre Farbe zu wechseln wie ein Kaleidoskop – braun, blau und grün.
Jason ließ ihre Hand los. »Äh, ich weiß nicht …«
Vorn im Bus brüllte ein Lehrer: »Alles klar, ihr Zuckerpüppchen, herhören!« Der Typ war offenbar so eine Art Mannschaftstrainer. Seine Baseballmütze hatte er tief in die Stirn gezogen, so dass nur seine stechenden Augen zu sehen waren. Er hatte einen dünnen Kinnbart und ein übellauniges Gesicht, als ob er etwas Verschimmeltes gegessen hätte. Seine kräftigen Arme und seine Brust drohten das hellorange Polohemd zu sprengen. Seine Trainingshose aus Nylon und seine Nikes waren von makellosem Weiß. Um seinen Hals hing eine Trillerpfeife und am Gürtel war ein Megafon befestigt. Er hätte ganz schön beängstigend ausgesehen, wenn er größer als eins fünfzig gewesen wäre. Als er in den Mittelgang trat, rief einer der Jugendlichen: »Aufstehen, Trainer Hedge!«
»Das habe ich gehört!« Der Trainer suchte den Bus nach dem Übeltäter ab. Aber dann fiel sein Blick auf Jason und er runzelte noch mehr die Stirn.
Jason lief es kalt den Rücken hinunter. Er war sicher, der Trainer wusste, dass er hier nichts zu suchen hatte. Er würde Jason nach vorn rufen, von ihm eine Erklärung dafür verlangen, was er hier in diesem Bus verloren hatte – und Jason würde keine Ahnung haben, was er sagen sollte.
Aber Trainer Hedge wandte sich wieder ab und räusperte sich. »Wir sind in fünf Minuten da! Bleibt bei eurem Partner. Verliert eure Aufgabenliste nicht. Und wenn einer von euch süßen kleinen Zuckerpüppchen auf diesem Ausflug irgendwelchen Ärger macht, schicke ich euch persönlich zu Fuß zur Schule zurück.«
Er hob einen Baseballschläger und machte eine Bewegung, als wolle er einen Home-Run schlagen.
Jason sah seine Sitznachbarin an. »Darf der so mit uns reden?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Tut er immer. Das hier ist schließlich die Wüstenschule. ›Wo die Kids die Tiere sind.‹«
Sie sagte das wie einen altbekannten Witz, über den sie schon tausendmal gemeinsam gelacht hatten.
»Das ist irgendein Missverständnis«, sagte Jason. »Ich gehöre hier gar nicht hin.«
Der Junge vor ihm drehte sich um und lachte. »Aber klar doch, Jason. Wir sind hier alle Justizirrtümer. Ich bin nicht sechsmal durchgebrannt. Piper hat keinen BMW geklaut.«
Das Mädchen lief rot an. »Ich habe dieses Auto nicht gestohlen, Leo.«
»Ach ja, hab ich ganz vergessen, Piper. Wie hast du das noch genannt? Du hast den Autohändler ›überredet‹, es dir zu leihen?« Er hob die Augenbrauen und sah Jason an, als wollte er sagen, kaufst du ihr das etwa ab?
Leo sah aus wie ein Weihnachtswichtel aus Südamerika, mit schwarzen Locken, spitzen Ohren, einem fröhlichen Babygesicht und einem verschlagenen Lächeln, das sofort verriet, dass man diesem Typen keine Streichhölzer oder scharfe Gegenstände anvertrauen durfte. Seine langen geschickten Finger konnten einfach nicht stillhalten – sie trommelten auf dem Sitz, schoben seine Haare hinter die Ohren oder machten sich an den Knöpfen seiner Militärjacke zu schaffen. Entweder war der Junge von Natur aus hyper oder er hatte genug Zucker und Koffein eingeworfen, um einem Wasserbüffel einen Herzinfarkt zu verpassen.
»Wie auch immer«, sagte Leo, »ich hoffe, du hast die Aufgabenliste, aus meiner habe ich nämlich schon vor Tagen Papierflieger gemacht. Warum glotzt du mich so an? Hat schon wieder jemand auf meinem Gesicht gemalt?«
»Ich kenne dich nicht«, sagte Jason.
»Klar doch«, sagte Leo mit aasigem Grinsen. »Ich bin nicht dein bester Freund. Ich bin sein fieser Klon.«
»Leo Valdez«, schrie Trainer Hedge von vorne. »Probleme dahinten?«
Leo zwinkerte Jason zu. »Pass mal auf.« Er drehte sich nach vorn um. »Tut mir leid, Trainer Hedge. Ich konnte Sie nicht richtig hören. Würden Sie bitte Ihr Megafon benutzen?«
Trainer Hedge grunzte und schien sich über diesen Vorwand zu freuen. Er löste das Megafon von seinem Gürtel und erteilte weiter Anweisungen, aber seine Stimme klang jetzt wie die von Darth Vader. Die Schüler prusteten los. Der Trainer machte noch einen Versuch, aber nun blökte das Megafon: »Die Kuh sagt muuuuh!«
Die Schüler wieherten vor Lachen und der Trainer knallte das Megafon auf den Sitz. »Valdez!«
Piper unterdrückte ein Kichern. »Mein Gott, Leo, wie machst du das?«
Leo schüttelte einen winzigen Phillips-Schraubenzieher aus seinem Ärmel. »Ich bin eben etwas ganz Besonderes.«
»Leute, jetzt mal im Ernst«, sagt Jason flehend. »Was mache ich hier? Wohin fahren wir?«
Piper runzelte die Stirn. »Jason, soll das ein Witz sein?«
»Nein! Ich habe keine Ahnung.«
»Klar doch, der macht Witze«, sagte Leo. »Er will mir eins auswischen, wegen des Rasierschaums auf dem Wackelpudding.«