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Dann lachte Leo so laut, dass er sich krümmen musste. »Mich dir anschließen? Klar doch. Bis du mich satt hast und mich in Eis verwandelst! Göttin, niemand, der meinem Drachen etwas tut, kommt ungeschoren davon. Ich kann nicht fassen, dass ich dich mal echt heiß gefunden habe.«

Chiones Gesicht wurde rot. »Heiß? Du wagst es, mich zu beleidigen? Ich bin kalt, Leo Valdez. Sehr, sehr kalt.«

Sie ließ einen Windstoß aus Eisregen auf die Halbgötter zujagen, aber Leo hob die Hand. Eine Feuerwand erwachte tosend vor ihnen zum Leben und der Schnee löste sich zu einer dampfenden Wolke auf.

Leo grinste. »Siehst du, Göttin, das passiert in Texas mit Schnee. Er schmilzt, verdammt noch mal.«

Chione zischte. »Das reicht jetzt. Hera wird schwächer. Porphyrion erhebt sich. Tötet die Halbgötter. Sie sollen die erste Mahlzeit unseres Königs sein.«

Jason hob sein vereistes Brett – eine blöde Waffe für einen Kampf auf Leben und Tod – und die Monster griffen an.

L

Jason

Ein Wolf stürzte sich auf ihn. Jason trat zurück und knallte mit befriedigendem Krachen seine Holzlatte auf die Schnauze des Viehs. Das konnte zwar nur durch Silber umgebracht werden, aber ein gutes, altmodisches Brett konnte ihm immerhin dröhnende Kopfschmerzen verpassen.

Er drehte sich um, weil er Hufe hörte, und sah ein Sturmgeisterpferd auf sich herabschießen. Jason konzentrierte sich und rief den Wind herbei. Einen Moment ehe der Geist ihn zertrampelte, warf Jason sich in die Luft, packte den rauchigen Hals des Pferdes und schwang sich auf seinen Rücken.

Der Sturmgeist bäumte sich auf und versuchte, Jason abzuschütteln; dann versuchte er, sich in Nebel aufzulösen, um seine Last loszuwerden, aber Jason konnte sich festklammern. Er befahl dem Pferd in Gedanken, seine feste Gestalt beizubehalten, und das Pferd schien sich ihm nicht widersetzen zu können. Jason spürte, wie es gegen ihn kämpfte. Er spürte die vielen wütenden Gedanken – totales Chaos in dem Versuch, sich zu befreien. Jason musste seine ganze Kraft aufbringen, um dem Pferd seinen Willen aufzuzwingen und es unter Kontrolle zu bringen. Er dachte an Aeolus, der Tausende und Abertausende von solchen Geistern unter seinem Befehl hatte, einige davon noch schlimmer. Kein Wunder, dass der Herr der Winde nach Jahrhunderten unter diesem Stress ein wenig verrückt geworden war. Aber Jason musste nur einen Geist bezwingen und er musste einfach gewinnen.

»Du gehörst jetzt mir«, sagte Jason.

Das Pferd wehrte sich, aber Jason hielt sich fest. Die Mähne flackerte, als das Pferd das leere Becken umkreiste, und seine Hufe riefen winzige Gewitterstürme hervor, wo immer sie den Boden berührten.

»Sturm?«, fragte Jason. »Heißt du so?«

Das Pferd ließ seine Mähne aufwirbeln, offenbar gefiel es ihm, erkannt worden zu sein.

»Schön«, sagte Jason. »Und jetzt kämpfen wir.«

Er ging zum Angriff über und schwenkte seine vereiste Latte, schlug Wölfe zur Seite und bretterte mitten durch andere Venti. Sturm war ein starker Geist und wann immer er durch einen seiner Brüder hindurchfuhr, setzte er so viel Elektrizität frei, dass der andere Geist sich zu einer harmlosen Nebelwolke auflöste.

Durch das Chaos sah Jason ab und zu für einen Moment seine Freunde. Piper war von Erdgeborenen umgeben, aber sie schien sich behaupten zu können. Sie sah so beeindruckend aus im Kampf, sie glühte fast vor Schönheit, und die Erdgeborenen starrten sie voller Bewunderung an und vergaßen fast, dass sie sie töten sollten. Sie ließen die Keulen sinken, sahen verdutzt zu, wie sie lächelte und angriff, und erwiderten das Lächeln – bis Piper sie mit dem Dolch aufschlitzte und sie zu Lehmhaufen zerschmolzen.

Leo hatte sich Chione vorgenommen. Es war zwar glatter Selbstmord, gegen eine Göttin zu kämpfen, aber Leo war der richtige Mann für diesen Job. Chione beschwor immer wieder Eisdolche, kalte Windstöße und Schneestürme herauf, um damit nach Leo zu werfen, aber Leo verbrannte alles. Auf seinem ganzen Körper flackerten rote Flammenzungen, als wäre er mit Benzin übergossen worden. Er griff die Göttin immer weiter an und benutzte zwei silberne Kugelhämmer, um alle Monster zu zerschmettern, die ihm in den Weg gerieten.

Jason wurde klar, dass sie nur wegen Leo noch am Leben waren. Seine feurige Aura erhitzte den ganzen Hof und bildete das Gegengewicht zu Chiones Winterzauber. Ohne ihn wären sie schon längst gefroren, wie die Jägerinnen. Wo immer Leo hintrat, schmolz Eis von den Steinen. Sogar Thalia taute ein wenig auf, als Leo in ihre Nähe kam.

Chione wich langsam zurück. Sie sah nicht mehr wütend aus, sondern geschockt und dann leicht panisch, als Leo sich näherte. Jason gingen die Feinde aus. Wölfe lagen in bewusstlosen Haufen herum. Einige verkrochen sich in den Ruinen und leckten jaulend ihre Wunden. Piper erstach den letzten Erdgeborenen, der als Schlammhaufen zu Boden sackte. Jason ritt auf Sturm durch den letzten Ventus und ließ ihn zu Dampf zerfallen. Dann fuhr er herum und sah, wie Leo die Göttin des Schnees angriff.

»Du bist zu spät«, fauchte Chione. »Er ist aufgewacht. Und bildet euch ja nicht ein, hier irgendetwas gewonnen zu haben, Halbgötter. Heras Plan wird niemals funktionieren. Ihr werdet euch gegenseitig an die Kehle gehen, ehe ihr uns aufhalten könnt.«

Leo ließ seine Hämmer auflodern und warf sie auf die Göttin, aber die verwandelte sich in Schnee – ein weißes Pulverbild ihrer selbst. Leos Hämmer knallten gegen die Schneefrau und zerschmetterten sie zu einem dampfenden Matschhügel.

Piper keuchte, lächelte aber zu Jason hoch. »Nettes Pferd.«

Sturm erhob sich auf die Hinterbeine und Bögen aus Elektrizität spannten sich zwischen seinen Hufen. Die absolute Selbstdarstellung.

Dann hörte Jason hinter sich ein Knacken. Das schmelzende Eis auf Heras Käfig rutschte wie ein Vorhang aus Matsch nach unten und die Göttin rief: »Ignoriert mich ruhig! Hier stirbt nur gerade die Königin des Himmels!«

Jason stieg ab und befahl Sturm, stehenzubleiben. Die drei Halbgötter sprangen in das Becken und rannten zum Käfig.

Leo runzelte die Stirn. »Tía Callida, wirst du kleiner?«

»Nein, du Trottel! Die Erde holt mich. Beeil dich!«

Sowenig Jason Hera auch leiden mochte, was er im Käfig sah, machte ihm Angst. Hera sank, und zugleich hob sich der Boden um sie herum wie Wasser in einem Tank. Flüssiger Felsen reichte ihr schon bis zu den Schienbeinen. »Der Riese erwacht!«, warnte Hera. »Euch bleiben nur Sekunden!«

»Dann los«, sagte Leo. »Piper, ich brauche deine Hilfe. Sprich mit dem Käfig.«

»Was?«, fragte sie.

»Sprich damit. Tu, was du kannst. Rede Gaia ein, dass sie schlafen soll. Lulle sie ein. Mach sie langsamer, versuche, die Ranken zu lockern, während ich …«

»Alles klar.« Piper räusperte sich und sagte: »He, Gaia. Schöne Nacht, was? Mann, bin ich müde. Was ist mit dir? Eine Runde schlafen?«

Je länger sie redete, umso zuversichtlicher klang sie. Jason spürte, wie seine eigenen Augen schwerer wurden, und er musste sich zwingen, nicht auf Pipers Worte zu achten. Sie schienen eine gewisse Wirkung auf den Käfig auszuüben. Der Schlamm erhob sich langsamer. Die Ranken schienen ein klein wenig weicher zu werden – sie sahen jetzt eher aus wie Baumwurzeln als wie Fels. Leo zog eine Kreissäge aus seinem Werkzeuggürtel – wie die da reingepasst hatte, konnte Jason sich nicht vorstellen. Dann sah Leo das Kabel an und grunzte vor Frust. »Ich hab ja gar keine Steckdose!«

Das Geisterpferd Sturm sprang ins Becken und wieherte.

»Wirklich?«, fragte Jason.

Sturm nickte mit dem Kopf und trabte zu Leo hinüber. Leo sah skeptisch aus, hielt aber den Stecker hoch, und ein Wind trug ihn zur Flanke des Pferdes. Funken stoben auf und verbanden sich mit den Stiften des Steckers, und die Kreissäge erwachte zum Leben.