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»Und wurde der Ahne Roms.«

»Genau. Verstehst du, Piper, meine Kinder können durchaus mächtig sein. Auch du könntest durchaus mächtig sein, denn meine Abstammung ist einzigartig. Ich bin dem Anfang der Schöpfung näher als alle anderen Olympier.«

Piper versuchte, sich an Aphrodites Geburt zu erinnern. »Bist du nicht … aus dem Meer aufgetaucht? Auf einer Muschel?«

Die Göttin lachte. »Dieser Maler Botticelli hatte eine blühende Fantasie. Ich habe nie auf einer Muschel gestanden, also wirklich. Aber ja, ich bin aus dem Meer gekommen. Die ersten Wesen, die aus dem Chaos auftauchten, waren die Erde und der Himmel – Gaia und Uranos. Als ihr Sohn, der Titan Kronos, Uranos tötete …«

»Indem er ihn mit einer Sense in Stücke gehauen hat …«, fiel es Piper jetzt ein.

Aphrodite kräuselte die Nase. »Genau. Die Stücke des Uranos fielen ins Meer. Seine unsterbliche Essenz wurde zu Meeresschaum, und aus diesem Schaum …«

»Wurdest du geboren. Jetzt weiß ich es wieder. Du bist also …«

»Das letzte Kind des Uranos, der größer war als alle Götter oder Titanen. Auf eine seltsame Weise bin ich also die älteste olympische Gottheit. Wie gesagt, Liebe ist eine große Macht. Und du, meine Tochter, bist viel mehr als nur ein hübsches Mädchen. Weshalb du auch bereits weißt, wer die Riesen erweckt und wer die Macht besitzt, Türen zu öffnen, die in die tiefsten Teile der Erde führen.«

Aphrodite wartete, als könne sie spüren, wie Piper langsam die Stücke eines Puzzles zusammensetzte und ein grauenhaftes Bild erhielt.

»Gaia«, sagte Piper. »Die Erde selbst. Sie ist unsere Feindin.«

Sie hoffte, Aphrodite werde Nein sagen, aber die Göttin sah weiterhin die zerbrochenen Rüstungsteile an. »Sie schläft seit Äonen, aber nun erwacht sie langsam. Selbst im Schlaf ist sie mächtig, aber wenn sie erst einmal wach ist … dann sind wir verloren. Du musst die Riesen besiegen, ehe das passiert, und Gaia wieder in Schlaf versetzen. Sonst war das erst der Anfang der Rebellion. Die Toten werden weiterhin auferstehen. Monster werden sich noch schneller regenerieren. Die Riesen werden den Geburtsort der Götter zerstören. Und wenn sie das tun, wird alle Zivilisation verbrennen.«

»Aber Gaia? Mutter Erde?«

»Du solltest sie nicht unterschätzen«, sagte Aphrodite warnend. »Sie ist eine grausame Gottheit. Sie hat den Tod des Uranos in die Wege geleitet. Sie hat Kronos die Sichel gegeben und ihn dazu gedrängt, seinen eigenen Vater zu töten. Während die Titanen die Welt regierten, hat sie friedlich geschlafen. Aber als die Götter die Titanen stürzten, erwachte Gaia in all ihrem Zorn und gebar eine neue Art von Wesen – die Giganten –, um den Olymp ein für alle Mal zu vernichten.«

»Und jetzt passiert es wieder«, sagte Piper. »Die Giganten erheben sich.«

Aphrodite nickte. »Jetzt weißt du Bescheid. Was wirst du tun?«

»Ich?« Piper ballte die Fäuste. »Was soll ich denn tun? Ein hübsches Kleid anziehen und Gaia mit Charme-Sprech in den Schlaf versetzen?«

»Ich wünschte, das wäre möglich«, sagte Aphrodite. »Nein, du wirst deine eigenen Stärken finden und für das, was du liebst, kämpfen müssen. Wie meine Lieblinge, Helena und Paris. Wie mein Sohn Aeneas.«

»Helena und Paris sind gestorben«, sagte Piper.

»Und Aeneas wurde zum Helden«, gab die Göttin zurück. »Zum ersten großen Helden Roms. Das Ergebnis hängt von dir ab, Piper, aber eins sag ich dir: Die sieben größten Halbgötter müssen sich zusammentun, um die Riesen zu besiegen, und ohne dich schaffen sie das nicht. Wenn die beiden Seiten aufeinandertreffen … dann wirst du die Vermittlerin sein. Du wirst zwischen Freundschaft und Blutvergießen entscheiden.«

»Welche beiden Seiten?«

Vor Pipers Augen verschwamm alles.

»Du musst bald aufwachen, Kind«, sagte die Göttin. »Ich bin nicht immer einer Meinung mit Hera, aber sie ist ein großes Wagnis eingegangen und ich glaube auch, dass das sein muss. Zeus hat die beiden Seiten zu lange auseinandergehalten. Nur zusammen habt ihr die Macht, den Olymp zu retten. Und jetzt wach auf. Ich hoffe, dir gefallen die Kleider, die ich für dich ausgesucht habe.«

»Was für Kleider?«, fragte Piper, aber ihr Traum wurde schwarz.

XL

Piper

Piper erwachte an einem Tisch in einem Straßencafé.

Für eine Sekunde glaubte sie, noch immer zu träumen. Es war ein sonniger Morgen. Die Luft war frisch, aber nicht zu kalt, um draußen zu sitzen. An den anderen Tischen saßen Radfahrer, Geschäftsleute und Collegestudenten und plauderten und tranken Kaffee.

Sie konnte Eukalyptusbäume riechen. Vor den ausgefallenen kleinen Läden herrschte reger Verkehr. Die Straße war umsäumt von Zylinderputzerbäumen und blühenden Azaleen, als sei Winter hier ein Fremdwort.

Mit anderen Worten: Sie war in Kalifornien.

Ihre Freunde saßen mit ihr um den Tisch – und alle hatten die Hände vor der Brust gefaltet und schliefen friedlich. Alle waren sie neu eingekleidet. Piper schaute auf ihre eigenen Sachen hinunter und keuchte. »Mutter!«

Sie war lauter gewesen als beabsichtigt. Jason zuckte zusammen, stieß mit den Knien gegen den Tisch und dann waren sie alle wach.

»Was?«, brüllte Hedge. »Mit wem kämpfen? Wo?«

»Ich falle!« Leo packte den Tisch. »Nein – ich falle nicht. Wo sind wir?«

Jason blinzelte und versuchte, sich zu orientieren. Er sah Piper an und stieß einen kleinen Würgelaut aus. »Was hast du denn da an?«

Piper wurde vermutlich rot. Sie trug das türkise Kleid, das sie im Traum gesehen hatte, dazu schwarze Leggings und schwarze Lederstiefel. Sie hatte ihr Lieblings-Silberarmband mit den Anhängern um, obwohl sie das zu Hause in L. A. gelassen hatte, und die alte Snowboardingjacke von ihrem Dad, die erstaunlicherweise ziemlich gut zu den anderen Sachen passte.

»Ach, nichts«, sagte sie. »Das ist von …« Ihr fiel Aphrodites Befehl ein, ihr Gespräch nicht zu erwähnen. »Nichts.«

Leo grinste. »Aphrodite schlägt wieder zu, was? Du wirst die bestangezogene Kriegerin in der ganzen Stadt sein, Schönheitskönigin.«

»Na, Leo«, Jason stieß Leos Arm an. »Kürzlich mal in den Spiegel geschaut?«

»Was … oh!«

Alle waren sie neu durchgestylt worden. Leo trug eine Hose mit Nadelstreifenmuster, schwarze Lederschuhe, ein weißes kragenloses Hemd samt Hosenträgern und seinen Werkzeuggürtel, eine Ray-Ban-Sonnenbrille und einen albernen Hut.

»Meine Güte, Leo.« Piper versuchte, sich das Lachen zu verkneifen. »Ich glaube, mein Dad hat das bei seiner letzten Premiere getragen, ohne den Werkzeuggürtel natürlich.«

»He, hör auf!«

»Ich finde ihn fesch«, sagte Trainer Hedge. »Aber ich sehe natürlich besser aus.«

Der Satyr war ein Albtraum in Pastell. Aphrodite hatte ihm einen ausgebeulten kanariengelben Anzug mit Schulterpolstern und zweifarbige Schuhe verpasst, die seine Hufe verbargen. Dazu trug er einen gelben breitkrempigen Hut, ein rosarotes Hemd, eine babyblaue Krawatte und eine blaue Nelke am Revers, die Hedge zuerst beschnupperte und dann verzehrte.

»Na«, sagte Jason. »Zum Glück hat deine Mom mich vergessen.«

Piper wusste, dass das nicht so ganz stimmte. Als sie ihn ansah, führte ihr Herz einen kleinen Stepptanz auf. Jason trug einfach Jeans und ein sauberes lila T-Shirt, wie am Grand Canyon. Er hatte neue Turnschuhe und seine Haare waren frisch geschnitten. Seine Augen hatten die Farbe des Himmels. Aphrodites Botschaft war klar: Hier gibt es nichts zu verbessern.

Und Piper war ganz ihrer Meinung.

»Wie auch immer«, sagte sie verlegen, »wie sind wir hergekommen?«