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Hermann Bengtson

Römische Geschichte

Republik und Kaiserzeit bis 284 n. Chr.

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Altitalien - Einwanderung der Italiker und Etrusker - Die Griechische Kolonisation - Kampf mit Tarent und König Pyrrhos - Die Punischen Kriege - Römische Expansion - Philipp V. und Antiochos III. - Rom und der hellenistische Osten - Zerstörung Korinths und Karthagos - Die soziale Frage, die Gracchen und die Sklavenkriege - Jugurtha - Kimbern und Teutonen - Die Unruhen der marianischen Zeit - Mithridatischer Krieg, Bürgerkrieg, Sulla - Das Zeitalter des Gnaeus Pompejus - Caesar und die Eroberung Galliens - Caesars Diktatur - Octavian - Das Prinzipat- Das Imperium Romanum unter Augustus-die julisch-claudische Dynastie - Kultur der Hohen Römischen Kaiserzeit - Die flavische Dynastie - Nerva und Trajan - Hadrian und die griechische Renaissance - Die Antoninen - Commodus - Das severische Kaiserhaus - Die Krise

ISBN 3 406 02505 6 © C.H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung Siebente, unveränderte Auflage, 1995

Dieses E-Book ist nicht zum Verkauf bestimmt!!!

Sonderausgabe  (Vollständiger Text ohne Anmerkungen und Literaturverzeichnis) Die Originalausgabe liegt vor unter dem Titeclass="underline"

«Grundriß der römischen Geschichte mit Quellenkunde Erster Band: Republik und Kaiserzeit bis 284 n. Chr.» im «Handbuch der Altertumswissenschaft» (Dritte Abteilung, Fünfter Teil,

Erster Band)

Aus: Handbuch der Altertumswissenschaft. Abt. 3, 5. Teil, Bd. l ISBN 3-406-02505-6

Inhalt

Vorwort

Die Römische Geschichte ist ein im wesentlichen unveränderter Abdruck des im «Handbuch der Altertumswissenschaft» erschienenen Werkes, das dort den Titel «Grundriß der römischen Geschichte mit Quellenkunde» führt. Der Verfasser hat jedoch zusätzlich einige Berichtigungen im Text vorgenommen, die in der Zwischenzeit notwendig geworden waren.

Auf das Kapitel über die neueren Forschungen zur römischen Geschichte, auf die Zwischenabschnitte über die Quellen und die moderne Forschung sowie auf den gesamten Anmerkungsapparat wurde jedoch in dieser Ausgabe verzichtet.

In der vorliegenden Form stellt das Buch einen kurzgefaßten Überblick über die Geschichte der römischen Republik und der römischen Kaiserzeit bis 284 n. Chr. dar; er wird, wie ich hoffe, den Lesern zur Information über die Ereignisse der römischen Geschichte sowie über den Stand der Forschung willkommen sein. Ist doch die Geschichte des alten Rom ein hervorragendes Beispiel für den Aufstieg eines Volkes, das sich viele Nationen in West und Ost unterworfen und sie mit römischer Kultur und Gesittung durchdrungen hat. Auf dem, was einst die Römer geschaffen haben, beruht noch heute die Kultur des Abendlandes.

Meinem Schüler Dr. Wolfgang Orth bin ich für seine Hilfe bei der Druckvorbereitung und bei den Korrekturen zu Dank verpflichtet.

München, im Herbst 1972 Hermann Bengtson

Italien, das Land und sein Name

«Italien ist nur ein geographischer Begriff»: dieses wenig schmeichelhafte Wort Metternichs hat für die mittelalterliche und neue Geschichte Italiens bis zu seiner Einigung unter der Krone Sardinien seine volle Berechtigung. Es paßt aber in gleicher Weise auch für das Altertum, und zwar bis zu dem Zeitpunkt, an dem es Rom gelungen ist, Italien unter seiner Hegemonie zusammenzuschließen. Dieser Vorgang hat sich im Altertum in einer Reihe von Etappen vollzogen. Wichtig ist das Jahr 338, in dem der Latinerkrieg mit einem Siege Roms beendet wurde, aber auch das Jahr 272, das den Sieg der Römer über Tarent und König Pyrrhos gesehen hat. Seit dem Ende des römischen Bundesgenossenkrieges (89 v. Chr.) reicht das römische Bürgerland (ager populi Romani) vom Arno und vom Aesis bis zur Straße von Messina. Erst unter dem zweiten Triumvirat (42 v. Chr.) ist auch Norditalien (Gallia Cisalpina) in das römische Bürgerland miteingeschlossen worden.

Roma caput mundi regit frena orbis rotundi:  dieser Satz gilt nicht nur für das Mittelalter, sondern ebenso auch für das Altertum, er gilt aber auch für die römische Geschichtsschreibung. Die römischen Historiker haben nicht die Geschichte des alten Italiens, sondern die Geschichte Roms geschrieben, angefangen mit Fabius Pictor (um 200 v. Chr.) bis hin zu Tacitus (f um 120 n. Chr.). Die  <Origines>  des M. Porcius Cato aus dem kleinen Latinerstädtchen Tusculum stehen hier ganz für sich.

Rom ist aber nicht Italien, und es wäre irrig, die Verhältnisse, die sich in Italien durch die römische Herrschaft seit dem 1. Punischen Kriege herausgebildet haben, für die Frühzeit vorauszusetzen. Das Gegenteil ist richtig. Die einzelnen Landschaften Italiens haben in der Frühzeit, teilweise auch noch in der Zeit der späten Republik und in der ersten Kaiserzeit, ein reges Eigenleben entfaltet, und Rom selbst, durch seine Lage keineswegs zur Hauptstadt der Halbinsel vorbestimmt, ist in diese Rolle erst allmählich hineingewachsen.

Der Name «Italia» ist von der äußersten Südspitze ausgegangen, er kommt von dem oinotrischen  viteliu, «Rinderland». Vom Süden der Halbinsel, von Bruttium, ist der Name nach Norden gewandert; in der Zeit des Augustus bezeichnet er alles Land zwischen der Straße von Messina und den Alpen. Im frühen Mittelalter haftet der Name Italia vorzugsweise an dem heutigen Norditalien; so wird das Langobardenreich geradezu als Italia bezeichnet. Wegen seiner langen Küstenlinien ist Italien von jeher ein immer wieder von Einwanderern und Eroberern erstrebtes Land gewesen. Die Küsten waren gegen Seeräuber nur sehr schwer zu verteidigen, außerdem besaß die Halbinsel, vor allem im Westen, eine Reihe vorzüglicher Hafenplätze. Aber auch der Gebirgswall der Alpen ist immer von neuem von fremden Völkern überschritten worden. Im 2. Jahrtausend haben die Indogermanen den Boden Italiens betreten, nach ihnen die Etrusker, die Kelten, die Griechen, vorübergehend die Punier unter Hannibal, später das Volk der Kimbern, am Ende des Altertums die West- und Ostgoten, die Byzantiner und endlich die Langobarden. Norditalien ist des öfteren Kriegsschauplatz gewesen, hier liegen die großen Schlachtfelder des Kimbernkrieges, hier wurde im Vierkaiserjahr gekämpft (Schlachten bei Bedriacum), und an der Stelle von Hannibal verzeichnet die neuere Kriegsgeschichte die Namen Napoleons I. und Napoleons III.

Die großen landschaftlichen Unterschiede zwischen dem Norden, der Mitte und dem Süden des Landes existieren schon im Altertum, und ganz verschieden sind auch die Einflüsse, die die einzelnen Landschaften von außen her erfahren haben: der Süden und die Insel Sizilien stehen unter dem Zeichen der griechischen Kultur, die sich in Campanien mit dem etruskischen Element überschneidet. Das Gesicht der Landschaft der Toscana ist wesentlich durch das Rätselvolk der Etrusker geprägt worden, während in Norditalien ligurische, keltische und etruskische Elemente miteinander verschmolzen sind. Von großer Bedeutung für die Prägung des sozialen, aber auch des staatlichen Lebens ist in Italien, insbesondere im Süden, das Klima gewesen. Dabei wird hier allerdings vorausgesetzt, daß größere Klimaschwankungen und Veränderungen gegenüber der Gegenwart im Altertum nicht anzunehmen sind. Das sog. Halbinselitalien, d. h. jener Teil des Landes, der auf seiner ganzen Länge vom Apennin durchzogen wird, hat heiße, trockene Sommer, aber milde und niederschlagsreiche Winter. Anders steht es dagegen um das sog. festländische Italien, das Land zwischen dem Apennin und den Alpen, wo ein kontinentales Klima vorherrscht. Die Möglichkeit, bei der privaten und öffentlichen Arbeit sich im Freien zu betätigen, fördert den Gemeinschaftssinn und trägt zur Überwindung des Individualismus bei.

Die Lage Italiens zwischen Iberien und der Balkanhalbinsel hat zum Teil auch seine Geschichte geprägt. Die Beziehungen zu Griechenland sind allerdings unvergleichlich zahlreicher als jene zur iberischen Halbinsel, die in erster Linie nur für die Inseln, Sardinien und Korsika, von Bedeutung gewesen sind, und auch für diese nur in der frühesten Geschichte.