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Vitellius zum Kaiser aus. Damit befanden sich sieben Legionen im Aufstand. Galbas Lage war ohnehin militärisch sehr schwierig, denn die Prätorianer zürnten ihm, die germanische Leibwache war aufgelöst worden, die  legio VII Galbiana,  seine Haustruppe, hatte er aus verfassungsrechtlichen Bedenken von Italien nach Pannonien verlegt. Um seine wankende Herrschaft zu befestigen, schritt der kinderlose Galba zur Adoption: am 10. Januar 69 nahm er den 31jährigen L. Calpurnius Piso Frugi Licinianus an Sohnes Statt an und ernannte ihn unter dem Namen  Ser. Sulpicius Galba Caesar  zum Mitregenten. Gerade diese Adoption aber führte den Sturz des Galba herbei, denn auch M. Salvius Otho - er war einer der Spießgesellen Neros, im Gefolge Galbas war er von Spanien wieder nach Rom gekommen - hatte sich Hoffnungen auf die Nachfolge gemacht. Mit Hilfe der Prätorianer bahnte sich Otho den Weg zum Thron, die Legion der Flottensoldaten stellte sich ihm zur Verfügung. Am 15. Januar 69 hatte das Imperium vier Kaiser: Galba, Piso und Otho in Rom, Vitellius in Germanien. Von ihnen haben Galba und Piso den Tag nicht überlebt. Galba wurde auf dem Forum erschlagen, Piso ereilte das Geschick im Tempel der Vesta, wo er um Asyl gebeten hatte. Die nur sieben Monate dauernde Regierung des Galba war, im ganzen gesehen, eine einzige Kette von Mißgriffen gewesen. Bei Tacitus (Hist. I 49) erscheint Galba in einem gewissen Zwielicht: er hätte die Qualitäten eines Kaisers besessen, behauptet Tacitus, wenn er nicht zur Herrschaft gelangt wäre.

Otho versuchte zunächst, mit Vitellius zu verhandeln, ein sehr vernünftiger Entschluß, der, hätte er zum Ziel geführt, dem Reich einen blutigen Bürgerkrieg erspart hätte. Vitellius aber war ganz in der Hand seiner Soldaten, sie verachteten den verweichlichten Otho und wollten sich nicht um ihren Lohn prellen lassen. Im übrigen beherrschte Vitellius den Westen bald uneingeschränkt, es hatten sich nicht nur Gallien und Britannien für ihn erklärt, auch Spanien schwenkte in sein Lager über. Otho blieb nur die Hoffnung auf die Donauarmee, auch die Legionen des Orients hatten ihn anerkannt, sie waren aber zu weit entfernt, als daß sie den Anmarsch der Vitellianer gegen Italien noch hätten aufhalten können. Allein mit den Prätorianern und den Flottensoldaten war kein Krieg zu gewinnen, dazu fehlten Otho alle Eigenschaften eines Feldherrn, er verließ sich im wesentlichen auf den Prätorianerpräfekten Licinius Proculus, der aber niemals einen Feldzug geführt hatte.

Da die Alpenpässe nicht gesperrt worden waren, erschienen die Legionen des Rheinheeres im Frühjahr 69 in Oberitalien nördlich des Po. Ihre Führer waren A. Caecina Alienus und Fabius Valens, die Legaten des ober- und niedergermanischen Heeres. In Othos Kriegsrat herrschte Einmütigkeit darüber, den Kampf bis zum Eintreffen der Donauarmee aus der Defensive heraus zu führen; wenn man die Po-Ebene und dazu Friaul zu behaupten vermochte, so war man über den Berg. Der Anfang war für Otho recht verheißungsvolclass="underline" bei Bedriacum, an der Straße von Cremona nach Mantua, wurden die Vitellianer geschlagen. Doch Otho hatte nicht die Nerven zu warten, er befahl den Angriff auf die inzwischen vereinigten Kräfte der Rheinarmee. Die Schlacht unter den Mauern Cremonas ging für ihn verloren, obwohl Teile seines Heeres, insbesondere die ehemaligen Flottensoldaten, mit großer Auszeichnung gekämpft hatten. Otho gab sich zwei Tage später, am 16. April 69, selbst den Tod. Er handelte nicht nur übereilt, sondern auch treulos gegenüber seinen Soldaten, die er der Rache des Vitellius auslieferte. Mommsen hat sogar gemeint, es wäre für Otho ein leichtes gewesen, von Ravenna aus über die Adria in den Osten zu entkommen.

Bereits am 19. April 69 erkannte der Senat Vitellius als Prinzeps an, die Provinzen des Ostens folgten, am 16. Juni wird auf einem Ostrakon aus dem oberägyptischen Theben nach Vitellius datiert, der ägyptische Vizekönig Ti. Julius Alexander scheint ihm demnach gleichfalls die Treue geschworen zu haben, bis er sich, wenige Wochen später, für Vespasian entschied. Die italischen Städte erlebten schlimme Zeiten. Die Rheinarmee überflutete ganz Mittelitalien, Gewalttätigkeiten und Plünderungen bezeichneten ihren Weg. Vitellius selbst zeigte sich maßvoll. Er stellte die Hochverratsprozesse ab, überhaupt versuchte er, die Rechtssicherheit wiederherzustellen, indem er die Privilegien seiner Vorgänger bestätigte. Den Einzug der siegreichen Armee des Vitellius in Rom hat Tacitus in sehr eindrucksvoller Weise geschildert: der Kaiser war begleitet von vier Legionen mit ihren Adlern, dazu folgten ihm Vexillationen von vier weiteren Legionen, ferner 34 Kohorten und zwölf Alen. Rom war in dem heißen Sommer des Jahres 69 ein einziges Heerlager, die Soldaten kampierten in Tempeln und Säulenhallen, vor allem auf dem Forum. Die Prätorianerkohorten des Otho wurden aufgelöst, an ihre Stelle trat eine neue Prätorianergarde von insgesamt 16000 Mann aus den Angehörigen der Rheinarmee. Dazu kamen noch vier städtische Kohorten  (urbanae cohortes).  Von einer wirklichen Regierung des Vitellius kann indes kaum die Rede sein, er gab sich den Tafelfreuden hin, veranstaltete Zirkusspiele, dazu eine kostspielige Totenfeier für Nero auf dem Marsfeld, die Generäle bereicherten sich über die Maßen. In Mauretanien hatte sich Lucceius Albinus, der Statthalter der Caesariensis, zum Herrscher aufgeworfen und den dynastischen Namen Juba angenommen, nach seiner Ermordung war jedoch ganz Mauretanien (Caesariensis und Tingitana) dem Vitellius zugefallen.

Im Orient hatte man die Entwicklung im Westen genau beobachtet. Die Legionen des Ostens hatten zuerst Galba, dann Otho und schließlich auch Vitellius die Treue geschworen. Der Sieg der Rheinarmee hatte jedoch viel böses Blut erregt, und zwischen der Armee an der Donau und im Orient bestand eine Gemeinsamkeit der Interessen, denn beide fühlten sich durch Vitellius übervorteilt. Die Blicke der Soldaten richteten sich im im Orient zunächst auf C. Licinius Mucianus, den Legaten von Syrien. Mucianus war ein hervorragender Feldherr und ein noch besserer Diplomat, dem T. Flavius Vespasianus, der das Kommando im Jüdischen Kriege führte, war er in mancher Hinsicht überlegen. Aber Mucianus hatte keine Kinder und lehnte es deswegen ab, sich zum Kaiser ausrufen zu lassen. Die Offiziere und Soldaten der Legionen im Orient entschieden sich nun für Vespasian. Der Präfekt von Ägypten, Ti. Julius Alexander, rief Vespasian am 1. Juli in Alexandrien zum Kaiser aus, zwei Tage später folgten die Legionen in Palästina, am 15. Juli auch die Truppen in Syrien. Die Donauarmee erklärte sich gleichfalls für Vespasian.

Wer aber war der neue Kaiser? Er entstammte einer Familie, die weder dem stadtrömischen noch dem munizipalen Adel angehörte. Der Großvater Vespasians war gebürtig aus Reate im Sabinerlande, er hatte als Centurio im Heere des Pompejus gedient. Der Vater war Zollbeamter in Kleinasien gewesen, später hatte er als Geldverleiher in Aventicum in der Schweiz gelebt. Jedoch hatte der Oheim der Vespasia Polla, der Mutter Vespasians, es immerhin bis zum Senator prätorischen Ranges gebracht. Vespasian selbst war am 17. November 9 n. Chr. in Falacrinae bei Reate geboren; seine Erziehung hatte er in Etrurien erhalten. Über die Quästur und die Ädilität (38) war er im Jahre 39 zur Prätur gelangt. Unter Claudius war er Legat der legio II Augusta  in Argentorate (Straßburg) gewesen. Mit dieser Truppe nahm er auch an der Eroberung Südbritanniens teil, dabei entfaltete er als militärischer Führer beachtliche Qualitäten, er eroberte 20 britannische Städte und die Insel Vectis (Wight), was ihm die Triumphalornamente einbrachte. Im Jahre 51 war er Consul suffectus, es folgte (vor dem Jahre 62) das Prokonsulat von Africa. Im Jahre 66 weilte er im Gefolge Neros in Griechenland. Obwohl er sich die Ungnade des Kaisers zugezogen hatte, entsandte ihn dieser nach Ausbruch des jüdischen Aufstandes nach Palästina, eine