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Besonders groß sind die Verdienste Vespasians um die Finanzen des Reiches. Allein schon die Versorgung der entlassenen Legionäre erforderte gewaltige Mittel. Vespasian soll gesagt haben, er müsse, um den Staat wieder zahlungsfähig zu machen, nicht weniger als 40 Milliarden Sesterzen aufbringen. Diese horrende Summe ist gelegentlich in Zweifel gezogen worden, aber selbst wenn man nur mit vier Milliarden rechnet (Bude), so wäre dies immer noch eine riesige Summe. Vor allem hat Vespasian eine Reihe von Privilegien, die Nero verliehen hatte, rücksichtslos abgeschafft. Dies gilt etwa von der Steuerfreiheit der Provinz Achaia (Griechenland). Wenn ferner Gemeinden wie Rhodos, Byzanz und Samos ihrer Freiheit beraubt worden sind, so bedeutet dies gleichzeitig die Aufhebung der bisherigen Steuerfreiheit. Dies trifft auch für die lykischen Städte zu, die nun zu Pamphylien geschlagen worden sind (neue Doppelprovinz Lycia-Pamphylia). Außerdem wurden drei Spezialkassen eingerichtet, der  fiscus ludaicus,  der  fiscus Alexandrinus  und der  fiscus Asiaticus.  Auch in Italien hat Vespasian neue Steuerquellen zu erschließen versucht. Unter anderem hat er die  subsiciva  erfaßt, d. h. jenes Land, das bei

Koloniegründungen nicht berücksichtigt zu werden und in der Regel in den Besitz privater Okkupanten überzugehen pflegte. Im übrigen hat Vespasian zahlreiche Dichter und Gelehrte unterstützt, unter seiner Regierung hat Quintilian den ersten bezahlten Lehrstuhl für Rhetorik in Rom erhalten. Von Privilegien für die  paideutai  und die Mediziner zeugt die bekannte Inschrift von Pergamon. Groß ist die Zahl der Bauten, die Vespasian in Rom aufführen ließ. Außer dem neuen Tempel des Juppiter Capitolinus, vollendet im Jahre 71, erstanden das templum Pacis  und insbesondere das riesige Kolosseum. Auch in den Provinzen wurden zahlreiche Straßen und Brücken gebaut.

Unter Vespasian hat das Imperium einen entscheidenden Schritt vorwärts zur Romanisierung getan, vor allem in den westlichen Provinzen. Ganz Spanien erhielt das  ius Latii,  die Vorstufe zum römischen Bürgerrecht, es rückte damit in eine Zwischenstellung zwischen dem Bürgerland Italien und den anderen Provinzen ein. Mit der Verleihung des latinischen Rechts war eine große Verwaltungsarbeit verbunden, die sich auch auf die Neuformulierung des Stadtrechts der spanischen Gemeinden erstreckte. Vespasians Großzügigkeit hatte ein rasches Aufblühen des munizipalen Lebens in Spanien zur Folge. Auch außerhalb Spaniens ist durch Vespasian eine Reihe von Kolonien gegründet worden, die bekanntesten sind Aventicum in der Schweiz, Sirmium und Siscia in Pannonien, Scupi in Mösien und Cäsarea in Palästina. In den folgenden Jahrzehnten erscheinen in steigender Zahl Angehörige des munizipalen Adels aus Spanien, aber auch aus Südgallien, nicht nur im römischen Senat, sondern auch in den Magistraturen; im Jahre 80 hat zum erstenmal ein Römer aus Africa, Q. Pactumeius Fronto, das Consulat bekleidet. Im ganzen war die zehnjährige Regierung des Vespasian (er starb am 24. Juni 79) ein Segen für das Reich, der Kaiser selbst hat durch sein Vorbild nicht wenig zur Konsolidierung beigetragen.

Vespasians Nachfolger, sein ältester Sohn  Titus,  war eine glänzende Erscheinung in der Reihe der römischen Kaiser. Er war nicht nur ein bewährter Feldherr, sondern auch ein vorzüglicher Regent. Einzig und allein das Verhältnis zu seinem Bruder Domitian gab zu Sorgen Anlaß. Denn dieser war der künftige Nachfolger, da Titus nur eine Tochter, Julia, besaß. Die sehr kurze Regierung des Titus (79-81) wird gekennzeichnet durch zwei Katastrophen, durch einen großen Brand in Rom, der ein umfangreiches Neubauprogramm erforderlich machte, und durch den Ausbruch des Vesuvs am 24. August 79, bei dem die Städte Herculaneum und Pompeji zerstört worden sind. Auch der Ältere Plinius, Präfekt der Flotte von Misenum, hat bei dieser Katastrophe den Tod gefunden.

Titus starb am 13. September 81 in Reate. Noch am gleichen Tage ließ sich Domitian von den Prätorianern als Imperator salutieren, am folgenden Tage wurde er durch den Senat als Prinzeps anerkannt. Der 14. September galt fortan als der  dies imperii  des neuen Kaisers. Dem letzten Flavier ist die Überlieferung wenig günstig. Insbesondere Tacitus und der Jüngere Plinius haben in Schriften, die nach dem Tode des Domitian erschienen sind, aus ihrer Abneigung und Feindschaft kein Hehl gemacht. Anderseits sind die Aussprüche der Hofdichter voll von adulatorischen Übertreibungen, die inschriftliche Überlieferung ist dagegen sehr mager und praktisch ohne individuelle Züge.

Domitian war, wenn nicht alles trügt, kein glücklicher Mensch. Ihm fehlte vor allem die souveräne Sicherheit, die sein Vater und sein älterer Bruder in so hohem Maße besessen hatten. Er war ein ausgesprochener Einspänner, ohne wirkliche Freunde, dazu ein leidenschaftlicher Anhänger der Astrologie. Außerdem war ihm seine Herrscherwürde zu Kopf gestiegen, sein Ziel, dem er zustrebte, war der hoch über allen Untertanen thronende absolute Kaiser, der  dominus et deus,  wie er sich nennen ließ. Nicht weniger als 17mal bekleidete er das Consulat, im Jahre 85 übernahm er das Amt des Censors, ohne es jedoch wieder abzugeben. Als  censor perpetuus  übte er eine rigorose Kontrolle über den Senat und seine Mitglieder aus. Seit dem Jahre 83, in dem er einen Triumph über die Germanen gefeiert hatte, pflegte er im Triumphalgewand in der hohen Körperschaft zu erscheinen. Dazu ließ er sich von 24 Liktoren begleiten. Während Titus seine Geliebte, die Jüdin Berenice, der öffentlichen Meinung zum Opfer gebracht und aus Rom entfernt hatte, schreckte Domitian weder vor der Verbannung seiner Gattin (Domitia Longina, Tochter des Domitius Corbulo), die Gleiches mit Gleichem vergolten hatte, noch vor einem Liebesverhältnis mit seiner eigenen Nichte, Titus' Tochter Julia, zurück. Von Jugend auf hatte Domitian ein lebhaftes Interesse an den Schönen Künsten gezeigt, so hatte er beispielsweise den Jüdischen Krieg des Titus in Versen dargestellt. Im Jahre 86 stiftete er zu Ehren des Juppiter Capitolinus in Rom ein alle vier Jahre wiederkehrendes Fest, dem er selbst in griechischer Kleidung präsidierte. Das große Vorbild hierfür war das Olympische Hochfest; es fanden Wettbewerbe in Literatur, im Wagenrennen und in der Agonistik statt. Außerdem wurden alljährlich Spiele zu Ehren der Minerva, seiner besonderen Schutzpatronin, auf dem Mons Albanus abgehalten, doch konnte sich die römische Aristokratie für die griechischen Neigungen des Prinzeps nicht erwärmen, eher schon für sein Interesse an den Gladiatorenspielen: unter Domitian sind nicht weniger als vier neue Gladiatorenschulen  (ludi)  in Rom errichtet worden; in dem fernen Alexandrien wurde ein  procurator familiae gladiatoriae  bestellt.