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Im Jahre 101 war alles zum Kriege gegen die Daker bereit.

Das Ziel der Operation war die Besetzung der natürlichen Bastion von Transsylvanien. Wer diese in der Hand hatte, der besaß gegen die Angriffe der Barbaren von außen her einen festen Rückhalt, eine Position, die auf jeden Fall viel leichter zu verteidigen war als die Donaulinie, die sich mehrfach als eine Grenze von höchst zweifelhaftem Wert erwiesen hatte. Nicht weniger als 11 Legionen, dazu noch Vexillationen und eine Anzahl von selbständigen Kohorten und Alen, hatte der Kaiser für den Feldzug zusammengezogen, im ganzen etwa 100000 Mann. Es war das größte militärische Unternehmen seit den Schlachten der Bürgerkriege.

Die Daker, ein thrakischer, mit den Geten verwandter Stamm, hatten früher ihre Wohnsitze in dem weiten Raum zwischen dem Donauknie und dem Schwarzen Meer innegehabt, sie waren aber durch die Jazygen über die Theiß nach dem Osten zurückgedrängt worden. Das Zentrum der Daker war Siebenbürgen, doch beherrschten sie auch die angrenzenden Landschaften, das Banat, die Walachei und die Moldau. Für die Ansiedlungen der Daker sind die Namen auf  ava charakteristisch. Durch die Vermittlung Makedoniens hatten die Daker schon in hellenistischer Zeit den Anschluß an die griechische Kultur gefunden, dies zeigt insbesondere ihre Münzprägung, die makedonische Vorbilder nachahmt. Wie bei den Kelten, so stand auch bei den Dakern die Priesterschaft in hohen Ehren. Die Stände waren scharf voneinander geschieden, auf der einen Seite der Adel  (pilleati),  auf der anderen Seite die niedere Bevölkerung  (capillati).  Es ist der Reichtum des Dakerlandes an Gold, Erz und Salz gewesen, der die Römer zur Eroberung veranlaßt hat. Die Daker betrieben vor allem im siebenbürgischen Erzgebirge einen ertragreichen Bergbau, schon Herodot (IV 104) erwähnt die goldbringenden Agathyrsen. Im ganzen hatte das Land eine feudale Struktur, die großen Grundherrn wohnten in festen Burgen inmitten eines ausgedehnten Landbesitzes. Im übrigen aber war die

Herrenschicht alles andere als völkisch einheitlich, sie war vielmehr vermischt mit Skythen und Kelten. Von der königlichen Gewalt versuchten sich die Feudalherren, auch reguli  genannt, möglichst unabhängig zu machen. Das Volk lebte in Hütten aus Lehm und Holz. Charakteristisch ist der um die Häuser errichtete Palisadenzaun. Die Dörfer waren offene Siedlungen. Das dakische Reich war eine Gründung des Decebalus. Dieser Herrscher und sein Vorgänger Diurpaneus hatten die auseinanderstrebenden Teile seit den Zeiten des Byrebistas wieder zusammengezwungen. Seit dem Frieden mit Domitian (89) war Decebalus ein römischer Klientelfürst, mit Hilfe römischer Techniker hatte er nicht nur die Hilfsquellen des Landes erschlossen, sondern sich auch auf eine neue kriegerische Auseinandersetzung vorbereitet.

Welchen besonderen Kriegsgrund Trajan geltend gemacht hat, ist unbekannt. Der Krieg begann jedenfalls im Frühsommer 101 (am 25. März des Jahres war der Kaiser in Rom feierlich verabschiedet worden). Der erste Stoß der Römer erfolgte auf der Einfallsstraße durch das Banat, vorbei an den westlichen Ausläufern der transsylvanischen Alpen, in das Tal der Temesch und der Bistra. Ausgangspunkt war offenbar Lederata an der Donau. Das Ziel aber war die Eroberung der dakischen Hauptstadt Sarmizegetusa (bei Varhely). Die Daker stellten sich zunächst nicht zum Kampf, der Bilderfries der Trajanssäule zeigt verlassene Burgen und vernichtete Saaten auf den Feldern. In einem Treffen bei Tapae (westlich des Eiserntorpasses im Tal der Bistra) erlitten die Römer schwere Verluste, für den Rest des Jahres 101 hat sich Trajan mit der Eroberung des Banats begnügen müssen. Bereits im Winter (101/02) konnte Decebalus zum Gegenschlag ausholen: im Bunde mit den Roxolanen fiel er von der Moldauebene aus in die Provinz Moesia Inferior ein. Die Römer antworteten im Jahre 102 mit einem Vorstoß, der die Aluta aufwärts durch den Roten Turmpaß gegen Rimnicu- Hermannstadt gerichtet war. Zwischen Hermannstadt und

Apulum (Karlsberg) aber liegen die Mühlbach-Berge mit vielen dakischen Burgen, von denen die Römer eine Anzahl zu erobern vermochten. Von dem Angriff der Römer zeugt wahrscheinlich der große Münzfund von Muncel Cetata, dessen Hauptmasse aus domitianischer Zeit stammt. Möglicherweise hatten die Römer durch einen Angriff vom Banat aus Decebalus in die Zange genommen, genug, der König hatte zweimal versucht, mit den Römern Friedensverhandlungen aufzunehmen, schließlich blieb ihm nur noch die Kapitulation übrig. Sie fand nördlich von Sarmizegetusa, in Kis Kalan, statt, die Szene ist auf der Trajanssäule dargestellt. Die Bedingungen waren verhältnismäßig milde: Decebalus mußte sich verpflichten, die Befestigungen zu schleifen, die Gefangenen und Überläufer auszuliefern. Die römischen Eroberungen im Banat wurden zur Provinz Moesia Superior geschlagen. Gegen Ende des Jahres 102 nahm Trajan den Beinamen  Dacicus  an.

Am 4. Juni 105 begab sich der Kaiser Trajan zum zweitenmal an die Donaufront. Angeblich hatte sich Decebalus Vertragsverletzungen zuschulden kommen lassen, die Lager der römischen Besatzungen in Dakien waren zerstört worden, die Soldaten in die Gefangenschaft gewandert. Die Kämpfe des Jahres 105 fanden in Moesien statt, dies zeigt, daß die Daker die Angreifer waren, vielleicht war das Ziel ihrer Operationen die Eroberung der Griechenstädte am Schwarzen Meer. Erst im Jahre 106 begann der römische Angriffskrieg großen Stils. Die Römer überschritten die Donaubrücke, die der Baumeister Apollodor von Damaskus bei Drobeta (Turnu Severin) in den Jahren von 102 bis 105 errichtet hatte. Wiederum sah sich Decebalus vom Westen und vom Osten her bedroht, die Römer erzwangen den Durchgang durch den Eiserntorpaß und durch den Surdukpaß, Sarmizegetusa fiel in römische Hand (Sommer 106), Decebalus gab sich selbst den Tod.

Die Römer machten dieses Mal in Dakien ganze Arbeit. Große Teile der Bevölkerung wurden umgesiedelt, zahlreiche

Daker als Gefangene nach Italien verschleppt, wo sie die Zahl der Sklaven und Gladiatoren vermehrten. In das Land strömten viele Fremde, vor allem Dalmater (Pirusten), die im Bergbau ihr Unterkommen fanden. Auch zahlreiche Kaufleute aus den griechischen Ländern und aus dem Orient ließen sich in Dakien nieder, sie brachten eine große Zahl fremder Göttergestalten mit in die neue Provinz. Der alte Hauptort wurde, wenn auch nicht an genau der gleichen Stelle, unter dem Namen Colonia Ulpia Traiana Augusta Dacica Sarmizegetusa metropolis neugegründet. Die Ostgrenze der dakischen Provinz bildete die Aluta (Olt), die östliche Walachei und die südliche Moldau wurden der Provinz Moesia Inferior attribuiert. Im Jahre 109 weihte man dem Mars Ultor in der Dobrudscha das große Monument von Adamklissi. Nicht weit von dieser Stätte erhob sich die neue Gründung Tropaeum Traiani. Dakien selbst erhielt Besatzungstruppen, im Jahre 120 sind hier sogar palmyrenische Bogenschützen  (Palmyreni sagittarii ex Syria)  bezeugt. An der Donau zwischen Vindobona (Wien) und der Mündung in das Schwarze Meer erhoben sich nun neun Legionslager, in Pannonia Superior: Vindobona, Carnuntum, Brigetio, in Pannonia Inferior: Aquincum, in Moesia Superior: Singidunum (Belgrad) und Viminacium (Kostolatz), in Moesia Inferior: Novae (Steklen bei Swistow), Durostorum (Silistria) und Troesmis (Iglitza). Damit war das Donauheer zum stärksten im ganzen Imperium geworden, Trajan aber hatte die von seiten der Barbaren drohende Gefahr erkannt, er suchte ihr durch Grenzbefestigungen und durch die Aufreihung von starken Truppenverbänden an der Donaugrenze zu begegnen.

Die Annexion des Nabatäerlandes und der Partherkrieg des Trajan:  Im Jahre 106 hatte A. Cornelius Palma, der Legat von Syrien, das Nabatäerland in eine römische Provinz mit Namen Arabia  umgewandelt. Die römischen Münzen feiern das Ereignis durch die Legende  Arabia adquisita.  Sowohl aus militärischen wie besonders auch aus handelspolitischen