ein Freigelassener des Kaisers namens M. Ulpius Vesbinus.
Die ungeheure Kriegsbeute hat den Prinzeps in den Stand gesetzt, die stadtrömische Plebs mit reichen Spenden (congiaria) zu überschütten. Jeder empfangsberechtigte Bürger hat insgesamt 650 Denare erhalten. Dies aber war eine nicht ungefährliche Entwicklung, sie hat alles andere als wirklichen Nutzen gestiftet. Die Zahl der Gladiatoren wuchs unter dem Kaiser ins Gewaltige: bei den Spielen des Jahres 107 sollen ihrer nicht weniger als 10000 aufgetreten sein. Die Beutezahlen der dakischen Kriege sind geradezu überwältigend. So soll Trajan aus Dakien nicht weniger als 5 Millionen Pfund Gold und 10 Millionen Pfund Silber, dazu mehr als eine halbe Million Kriegsgefangene eingebracht haben.
Vorbildlich waren die Leistungen des Kaisers auf dem Gebiet der Provinzialverwaltung. In dem 10. Buch der Briefsammlung des Jüngeren Plinius ist eine wertvolle authentische Quellensammlung erhalten; die Antwortschreiben Trajans, gehalten in vorbildlich präziser Diktion, zeigen einen zielbewußten, wohlwollenden Herrscher, der nicht müde wird, sich auch mit ganz nebensächlichen Angelegenheiten der Verwaltung zu beschäftigen. Plinius der Jüngere war (entweder im Jahre 110 oder 111) als legatus pro praetore in die Provinz Bithynia et Pontus gesandt worden, die damit zeitweise aus der Verwaltung des Senats in die des Prinzeps überging. Der Grund für die Entsendung des Jüngeren Plinius aber war die finanzielle Misere der Gemeinden. In der Korrespondenz des Plinius findet sich die Antwort Trajans über die Behandlung der Christen, sie ist geradezu von welthistorischer Bedeutung. Der Brief des Plinius (ep. X 96) zeigt, daß mehrfach Christen beim Statthalter angezeigt worden waren, daß Plinius aber keine Instruktionen besessen hatte, wie gegen die Christen zu verfahren sei. Insbesondere war es zweifelhaft, ob allein schon die Zugehörigkeit zum Christentum (nomen Christianum) strafwürdig sei oder die Verbrechen, die den Christen angedichtet wurden. Plinius hatte die Praxis befolgt, daß er diejenigen, welche das Opfer für den Kaiser verweigerten, (mit dem Tode) bestrafte, während er die übrigen straflos ausgehen ließ. In seinem Antwortschreiben (ep. X 97) hat Trajan dieses Verfahren im wesentlichen gebilligt, allerdings mit der Einschränkung, daß anonyme Anzeigen in keiner Weise berücksichtigt werden sollten: nam pessimi exempli nec nostri saeculi est. Die Christen sollten nicht aufgespürt werden (conquirendi non sunt); wer aber des Christentums überführt sei, solle (mit dem Tode) bestraft werden. Wer dagegen opfere, sei zu begnadigen. Natürlich war Trajans Anordnung auch für die Statthalter der anderen Provinzen verbindlich. War sie glücklich? Für die Christen bedeutete sie - wegen des Verbots anonymer Anzeigen zunächst eine gewisse Verbesserung ihrer Lage, zumal jedes präventive Verfahren des Staates in Fortfall kam. Aber Trajans Reskript hatte auch seine Schattenseiten: es belohnte die Schwachen und Feigen, während die Standhaften die volle Härte des römischen Strafrechts zu spüren bekamen. Die christlichen Apologeten, unter ihnen vor allem Tertullian, haben später, von ihrem Standpunkt aus mit vollem Recht, an dem Vorgehen Trajans Kritik geübt. Der Staat schlug jeglicher Toleranz, die er bisher gegenüber den fremden Religionen in so hohem Maße bewiesen hatte, ins Gesicht. Und was hatte es für einen Sinn, die römischen Staatsgötter durch erzwungene Opferhandlungen verehren zu lassen? Trajan war ein weitsichtiger Herrscher, einen wirklich gangbaren Ausweg aus dem Dilemma hatte er jedoch nicht gefunden. Das Christentum und der christliche Glaube lagen ihm so fern wie eine andere Welt. Die Christen und der römische Staat lebten auf verschiedener Ebene: die Worte Christi «Mein Reich ist nicht von dieser Welt» und die Visionen der Offenbarung des Johannes zeigen, wie man im jungen Christentum vom römischen Staate dachte. Von Ignatius von Antiochien sind Briefe erhalten, in denen er sich nach dem Märtyrertod sehnt.
Unter Trajan ist er den Tod des Märtyrers gestorben. - Unter Trajan zeigen sich die ersten Anzeichen für einen Aufstieg des Ritterstandes in der Reichsverwaltung. Die Neuschaffung zahlreicher Prokuratorenstellen ist hierfür charakteristisch. In drei Rangstufen, als ducenarii, centenarii und sexagenarii eingeteilt, gemäß dem Gehalt von 200000, 100000 und 60000 Sesterzen, erscheinen die Ritter vor allem in der Stellung des a rationibus, des procurator patrimonii und des procurator monetae, um nur einige der wichtigsten Ämter zu nennen. Auch der Historiker und Biograph C. Suetonius Tranquillus gehörte zu den Prokuratoren, er führte den Titel a studiis und a bybliothecis. Die Beförderung Suetons, ohne daß er die hierfür vorgeschriebene militia equestris durchlaufen hatte, ist wohl als Anerkennung seiner schriftstellerischen Leistung anzusehen.
Die humanitären Züge der trajanischen Regierung zeigen sich vor allem auf dem Gebiet der Innenpolitik, und hier insbesondere in den alimentationes. Sie wurden durch Beauftragte des Prinzeps aus dem Ritterstand überwacht (praefecti alimentorum). Zu den Empfängern der alimentationes gehörten die Besitzer landwirtschaftlicher Anwesen, sie waren verpflichtet, Zinsen für das ihnen zur Verfügung gestellte Kapital zu entrichten, die Zinsen aber pflegten als Erziehungsbeihilfen für Kinder verwandt zu werden. Die reiche Kriegsbeute, insbesondere aus Dakien, aber auch die Reorganisation des Zollwesens hat dem Reich beträchtliche Einnahmen zugeführt, ein Zustand, der die Freigebigkeit des Prinzeps in der Verleihung von Privilegien und Immunitäten verständlich macht. Bei Trajans Tod war das Reich im Inneren gefestigt, die orientalische Frage aber war nicht gelöst.
8. Kaiser Hadrian und die griechische Renaissance (117-138 n. Chr.)
P. Aelius Hadrianus, geboren am 24. Januar 76, stammte ebenso wie sein Vorgänger auf dem Kaiserthron aus der Stadt Italica bei Sevilla. Seine Familie war seit Generationen hoch angesehen, bereits der fünfte Vorfahr war Senator gewesen. Die Familien Hadrians und Trajans waren miteinander verwandt und befreundet. Hadrians Vater war ein Vetter Trajans, dieser hatte bei Hadrian nach dem Tode seines Vaters die Stelle des Vormundes vertreten. Die Laufbahn führte Hadrian durch zahlreiche Provinzen des Reiches, durch Pannonien, Moesien und Germanien. An den Dakerkriegen hatte er mit Auszeichnung teilgenommen, im ersten Dakerkriege als comes, im zweiten als legatus legionis I Minerviae. Über die Prätur (106) stieg er im übernächsten Jahr zum kaiserlichen Statthalter der Provinz Pannonia Inferior auf, im gleichen Jahr (108) erlangte er das Consulat. Seine Vorliebe für das Griechentum und die griechische Kultur muß Hadrian schon früh an den Tag gelegt haben, denn bereits im Jahre 112 wählten ihn die Athener zum Archon:man konnte bei ihm, dem Verwandten des Prinzeps, nicht nur ein wohlwollendes Interesse, sondern auch eine tätige Förderung der Stadt Athen erwarten. Als Trajan den Krieg gegen die Parther einstellen mußte, übertrug er dem Hadrian den wichtigsten Posten, den er damals zu vergeben hatte: die Statthalterschaft der Provinz Syrien und das Kommando über die im Osten stehenden Legionen. Auf seinem letzten Lager in Selinus in Kilikien soll der Prinzeps seinen Schützling Hadrian adoptiert und damit zum Nachfolger bestimmt haben. Ob die Adoption historisch ist, ist seit dem Altertum umstritten. Da Hadrian in den Personen der Plotina, der Gattin des Trajan, und in dem praefectus praetorio Acilius Attianus wichtige Fürsprecher in der engsten Umgebung des