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Prinzeps besaß, ist die Adoption an sich nicht unwahrscheinlich. Hadrian erhielt die wichtige Nachricht am 9. August in Antiocheia, am 11. August folgte die Kunde vom Tode Trajans. Dieser Tag ist der  dies imperii  Hadrians. Das erste Ereignis des neuen Prinzipats war die Verschwörung der Consulare. Es waren dies vier hoch angesehene Generäle, A. Cornelius Palma, Lusius Quietus, L. Publilius Celsus und C. Avidius Nigrinus. Ohne, wie es heißt, die Instruktionen Hadrians abzuwarten, ließ der Senat diese vier hinrichten. Die Verschwörung als solche ist übrigens sehr zweifelhaft; es sieht vielmehr so aus, als ob sich Hadrian seiner Konkurrenten entledigt hätte. Als Prinzeps zeigte sich Hadrian außerordentlich gemäßigt, zu allem Anfang entschuldigte er sich, daß er die Herrschaft auf Drängen des Heeres übernommen habe, ohne die Entscheidung des Senats hierüber abzuwarten. Der Senat war entzückt über den konstitutionellen Kaiser und verlieh ihm den Ehrentitel  pater patriae;  Hadrian hat diesen Titel allerdings erst seit dem Jahre 128 offiziell geführt. Vor dem Senat leistete er den feierlichen Eid, er werde niemals einen Senator bestrafen, es sei denn auf Verlangen der hohen Körperschaft selbst.

Hadrian war eine problematische Persönlichkeit. Ausgestattet mit reichen geistigen Gaben, verfügte er über ein weites enzyklopädisches Wissen, vor allem in der Literatur und in den verschiedensten Künsten. Dazu pflegte er seine philosophischen Interessen, wobei seine stoischen Neigungen unverkennbar waren. Sein literarischer Geschmack war jedoch nicht sicher, sondern seltsam verbildet, ebenso wie sein Zeitgenosse Fronto war Hadrian ein ausgesprochener Archaist, so stellte er Cato über Cicero, Ennius über Vergil. Der Prinzeps ist nicht nur als Verfasser von lateinischen und griechischen Gedichten hervorgetreten, er hatte auch bemerkenswerte Kenntnisse auf dem Gebiet der Geometrie, Arithmetik, Astronomie und Medizin, dazu dilettierte er als Maler, Architekt, Bildhauer und Musiker. Doch fehlte ihm der eigentliche Mittelpunkt seines

Schaffens, auf manchen Gebieten blieben seine Kenntnisse oberflächlich, wirklich Großes hat er in Kunst und Wissenschaft nicht erreicht. Ein ganz besonders reges Interesse zeigte er für die geschichtliche Vergangenheit: auf seinen Reisen ließ er keine Gelegenheit vorübergehen, historische Stätten und die Gräber großer Persönlichkeiten aufzusuchen. Besonders ausgeprägt war auch sein Naturgefühl. So hat er beispielsweise den Aetna und den Mons Casius (in Syrien) bestiegen, um den Sonnenaufgang zu erleben. Er hörte den Koloß des Memnon (in Wirklichkeit das Sitzbild des Amenophis III. aus der XVIII. Dynastie) bei Theben ertönen. Auch die Mysterien von Eleusis haben ihn wiederholt beschäftigt. Mit einer spröden und wenig liebenswürdigen Frau (Vibia Sabina) verheiratet, wandte er seine Liebe dem bithynischen Knaben Antinoos zu. Als dieser mit 20 Jahren vor seinen Augen im Nil ertrank (130 n. Chr.), gründete der Prinzeps zu seinem Gedächtnis die Stadt Antinoopolis. Mit dem Andenken des Toten hat Hadrian einen unvorstellbaren Kult getrieben; Antinoos wurde, in Übereinstimmung mit den henotheistischen Bestrebungen der Zeit, mit zahlreichen Göttergestalten gleichgesetzt, es wurden ihm Tempel und Bildsäulen errichtet, seine Gestalt wurde immer wieder in Erz und Stein nachgebildet.

Hadrians Regierung erhält ihre Prägung durch die ausgedehnten Reisen des Prinzeps. Es sind vor allem zwei größere Reisen, die eine in den Jahren von 121 bis 125, die andere von 128 bis 132 (oder 133). Dazwischen liegt ein kürzerer Abstecher des Kaisers nach Afrika (128). Von den 21 Jahren seiner Regierung hat er nahezu die Hälfte, zehn Jahre, auf Reisen, fern von Rom, verbracht. Die Vorgänger auf dem Kaiserthron waren in der Regel nur gereist, wenn sie sich durch kriegerische Ereignisse dazu gezwungen sahen, Hadrian aber reiste aus Passion. Die erste große Reise begann der Kaiser in Gallien, von dort begab er sich an die Rheingrenze. Hier hat er den von Domitian begonnenen und von Trajan fortgeführten

Limes vollendet. In Britannien wurde im Jahre 122 unter seinen Augen mit der Errichtung des Hadrianswalles (vallum Hadriani) begonnen. Er verlief vom Solway Firth bis in die Gegend der Tyne-Mündung nordöstlich von Newcastle. Der Wall sollte die Nordgrenze Britanniens gegen die Einfalle der Kaledonier sichern. Nach Gallien zurückgekehrt, nahm Hadrian Aufenthalt in Nemausus (Nimes), hier stiftete er eine Basilika zu Ehren Plotinas, der Witwe Trajans. Über Spanien (Aufenthalt in Tarraco im Winter 122/23) begab sich Hadrian nach Marokko (Mauretanien). Auf die Kunde, daß ein Partherkrieg bevorstehe, reiste der Prinzeps von hier nach dem Orient (123). Der Krieg konnte abgewandt werden, Hadrian aber durchzog zwei Jahre lang Kleinasien, von seinem Aufenthalt zeugen unter anderem die hadrianischen Jagdreliefs. Auch die Donaulandschaften (Thrakien, Mösien, Dakien) und Makedonien empfingen den Besuch des Prinzeps. Den Winter 124/25 verlebte Hadrian in Athen. Er ließ sich in die eleusinischen Mysterien einweihen, dazu wurde unter seiner Leitung mit einer Anzahl von Bauten in Athen begonnen. Nachdem er die Peloponnesos kennengelernt hatte (vielleicht ist er auch mit Epiktet in Nikopolis zusammengetroffen), kehrte er über Sizilien nach Rom zurück (125). Im Frühjahr 128 brach er zu einer neuen Reise, diesmal nach Afrika, auf. Am 1. Juli 128 besichtigte er die  legio III Augusta  und die Auxilien, in Lambaesis und Zara hielt er Ansprachen an die Truppen; sie sind, inschriftlich aufgezeichnet, unter dem Namen der <Manöverkritik> Hadrians berühmt geworden.

Wenige Monate nach seiner Rückkehr aus Afrika ging Hadrian auf die zweite große Reise seines Lebens, sie hat ihn länger als fünf Jahre von der Hauptstadt ferngehalten. Der Weg führte ihn in den Osten des Reiches, zunächst wieder nach Athen. Hier verlebte er den Winter 128/29. Der Aufenthalt war, wie immer, von rastloser Tätigkeit ausgefüllt. So erneuerte er den Bund der Griechen, das Panhellenion. Ihm gehörten nach dem Willen des Prinzeps zahlreiche griechische Gemeinden, von Ionien bis Cyrene, an, der Mittelpunkt aber war Athen, das auf diese Weise von neuem Glanz umgeben wurde. Eine Reihe von prachtvollen Bauten gingen ihrer Vollendung in Athen entgegen: das Olympieion, der Tempel der Hera, die Bibliothek und das Gymnasium, zu der alten Stadt des Theseus gesellte sich die neue Hadriansstadt. Im Frühjahr 129 ging es nach Kleinasien weiter, in Kappadokien (vielleicht in Samosata) hielt der Kaiser eine große Fürstenversammlung ab. Nach einem Abstecher in die Karawanenstadt Palmyra verlebte er den folgenden Winter (129/30) in Antiocheia am Orontes, wo er einst die Kunde von seiner Adoption empfangen hatte. Durch Syrien und die Provinz Arabia begab er sich nach Ägypten, er fuhr den Nil aufwärts bis Theben, hier ist seine Anwesenheit für den 21. November 130 bezeugt. Nach Alexandria zurückgekehrt, besuchte er Cyrene. Die Stadt war immer noch durch den großen Judenaufstand hart mitgenommen. Über Syrien, Kleinasien und Griechenland (dritter Aufenthalt in Athen im Winter 131/32) kehrte er endlich (im Jahre 132 oder 133) nach Rom zurück. Er lebte von nun an vor allem in Tibur, wo er eine großartige Villenanlage errichten ließ.

Unter Hadrian ging das Reich zur Defensive über. Als das Ideal der hadrianischen Regierung erscheint der Friede. Auf drei verschiedenen Wegen hat Hadrian diesen Zustand zu erreichen und zu sichern versucht: mit diplomatischen Mitteln, durch eine Reorganisation der Armee und durch den Ausbau der Grenzbefestigungen  (limites).  Mit den Parthern hatte Hadrian nach seinem Regierungsantritt einen förmlichen Frieden geschlossen. Parthamaspates, den von Trajan eingesetzten Schattenkönig der Parther, hatte Hadrian als solchen fallenlassen, er hatte ihn jedoch zunächst zum König in Osrhoene eingesetzt, aber dieser Versuch war gescheitert, das Königreich war der einheimischen Dynastie zurückgegeben worden.