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Um die Euphratgrenze zu sichern, wurde in Satala ein neues Legionslager erbaut (für die  legio  XV  Apollinaris).  Auch an einen Verzicht auf die Provinz  Dacia  hat Hadrian allen Ernstes gedacht, aber mit Rücksicht auf die große wirtschaftliche Bedeutung des Landes entschloß er sich, sie zu behaupten. Dakien wurde in zwei Provinzen (Dacia Superior et Inferior) geteilt, die Zahl der Truppen vermindert. Während das Obere Dakien mit der Hauptstadt Apulum (Karlsburg) durch eine Legion  (XIII gemina)  gesichert wurde, standen im Unteren Dakien lediglich Auxilien.

Den Befehl über sie führte zuerst ein Präfekt, dann ein Prokurator, der aber der Dienstaufsicht des ranghöheren Statthalters der Nordprovinz, eines  legatus pro praetore, unterstellt war. Diese Ordnung stammt schon aus dem Jahre 119. Seit dem Jahre 133 gibt es noch eine dritte dakische Provinz, mit Namen  Dacia Porolissensis,  sie umfaßt den nördlichsten Teil des Landes.

Charakteristisch für Hadrian ist der Ausbau des Systems der Vasallenstaaten am Rhein, an der Donau und am Euphrat. Die Vasallenstaaten standen in engen wirtschaftlichen, militärischen und diplomatischen Beziehungen zum Imperium Romanum. Doch erstreckt sich der politische und wirtschaftliche Einfluß des römischen Kaiserreiches noch beträchtlich über diese Vasallenstaaten hinaus. Einige der Vasallenfürsten bezogen von den Römern jährliche Subsidien. Wenn sie ihren Verpflichtungen nicht nachkamen, wurden sie abgesetzt. So ist es beispielsweise dem König der Roxolanen an der unteren Donau mit Namen Rasparaganus ergangen. Auf Hadrians Befehl wurde er in Pola interniert, Inschriften nennen ihn und seinen Sohn Peregrinus.

Um die Grenzen des Reiches zu schützen, bedurfte es vor allem einer schlagkräftigen Armee. Da eine Vermehrung des Heeres, allein schon aus finanziellen Gründen, nicht in Betracht kommen konnte, hat Hadrian wichtige innere Reformen durchgeführt und insbesondere die Qualität der Truppenkörper zu heben versucht. Von den insgesamt 30 Legionen Trajans sind zwei verschwunden (die  legio IXHispana  in Britannien und die XXII Deiotariana  in Ägypten). Einen neuen Akzent erhielt das Heerwesen durch die Errichtung zahlreicher  Numeri, Abteilungen von Infanterie und Kavallerie, die gelegentlich auch miteinander verbunden wurden. Wenn nicht alles täuscht, so haben gerade die  Numeri  die Überfremdung des römischen Heeres noch beschleunigt. Bemerkenswert ist ferner der Übergang zur regionalen Rekrutierung, die übrigens schon seit der flavischen Zeit im Kommen war. Hadrian hat sich bemüht, die alte militärische Disziplin wieder zu Ehren zu bringen, in den Legionslagern wurden der  Disciplina  Altäre errichtet. Nach dem Vorbild der parthischen Panzerreiterei, der Kataphrakten, wurde eine schwere »römische Reiterei gebildet. Die Heeresreformen Hadrians waren für die nächsten Jahrhunderte richtungweisend, mag ihre Bedeutung auch gelegentlich übertrieben worden sein.

Mit voller Absicht hat der Prinzeps das Reich mit Grenzwällen und Mauern umgeben. Auf den Spuren des Agricola, der im Jahre 79 in Nordengland eine strategische Straße, gesichert durch Kastelle, erbaut hatte, ließ Hadrian hier einen geschlossenen Limes errichten, der sich vom Solway Firth bis zur Tyne-Mündung erstreckte (s. S. 299). Der Limes war ein ganzes Befestigungssystem. Von Norden nach Süden folgten einander ein tiefer Graben, eine etwa 5-6 in hohe Steinmauer, wieder ein Graben, sodann ein  vallum.  An dem Hadrianswall erhoben sich befestigte Lager und Wachttürme (insgesamt 17 Kastelle und zahlreiche  burgi).  Nördlich des Hadrianswalles lagen weitere drei Kastelle, als Vorposten mitten in Feindesland. Das Bauwerk war in den Jahren 126-127 vollendet.

In der Streckenführung des  obergermanischen Limes  ist unter Hadrian nur eine geringfügige Änderung eingetreten. Am unteren Main wurde der Limes von der Linie Oberflorstadt-

Kesselstadt um wenige Kilometer nach Osten vorverlegt (auf die Linie Oberflorstadt-Großkrotzenburg), wobei man auf die geographischen Gegebenheiten wenig Rücksicht genommen hat. Vor den Befestigungen wurde ein durchlaufender Graben mit einem Palisadenzaun gezogen. Auch der rätische Limes erhielt einen durchgehenden Palisadenzaun: die Welt der Barbaren wurde auf diese Weise buchstäblich mit Brettern vernagelt. In die Zeit Hadrians gehören auch die Kastellbauten von Theilenhofen (südöstlich von Gunzenhausen) und von Böhming (an der Altmühl).

An der unteren Donau ließ Hadrian die Aluta-Linie (Olt) befestigen, damit wurde dem Vordringen der Barbaren von Osten gegen die Provinz Dakien ein Riegel vorgeschoben. Auch im Orient, in Syrien, und vor allem in Afrika wurde an den Grenzbefestigungen gearbeitet. In Afrika wurde durch das fossatum Africae,  einen 800 km langen Graben, der durch moderne Luftaufnahmen wiedergefunden worden ist, der Süden Numidiens gegen die Wüste abgeriegelt, auch hier hat man durch die Errichtung von Kastellen, Wachttürmen und Verbindungsstraßen ganze Arbeit geleistet. Im Schütze des neuen Grenzwalls hat man in Afrika ein großartiges Bewässerungssystem mit zahlreichen Kanälen angelegt, das vor allem den Olivenkulturen zugute gekommen ist. Die Befestigungsarbeiten sind hier durch Inschriften für die Jahre 125/26 und 131/32 bezeugt.

Trotz seiner defensiven Einstellung sind Hadrian Kriege nicht ganz erspart geblieben. In eigener Person hat der Friedenskaiser einen Einfall der Roxolanen an der unteren Donau zurückgewiesen (117). Auch in Britannien mußte, teilweise unter den Augen des Kaisers (122), gegen die Brittonen (Briganten) gekämpft werden. Der bedeutendste Krieg seiner Regierung aber war der Aufstand der Juden unter Bar Kochba (in den zeitgenössischen Dokumenten heißt er Bar Koseba), in den Jahren von 132 bis 135. Mit leichter Mühe hatten sich die

Aufständischen in den Besitz der Stadt Jerusalem gesetzt, das von den Römern unter dem Namen Aelia Capitolina - nach der Zerstörung im Jahre 70 - wieder aufgebaut worden war. Die römische Rückeroberung endete im Jahre 134 mit einer völligen Vernichtung der jüdischen Hauptstadt. Doch erst im Jahre 135 fiel mit Bether, etwa 15 km von Jerusalem entfernt, die letzte Burg der Aufständischen. Das Land war vollständig ruiniert, Tausende von Juden waren tot oder in die Gefangenschaft gewandert, zwischen Siegern und Besiegten aber gab es keine Gemeinschaft: unter Androhung der Todesstrafe wurde es den Juden verboten, Aelia Capitolina auch nur zu betreten. Unter dem Namen «Syria Palaestina» wurde Judaea als Provinz reorganisiert und mit zwei Legionen belegt.

Einen bedeutenden Einschnitt bezeichnet die Regierung Hadrians auf dem Gebiet der  Innenpolitik.  Durch seine eigene Initiative hat der Prinzeps zahlreiche Mißstände in der Verwaltung und im Rechtswesen abgestellt. Er bediente sich dabei der Hilfe des  consilium principis,  das unter seiner Regierung regelmäßige Sitzungen abhielt. Die Mitglieder des consilium,  unter ihnen sehr bedeutende Juristen, erhielten ein festes Gehalt. Dem Senat gegenüber erwies der Prinzeps immer von neuem sein Entgegenkommen. Doch ist es dem Kaiser nicht verborgen geblieben, daß der Senatorenstand längst nicht mehr über die für die Verwaltung und Rechtsprechung notwendige Zahl von qualifizierten Kräften verfügte. Den Senatoren zur Seite traten, noch mehr als schon unter Trajan, zahlreiche Ritter als Prokuratoren und Praefekten. Auch das Kabinett des Prinzeps erhielt eine neue Organisation: an die Spitze der Ämter «ab epistulis», «a libellis», «a cognitionibus»  und  «a studiis» traten gleichfalls römische Ritter, während das Amt des  «a memoria»  (wahrscheinlich das Archiv des Prinzeps) nach wie vor Freigelassenen offenstand. Hadrian hat sich außerdem bemüht, zwischen dem Hofgesinde des Prinzeps und den Beamten des Staates die schon längst notwendige Trennung zu vollziehen. Die Beamten erhielten, nach Klassen abgestuft, beträchtliche Gehälter, auch Rangtitel (egregius, perfectissimus, eminentissimus) wurden für sie eingeführt, der Titel clarissimus blieb allein den Senatoren vorbehalten. Die Einteilung Italiens in vier Gerichtsbezirke unter der Leitung von Consularen blieb freilich eine vorübergehende Erscheinung, von säkularer Bedeutung aber war die Kodifikation des prätorischen Edikts, die unter dem Namen des  edictum perpetuum  Weltruhm erlangt hat. Das Werk stammte von P. Salvius Julianus, einem hervorragenden Rechtsgelehrten, dessen Schriften, insbesondere die  Digesten,  große Beachtung gefunden haben.