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Die Münzprägung zeigt seit dem Jahre 145 immer wieder kriegerische Motive. Es vergeht kaum ein einziges Jahr, ohne daß an irgendeiner Stelle des Reiches gekämpft wird: von 145 bis 152 in Mauretanien, darauf folgen Unruhen in Judaea und in Griechenland, schließlich eine Erhebung der ägyptischen Fellachen (152-153). Dieser Aufstand hat die Kornzufuhr aus Ägypten nach Rom in Mitleidenschaft gezogen. Seit dem Jahr 153/54 verkünden aber die Münzen die Eintracht  (homönoia) von Tiber und Nil, die Unruhen in Ägypten sind beigelegt. Die literarische Überlieferung weiß außerdem von Kämpfen der Römer mit den Tauroskythen am Borysthenes (Dnjepr) zu berichten. Als man im Jahre 159 - mit Verspätung - die Vizennalien des Kaisers feierte, herrschte Friede, nicht aber im Jahre 160/61, denn in diesem Jahr zeigen die Münzen neben Roma und Juppiter auch das Abbild des Kriegsgottes Mars, dessen Hilfe man offenbar nötig hatte. Den Zusammenbruch des römischen Grenzverteidigungssystems brauchte der Kaiser Antoninus Pius nicht mehr zu erleben, er verschied im Alter von 74 Jahren am 7. März 161 in seiner Villa in Lorium bei Rom. Kurz vor seinem Ableben hatte er noch einmal seinen Adoptivsohn Mark Aurel ausdrücklich zum Nachfolger bestimmt, indem er ihm die Statue der Victoria überbringen ließ. Der Senat beschloß die Apotheose des Verstorbenen, ein neues Priesterkollegium, die  sodales Antoniniani,  wurde ihm zu Ehren gegründet. Auf dem Marsfeld errichtete man eine Säule zu seinem Gedächtnis.

Der neue Prinzeps, bei der Thronbesteigung nahezu 40 Jahre alt, nannte sich Imperator Caesar M. Aurelius Antoninus Augustus. Er hatte eine sehr sorgfältige Erziehung genossen, von der sein Briefwechsel mit M. Corne lius Fronto, seinem Lehrer in der Rhetorik, aber auch seine Selbstbetrachtungen Zeugnis ablegen. Mark Aurel war zwar in Rom geboren, aber seine Familie stammte aus Ucubis in der Baetica. Sein Großvater M. Annius Verus war dreimal Consul, außerdem praefectus urbi gewesen, sein Vater war während der Prätur plötzlich gestorben, auch mütterlicherseits hatte er Verwandte consularischen Ranges aufzuweisen. Mit zwölf Jahren vollzog der junge Annius Verus die entscheidende Hinwendung von der Rhetorik zur Philosophie, die ihm sein Lehrer Fronto nie verziehen hat. Cinna Catulus gewann ihn für die Lehre der Stoa, ihr ist der Kaiser ein Leben lang treu geblieben. Adoptivsohn und Schwiegersohn des Kaisers Antoninus Pius - er war mit dessen Tochter Annia Galeria Faustina (II) verheiratet -, bekleidete er sein drittes Consulat, als Antoninus Pius abberufen wurde. So sorgfältig und vielseitig die Erziehung des jungen Mannes auch gewesen war - als er den Thron bestieg, fehlte ihm jedwede Praxis in der Heerführung und Administration des Reiches. Seine Regierung begann Mark Aurel damit, daß er seinen jüngeren Adoptivbruder, L. Aelius Aurelius Commodus, zum Augustus, d. h. zum gleichberechtigten Prinzeps, bestellte. Dieser aber nannte sich fortan L. Aurelius Verus. Nur das Oberpontifikat bekleidete Mark Aurel allein, da es als unteilbar angesehen wurde. Lucius Verus aber wurde mit Annia Lucilla, der Tochter des Mark Aurel, verlobt. Wie konnte Mark Aurel zur Einsetzung des Mitkaisers kommen? Sie entsprach weder den Absichten Hadrians noch denen des Antoninus Pius. Auch konnten Mark Aurel die charakterlichen Schwächen seines Mitkaisers schwerlich verborgen geblieben sein. Lucius Verus war alles andere als ein Pflichtmensch, an den Staatsgeschäften war er nur wenig interessiert. Der Entschluß des Mark Aurel ist wohl nur aus dynastischen Gründen zu erklären: Mark Aurel wollte die Herrschaft seines Hauses fest verankern und insbesondere die höchste Stelle im Staat doppelt besetzen, womit auch das Problem der Nachfolge besser gelöst werden konnte. Irgendwelche Schwierigkeiten waren von Lucius Verus nicht zu erwarten, er hat sich bis zu seinem Tode im Jahre 169 mit der Stelle des Zweiten im Reich begnügt, ohne irgendwie besonderen Ehrgeiz zu entfalten.

Die Regierung des Philosophenkaisers Mark Aurel erhält ihr Gepräge durch die Kriege. Von den 19 Jahren seiner Regierung sind nicht weniger als 17 Kriegsjahre gewesen: von 161 bis 166 kämpfte man im Orient gegen die Parther, von 166 bis 180 (mit einer zweijährigen Unterbrechung) mußte der Ansturm der germanischsarmatischen Völker abgewehrt werden.

Der Krieg zwischen Rom und Parthien entzündete sich wieder an der armenischen Frage. Pacorus, ein arsakidischer Prinz, hatte sich des armenischen Throns bemächtigt, der römische Statthalter von Kappadokien, M. Sedatius Severianus, verlor bei Elegeia Schlacht und Leben. Zusammen mit Armenien gingen auch die römischen Vasallen von Adiabene, Edessa und Nisibis auf die parthische Seite über, parthische Reiterheere überfluteten Syrien, der römische Statthalter, Attidius Cornelianus, wurde in die Flucht geschlagen (161). Mark Aurel übergab das Oberkommando im Orient dem Lucius Verus, in seinem Stab befanden sich die hervorragendsten Generäle, die Rom damals aufzuweisen hatte: M. Statius Priscus (Consul 159), P. Martius Verus, Legat der  legio V Macedonica,  ebenso bewährt als Truppenführer wie als Diplomat, endlich der aus Kyrrhos stammende Syrer Avidius Cassius. Diesen Generälen, insbesondere aber dem Avidius Cassius, ist es zu verdanken, wenn die  expeditio orientalis  mit einem durchschlagenden römischen Erfolg geendet hat. Die Hauptmacht der Parther erlitt bei Europos in der Kyrrhestike und bei Sura Niederlagen, Edessa und Nisibis kehrten unter die römische Herrschaft zurück (165). Mit der Einnahme und Verwüstung der parthischen Residenzen Seleukeia und Ktesiphon (166) erhielt der Feldzug seine siegreiche Krönung, die Römer setzten ihren Vormarsch sogar nach Medien hinein fort. Hier aber trat ihnen ein Gegner gegenüber, mit dem niemand gerechnet hatte: es war die Pest, die seit dem Beginn des Jahres 166 schwere Opfer forderte. Das römische Heer kehrte nach Syrien zurück, von hier aus verbreitete sich die Seuche im ganzen Römerreich. Mark

Aurel aber schloß im Jahre 166 mit den Parthern Frieden, Armenien, nunmehr unter dem König Sohaemus von Emesa, wurde wieder römischer Vasallenstaat, das gleiche gilt für die Gebiete im westlichen Mesopotamien, insbesondere für Osrhoene. Zweifellos war im Osten Bedeutendes erreicht worden, der Triumph, den die beiden Kaiser am 23. August 166 in Rom feierten, war wohlverdient.

Die Donaukriege Mark Aurels (166-175, 177-180):  Um die Mitte des 2. Jh. bewegten sich die Goten von der unteren Weichsel durch Polen zum Schwarzen Meer. Über die Burgunder, Semnonen und Lygier (in Oberschlesien) pflanzte sich die Unruhe bis in die germanischsarmatische Völkerwelt an der mittleren und unteren Donau fort. Zahlreiche Völker brandeten gegen die unzulänglichen Grenzen des Imperiums an der Donau: die bedeutendsten Gegner der Römer waren die Markomannen; sie haben dem Krieg ihren Namen gegeben. Neben ihnen aber stürmten auch die Quaden, Naristen, Viktofalen, Hermunduren, Buren, Vandalen und Jazygen über die Donaugrenze. Es war eine riesige Völkerlawine, die sich von jenseits der Donau in Bewegung setzte. Die Völkerschaften verlangten Aufnahme in das römische Reichsgebiet. Das Imperium befand sich in höchster Bedrängnis: zahlreiche Truppenteile waren zum Partherkrieg in den Orient verlegt worden. Verhandlungen mit den germanischen Völkern führten nicht zum Ziel, im Gegenteil, im Jahre 166 überfluteten germanische und sarmatische Stämme die Donaugrenze von Raetien bis nach Moesien, die Schrecken der Kimbernkriege schienen zurückzukehren, die Dörfer gingen in Flammen auf, die Reichsbevölkerung wurde fortgeführt. Die Markomannen und Quaden überstiegen die Alpen, Aquileja wurde von ihnen belagert, Opitergium zerstört. Rom aber stand unter dem doppelten Schrecken der Pest und der Germanennot. Nachdem er feierliche religiöse Zeremonien in Rom vorgenommen hatte, reiste Mark Aurel zusammen mit Lucius Verus nach Oberitalien, um persönlich den Befehl gegen die Germanen zu übernehmen (wahrscheinlich im Herbst 167). Die Markomannen gaben die Belagerung Aquilejas auf, der Kaiser drängte die Germanen über die Donaugrenze zurück, gegen Ende des Jahres 168 konnte die Lage als wiederhergestellt gelten. Auf der Heimreise nach Rom starb der Mitkaiser Lucius Verus in Altinum (zu Beginn des Jahres 169).