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Die zweite Phase des Krieges währte von 169 bis 174 (bzw. 175, denn erst in diesem Jahre gelangte man auch mit den Jazygen zum Frieden). Der zweite Abschnitt des Krieges wird gekennzeichnet durch eine großangelegte römische Offensive. Viele Schwierigkeiten waren vorher zu überwinden gewesen: es hatte nicht nur an Geld, sondern auch an Soldaten gefehlt, so daß man auf Sklaven und Gladiatoren, auch auf griechische Stadtpolizisten  (diogmitae)  zurückgreifen mußte. Auch die wehrhafte Bevölkerung Dalmatiens und Dardaniens wurde miteingereiht. Für die Kriegsereignisse steht als Quelle der Bilderfries der Mark-Aurel-Säule in Rom zur Verfügung; die Darstellung umfaßt mit großer Wahrscheinlichkeit die Ereignisse der Jahre von 172 bis 175. Dazu kommt eine Inschrift, die in Zana (Diana Veteranorum in der Provinz Africa) gefunden worden ist. Sie ist zu Ehren des M. Valerius Maximianus gesetzt, eines römischen Ritters, gebürtig aus Poetovio in Pannonien, der es unter Mark Aurel zu hohen Ehren gebracht hat. Nach dieser Inschrift haben sich nicht nur Vexillationen der Flotten von Misenum und Ravenna, sondern auch solche der britannischen Flotte am Donaufeldzug beteiligt, dazu ist maurische und afrikanische Kavallerie zur Aufklärung des Kriegsschauplatzes eingesetzt worden. M. Valerius Maximianus hat schließlich den Häuptling der Naristen Valao mit eigener Hand im Kampf erschlagen. Es war ein erbarmungsloser Krieg, die Reliefs der Mark-Aurel-Säule zeigen, wie die Dörfer und Weiler in Flammen aufgingen und wie man sogar die Gefangenen tötete. Berühmt ist das

Regenwunder: als die Römer in Gefahr waren zu verdursten, wurden sie durch ein überraschend einsetzendes Gewitter mit starken Regengüssen gerettet. Bereits die Münzen des Jahres 173 tragen die Legende  Germania subacta,  doch gingen die Kämpfe noch weiter (bis 174), und die sarmatischen Jazygen konnten sogar erst im Jahre 175 unterworfen werden. Ebenso wie die Quaden und Markomannen mußten auch die Jazygen die Gefangenen zurückgeben und die römische Oberherrschaft anerkennen. Nördlich der Donau mußten die Markomannen eine Zone, 7 km breit, die Quaden und Jazygen einen Streifen von 14 km den Römern überlassen, außerdem wurden römische Garnisonen in ihre Länder gelegt. So entstand im Quadenland an der oberen Waag bei Trentschin ein römisches Lager, wie schon früher an der March bei Stillfried, beide mitten im Barbarenland.

Trotz der Friedensschlüsse war eine wirkliche Lösung des Grenzproblems an der Donau nicht erreicht. Der Kaiser Mark Aurel beabsichtigte daher, die Reichsgrenze weit nach dem Norden, bis an den Wall der Sudeten und Karpaten, vorzuverlegen. Aus dem noch zu erobernden Gebiet sollten zwei neue Provinzen,  Marcomannia  im Westen und  Sarmatia  im Osten, gebildet werden. Da trat im Orient ein Ereignis ein, das die Pläne des Kaisers zunichte machte: es war der  Aufstand des Avidius Cassius.

Nach dem Abschluß des Partherkrieges hatte der Kaiser Mark Aurel dem Syrer Avidius Cassius ein  Imperium maius  über den gesamten römischen Orient übertragen, als Belohnung für seine großen Verdienste im Partherkrieg. Auf das Gerücht vom Ableben des Mark Aurel griff der ehrgeizige General zur Krone, er ließ sich (in der zweiten Aprilwoche 175) zum Kaiser ausrufen. Ägypten und Vorderasien fielen ihm zu, den Mittelpunkt seines Reiches bildete die alte Diadochenresidenz Antiocheia am Orontes. Der Senat in Rom erklärte Avidius Cassius zum  hostis,  seine Güter wurden eingezogen. Zum Glück für Mark Aurel war der Legat von Kappadokien, P. Martius

Verus, treu geblieben. Mark Aurel reiste nun von der Donaufront in den Orient. Dort angekommen, mußte er erfahren, daß die Herrschaft des Avidius Cassius nach drei Monaten und sechs Tagen durch den gewaltsamen Tod des Usurpators ihr Ende gefunden hatte. Gegenüber den Anhängern, auch gegenüber der Familie des Avidius Cassius, verfuhr Mark Aurel mit größter Milde. Nach einem Abstecher nach Ägypten reiste er über Syrien nach Kleinasien zurück. Am Fuße des Taurus, in der kleinen kappadokischen Ortschaft Halala, verlor er durch Krankheit seine Gattin, die Kaiserin Faustina (II.), die Tochter des Antoninus Pius. Ihr zu Ehren erhob er den Ort zu einer Kolonie und gab ihr den Namen Faustinopolis. Das Andenken der Verstorbenen wurde außerdem durch Alimentarstiftungen (puellae novae Faustinianae)  wachgehalten.

Weder die Markomannen noch die Quaden waren mit den Friedensbedingungen zufrieden. Im Jahre 177 kam es erneut zum Kriege, es ist dies die  expeditio Germanica secunda  (177 180). Von den Germanen wanderten viele Tausend nach dem Norden aus, Mark Aurel aber ließ die Straßen sperren, um insbesondere die Abwanderung der Quaden zu den Semnonen (an der mittleren Elbe) zu unterbinden. Den Oberbefehl bei den Römern führten zunächst die beiden Brüder Sex. Quintilius Condianus und Sex. Quintilius Valerius Maximus, aber die Operationen verliefen für die Römer wenig glücklich, so daß im Jahre 178 der Kaiser selbst, zusammen mit seinem Sohn Commodus, auf dem Kriegsschauplatz erscheinen mußte. Nach dem Grundsatz des «Divide et impera» behandelte er die Gegner: während er gegenüber den Jazygen Milde walten ließ, führte er gegen die Markomannen und Quaden einen erbarmungslosen Vernichtungskrieg. Beide Völker mußten sich bedingungslos unterwerfen, doch war der Krieg noch nicht erloschen, als Mark Aurel am 17. März 180 zu Vindobona von der Pest hinweggerafft wurde.

Für das Imperium Romanum waren die Germanen- und

Sarmatenkriege eine ausgesprochene Krisenzeit. Zum erstenmal war die Völkerwelt der zweiten Zone, zwischen der Ostsee und den Karpaten, in Bewegung geraten, die römische Grenzverteidigung, die in jahrzehntelanger Arbeit errichtet worden war, erwies sich als völlig unbrauchbar, die Zeit der unbedingten Überlegenheit der römischen Waffen über die Barbaren Völker gehörte der Vergangenheit an. Wieder hatte man die Donau zur Reichsgrenze gemacht, obwohl sich ihre Unzulänglichkeit nur zu deutlich erwiesen hatte. Das Römerreich aber brauchte die fremden Völker: Mark Aurel hatte 10000 Jazygen in den Dienst genommen, unter Commodus erscheinen die Germanen und Sarmaten als  coloni  oder foederati.  Die bisher prokuratorischen Provinzen Raetia und Noricum hat Mark Aurel zu praetorischen erhoben, sie erhielten die beiden neuaufgestellten Legionen zugewiesen, und zwar lag die  legio III Italica  in Regina Castra (Regensburg), die  legio II Italica  in Lauriacum (Enns an der Donau) in Garnison. Unzweifelhaft kommt dem Kaiser Mark Aurel das Verdienst zu, die drohende Überflutung des Reiches durch Germanen und Sarmaten verhindert und dadurch dem Imperium ein weiteres Jahrhundert seines Eigenlebens gesichert zu haben.