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Auch auf außenpolitischem Gebiet hatte Severus Alexander keine glückliche Hand. Nur zwei Feldzüge hat er unternommen, einen im Orient und einen in Germanien. Der erstere endete mit einer Niederlage, der zweite mit der Ermordung des Kaisers.

Auf dem Boden des Partherreichs hatten sich bedeutende Veränderungen vollzogen. Sie haben auch das Imperium Romanum in Mitleidenschaft gezogen. Es ist der  Sturz des

Herrscherhauses der Arsakiden durch die Sassaniden.  Das neue Herrschergeschlecht stammte aus der Kernlandschaft der Persis, aus Stakhr; hier waren die Sassaniden die Priester des Feuerheiligtums der Anahita gewesen. Der erste Sassanidenkönig ist Ardaschir, seine Erhebung fällt um 220 n. Chr. Der entscheidende Sieg über den Partherkönig Artabanos V. wurde am 28. April 224 bei Hormizdaghan errungen, an diesem Tage fiel der letzte Arsakide im Kampf. Die Sassaniden knüpften wieder an die Traditionen des alten Achämenidenreichs an. Mit Recht hat Ernst Kornemann von einer Wiederbesinnung auf die starken alten Kräfte des Persertums gesprochen. In der Tat beginnt mit der Erhebung des Ardaschir eine neue Weltepoche, sie erhält durch den Gegensatz zwischen Rom und Neupersien ihr Gepräge. Die Perser erkannten den Primat des Imperium Romanum nicht mehr an, sie haben mehr als 400 Jahre lang, von 224 bis 642 n.Chr., in langen wechselvollen Kriegen mit den Römern gerungen. Es ist dies eine Zeit des Übergangs, die sich weithin mit der Epoche der Spätantike deckt. Bereits im 1. Jh. seines Bestehens hat das Sassanidenreich zwei überragende Herrschergestalten hervorgebracht: Ardaschir I. (224-241) und Schapur I. (241 271), beide in einer Zeit, in der das Imperium Romanum von einer schweren Krise heimgesucht worden ist. Bereits Ardaschir sagte den Römern den Kampf an, er forderte alles Land bis zur Propontis, also auch ganz Kleinasien, für die Neuperser. Eine derartige Sprache hatten die Arsakiden niemals gegen Rom zu führen gewagt. Der Krieg wurde von den Neupersern durch einen Einfall in Mesopotamien eröffnet, die Römer gerieten in Bedrängnis, die Stadt Nisibis wurde von den Persern belagert (230). Nach umfangreichen Vorbereitungen verließ der römische Kaiser Severus Alexander im Frühjahr 231 die Hauptstadt, von Antiocheia richtete er ein Friedensangebot an Ardaschir, das dieser jedoch ignorierte. Der römische Feldzug des Jahres 232 erwies sich als ein Fehlschlag. Der Kriegsplan hatte eine Invasion des Zweistromlandes mit drei Heeressäulen vorgesehen, das eigentliche Operationsziel aber war die Stadt Ktesiphon. Doch nur die nördliche, in Armenien operierende Heeresgruppe hatte einige Erfolge aufzuweisen, die südliche wurde geschlagen, der Kaiser selbst kehrte mit der mittleren wieder nach Antiocheia zurück. Friede wurde nicht geschlossen, Severus Alexander aber nahm nach seiner Rückkehr nach Rom die üblichen Siegesbeinamen  (Parthicus Maximus  oder  Persicus Maximus)  an (233). Der eigentliche Grund des Abbruchs des Feldzugs im Orient waren ungünstige Nachrichten von der Rheinund Donaugrenze gewesen. Im Jahre 233 hatten nämlich die Alamannen den Rhein überschritten und waren in Gallien eingefallen, eine Aktion, die durch vergrabene Münzschätze bezeugt wird. Zahlreiche Truppenteile aus dem Orient wurden nach dem Westen überführt, unter ihnen auch osrhoenische Bogenschützen. Auch im germanischen Feldzug hat der junge Kaiser versagt. Nachdem die Römer den Rheinstrom auf einer Pontonbrücke überschritten hatten, bot er den Germanen beträchtliche Geldzahlungen an, falls sie sich verpflichteten, Frieden zu halten. Die Gunst der Soldaten aber galt nicht mehr dem ganz unmilitärischen Kaiser, sondern dem  praefectus tironibus  C. Julius Verus Maximinus. Er wurde vom Heer zum Kaiser ausgerufen. Severus Alexander und seine Mutter Julia Mamaea aber wurden, wahrscheinlich in Mainz- Bretzenheim (in vico Britannico), von meuternden Soldaten erschlagen (22. März 235). Mit Recht hat man gesagt, daß das Imperium Romanum mit Severus Alexander einen Kaiser verlor, dessen Unglück es war, weder ein Severus noch ein Alexander zu sein (W. Enßlin).

Das ist das Ende der Dynastie der Severer, die über 40 Jahre lang das Reich regiert hatte. Mit der severischen Dynastie verschwindet zugleich die Kontinuität des römischen Kaisertums, die durch Septimius Severus wenigstens ideell (durch die fiktive Adoption seitens des Mark Aurel) aufrechterhalten worden war. Mit dem Aufstieg des

Neuperserreiches unter Schapur I. seit 241 wird eine ganz neue weltpolitische Lage geschaffen: es ist der Dualismus zwischen Rom und Neupersien, der von nun an das Thema der Universalgeschichte bis an die Schwelle des Mittelalters bildet.

12. Die Krise des Reiches (235-284 n.

Chr.)

Die Geschichte der fünfzig Jahre vom Tode des Severus Alexander bis zum Regierungsantritt des Diokletian (235-284) erhält außenpolitisch ihr Gepräge durch den Zweifrontenkrieg Roms gegen die Neuperser am Euphrat und gegen die Germanen an Rhein und Donau. Bemerkenswert ist die vorübergehende Absplitterung Galliens und Palmyras unter eigenen Herrschern. Im Innern verschärft sich der Kampf gegen das Christentum. Die Wirtschaft, durch unorganische Eingriffe getroffen, stagniert zusehends, Handel und Wandel beginnen zu stocken, die Geldentwertung nimmt immer größere Ausmaße an. Das Schlimmste ist jedoch die fehlende Kontinuität in der Spitze des Reiches: von den vielen Kaisern des halben Jahrhunderts hat kein einziger länger als acht Jahre regiert, gerade die besten und tüchtigsten unter ihnen sind nach kurzer Regierung durch einen gewaltsamen Tod abberufen worden. Die wirklichen Herren des Reiches sind die großen Generäle, die, gestützt auf ihre Soldaten, über das Wohl und Wehe des Reiches und seiner Bewohner verfügen. Der römische Senat versinkt immer mehr in Bedeutungslosigkeit, der Primat Italiens geht verloren, es sind vor allem die Illyrer, die unter den Offizieren und Soldaten eine hervorragende Rolle spielen. Während die Zeit der Severer immerhin noch einen beachtlichen bürgerlichen Wohlstand zeigt, neigt sich die Kurve bereits in der Regierung des Maximinus Thrax (235-238) nach unten. Die Wohlhabenden werden durch kostspielige Leiturgien zur Ader gelassen, die Vermögensverluste sind groß, die Inschriften und Papyri sprechen mit ihren Klagen und Beschwerden eine unmißverständliche Sprache. Die Reichsgrenzen mit ihren starren Verteidigungslinien, die hundert Jahre zuvor der griechische Rhetor Aelius Aristides hoch gepriesen hatte, erweisen sich als brüchig, sie werden immer wieder überrannt, und es dauert geraume Zeit, bis endlich (unter Gallienus) eine mobile Reservearmee in Oberitalien geschaffen wird. In Verbindung mit dem sich verstärkenden Regionalismus der Provinzen macht sich die Unordnung breit, die Verwaltung ist vielfach den schwierigen Aufgaben nicht mehr gewachsen. An bemerkenswerten geistigen Leistungen ist kaum noch etwas zu verzeichnen, mit der einzigen Ausnahme der Schriften des Plotinos (204-270).

Die Zahl der Kaiser in dem halben Jahrhundert ist sehr groß. Sieht man von denjenigen unter ihnen ab, die keine allgemeine Anerkennung gefunden haben, so bleiben immer noch zweiundzwanzig übrig, die meisten von ihnen sind als Offiziere emporgestiegen, die Gunst der Soldaten hat ihnen die Krone verschafft, manche haben sich durch blutigen Mord den Weg zum Thron gebahnt. Es ist eine bunte Reihe, die ihresgleichen in der Geschichte des Römerreiches nicht findet. Am Anfang steht der Barbar Maximinus Thrax (235-238), ihm folgen, in einem einzigen Jahr (238), noch fünf andere Kaiser: Gordian I. und Gordian II., zwei Großgrundbesitzer aus Nordafrika, danach die Senatskaiser Balbinus und Pupienus, die beide zugleich auch das Amt des Pontifex maximus bekleideten, schließlich noch Gordian III. (238-244), der auf einem Perserfeldzug umgekommen ist. Sein Nachfolger, Philippus Arabs, der aus der Trachonitis stammte, regierte gleichfalls nur wenige Jahre (244 249), er verlor bei Verona im Kampf gegen Decius, den ersten pannonischen Kaiser, Schlacht und Leben. Decius (249-251) wiederum starb im Kampf gegen die Goten den Soldatentod. Seine Nachfolger Trebonianus Gallus (251-253), Volusianus (251-253) und Aemilianus, der übrigens nur wenige Monate regierte (etwa Juli bis September 253), sind alle eines gewaltsamen Todes gestorben. Valerian (253-260) geriet auf einem Feldzug in persische Gefangenschaft. Sein Sohn Gallienus (Alleinherrscher von 260 bis 268) fiel einem Attentat zum Opfer. Sein Nachfolger war der Illyrer Claudius mit dem Beinamen Gothicus (268-270); er starb zu Sirmium an der Pest. Sein Bruder Quintillus regierte nur wenige Monate (etwa April bis Mai 270); ob er durch die Soldaten getötet worden ist oder ob er sich selbst den Tod gegeben hat, ist ungewiß. Auch der bedeutende Kaiser Aurelian (270-275) wurde durch einen feigen Mord hinweggerafft. Danach trat der Senat noch einmal in Funktion und wählte Tacitus zum Kaiser  (275-276),  er wurde nach kurzer Regierung von den Soldaten erschlagen. Sein Nachfolger, der ehemalige  praefectus praetorio  Florianus, fiel in Tarsus unter den Streichen seiner eigenen Soldaten (276), nach einer Regierung von ungefähr drei Monaten. Auch sein Rivale und Nachfolger Probus (276-282), ebenso wie Aurelian ein Illyrer, fiel einem Soldatenaufstand zum Opfer. Carus (282-283) kam auf einem Perserfeldzug, wahrscheinlich durch Blitzschlag, ums Leben. Von seinen Söhnen wurde Numerian (283-284) ermordet, auch Carinus (283-285) fiel nach siegreichem Kampf gegen Diokletian durch den Dolch eines Attentäters.