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Abgesehen von diesen allgemein anerkannten Kaisern hat es noch eine Anzahl von Teilherrschern gegeben, im Westen (in Gallien), im Osten (in Palmyra), aber auch in den Donauländern und in anderen Gegenden des Imperiums. Der Wirrwarr war gelegentlich so groß, daß der römische Bürger nicht wußte, welcher Kaiser als der legitime zu gelten hatte. Die  Historia Augusta  erzählt von den <30 Tyrannen) in der Zeit des Kaisers Gallienus. Eine Anzahl von ihnen ist wenig bekannt, und bei manchen dieser von der  Historia Augusta  genannten Usurpatoren muß man sich fragen, ob sie auch wirklich existiert haben.

Außenpolitisch wird das Zeitalter von 235 bis 284 durch eine fast ununterbrochene Kette schwerster Belastungen für das Reich gekennzeichnet. An und für sich waren die Einfalle fremder Völker in das Reichsgebiet seit den Markomannenkriegen Mark Aureis nichts Neues mehr.

Überraschend war höchstens die zunehmende Hilflosigkeit der römischen Grenzverteidigung. Seit dem Jahre 238 haben immer wieder gotische Scharen die untere Donau überschritten und die Bewohner der angrenzenden Provinzen Mösien und Thrakien schwer gebrandschatzt. Andere Völker wie die Karpen (wahrscheinlich mit den Thrakern verwandt) stürzten sich auf Dakien. Obwohl tatkräftige Kaiser wie Philippus Arabs und später auch Aurelian bemerkenswerte Erfolge über die Karpen davontrugen, so kehrte die Gefahr doch immer wieder zurück. Von ganz unabsehbaren Folgen aber war die Niederlage, welche die Römer im Jahre 251 bei Abrittus (bei Razgrad in der Dobrudscha) erlitten haben. Hier fielen der römische Kaiser Decius und sein Sohn und Mitregent Herennius Etruscus. Sieger war der Gote Kniva, der die Römer in einen Hinterhalt gelockt hatte. Mit dieser Niederlage war die Reichsverteidigung an der unteren Donau durchbrochen, Einfälle der Goten und anderer Stämme aus dem Karpatenraum und aus Südrußland wiederholten sich von nun an Jahr um Jahr. So gelangten Burgunder und Karpen im Jahre 253 zu Schiff bis nach Kleinasien (Ephesos und Pessinus), drei Jahre später (256) mußten die reichen bithynischen Städte Nikomedien, Nikaia und Prusa eine schwere Plünderung über sich ergehen lassen, im Jahre 262 erschienen die Goten in Ionien, in der Troas, in Lydien und Phrygien. Im Jahre 267 kam Griechenland an die Reihe: die Heruler und andere Stämme stießen bis in die Peloponnesos vor, Korinth, Sparta und Argos wurden gebrandschatzt, auch Athen erlitt durch die Heruler große Schäden, die durch die moderne Archäologie wiederaufgedeckt worden sind. Das Blatt wandte sich jedoch, als es dem Kaiser Gallienus im Jahre 268 gelang, die Fremden am Nestosfluß in Thrakien entscheidend zu schlagen. Der Herulerhäuptling Naulobatus ergab sich den Römern, aus der Hand des Kaisers Gallienus empfing er die consularischen Insignien ein Vorgang, der in späterer Zeit manche Parallelen finden sollte. Eine entsprechende Ausnutzung des Sieges wurde durch den Abfall des Aureolus im Westen verhindert. Jedoch hat der Kaiser Claudius noch einmal einen großen Sieg über die Fremden davongetragen (bei Naissus = Nisch, 269). Dabei hat sich insbesondere das neuformierte Kavalleriekorps unter dem späteren Kaiser Aurelian hervorragend bewährt. Der Sieg spiegelt sich wider in den Münzlegenden  (Victoria Gothica)  und in dem vom Kaiser angenommenen Siegesbeinamen  Gothicus Maximus.  Inzwischen aber war die Lage der Provinz Dakien schwierig geworden, sie war als vorgeschobene Bastion Jahr um Jahr den Einfallen der nordischen Völker ausgesetzt. Schweren Herzens mußte sich daher Kaiser Aurelian entschließen, die Provinz zu räumen (wahrscheinlich im Jahre 271). Zu diesem Entschluß hatte die katastrophale Lage des Imperiums im Osten und im Westen entscheidend beigetragen: im Westen existierte ein gallisches Sonderreich, während im Osten die Herrscherin von Palmyra, Zenobia, das reiche Kornland Ägypten annektiert hatte. Das Militär und die römische Bevölkerung Dakiens wurden in die Gebiete südlich des Donaustroms überführt; hier wurde eine neue Provinz mit dem Namen  Dacia Ripensis (Hauptort Ratiaria) gebildet. Auch noch in einer anderen gleichfalls neu konstituierten Provinz,  Dacia Mediterranea,  mit der Hauptstadt Serdica (Sofia) lebte der alte Name weiter. Trotz des Rückzugs der Römer aus Dakien haben sich in Sprache und Zivilisation so manche genuin römischen Elemente erhalten, doch ist der Umfang und die Intensität des römischen Einflusses in Dakien bis heute umstritten. In Dakien siedelten sich die Goten an, und zwar vor allem die Westgoten, sie haben in späteren Zeiten - nach ihrer Vertreibung durch die Hunnen - das Schicksal des weströmischen Reiches maßgebend mitbestimmt. Ihre Nachbarn im Osten waren die Gepiden. Sie mußten sich ihre Wohnsitze in Ostungarn im Kampfe mit den Goten und Vandalen erstreiten. Zu später Stunde haben auch sie, zusammen mit den Langobarden, den Boden des Römerreiches

betreten.

Auch im  Westen,  an der Rheingrenze, sind die Germanenstämme zum Angriff übergegangen. Die Grenzen des Imperiums in Obergermanien und Rätien standen unter starkem Druck, vor allem durch die Alamannen, während die Franken in Niedergermanien die Rheingrenze überschritten und weite Teile Galliens unsicher machten. Starke Kriegsscharen der Alamannen durchstießen die Grenzverteidigung und gelangten zunächst in das Rhonetal. Andere überstiegen den Brennerpaß und setzten Oberitalien in Schrecken, sie erschienen vor Rom, worauf sich die Stadt zur Verteidigung einrichtete, doch zogen die Germanen wieder ab, Gallienus ereilte sie auf dem Rückmarsch bei Mailand und brachte ihnen eine vernichtende Niederlage bei (258 oder 259). Seit 254 wiederholten sich die Einfalle der Alamannen in das römische Reichsgebiet Jahr um Jahr, doch scheinen die Römer nicht nur das Dekumatland, sondern auch den rätischen Limes bis zum Jahr 259/60 behauptet zu haben. Auch am Donau-Limes in Pannonien gab es harte Kämpfe. Am weitesten in das römische Reichsgebiet aber sind die Franken eingedrungen, sie gelangten im Jahre 259 (vielleicht auch erst 262) auf dem Landwege quer durch Gallien bis nach Spanien. Hier haben sie die blühende Stadt Tarraco geplündert. Auch zur See haben die Franken Fahrten in ferne Länder unternommen. So erschienen ihre Schiffe unter dem Kaiser Probus an der Küste Mauretaniens. Die Verheerungen in Gallien waren gewaltig. Nicht weniger als 60 oder gar 70 Städte fielen den Franken zum Opfer. Die Bewohner des Landes versteckten ihre Münzen und Kostbarkeiten, wie dies eine große Anzahl von vergrabenen und wiederaufgefundenen Münzhorten beweist.