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Gegen Ende der fünfziger Jahre hatte sich in Gallien eine schwerwiegende politische Veränderung vollzogen. Ein hoher Beamter gallischer Herkunft namens M. Cassianus Latinius Postumus, Präses der Belgica und zugleich Dux des  Limes

Transrhenanus,  hatte sich mit Hilfe seiner Soldaten selbständig gemacht und seine Herrschaft nicht nur über ganz Gallien, sondern auch auf Britannien und Teile Spaniens ausgedehnt (259). Die Trennung des Westens vom Imperium fiel in eine ganz trostlose Zeit, die Zentralgewalt war nicht mehr imstande, die Invasionen der Germanen zu unterbinden. Postumus hat sich übrigens zeit seines Lebens als Römer gefühlt, sein Reich sollte ein römisches Reich der Gallier sein (M. Besnier). Es umfaßte mehr oder weniger jene Reichsteile, die später Diokletian dem Constantius Chlorus übergeben hat, und ebenso wie Constantius Chlorus so hat auch Postumus vorzugsweise in Trier residiert. Die Münzlegenden unterstreichen den römischen Charakter des gallischen Sonderreiches. Neben  Roma aeterna  erscheinen Pax Augusta  und  Genius populi Romani.  Mit anerkennenswerter Tatkraft hat sich Postumus gegen die Springflut der Germanen zur Wehr gesetzt, der Ehrenname  restitutor Galliarum  (daneben heißt der Kaiser sogar  restitutor orbis)  war wohlverdient. Nach einer etwa zehnjährigen Regierung wurde Postumus gezwungen, in den Personen der Generäle Victorinus und Laelianus zwei Mitregenten anzunehmen, von denen der erste in Mainz, der zweite in Köln residierte. Doch hat ihre Herrschaft den Tod des Postumus im Jahre 268 offenbar nur um wenige Monate überdauert. Noch in dem gleichen Jahre trat C. Esuvius Tetricus (268-273) an ihre Stelle, ein Angehöriger der vornehmen gallischen Aristokratie. Unter seiner Regierung wurde die reiche Stadt Augustodunum (Autun) vollständig zerstört, wahrscheinlich zur Strafe dafür, daß sie sich auf die Seite des römischen Kaisers Claudius II. gestellt hatte (269). Unter dem Kaiser Aurelian ist das gallische Sonderreich wieder im Imperium Romanum aufgegangen, Tetricus soll sich aus freien Stücken dem Aurelian unterworfen haben, da er seine Hilfe in Gallien dringend benötigte (273). Mehr noch als Aurelian, dessen Tätigkeit vor allem dem Osten zugute gekommen ist, hat sich der Kaiser Probus (276-282) um die Wiederherstellung der

Ordnung in Gallien und an der Rheingrenze bemüht. Er hat Tausende von Germanen aus Gallien verdrängt und sie jenseits des Rheins wieder angesiedelt. Dann ist er zur Offensive übergegangen und hat Teile des römischen Gebiets am rechten Rheinufer zurückgewonnen. Die Rheingrenze hat Probus erneut befestigt, auch jenseits des Stroms, im Lande der Germanen, erhoben sich neue römische Kastelle, mit alamannischen Fürsten wurden Verträge geschlossen. Auch von einem Sieg über Burgunder und Vandalen weiß die Überlieferung zu berichten; er wurde vielleicht am Ufer des Lechs, in der Nähe von Augsburg, errungen.

Die Lage im Osten des Reiches  wird durch den Aufstieg der Sassaniden (s. S. 330) gekennzeichnet. Bereits Ardaschir I. hatte sich in den Besitz der wichtigen Städte Nisibis und Carrhae gesetzt. Sein Sohn Schapur I. (lateinisch: Sapor), der wahrscheinlich von 241 bis 271 n. Chr. regierte, d. h. in einer ausgesprochenen Schwächeperiode des römischen Imperiums, hat eine förmliche Offensive gegen die römischen Provinzen im Osten, Mesopotamien und Syrien, eröffnet. Nach langen Jahren der Ruhe ist der Orient wieder aggressiv geworden. Der junge römische Kaiser Gordian III. begab sich in der Begleitung seines praefectuspraetorio  C. Furius Sabinus Aquila Timesitheus nach dem Osten, im Jahre 242 konnte er die Provinz Syrien von der persischen Invasion befreien. Bei Resaina in Mesopotamien trugen die Römer einen Sieg über die Perser davon, aber zu ihrem Unglück starb Timesitheus, und Gordian III. fiel in der Schlacht bei Peroz-Schapur am Euphrat (auf der Höhe von Bagdad) (244). Am Rande der Wüste, bei Zaitha, zwischen Dura-Europos und Kirkesion, erhob sich noch zur Zeit des Kaisers Julian das Grabmal Gordians, der in Mesopotamien sein Ende gefunden hatte. Sein Nachfolger, Philippus Arabs (244 249), hat Frieden mit Schapur I. geschlossen. Wenn sich jedoch Philippus Arabs mit den Siegesbeinamen  Parthicus Maximus und  Persicus Maximus  geschmückt hat, so war dies nichts als eitel Wind, der Friede mußte nämlich mit großen finanziellen Zugeständnissen an Schapur I. erkauft werden. Nach den  Res gestae divi Saporis  habe der Römer dem Sassaniden nicht weniger als 500000 Denare geben müssen, außerdem habe er sich zu weiteren Zahlungen verpflichtet. Die Inschrift spricht sogar davon, daß der römische Kaiser dem Sassanidenkönig tributpflichtig geworden sei. Irgendwelche territorialen Zugeständnisse seitens der Römer verzeichnet die Inschrift nicht, von einer Abtretung Mesopotamiens und Armeniens durch Philippus Arabs kann also nicht die Rede sein. Nur wenige Jahre konnten sich die Bewohner der römischen Ostprovinzen der Ruhe erfreuen. Bereits im Jahre 253 haben die Sassaniden den Angriff wieder aufgenommen. Von den Kämpfen und Kriegen zwischen den Römern und Persern berichtet die bereits erwähnte sassanidische Inschrift, eine Trilingue, sie ist in zwei mittelpersischen Dialekten (Pehlevi) und in Griechisch abgefaßt. Entdeckt hat sie eine amerikanische Expedition unter der Leitung von Erich Schmidt an der Kaaba des Zoroaster in Naqschi-Rustam, unweit von Persepolis. Die Inschrift erzählt vom persischen Standpunkt aus die Feldzüge Schapurs I. gegen die römischen Erzfeinde in der Zeit von Gordian III. bis Valerian. Die Urkunde ist unter dem Namen der Res gestae divi Saporis  (M. Rostovtzeff) allgemein bekannt geworden. Die Inschrift behauptet, die Römer hätten sich über den zwischen Schapur und Philippus Arabs abgeschlossenen Vertrag hinweggesetzt und Armenien Unrecht zugefügt, und zwar dadurch, daß sie den von Schapur I. vertriebenen armenischen König Tiridates bei sich aufgenommen hätten. In Wirklichkeit aber ist es die Schwäche des Römerreiches gewesen, welche die Perser zum Kriege geradezu herausgefordert hat. Nach der Inschrift hat Schapur bei Barbalissos (oberhalb von Thapsakos) einen großen Sieg über die Römer davongetragen, es folgte die Verwüstung großer Teile Syriens und der angrenzenden Gebiete, insbesondere auch

Kappadokiens: Schapur rühmt sich, nicht weniger als 37 Städte erobert zu haben. Dieser Feldzug gehört mit Wahrscheinlichkeit in das Jahr 253. In diesem Jahr sind neben vielen anderen Orten auch Dura- Europos am Euphrat und die Hauptstadt der Provinz Syrien, Antiocheia, in die Hände der Perser gefallen, ein Vorgang, der sich im Jahre 256 noch einmal wiederholt hat. Valerian aber hat aus dem Bereich des gesamten Imperiums Truppen zusammengezogen, um mit ihnen in Mesopotamien dem Perserkönig entgegenzutreten. Er wollte zunächst das von den Persern belagerte Edessa entsetzen, die römische Hauptarmee, die bereits durch Seuchen dezimiert worden war, wurde jedoch geschlagen; Valerian geriet in persische Gefangenschaft, als er auf dem Wege war, mit Schapur I. über einen Waffenstillstand zu verhandeln (Spätsommer 260). Die Gefangennahme des römischen Kaisers löste im Sassanidenreich einen ungeheuren Jubel aus. Nicht weniger als viermal ist auf den sassanidischen Felsreliefs die Szene festgehalten, die Valerian als Bittflehenden zu den Füßen des Großkönigs zeigt. Die Gefangennahme Valerians ist der höchste Triumph Schapurs I. und der tiefste Sturz des römischen Imperiums. Der Großkönig aber machte sich die Schwäche der Römer zunutze: er überschwemmte mit seinen Reiterheeren die Landschaften Syrien, Kilikien und Kappadokien, Linder und Städte wurden mit Feuer und Schwert verwüstet, darunter Samosata, Alexandrien (Alexandrette), Mopsuestia, Mallos, Adana, Tarsos und viele andere, bis hin nach Laranda und Ikonion. Eine riesige Beute führte Schapur I. mit sich zurück in sein Reich Über die Verteilung der Gefangenen in den persischen Landschaften, in der Persis, in Parthien, in der Chuzene und in Assyrien, berichtet der Schluß der großen Prunkinschrift. Die Kämpfe, die Schapur am Euphrat mit dem Fürsten von Palmyra  Odainathos  zu bestehen hatte, verschweigt die Inschrift, aus verständlichen Gründen, waren sie doch für die Perser wenig günstig. Odainathos ist sogar zur Offensive geschritten, er ist tief in