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Mesopotamien eingedrungen. Dies ist der erste große Erfolg der Palmyrener, die sich in den Bogenschützen und in der nach dem Vorbild der parthischen Kataphrakten gepanzerten Reiterei eine scharfe Waffe geschaffen hatten. Odainathos hat sich zu seinen Lebzeiten als «König» bezeichnet; «König der Könige» und Restitutor totius Orientis  ist er offenbar erst nach seinem Tode (267) genannt worden. Der Fürst von Palmyra ist einem feigen Mordanschlag zum Opfer gefallen. Als Regentin der großen Karawanenstadt erscheint nun seine Witwe Zenobia, sie hat für den unmündigen Sohn Vaballathos die Regierung geführt. Sie bemächtigte sich (im Jahre 269?) der römischen Provinz Arabia und vor allem auch Ägyptens, der Kornkammer des Imperiums. Auch im Norden, in Kleinasien, machte Zenobia große Fortschritte, unter ihrer Herrschaft soll sich das palmyrenische Reich bis an den Bosporus erstreckt haben. Im Jahre 271 prägte Zenobia Münzen, auf denen sie sich als  Augusta,  ihren Sohn Vaballathos als  Augustus  bezeichnete. Dies aber bedeutete die Loslösung vom Imperium Romanum. Der Kaiser Aurelian antwortete mit Krieg. Zunächst wurde Ägypten (durch den späteren Kaiser Probus) zurückerobert. Das Hauptheer der Römer führte Aurelian durch die Tauruspässe nach Syrien. Die Palmyrener waren den römischen Streitkräften nicht gewachsen, sie unterlagen in zwei Treffen, bei Antiocheia und Emesa. Die Römer aber führten den Sieg auf die Hilfe des Sonnengottes von Emesa zurück; seit dieser Zeit datiert die Verehrung des Aurelian für  Sol invictus.  Im Frühjahr 272 kapitulierte Palmyra, Zenobia wurde auf der Flucht ereilt, man führte sie in römische Gefangenschaft. Noch in dem gleichen Jahre fiel Palmyra unter der Führung des Apsaeus wieder von den Römern ab, Ägypten unter dem  Corrector (epanorthotes)  Firmus schloß sich dem Abfall an, aber die große Zeit Palmyras war vorüber: Aurelian bemächtigte sich kampflos der Stadt, sie wurde geplündert und hat sich von diesem Schlag niemals wieder erholt (Ende 272). Firmus, von allen im Stich gelassen, auch von den Blemmyern, auf deren Hilfe er gehofft hatte, nahm sich im Brucheion zu Alexandrien das Leben (273). So ephemer der Aufstieg Palmyras unter Odainathos und Zenobia auch sein mag - er ist doch von welthistorischer Bedeutung: zum erstenmal hat das Arabertum eine große Expansion in seiner Geschichte erlebt.

In das Jahr 283 fällt noch einmal ein Perserkrieg. Geführt hat ihn der römische Kaiser Carus, sein Gegner war der Sassanide Vahram II. (275 bis 293), ein unbedeutender Herrscher, seinem Vorgänger Schapur I. ganz unähnlich. Die Römer hatten dieses Mal ein leichtes Spiel, sie drangen tief in Mesopotamien ein, Ktesiphon fiel in ihre Hand, und Carus nahm die Siegesbeinamen  Persicus Maximus  und  Parthicus Maximus  an. Der Kaiser kam aber in der Nähe Ktesiphons in seinem Feldherrnzelt, wahrscheinlich durch Blitzschlag, ums Leben. Sein Tod fällt ungefähr in die Mitte des Monats Juli 283, er hatte nur zehn Monate regiert. Die Römer behaupteten zwar Mesopotamien, eine klare Entscheidung hatte jedoch auch dieser Perserfeldzug nicht gebracht.

Zu keiner Zeit hat das  Heer  eine größere Rolle in der Geschichte des Imperium Romanum gespielt als in der Periode zwischen 235 und 284 n. Chr. Die meisten Kaiser befanden sich in völliger Abhängigkeit von ihren Soldaten, denen sie die Krone zu verdanken hatten. Der Wille des Heeres war zum obersten Gesetz geworden. Ebenso schlimm war es, daß die Kontinuität des Kaisertums vollständig verlorenging. Um so bemerkenswerter ist es, daß dennoch zwei unter den zahlreichen Kaisern Dauerhaftes geschaffen haben:  Gallienus (Alleinherrscher von 260 bis 268) und  Aurelian  (270-275). Die Regierung des Gallienus bezeichnet sowohl auf dem Gebiet der Administration wie auf dem des Heerwesens einen wichtigen Einschnitt. In mancher Hinsicht ist er ein Vorläufer des Diokletian und des Constantin gewesen. Gallienus hat sich vor allem der Dienste des Ritterstandes bedient, seine Mitglieder haben die Senatoren aus den wichtigsten Stellen verdrängt. Der

Kaiser hat eine Entwicklung weitergeführt, die ihren Anfang schon unter Trajan und Hadrian genommen hatte. Es war kein Wunder, wenn der Senat seine Zurücksetzung dem Kaiser mit Haß bis über seinen Tod hinaus vergolten hat. Vor Gallienus' Zeit waren die  legati legionis,  ebenso aber auch die  proconsules, die propraetores  und die  praesides  immer Senatoren gewesen, unter Gallienus aber steigen die Ritter bis zu den Spitzen der Heerführung und der Provinzialverwaltung auf. In den Inschriften erscheinen die  praefecti legionis agentes vice legati und die  agentes vice praesidis,  es sind dies Ritter, die, zunächst vertretungsweise, an die Stelle der senatorischen Würdenträger getreten sind.

Den Soldaten hat Gallienus hohe Ehrungen zuteil werden lassen: bei den Dezennalien des Kaisers erscheinen sie im Festzug in weißen Mänteln, die bisher das Privileg der Offiziere gewesen waren. Außerdem werden ihnen goldene Ringe verliehen, die in früheren Zeiten allein den Rittern vorbehalten waren. Seit Gallienus ist der Stand der  protectores  inschriftlich bezeugt, doch geht die Institution vielleicht schon auf einen der früheren Herrscher (Gordian III.?) zurück. Am wichtigsten aber sind die Heeresreformen des Gallienus. Er hat ein großes Kavalleriekorps geschaffen, in dem Kampf gegen die Fremden bildete es von nun an das eigentliche Rückgrat des ganzen Heeres. Der Befehlshaber des Kavalleriekorps aber war der mächtigste Mann im Reich nach dem Kaiser (E. Kornemann). Auch sonst hat Gallienus endlich mobile Reserven bereitgestellt, und zwar aus Vexillationen einzelner Legionen, sie erhielten duces  oder  praepositi  als Kommandeure und wurden nach Verona und Aquileja in Garnison gelegt. Diese Formationen sind als Vorläufer der  comitatenses  des Diokletian und des Constantin zu betrachten.

Aurelian hat die Heeresreformen fortgeführt. Die Zahl der Einheiten der schwergepanzerten Reiterei  (catafracti, clibanarii) wurde vermehrt, das Vorbild waren hierfür die persischen

Panzerreiter, auch die iranischen Drachenbanner haben die Römer übernommen. Von noch größerer Fernwirkung aber war die Aufstellung geschlossener germanischer Truppenverbände, bestehend aus Vandalen, Juthungen, Alamannen u. a., im Rahmen des römischen Heeres. Immer mehr Germanen traten als  foederati  in den Dienst des römischen Kaisers, römisches Geld fand in großen Mengen den Weg in das innere Germanien. Mit der Einstellung der Fremden in das römische Heer ging ein innerer Umschichtungsprozeß Hand in Hand: das Heer besteht zum überwiegenden Teil nicht mehr aus römischen Bürgern, es verliert den Kontakt mit dem römischen Volk und wird zu einem eigenen Staat im Imperium, nur noch durch die Person des Kaisers mit dem Reich verbunden. Außerdem wird durch die Bildung neuer militärischer Zentren in Norditalien der Primat Roms geschwächt und die kommende Entwicklung unter Diokletian und Constantin vorbereitet.