Man vermißt in der Überlieferung eine Angabe darüber, wie der Oberbefehl in künftigen gemeinsamen Kriegen geregelt werden sollte. Er dürfte zwischen den beiden Partnern, Rom und den Latinern, gewechselt haben, eine Vermutung, die durch eine Angabe des Antiquars L. Cincius gestützt wird. Das Bündnis ist ein solches zu gleichem Recht (foedus aequum), die spätere Entwicklung zeigt allerdings schon sehr bald ein deutliches Übergewicht der Römer, um die Mitte des 5. Jh. hat Rom die Leitung des Latinerfestes (feriae Latinae) an sich gerissen, und die spätere Annalistik kennt nur den Oberbefehl Roms.
In der Überlieferung ist dieses wichtige Bündnis mit dem Namen des praetor maximus Spurius Cassius (493) verbunden. Dies dürfte historisch sein, ebenso wie der Abschluß eines Bündnisses zwischen Rom und den Hernikern, gleichfalls durch Spurius Cassius, angeblich im Jahre 486. Aus dem römischlatinischen Zweibund war damit ein Dreibund geworden, in dem alle Partner gleiche Rechte besaßen: so sollte die Beute gedrittelt werden (Plin. n. h. XXXIV 20). Die Herniker waren eine Art Eidgenossenschaft, sie saßen im Tal des Trerus (Sacco); ihre Hauptorte waren Anagnia, Aletrium, Ferentinum und Verulae, sie standen, ebenso wie die Römer und Latiner, in entschiedenem Gegensatz zu den Aequern und Volskern, was den Abschluß des Bundesvertrages hinreichend erklärt.
Die Geschichte des ersten Jahrhunderts der römischen Republik verzeichnet eine große Zahl von Kriegen der Römer mit den sabellischen Völkern der Aequer und Volsker, die sich damals in fortschreitender Ausbreitung gegenüber Latium und Campanien befunden haben. Ihr Ziel war die Küste, die sie auch an einigen Stellen zu erreichen vermochten. Damit tauchte aber für die Römer ein gefährlicher Rivale auf. So gewannen die Volsker vorübergehend Tusculum als Bundesgenossen, sie eroberten Velitrae und vor allem Pometia, dessen Fall nicht weniger als viermal in den Quellen erzählt wird. Auf dem Hintergrund der volskischen Expansion spielt die Coriolan- Sage, in die griechische Motive hineinverwoben sind: so flieht Coriolan zu dem Landesfeind, den Volskern, ähnlich wie
Themistokles zum Perserkönig.
Die Aequer haben sich bis hinein ins 4. Jh. v. Chr. in Latium, und zwar im Gebiet des Mons Algidus, halten können.
Im Zwielicht der Sage liegen dagegen die frühen Auseinandersetzungen zwischen Rom und Veji, doch ist die berühmte Episode vom Untergang der 306 Fabier an der Cremera, wo sie in einen Hinterhalt gefallen sind (477), im Kern historisch, galt doch dieser Tag hinfort als ein dies ater der römischen Geschichte. Das gleiche gilt aber nicht von dem angeblichen 40jährigen Frieden zwischen Rom und Veji vom Jahre 474. Er scheint lediglich erfunden, da man von Kämpfen in den nächsten Jahrzehnten zwischen Rom und Veji nichts zu berichten wußte.
Innere Geschichte Roms bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. Die ersten Jahrzehnte nach der Befreiung Roms von der Herrschaft der Tarquinier sind für das sakrale Leben der Stadt und ihrer Bewohner epochemachend gewesen. Kaum jemals gibt es innerhalb von wenigen Jahrzehnten eine so große Zahl von Tempelgründungen wie in dieser Zeit: im Jahre 507 weihte man den Tempel des Juppiter Capitolinus, 497 den Tempel des Saturnus ad forum, 495 erhielt Mercurius ad Circum Maximum sein Haus, 493 die Göttertrias Ceres, Liber und Libera, das Jahr 484 sah die Weihung der Aedes Castoris ad forum, das Jahr 466 endlich die der Aedes Dii Fidii in Colle. Man wird hierin keinen Zufall sehen dürfen, der neue Freistaat errichtete sich nunmehr ein Pantheon, dabei haben vor allem griechische Göttergestalten, wenn auch unter lateinischem Namen, in Rom ihre Heimstatt gefunden. So ist Dius Fidius sicherlich eine römische Erscheinungsform des Zeus Pistios, der über die Einhaltung der feierlich abgeschlossenen Verträge wacht.
Nicht weniger grundlegend aber waren die Umwälzungen, die im römischen Heerwesen in der gleichen Zeit stattgefunden haben. Es ist dies vor allem die Einführung der neuen Kampfestaktik der Schwerbewaffneten, der Hopliten, die Römer haben sie angeblich von den Etruskern übernommen. In Griechenland hatte sich diese umwälzende Neuerung schon viel früher vollzogen, der erste griechische Staat, der sie eingeführt hatte, war der spartanische, und zwar schon im 7. Jh. v. Chr., im 6. Jh. aber war die Hoplitentaktik in der griechischen Welt allgemein verbreitet. Der Zeitpunkt der Einführung in Rom ist umstritten, es fehlt nicht an Stimmen, die sich für die Königszeit ausgesprochen haben, aber dies scheint zu früh zu sein. Aufschlußreich ist die Erzählung von dem gestrengen Diktator A. Postumius Tubertus, der, angeblich im Jahr 432, seinen Sohn zum Tode führen ließ, weil er, dem gegebenen Befehl zuwider, sich in einen Einzelkampf eingelassen hatte. Dies ist ein Zeichen dafür, daß damals die Kampfestaktik der geschlossenen Hoplitenphalanx bereits für die Römer verbindlich gewesen sein muß, wenn sie auch immer noch gelegentlich durchbrochen wurde. Derartig grundlegende Veränderungen setzen sich eben erst allmählich durch, man wird daher die Zeit zwischen 500 und 450 v. Chr. als eine Übergangszeit ansehen müssen.
Untrennbar verbunden mit der Umgestaltung der äußeren Kampfestaktik ist in Rom das Problem der servianischen Centurienordnung. Ihre Struktur ist allerdings erst in den späteren Quellen (Livius, Dionysios von Halikarnassos) erkennbar, doch lassen sich bei vorsichtiger Auswertung gewisse Schlüsse auf die früheren Zustände anstellen.
So, wie sie uns überliefert ist, besitzt die servianische Centurienordnung 193 Centurien, in 5 Klassen eingeteilt, und zwar nach dem Vermögen (Zensus), wie in Athen zur Zeit des Solon. Grundsätzlich wird zwischen den Reitern (equites) und dem Fußvolk (pedites) unterschieden, das letztere eingeteilt in Bewaffnete (armati) und Unbewaffnete (velites). Im ganzen gibt es 18 Centurien Reiter und 175 Centurien Fußvolk, eine so hohe Zahl, daß sie einen Ansatz der Institution in die Königszeit von vornherein ausschließt. Die Reitercenturien setzen sich zusammen aus 6 suffragia, den Ramnes, Tities, Luceres priores et posteriores, dazu aus 12 centuriae equitum, die Centurien des Fußvolks sind eingeteilt in 5 Klassen, davon 80 der I. Klasse, je 20 der Klasse II-IV und 30 Centurien der Klasse V. Dazu kommen schließlich noch 5 weitere Centurien, und zwar 2 der fabri, 2 der cornicines et tubicines, l der proletarii, diese 5 Centurien unter dem Begriff der accensi velati zusammengefaßt. Bewaffnung und Zensus der einzelnen Klassen sind verschieden, dazu teilt sich jede Klasse des Fußvolks in die seniores und iuniores, die Grenze ist das 46. Jahr, zu den ersteren gehören die Jahrgänge vom 47. bis zum 60., zu den letzteren die vom 17. bis zum 46. Jahr.